Kontrastvermögen

Kontrastvermögen

Das Vermögen einer Farbe oder eines Lackes, den Untergrund zu überdecken, wird als Deckvermögen oder Kontrastverhältnis bezeichnet. Die umgangssprachlich ebenfalls oft verwendeten Begriffe Deckkraft und Deckfähigkeit sollen dagegen explizit nicht mehr angewendet werden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Je niedriger das Deckvermögen, desto schlechter kann eine Farbe eine andere Farbe überdecken. Weiße Malerfarbe mit hohem Deckvermögen wird Deckweiß genannt, eines der ersten darin eingesetzten Pigmente war Bleiweiß.

Das zur Übertönung notwendige Deckvermögen hängt aber auch von der Art des Hintergrundes ab. Hellere und dezentere Farben sind leichter zu übertönen als dunkle und intensive. Wichtig ist die Kenntnis des Deckvermögens zum Beispiel, um zu bestimmen, ob man eine vorhandene Farbe mit einer neuen überdecken kann.

Lacke, Ölfarben oder andere professionelle Malerfarben haben in der Regel ein höheres Deckvermögen als Farben wie z. B. Wasserfarben.

Das Deckvermögen ist eine wichtige Eigenschaft für die Pigmentauswahl. Anorganische Pigmente, die gröbere Partikel besitzen und durch Streuung decken, weisen in der Regel ein höheres Deckvermögen als organische Pigmente auf. Die haben feinere Partikel und erreichen ihr Deckvermögen über Absorption.

Messverfahren

Das Deckvermögen wird gemessen, indem eine Farbschicht definierter Dicke auf einen kontrastreichen Untergrund (meist schwarz und weiß), eine sogenannte Kontrastkarte, aufgetragen wird. Nach der Trocknung bzw. Härtung wird der Farbabstand zwischen freiem und mit Farbe überdecktem Untergrund gemessen. Ein Verfahren zur Messung des Kontrastverhältnisses bei Innendispersionsfarben ist in DIN EN ISO 13 300 beschrieben.

Die deckende Schichtdicke von Farben und Lacken wird bestimmt, indem Beschichtungen unterschiedlicher Schichtdicke hergestellt werden. Die Schichtdicke, oberhalb der sich die koloristischen Eigenschaften nicht mehr (bzw. nur noch in defiertem Ausmaß) ändern, gilt als deckend. Auch die Beschichtung im Keil ist möglich, wenn entsprechend genau gemessen werden kann. Diese Grenzen wurden normativ in DIN 55987 und in ASTM D 2805-70 festgelegt, allerdings nicht übereinstimmend. So ist nach DIN 55987 ein Gesamtfarbabstand von maximal 1 als deckend definiert. Dies gilt, wenn das System über schwarzem (Remissionswert R = 0,05) und weißem Untergrund (R = 0,8) appliziert wurde.[2] Nach ASTM D 2805-70 muss das Verhältnis der Normfarbwerte Y über Schwarz und Weiß größer oder gleich 0,98 sein.[3] Die Verwendung nur eines Normfarbwertes anstelle des Gesamtfarbabstandes berücksichtigt allerdings Unterschiede zwischen verschiedenen Farbtonbereichen nicht ausreichend.[4]

Besonderheiten

Dry-Hiding-Effekt

In billigen weißen Innendispersionsfarben wird häufig ein anorganischer Füllstoff wie z.B. Kreide oder Bariumsulfat anstelle von Titandioxid in sehr hohen Konzentrationen eingesetzt, um das Deckvermögen zu erhöhen. Durch die hohe Konzentration entstehen neben den Grenzflächen zwischen Bindemittel und Pigment bzw. Füllstoff auch Grenzflächen zwischen Luft und Pigment bzw. Füllstoff. Im Gegensatz zur relativen geringen Differenz der Brechungsindices von Bindemittel und Füllstoff ist die Differenz der Brechungsindices von Luft und Füllstoff groß genug, um als weiß zu erscheinen, was wiederum zum Deckvermögen beiträgt.

Deckvermögen organischer Pigmente

Organische Pigmente decken aufgrund ihrer relativ kleinen Teilchengröße nur über Absorption. Da deren Farbwirkung über selektive Absorption entsteht, weisen organische Buntpigmente zwangsläufig ein begrenztes Deckvermögen auf. Pigmentruß absorbiert im gesamten sichtbaren Spektrum, so dass das Deckvermögen hoch ist. Grün-, Blau- und Violettpigmente absorbieren noch in einem relativ breiten Bereich, während Rot-, Orange- und insbesondere Gelbpigmente nur in einem kleinen Bereich absorbieren und so transparenter erscheinen.[5][6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. DIN 55943
  2. DIN 55987
  3. ASTM D 2805-70
  4. H. Kittel; Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen Band 5: Pigmente, Füllstoffe und Farbmetrik; 2. Auflage; 2003; Hirzel Verlag; Stuttgart
  5. F. Tragor; Effizienzsteigerung durch intelligente Pigmentselektion; Schriftenreihe VILF-Vorträge Band 9; VILF Event GmbH; 2007
  6. G. König, G. Wilker; Obtaining opacity; European Coatings Journal 06/200

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