Konrad von Arnsberg-Werl

Konrad von Arnsberg-Werl
Hauptlinie der Grafen von Arnsberg

Die Grafschaft Arnsberg entstand im 11. Jahrhundert durch Übersiedlung der Grafen von Werl nach Arnsberg. Dieses Haus geht wahrscheinlich zurück auf einen Grafen im Lerigau, dem im Jahr 955 der Titel eines Grafen von Westfalen verliehen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt hatten diese ihren weitgespannten Herrschaftsbereich, der zeitweise von der Nordsee bis zum Sauerland reichte, weitgehend verloren. Auch als der Schwerpunkt der Grafschaft nach Arnsberg verlagert wurde, war die Geschichte des Territoriums von der Bedrohung benachbarter starker Territorien (u.a. Erzbistum Köln) gekennzeichnet und musste teilweise erhebliche Gebietsverluste hinnehmen.

Inhaltsverzeichnis

Territorium

Im Jahr 1237 erhielt das Gebiet nach Abtretung der Grafschaft Rietberg seine bis zum Ende des Territoriums endgültige Form. Im Kern umfasste die Grafschaft Arnsberg die späteren Landkreise Arnsberg und Meschede im Sauerland. Sie war etwa 1.000 km² groß und von den Flüssen Ruhr und Möhne durchflossen. Im Norden grenzte sie an die Bistümer Münster und Paderborn, östlich an die Grafschaft Schwalenberg (später Waldeck), südlich an das Rothaargebirge und westlich an die Grafschaft Mark.

An eine weitere Ausdehnung des Gebiets war wegen der Expansion der Erzbischöfe von Köln kaum zu denken. Diese zogen nach und nach alle Gebiete an sich, für die die Grafen von Arnsberg nicht zweifelsfreie Besitzansprüche nachweisen konnten. Die Erwerbungen der Kölner wurden gegen die Arnsberger Grafschaft mit einem Netz von Burgen und Städten geschützt.

Am Ende seines Bestehens (1368) hatte das Gebiet etwa 40-50.000 Einwohner.

Biographien und Geschichte

Stammbaum der Grafen von Arnsberg

Konrad II. von Arnsberg-Werl (bis 1092)

Die wichtigste Voraussetzung für die Entstehung einer "Grafschaft Arnsberg" war zweifellos der Bau einer Burg um 1080 unter dem Grafen Konrad II.. Allerdings fand die Verlagerung des Schwerpunktes von Werl nach Arnsberg wohl erst unter seinem Nachfolger ihren Abschluss.

Konrad war mit Mathilde, einer Tochter des Bayernherzogs Otto von Northeim verheiratet. Welche Rolle Konrad bei der Empörung von Teilen des sächsischen Adels unter Führung Ottos gegen Kaiser Heinrich IV. spielte, ist nicht bekannt. In der Zeit des Investiturstreits war er jedoch Anhänger des Kaisers. Wohl zum Dank ernannte der Kaiser einen Bruder Konrads zum Bischof von Paderborn.

Konrad begleitete Kaiser Heinrich vermutlich auf dessen Feldzug über die Alpen (1081–1084) und war damit auch bei der Kaiserkrönung anwesend. Wie weit zur Zeit Konrads der Machtanspruch der Grafen noch reichte, zeigt ein Feldzug nach Friesland, wohl um die dortigen Rechte seines Hauses zu wahren. Dabei wurde Konrad mit einem Sohn und zahlreichen Adeligen von den Friesen erschlagen.

Einer der Erben – Luitpold – verkaufte seinen Anteil des Territoriums an den Erzbischof von Köln.

Friedrich, „der Streitbare“ (1102–1124)

Nach dem Tode Konrads ging die Grafschaft auf dessen Söhne Heinrich und Friedrich über. Dominierend war aber Friedrich. Dieser führte den Grafentitel und regierte nunmehr von Arnsberg aus. Sein Beiname gibt den Charakter seiner Herrschaft wieder. Ein sächsischer Annalist schrieb: „Eben jener war ein zweiter Cäsar; seine Hand war gegen alle und aller Hand war gegen ihn. (...)“. Daher erhielt er den Namen der „Streitbare“.

