Kontinentale Hockeyliga

Kontinentale Hockeyliga
Internationale Version des KHL-Logos

Die Kontinentale Hockey-Liga (russisch Континентальная хоккейная лига, kurz KHL) ist die höchste Spielklasse im russischen Eishockey. Sie löste ab der Saison 2008/09 die Superliga ab und erstreckt sich mit den bisherigen Teilnehmerländern Russland, Lettland, Kasachstan und Weißrussland auf den eurasischen Kontinent.

Die Liga startete mit 24 Mannschaften aus vier verschiedenen Ländern in ihre Premierensaison. Der Sieger erhält am Ende der Spielzeit den Gagarin Cup, benannt nach dem sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin. Als Präsident der Liga fungiert Alexander Medwedew, seines Zeichens auch stellvertretender Vorsitzender des russischen Energiekonzerns Gazprom und Generaldirektor der Exportgesellschaft Gazprom Export.

Inhaltsverzeichnis

Modus

In der regulären Saison treffen die Teams in jeder Division viermal aufeinander und zweimal gegen jede andere Mannschaft, wodurch jede Mannschaft 56 Spiele bestreiten muss.

Im Anschluss an die reguläre Saison folgen die Playoffs, für die sich die 16 punktbesten Mannschaften qualifizieren. Die Division-Sieger nehmen dabei auf der Setzliste die ersten vier Positionen ein. Die erste Playoff-Runde wird im Modus Best-of-Five ausgespielt, die folgenden drei bis einschließlich der Finalserie dann im Modus Best-of-Seven.

Mannschaften

Die 24 Teilnehmer setzen sich aus den bisherigen 20 Mannschaften der Superliga sowie Awtomobilist Jekaterinburg und Barys Astana, die zuletzt am Spielbetrieb der Wysschaja Liga teilnahmen und in der abgelaufenen Saison den ersten und zweiten Platz belegten, zusammen. Hinzu kommen noch HK Dinamo Minsk und Dinamo Riga.

Die Teilnehmer sind in vier Divisionen, die nach den früheren sowjetischen Eishockeygrößen Wsewolod Bobrow, Anatoli Tarassow, Waleri Charlamow und Arkadi Tschernyschow benannt sind, zu je sechs Teams eingeteilt. Die Einteilung basiert im Gegensatz zum nordamerikanischen Vorbild der National Hockey League nicht auf der geographischen Lage der Teams zueinander, sondern erfolgt nach einem Schlüssel, der den Ergebnissen der letzten fünf Spielzeiten unterliegt. Durch diesen Schlüssel erfolgt eine jährliche Neueinteilung der Divisionen.

Kurz vor Trainingsbeginn im Juli 2008 wurde aufgrund anhaltender finanzieller Probleme Awtomobilist Jekaterinburg aus der Liga ausgeschlossen und durch den Zweitliga-Meister Chimik Woskressensk ersetzt.[1]

Bobrow Diwision Tarassow Diwision Charlamow Diwision Tschernyschow Diwision
Russland Salawat Julajew Ufa Russland HK Metallurg Magnitogorsk Russland Lokomotive Jaroslawl Russland Ak Bars Kasan
Russland Atlant Mytischtschi Russland HK ZSKA Moskau Russland HK Awangard Omsk Russland HK Dynamo Moskau
Russland Sewerstal Tscherepowez Russland SKA Sankt Petersburg Russland HK Lada Togliatti Russland Neftechimik Nischnekamsk
Russland Metallurg Nowokusnezk Russland HK MWD Balaschicha Russland HK Sibir Nowosibirsk Russland Witjas Tschechow
Russland HK Spartak Moskau Russland HK Traktor Tscheljabinsk Russland Amur Chabarowsk Russland Torpedo Nischni Nowgorod
Weißrussland HK Dinamo Minsk Russland Chimik Woskressensk Lettland Dinamo Riga Kasachstan Barys Astana

Zuteilung

Saison 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 Teilnahmen
Teilnehmer 24
Barys Astana Ts 1
HK MWD Balaschicha Ta 1
Amur Chabarowsk Ch 1
Lokomotive Jaroslawl Ch 1
Ak Bars Kasan Ts 1
HK Metallurg Magnitogorsk Ta 1
HK Dinamo Minsk Bo 1
HK Dynamo Moskau Ts 1
HK Spartak Moskau Bo 1
HK ZSKA Moskau Ta 1
Atlant Mytischtschi Bo 1
Neftechimik Nischnekamsk Ts 1
Torpedo Nischni Nowgorod Ts 1
Metallurg Nowokusnezk Bo 1
HK Sibir Nowosibirsk Ch 1
HK Awangard Omsk Ch 1
SKA Sankt Petersburg Ta 1
Dinamo Riga Ch 1
HK Lada Togliatti Ch 1
Witjas Tschechow Ts 1
HK Traktor Tscheljabinsk Ta 1
Sewerstal Tscherepowez Bo 1
Salawat Julajew Ufa Bo 1
Chimik Woskressensk Ta 1

