- Kompositen
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Komposite sind Füllungsmaterialien für die zahnärztliche Behandlung, die sich mittlerweile in der vierten Generation befinden. Sie bestehen aus einer organischen Kunststoffmatrix, die mit anorganischen Füllkörpern versetzt ist. Ihre Anwendung erfolgte zunächst fast ausschließlich im Frontzahnbereich. Inzwischen werden Komposits mit einem erhöhten Füllkörpergehalt mit vielversprechenden Ergebnissen auch im Seitenzahnbereich eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Verarbeitung
Bei der Verarbeitung von Komposits ist eine relative oder absolute Trockenlegung wichtig, die mit Watterollen oder die Anwendung eines Kofferdams (ein über die Zähne gespanntes Gummituch) erreicht werden kann. Feuchtigkeit verringert die Adhäsion an Dentin und Schmelz.
Vorteile gegenüber Amalgamfüllungen
Komposits sind in mehreren Farben lieferbar, so dass bei sorgfältiger Farbwahl ein Unterschied zu den vorhandenen Zähnen nur schwer zu erkennen ist.
Amalgamfüllungen werden im Zahn durch kleine Unterschnitte befestigt, wenn die Kavität (der präparierte Hohlraum) nicht von vornherein so gestaltet ist, dass sie sich nach außen hin verjüngt. Dazu kommt, dass Amalgam zu den wenigen Legierungen gehört, die sich bei der Abbindung ausdehnen.[1] Dadurch presst sich das Material bis in jede kleinste Unebenheit hinein und sorgt für einen dichten Abschluss. Andererseits kann dadurch aber auch ein Zahn, bei dem die Zahnhartsubstanz schon stark reduziert ist, „gesprengt“ werden. Bei Kompositfüllungen ist das anders: Hier klebt dies Material regelrecht im Zahn, so dass einerseits nur die kariöse Zahnsubstanz entfernt werden muss, andererseits durch die adhäsive Befestigung evtl. sogar eine Stabilisierung des Zahnes erreicht werden kann.
Vorteile gegenüber Keramikfüllungen
Mit der Zeit nutzt sich ein Zahn nach und nach ab (Abrasion). Keramik ist ein sehr hartes Material und nutzt sich weniger ab. Dadurch kann es zu einer vermehrten Abrasion des Gegenzahnes und zu Gleithindernissen bei den Kaubewegungen kommen, die im Extremfall sogar zu Beschwerden des Kiefergelenks führen können. Komposits sind nicht so hart und nutzen sich ebenfalls ab, so dass diese Gefahren gebannt sind. Ein weiterer Vorteil der Kompositfüllungen gegenüber Keramikfüllungen: Eine Keramikfüllung muss, wie jede Einlagefüllung, parallele Wände haben. Dadurch lässt sich nicht immer vermeiden, dass auch gesunde Zahnsubstanz entfernt werden muss.
Nachteile
Die Verarbeitung des Kompositfüllungsmaterials ist sehr aufwendig und zeitintensiv, da es in mehreren Schichten aufgetragen und jeweils mit einer Polymerisationslampe gehärtet werden muss, um die Polymerisationsschrumpfung des Materials zu minimieren. Voraussetzung für eine dauerhaft dichte Kompositfüllung ist die adhäsive Befestigung am Zahn durch Anätzen mit Phosphorsäure und Auftragen eines Adhäsivs. Entsprechend ist auch der finanzielle Aufwand gegenüber Amalgamfüllungen höher, wenn auch geringer als bei Einlagefüllungen aus Gold oder Keramik.
Verfärbungen der Füllung durch Tee, Kaffee etc. sind möglich.
Materialien
Die Matrix von Kompositen besteht meist aus Kunststoffen auf Acrylatbasis, wie HEMA oder TEGDMA. Daneben können auch Spuren von Formaldehyd, Glutaraldehyd und Säuren enthalten sein. Als Füllstoffe kommen Glas-, Keramik und Quarzteilchen zum Einsatz, deren Verbindung mit dem Kunststoff durch eine Beschichtung mit Silanen verbessert wird.
Anwendung
Zunächst wird wie bei jeder Füllung eine etwaige alte Füllung (Bild 1) sowie die Karies (Bild 2) entfernt (Bild 3). Die Kavität wird durch Ätzung des Schmelzrandes mit hochprozentiger Phosphorsäure (35–37 %) vorbereitet (Bild 4). Durch die Freilegung der Schmelzprismen wird die Verbindung zwischen Zahn und Füllungsmaterial verbessert, sichtbar in der milchigen Oberfläche des sonst hochglänzenden Zahnschmelzes (Bild 5). Nach Spülung und Trocknung der Kavität wird ein dünnflüssiges Monomer (Bonding) (Bild 6) aufgebracht und mit blauem Licht polymerisiert. Die Komposite werden anschließend schichtweise in die Kavität eingebracht und mit blauem Licht (Halogen- oder LED-lampe) ausgehärtet (Bild 7). Das schichtweise Vorgehen verhindert die Bildung von Randspalten infolge der unvermeidlichen Polymerisationsschrumpfung des Kunststoffs. Abschließend erfolgt die Formgebung und Abtragung von Kunststoff-Überschüssen mit Schleifkörpern, sowie die Politur (Bild 8).
Weblinks
- Fallbeispiele und verständliche Erklärung des Behandlungsablaufes
- Elution des Monomers bei zwei konventionellen Komposites
Einzelnachweise
- ↑ Paul Weikart: Werkstoffkunde für Zahnärzte, 4. Auflage, Carl Hanser Verlag, München
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