Über den engeren Bereich seiner Grafschaft hinaus war Friedrich von Bedeutung, weil er in der Politik des Reiches eine beachtliche Rolle spielte und Einfluss auf die zeitgenössischen Kaiser ausübte. Wie sein Vater stand er im anhaltenden Streit mit dem Reformpapstums auf Seiten der Kaiser (was zu seiner negativen Beurteilung durch geistliche Chronisten beigetragen haben mag.)

Im Jahr 1102 kam es wohl in diesem Zusammenhang zu einem Einfall des Grafen in das Gebiet des Erzbischofs von Köln Friedrich I. Im Gegenzug fiel der Bischof in die Grafschaft ein und zerstörte das Arnsberger Schloss. Die Truppen des Bischofs wurden anschließend allerdings von Friedrich besiegt und teilweise gefangengenommen.

Um den Konflikt beizulegen sah sich Friedrich gezwungen, etwa die Hälfte seines Territoriums an den Erzbischof abzutreten.

Im Konflikt zwischen dem späteren Kaiser Heinrich V. und dessen Vater Heinrich IV. stand Friedrich im Gegensatz zu großen Teilen des Adels auf Seiten des Vaters. In diesem Zusammenhang griff er den auf Seiten des Sohnes stehenden Bischofs Burchard von Münster an, nahm diesen 1106 gefangen und lieferte ihn an den Kaiser aus.

Aus diesem Grund war nach dem Tod Heinrichs IV. das Verhältnis zum neuen Herrscher nicht ungetrübt. Daher begleite nicht der Graf, sondern dessen Bruder Heinrich Kaiser Heinrich V. auf seinem Kaiserzug nach Italien. Heinrich gehörte 1111 während der Verhandlungen mit Papst Paschalis II. zu den von den Deutschen gestellten Geiseln.

Im Jahr 1112 besuchte Friedrich das Hoflager des Kaisers in Münster und hat diesem seine Gefolgschaft geschworen. Freilich dauerte dieses Einvernehmen nicht lange. Friedrich und sein Bruder Heinrich gehörten 1114 zu den sächsischen Adeligen, die sich gegen den Kaiser empörten. Als er während der Schlacht bei Jülich mit seinen Truppen den kaiserlichen Einheiten in den Rücken fiel, trug er entscheidend zu dessen Niederlage bei. Die kaiserlichen Truppen fielen daraufhin plündernd in die Grafschaft ein, konnten Friedrich aber nicht entscheidend schwächen, der weiterhin eine wichtige Rolle in der Empörung des Adels spielte.

Nach Verhandlungen mit hochrangigen kaiserlichen Abgesandten schwor Friedrich allerdings 1115 dem Kaiser wieder die Treue. In der Tat war der Graf seither in den Diensten des Kaisers tätig - etwa im kriegerischen Konflikt um die Besetzung des Bischofsstuhl von Osnabrück. Im Jahr 1120 war Friedrich einer der Vermittler zwischen dem Kaiser und den aufständischen Fürsten.

War Friedrich in den vorangegangen Jahren vor allem in die Konflikte des Reiches verwickelt, musste er sich nunmehr um den Bereich seiner Herrschaft selbst kümmern. So hat er vergeblich versucht, die Gründung der Burg Altena durch den Grafen von Berg zu verhindern. Ebenso vergeblich war sein gewaltsamer Versuch, die Umwandlung der Burg Cappenberg in ein Prämonstratenserkloster zu verhindern.

Ebenso erfolglos war der Graf bei der Behauptung von Erwerbungen im Paderborner Land.