Mögliche Erweiterung

Für die Saison 2009/10 ist eine mögliche Expansion der Liga auf 30 Mannschaften geplant. Zu den Mannschaften, denen ein Teilnahmeangebot unterbreitet wurde, gehören die schwedischen Elitserien-Klubs Färjestads BK und Frölunda HC. Weitere Interessenten sind der finnische Klub Kärpät Oulu, der HC Energie Karlovy Vary aus Tschechien und das ukrainische Team HK Sokol Kiew. Des Weiteren wurde den Eisbären Berlin aus der Deutschen Eishockey Liga[2] sowie dem österreichischen Klub EC Red Bull Salzburg kurz vor dem Start der Premierensaison ein Teilnahmeangebot unterbreitet.[3]

Als weitere Teilnehmer brachten sich zudem der weißrussische Klub HK Junost Minsk und der vor der Saison 2008/09 noch wegen finanzieller Schwierigkeiten ausgeschlossene russische Verein Awtomobilist Jekaterinburg ins Gespräch.

Nach dem Start der Saison 2008/09 relativierte KHL-Geschäftsführer Wladimir Schalajew jedoch die diversen Expansiongerüchte. Laut Schalajew soll die Liga schrittweise zunächst auf 26, dann auf 30 und schließlich auf eine Maximalanzahl von 32 Teilnehmern vergrößert werden. Die bisher konkretesten Gespräche wurden mit dem tschechischen Klub HC Energie Karlovy Vary geführt.[4][5]

Salary Cap

Wie schon in den letzten zwei Spielzeiten der Superliga müssen die 24 KHL-Teams die Begrenzung der Salary Cap einhalten. Die Grenze liegt in der ersten Saison bei 562,5 Millionen Rubel (etwa 15,3 Millionen Euro) und teilt sich wie folgt auf:

  • 400,0 Millionen Rubel (etwa 10,9 Millionen Euro) für 21 Spieler
  • 162,5 Millionen Rubel (etwa 4,4 Millionen Euro) für vier herausragende Spieler

Die Teams haben jeweils eine Kaderstärke von 25 Spielern, von denen fünf Spieler nichtrussische Staatsbürger sein dürfen. Für die Mannschaften aus Kasachstan, Lettland und Weißrussland gilt dieselbe Regelung für ihr jeweiliges Heimatland, sie dürfen jedoch in der ersten Saison eine unbegrenzte Anzahl von ausländischen Spielern verpflichten und einsetzen.

Aus den 25 Spielern kann jede Mannschaft drei der vier herausragenden Spieler frei bestimmen. Der vierte Spieler wird automatisch festgelegt, falls er folgende Voraussetzungen mitbringt:

Vertragssystem

Die KHL führt zudem ein neues Vertragssystem ein, das in drei verschiedene Typen unterteilt ist.

  • Standard-Ein-Wege-Verträge (ausschließlich für die KHL)
  • Zwei-Wege-Verträge (für die KHL und das Farmteam)
  • Juniorenverträge

Die Standard-Ein-Wege-Verträge können von jedem Spieler älter als 17 Jahre unterschrieben werden. Jedoch gilt für junge Spieler, die ihren ersten Profivertrag unterzeichnen die Regel, dass der Vertrag eine Laufzeit von vier Jahren haben muss. Die Zwei-Wege-Verträge, die zugleich für die Farmteams gelten, können erstmalig ab dem 16. Lebensjahr unterschrieben werden. Das Rookiegehalt liegt bei maximal 500.000 Rubel (etwa 13.700 Euro). Sollte der Spieler in der ersten Runde des Drafts ausgewählt worden sein, liegt das Maximalgehalt im ersten Jahr bei 300.000 Rubel (etwa 8.200 Euro), steigert sich aber in den folgenden drei Jahren des Vertrages zunächst um 20, dann um 30 und schließlich um 50 Prozent des Grundgehaltes.

Die Farmteams werden in einer gesonderten, vom Russischen Eishockeyverband FHR organisierten Liga spielen.

Draft und Transfers

Der erste Draft wird im Juli 2009 in Moskau, vor dem Beginn der Saison 2009/10, abgehalten. Dabei haben die Teams die Möglichkeit die Rechte an europäischen und nordamerikanischen Talenten zu erwerben. Jede Mannschaft kann bis zu drei Spieler aus dem eigenen Juniorenteam auswählen. Die Mannschaften, die während des Drafts einen Spieler aus dem Juniorenpool eines Mitkonkurrenten auswählen, müssen eine Entschädigung an selbigen zahlen. Für einen Spieler der ersten Runde liegt der Entschädigungsbetrag bei 3,0 Millionen Rubel (etwa 82.200 Euro), für einen Spieler der zweiten Runde bei 2,0 Millionen Rubel (etwa 54.800 Euro), usw.

