Konzertante Sinfonie

Konzertante Sinfonie

Sinfonia Concertante (auch Sinfonia concertante, Symphonie concertante, Konzertante Sinfonie oder abgekürzt Concertante) ist ein Begriff aus der Musik und bezeichnet Kompositionen für mehrere solistische (konzertierende) Instrumente und Orchester.

Entstehung und Charakterisierung

Bei der Sinfonia Concertante handelt es sich um eine sinfonische Gattung für zwei bis neun Soloinstrumente und Orchester, die besonders in der Zeit zwischen 1770 und 1825, also der Hochklassik, geschätzt wurde. Sie stellt eine Verschmelzung von Elementen des Divertimento, der Serenade, der Kassation, der Sinfonie und des Solokonzerts dar.

Als wichtige Voraussetzung für die Entstehung der Sinfonia Concertante kann die Zunahme des öffentlichen Konzertbetriebes, der sich allmählich aus den Fürstenhöfen heraus verlagerte, angesehen werden. Hinzu kamen neue technische Entwicklungen im Bereich der Musikinstrumente, speziell bei den Blasinstrumenten. Die dementsprechend wachsende Zahl der Bläsersolisten verlangte nach Kompositionen, die speziell ihr instrumentales Können zur Geltung brachten. Die Mehrheit dieser Werke setzt daher solistische Bläser ein, ist virtuos, melodiös-gefällig und steht fast ausnahmslos in Dur-Tonarten. Die Sinfonia Concertante ist meist zwei- oder dreisätzig; vier oder fünf Sätze kommen kaum vor.

Kompositionen im Überblick

Die meisten derartigen Werke entstanden dort, wo entsprechende Solisten für Aufführungen zur Verfügung standen; dies waren die musikalischen Zentren Wien, Paris, Mannheim, London und München.

Zu den ersten Komponisten, die Sinfoniae Concertante komponierten, zählen Carl Stamitz (über 20 Werke, meist zweisätzig mit Violine und Violoncello als Soloinstrumenten) und Johann Christian Bach (rund 15 Werke, mehrheitlich dreisätzig, in vielfältiger Solistenkombination, z. B. Oboe, Violine, Cello und Klavier, oder zwei Klarinetten und Fagott). Die wohl bekanntesten Werke der Gattung stammen von Haydn (Hob. I,105 für Violine, Cello, Oboe und Fagott) und Mozart (KV 364 für Violine und Viola, KV 297b für Flöte, Oboe, Horn und Fagott sowie die Concertone KV 190 für 2 Violinen).

Zur Vielzahl der weiteren Komponisten, die entsprechende Werke schrieben, gehören u. a. Carl Friedrich Abel, Luigi Boccherini, Giuseppe Cambini, Ignaz Pleyel, Franz Anton Hoffmeister, Bernhard Crusell, Franz Danzi oder Leopold Kozeluch (letzterer u. a. mit einer singulären Solo-Kombination von Klavier, Mandoline, Trompete und Kontrabass).

Im Lauf des 19. Jahrhunderts traten Bläsersolisten generell wieder in den Hintergrund, und statt des Begriffs „Sinfonia Concertante“ wurden für die – nunmehr ziemlich isoliert stehenden – Werke in deren Tradition die Bezeichnungen „Doppelkonzert“ oder „Tripelkonzert“ üblich. Bekannteste Beispiele sind Beethovens Tripelkonzert op. 56 für Violine, Cello und Klavier und das Doppelkonzert op. 102 für Violine und Cello von Brahms.

Im 20. Jahrhundert wird die Bezeichnung Sinfonia Concertante wieder gelegentlich aufgegriffen, z. B. von Frank Martin (Petite Symphonie concertante für Harfe, Cembalo, Klavier und Orchester). Allerdings werden mit diesem Begriff nun auch Werke mit weniger als zwei Soloinstrumenten bezeichnet. So trägt beispielsweise die 4. Sinfonie von Karol Szymanowski (mit Soloklavier) den Titel Symphonie Concertante; von Joseph Jongen stammt eine Symphonie Concertante für Orgel und Orchester, und Bohuslav Martinů schrieb neben einer Sinfonia concertante für Oboe, Violine, Cello und Klavier auch eine Sinfonia concertante für zwei Orchester, die zwei komplette konzertierende Klangkörper gegenüberstellt.

Quellen

  • Barry S. Brook: Symphonie concertante. In: Musikalische Gattungen in Einzeldarstellungen Bd. I. Dt. Taschenbuch-Verlag/Bärenreiter-Verlag (edition MGG) 1981, S. 126–134 ISBN 3-423-04381-4
  • Dieter Klöcker: Konzertante Sinfonien. CD-Beiheft EMI 747 98 10 (CDF 671008), 1977/1995

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