Friedrich war zwar einer der wichtigsten Regenten der Grafschaft, hat aber auch deren Kräfte überspannt und damit langfristig zu ihrem Bedeutungsverlust beigetragen.

Besonders die Abtretung eines Großteil der Grafschaft an den Kurfürsten von Köln erwies sich als nachteilig, da dieses Gebiet zum Ausgangspunkt der Expansion Kölns in Westfalen in den nächsten Jahrhunderten (zu Lasten insbesondere der Grafschaft Arnsberg) wurde.

Gottfried I. (1124–1154)

Nach dem Tod Friedrichs war die alte Linie der ehemaligen Grafen von Werl ausgestorben. Die Grafschaft fiel an den Ehemann einer Tochter des alten Grafen - Gottfried von Cuyk aus einem niederländischen Adelsgeschlecht. Dieser hat in der Grafschaft kaum Spuren hinterlassen und konzentrierte sich wohl vor allem auf seine eigenen Besitztümer. Bekannt ist, dass er zusammen mit seinem Bruder Hermann im Jahr 1133 den Grafen Florenz von Holland erschlug und daraufhin für einige Zeit am kaiserlichen Hof in Ungnade fiel. Nach seiner Begnadigung gehörte Gottfried wie schon zuvor zum Umfeld von Kaiser Lothar III., Konrad III. und später auch Friedrich I. Barbarossa. Wie sein Vorgänger war er auf Hoftagen anwesend und begleitete die Kaiser nach Italien.

Heinrich I., „der Brudermörder“ (1154–1185)

Graf Heinrich I. als Stifter des Klosters Wedinghausen

Auch Heinrich weilte in den ersten Jahren seiner Herrschaft oft an der Seite der Kaiser, aber auch in der Umgebung von Erzbischof Rainald von Dassel und seines Verwandten Heinrich des Löwen. Bei den Fürsten fiel er jedoch durch den Mord an seinem Bruder in Ungnade. Erzbischof und Heinrich der Löwe (in seiner Eigenschaft als Herzog von Sachsen) traten als Rächer auf. Ihnen schlossen sich weitere Bischöfe Westfalens an. Zusammen belagerten sie 1166 Arnsberg und eroberten und zerstörten die Burg. Der Graf konnte entkommen und schaffte es seine Herrschaft durch Selbstdemütigung vor dem Kölner Erzbischof zu behaupten. Graf Heinrich musste dem Erzbischof erhebliche Zugeständnisse machen und war, wenn auch nicht de jure, so doch de facto ein Vasall des Kirchenfürsten.

Eine für die Region positive Folge des Mordes war das zur Sühne gegründete Prämonstratenserstift Wedinghausen um 1170. Am Ende seines Lebens trat der Graf als Laienbruder in das Kloster ein und starb dort am 4. Juni 1200.

In die Zeit Heinrichs fallen für die zukünftige Entwicklung der Grafschaft nachteilige Entwicklungen. Als Folge des Konflikts mit Friedrich I. verlor Heinrich der Löwe das Herzogtum Sachsen. Als Herzogtum Westfalen fielen Teile davon an den Kurfürsten von Köln. Damit nahm mittelfristig der Druck des Erzbistums auf die Grafschaft Arnsberg weiter zu.

Die Kölner Erzbischöfe begannen ihre Position in Westfalen systematisch auszubauen und bald war die Grafschaft Arnsberg fast überall von kölnischen Gebiet umgeben. Vor allem im 13.Jahrhundert legten die Bischöfe zahlreiche befestigte Städte und Burgen in ihrem Gebiet an.