Zusätzlich gibt es vor dem Start der Saison einen Waiver-Draft, vor dem jede Mannschaft 18 Feldspieler und zwei Torhüter schützen kann. Die nicht geschützten Spieler können dann kompensationsfrei von den anderen Mannschaften ausgewählt werden. Spieler mit zwei-Wege-Verträgen sind von der Auswahl ausgeschlossen. Die Reihenfolge des Drafts ergibt sich aus der umgekehrten Reihenfolge des Abschlussklassements der Vorsaison, wodurch das schwächste Team als erstes wählen kann.

Der Transfermarkt gleicht sich ebenfalls dem Vorbild der NHL an. Im Gegensatz zu den europäischen Modalitäten Transfers mit Ablösesummen abzuwickeln, sollen die Spieler vornehmlich zwischen den Teams getauscht werden, wodurch auch deren laufende Verträge bestehen bleiben. Der letzte Tag an dem die Teams in der laufenden Spielzeit Spieler untereinander tauschen können, ist auf den 15. Januar 2009 festgelegt.

Transferabkommen mit der National Hockey League

Nachdem im Vorfeld des Ligastarts der KHL die Teilnehmer immer wieder damit gedroht hatten, aufgrund ihrer großen Finanzkraft, zu versuchen Top-Spieler der 30 National Hockey League-Franchises abzuwerben, da dies in den Jahren zuvor auch eine gängige Praxis der NHL gegenüber der Superliga gewesen war, trafen beide Ligen und die National Hockey League Players’ Association NHLPA im Rahmen eines Kongresses der Internationalen Eishockey-Föderation IIHF in Zürich am 10. Juli 2008 ein Transferabkommen.

Darin garantierten die NHL, KHL und weitere europäische Ligen den gegenseitigen Respekt gegenüber gültigen Spielerverträgen. Zunächst wurde für den 4. September 2008 ein weiteres Treffen in New York anberaumt, in dem konkretere Pläne getroffen werden sollen, nachdem Russland das alte Abkommen bereits 2005 für nichtig erklärt hatte und im Juni 2008 weitere sechs europäische Ligen diesen Schritt gemacht hatten.[6]

Nur gut eine Woche nach dem Bekanntwerden der Ausarbeitung eines neuen Abkommens gab die IIHF am 18. Juli bekannt, dass sie den Vertragsstatus von sechs Spielern, namentlich Alexander Radulow, Nikita Filatow, Tomáš Mojžíš, Jason Krog, Wiktor Tichonow und Fjodor Fjodorow, überprüfen werde, da Verträge bzw. Zusagen für beide Ligen seitens der Spieler bestanden. Für die Zeit der Untersuchung wurden die Spieler für internationale Transfers und Wettbewerbe suspendiert.[7] Im Zeitraum bis zum September 2008 unterschrieben weitere Spieler, die einen gültigen KHL-Vertrag besaßen, Kontrakte bei diversen NHL-Franchises. Bei einem Treffen mehrerer Nationalverbände und der IIHF verzichtete die KHL bei einigen Spielern auf ihre Beschwerden bei der IIHF, woraufhin auch die Suspendierungen aufgehoben wurden. In den Fällen um Alexander Radulow, Wjatscheslaw Woinow, Maxim Majorow und Andrei Loktinow konnte jedoch keine Einigung erzielt werden, so dass diese vor einem Schiedsgericht entschieden werden.[8]

Dress-Code

  • Nach dem Vorbild der NHL und im Gegensatz zur Superliga muss die Heimmannschaft in dunklen Trikots antreten, die Auswärtsmannschaft in weißen oder hellen Trikots.
  • Der Trainerstab muss sich ebenfalls nach den Statuten der Ligaregularien kleiden und Anzugkombinationen tragen.

Einzelnachweise

  1. hockeyfans.ch, KHL wechselt Club aus
  2. spox.com, Verlassen die Eisbären die DEL?
  3. laola1.at, Red Bull in russischer Liga?
  4. hockeyweb.de, KHL plant Expansion in maßvollen Schritten
  5. hockeyweb.de, KHL: Ernsthafte Verhandlungen mit HC Energie Karlsbad
  6. tsn.ca, NHL, Russian hockey league reach transfer agreement
  7. tsn.ca, IIHF suspends Radulov, five other player transfers
  8. tsn.ca, KHL will allow arbitrator to decide Radulov case

Weblinks


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