Gottfried II. (1185–1231)

Belagerung von Damiette 1218

Der neue Graf trat noch zu Lebzeiten seines Vaters im Jahr 1185 die Regentschaft an. Mitregent war zeitweise sein älterer Bruder Heinrich II. Gleich zu Beginn seiner Herrschaft besiegten seine Truppen in einem Kampf bei Neheim fünf benachbarte Grafen. Die Quellen für die folgenden Jahrzehnte sind lückenhaft. Klar ist, dass auch Gottfried in einem gespannten Verhältnis zum Erzstuhl lebte und diesem eine Reihe von Zugeständnissen machen musste. In fortgeschrittenen Alter von 60 Jahren nahm Gottfried 1217 am Kreuzzug von Damiette teil. Er spielte dabei eine Rolle bei der Belagerung von Damiette. Nach dem Scheitern des Kreuzzuges kehrte er schon 1219 wieder in seine Grafschaft zurück. Obwohl Zeitgenossen ihm der Beteiligung an der Ermordung an Erzbischof Engelbert I. von Köln durch eine Adelsfronde um Friedrich von Isenberg verdächtigten, ist seine Beteiligung nicht zu belegen.

Gottfried III. (1235–1282)

Wie sein Vater regierte auch Gottfried III. fast fünf Jahrzehnte. Kurz nach dem Antritt seiner Herrschaft war der Graf nach familiären Auseinandersetzungen 1237 gezwungen, das Gebiet um Rietberg als Grafschaft Rietberg an einen Verwandten abzutreten. Dadurch wurde die Grafschaft Arnsberg zweifellos weiter geschwächt, allerdings war dies die letzte nennenswerte Gebietsabtretung bis zum Ende dieses Territoriums. Erbteilungen wurden in den kommenden Jahren in der Regel dadurch vermieden, dass nachgeborene Söhne mit geistlichen Pfründen abgefunden wurden.

Auch Gottfried bekam die Macht des Erzbischofs zu spüren, als er sich nach einer Fehde vor diesem demütigen musste. Allerdings hat sich das Verhältnis zum Erzstuhl in den folgenden Jahren auffallen entspannt. Dies ging sogar soweit, dass Graf Gottfried den Bischof bei militärischen Auseinandersetzungen unterstützte.

Insbesondere dieses relativ gute Verhältnis ermöglichte den Arnsberger Grafen in der Folge eine Politik des inneren Landesausbaus. Mit der Wahl von Graf Siegfried II. von Westerburg zum Erzbischof änderte sich dies freilich wieder. Graf Gottfried gehörte zu einem letztlich vergeblichen Bündnis westfälischer Adeliger, Bischöfe sowie der Landgraf von Hessen zur Brechung des Einflusses Kölns in Westfalen. Schließlich war Gottfried gezwungen in Neheim einen Friedensvertrag zu unterschreiben und sich in den Dienst des Bischofs zu stellen.

In den folgenden Jahren seiner Regentschaft hat Gottfried vermutlich keine weiteren kriegerischen Aktionen unternommen. Stattdessen gründete er 1246 das Zisterzienserinnenkloster Himmelpforten im Möhnetal.

Innere Konsolidierung: Städtegründungen

Zwar gab der Titel eines Herzogs das Recht dem Erzbischof, den Grafen und anderen Adeligen die Anlage von Burgen und Städten zu verbieten, er war allerdings nicht mächtig genug dies in jedem Fall durchzusetzen. Die Arnsberger Grafen hatten spätestens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erkannt, dass sie mit Gewalt gegen die Macht der Kölner nicht mehr ankommen konnten. Letztlich blieb nur der innere Ausbau übrig, um die Position einigermaßen zu behaupten.

Dazu diente neben der Anlage oder Verstärkung von Burgen vor allem die Anlage von Städten und Freiheiten. Als erstes erhielt Arnsberg etwa 1237 oder 1238 das Stadtrecht, es folgten Neheim und Eversberg (1242). Hirschberg erhielt 1308 Stadtrecht, gegen den Widerstand des Erzbischofs war eine Befestigung allerdings zunächst nicht möglich.

Ludwig (1282–1313)

Auch Graf Ludwig regierte die Grafschaft über 40 Jahre lang, war aber im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger ein eher friedliebender Regent. Nach innen setzte er den Ausbau und die Konsolidierung des Herrschaftsgebiets fort. Durch Rodungen entstanden etwa die Dörfer Sundern, Hagen und Langscheid, die teilweise zu Freiheiten erklärt wurden.

Wilhelm (1313–1338)

Unter Graf Wilhelm wurde das Territorium noch einmal in größere politische Zusammenhänge verwickelt. Im Gegensatz zum Erzbischof von Köln unterstützte Wilhelm nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. nicht Friedrich I. von Österreich sondern Ludwig von Bayern. Dieser setzte sich als Ludwig IV. bei diesem Konflikt durch. Zum Dank erhielt Graf Wilhelm vom Kaiser zum Reichslehen: Die Vogtei über Soest, herzogliche Rechte innerhalb der Grenzen seiner Grafschaft, den sogenannten Vorstreit (d.h. ritterliches Ehrenrecht – das Tragen der Reichsfahne war ansonsten dem Herzog von Schwaben vorbehalten) für den Fall das der Kaiser oder der oberste Herzog (d.i. der Erzbischof von Köln) in Westfalen Krieg führt, zudem Wälder und Zolleinnahmen bei Neheim. Die herzoglichen Rechte waren freilich angesichts der faktischen Übermacht Kölns ohne größere praktische Bedeutung. Im Zuge der Ostkolonisation ging Graf Wilhelm ähnlich wie sein Vorfahr Gottfried I. auf einen Kreuzzug nach Livland in dessen Verlauf er (1337) die Stadt Arnsburg auf der Insel Oesel gründete.

Gottfried IV. (1318–1368)

Graf Gottfried war der letzte Graf der Grafschaft, spielte aber nach außen eine weit aktivere Rolle als die meisten seiner Vorgänger. Noch zu Lebzeiten des alten Grafen verfiel Gottfried dem päpstlichen Bann, weil er den Bischof von Münster, Ludwig II. von Hessen, wegen dessen Übergriffen auf die Grafschaft gefangen nehmen ließ. Kurz nach dem Beginn seiner Regentschaft wurde er von diesem Bann gelöst. In den ersten Jahren seiner Regentschaft war das Verhältnis zum Kölner Erzbischof relativ entspannt. Dieser gab dem Grafen sogar das Recht, die Stadt Hirschberg zu befestigen. Dieses Einvernehmen endete, als Gottfried zusammen mit Graf Adolf II. von der Mark die kölnische Stadt Menden belagerte und einnahm. Dieser Konflikt endete in einem Vergleich.

In den Folgejahren verschoben sich die Kräfteverhältnisse in Westfalen drastisch zu Lasten der Arnsberger Grafschaft. Nach dem Amtsantritt Wilhelm von Gennep als neuer Kölner Erzbischof kam es zu einem Bündnis des Erzstuhls mit Engelbert III. von der Mark. Konnten die Arnsberger Grafen in der Vergangenheit zwischen den beiden mächtigen Nachbarn lavieren, stand Gottfried der vereinten Übermacht nunmehr isoliert gegenüber. In Folge einer Fehde (1352) mit der Mark konnte der Erzbischof Gottfried zwingen, unter anderem auf die Ausübung der geistlichen Gerichtsbarkeit zu verzichten. Außerdem musste er alle Ansprüche auf die Herrschaft Ardey sowie Gerichtsrechte in Schmallenberg, Körbecke und anderen Orten aufgeben. Dem Grafen von der Mark musste Gottfried Fredeburg abtreten.

Im Jahr 1357 kam es erneut zu Übergriffen Kölns auf die Grafschaft Arnsberg. Im Verlauf des sogenannten „Arnsberger Krieges“ wurde von Graf Gottfried vermutlich die Stadt Winterberg zerstört. Diese Auseinandersetzung endete ohne einen Sieg einer der beiden Seiten. Es kam zeitweise sogar zu einer Annäherung beider Seiten und zur Ernennung von Graf Gottfried zum Marschall von Westfalen durch den Erzbischof.

Bedrohlich wurde die Lage, als der Erzstuhl an Adolf von der Mark (1363) fiel, dem nach kurzer Regentschaft aus demselben Hause Engelbert III. folgte. Nunmehr drohte ein koordiniertes Vorgehen der beiden mächtigen Nachbarn gegen die Grafschaft. Tatsächlich kam es 1366 zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Mark und Arnsberg. In deren Verlauf kam es zur Belagerung, Eroberung und Einäscherung der Stadt Arnsberg.

Der Bestand der Grafschaft war aber auch durch die Kinderlosigkeit des Regenten bedroht. Als keine Hoffnung auf einen leiblichen Nachkommen mehr bestand, wurde die Übertragung der Herrschaft nötig. Zunächst dachte Gottfried an einen Neffen aus dem Hause Oldenburg. Als dieser und ein weiterer möglicher Nachfolger starb, war die Situation wieder offen. Das Haus der Grafen von der Mark kam aus naheliegenden Gründen nicht in Frage. Auch ein Übergang an Köln war angesichts der zurückliegenden Konflikte auf den ersten Blick kaum vorstellbar. Gleichwohl kam es zum Verkauf der Grafschaft an den Erzstuhl. Dazu trug unter anderem bei, dass der Bischof Engelbert nicht mehr die volle Verfügungsgewalt über das Bistum hatte, sondern faktisch durch die Ernennung von Kuno von Falkenstein zum Koadjutor faktisch entmachtet worden war. Im Übrigen profitierte nach dem Tod des Bischofs 1367 auch nicht das Haus Mark, sondern mit Friedrich III. von Saarwerden ein weitgehend Fremder von diesem Schritt.

Im Inneren der Grafschaft hat Graf Gottfried den inneren Ausbau des Territoriums fortgesetzt. Im Jahr 1348 erhielt die Stadt Arnsberg die Schutz- und Schirmherrschaft über die Arnsberger Mark. Die Stadt Neheim erhielt 1358 Lippisches Recht und 1360 die Erlaubnis einen Jahrmarkt abzuhalten. Das Dorf Hüsten wurde 1360 und Freienohl 1364 zu Freiheiten erhoben. Das Kloster Wedinghausen bekam 1363 die kirchlichen Rechte über die Pfarrei Hüsten. Im Jahr 1364 schenkte der Graf der Stadt Arnsberg eine Fruchternte unter der Bedingung, dass die Kommune seiner selbst und seiner Gemahlin zweimal jährlich mit Seelenmessen und Fürbitten zu gedenken habe. Wenn auch mit zeitlichen Unterbrechungen wird diese Tradition des sogenannten Arnsberger „Grafenbegängnis“ auch heute noch alljährlich begangen. Der Stadt Neheim schenkte der Graf 1368 über 900 Morgen Land. Dessen wird auch heute noch durch ein festliches Dankmahl („Donatorenfeier“), das Austeilen süßer Brötchen an die Kinder der Stadt und durch eine Kranzniederlegung der Neheimer Schützenbruderschaft und des Jägervereins am Grab des Grafen Gottfried im hohen Dom zu Köln gedacht.

Im Jahr 1368 verkaufte Gottfried die Grafschaft Arnsberg für 130.000 Gulden an den Erzbischof von Köln. Gottfried und seine Gemahlin verließen ihr Herrschaftsgebiet und ließen sich im Rheinland nieder. Nach dem Tode Gottfrieds wurde er als einziger weltlicher Fürst 1371 im Kölner Dom beigesetzt. Für Köln bedeutete der Erwerb der Grafschaft, dass ihr Herzogtum Westfalen, das zuvor um die Grafschaft herumgewachsen war, eine Mitte bekam.

Liste der Grafen von Arnsberg

Haus Werl

Haus Kuik

Literatur


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