Kooperieren

Kooperieren

Kooperation (lat. cooperatio: „Zusammenarbeit, Mitwirkung“) ist das Zusammenwirken von Handlungen zweier oder mehrerer Lebewesen, Personen oder Systeme.

Kooperation führt häufig zum Nutzen für alle Beteiligten, aber es gibt auch erzwungene Kooperation und unter Täuschung zustande gekommene Kooperation, bei der eine Seite mehr oder alle Vorteile aus dieser Kooperation zieht.

Kooperation ist zumindest für deren Dauer ein Zusammenschluss im Sinne von Systembildung. Es bildet sich gewissermaßen auf einer höheren Ebene (zeitweise) ein neues System. Deren Elemente – die Kooperationspartner – erwarten ein der Kooperation entsprechendes Verhalten (Quid pro quo). Diese Art von Erwartungen können als Rechte und Pflichten verhandelt und fixiert werden.

Eine Kooperation im Sinne einer solchen Systembildung kann aber auch ohne Absprache und ohne höhere Zwänge (Gesetze, Moral, …) zwischen egoistischen Elementen – Spielern – entstehen (siehe Robert Axelrod Evolution der Kooperation).

In der Betriebswirtschaftslehre ist eine Kooperation die freiwillige Zusammenarbeit von Unternehmen, die rechtlich selbstständig bleiben. Die beteiligten Unternehmen geben somit aber einen Teil ihrer wirtschaftlichen Souveränität ab. Werden Partner außerhalb der Akteursgruppe der Unternehmen in die Kooperation eingebunden, spricht man von „intersektoralen Kooperationen“. Diese Form der Zusammenarbeit spielt vor allem im Bereich nachhaltige Entwicklung eine zunehmend wichtige Rolle. Beispiele sind die „Sustainability-Netzwerke“, die auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg gegründet bzw. international registriert wurden.

Es kann grundsätzlich zwischen zwei Grundprinzipien der Kooperation unterschieden werden:

  1. Die synergetische Kooperation, in der Neues durch die Kooperation geschaffen wird, welches durch die Einzelteile nicht möglich ist (z. B. Spezialentwicklungen, oft auch F&E-Vorhaben, und
  2. die additive Kooperation, in der Prozesse oder Abläufe durch die Kooperationspartner zusammengefasst werden, um einen optimierenden Effekt zu erzielen (zum Beispiel Beschaffungs-Gemeinschaften, im Handel insbesondere Einkaufsgenossenschaften und Einkaufsverbände nicht-genossenschaftlicher Rechtsform).

Mögliche Formen einer Kooperation:

Auf politischer Ebene wird auch versucht durch Kooperation den Nutzen der beteiligten Partner zu steigern. Beispiele dafür sind z. B. die Europäische Union, ein Regime wie der Welthandelsorganisation (WTO) oder einfach nur eine Freihandelszone.

Für Arbeitnehmer sind kooperative Aufgaben in einem Unternehmen nicht notwendigerweise ohne Konkurrenz: Da die Bewertung der Arbeitsleistung der Leitung des Unternehmens unterliegt, kann sogar Teamfähigkeit, soft skills, ein hoher EQ oder andere soziale Kompetenzen ein (brauchbares, und manchmal auch notwendiges) Mittel werden, um Konkurrenz auszutragen.

Selbst bei extrem antikooperativen Verhältnissen, wie bei den Grabenkämpfen im Ersten Weltkrieg, wo eine Gruppe gegen einen sog. Feind kooperiert, entstand mitunter eine Art Kooperation zwischen den Feinden. So vermieden die gegnerischen Soldaten zeitweilig, sich zu beschießen, wenn Nahrung kam, oder wenn Verwundete abtransportiert wurden. Eine beeindruckende wahre Geschichte dieser Art ist die über den Weihnachtsfrieden (Erster Weltkrieg). Diese Art der Kooperation wurde beendet, als mehr und mehr Artillerie eingesetzt wurde. Der Mathematiker und Philosoph Robert Axelrod beschreibt solche Situationen in seinem Buch Die Evolution der Kooperation.

Kooperation von Unternehmen ist aus ordnungspolitischer Sicht grundsätzlich zu begrüßen. Insbesondere führen Kooperationen im Handel – in vielfältigen Formen horizontaler, vertikaler und konglomerater Art – dazu, dass Tausende von kleinen und mittleren Unternehmen in ihrer Existenz gesichert sind und wettbewerbsfähig bleiben. Durch die gemeinschaftliche Nutzung des Instrumentariums des modernen Handelsmarketings wurden ihnen Chancen eröffnet, die ihnen als isoliert handelnden Unternehmen verwehrt bleiben müssten (z. B. Einkaufspreisvorteile, Gemeinschaftswerbung, gemeinschaftliche Schulung oder eigene Handelsmarken). Die zwischenbetriebliche Zusammenarbeit mit ihren Besonderheiten stellt auch für die traditionelle Wirtschaftstheorie eine Herausforderung dar; denn weder die Makroökonomie noch die Mikroökonomie erfassen die Arteigenheiten der Kooperationen angemessen. Als adäquate Verbundlehre (Schenk) kommt daher eine Mesoökonomie als dritter Zweig der Wirtschaftstheorie in Betracht. Soweit Kooperationen wettbewerbspolitisch negative Wirkungen haben, werden sie eingeschränkt durch das Kartellrecht, namentlich Unternehmenszusammenschlüsse zum Zwecke der Schädigung Dritter oder zum Zwecke der Wettbewerbsbeschränkung (Kartelle).

Auch in der Natur kommt Kooperation vor. So ist beispielsweise die Symbiose eine Form der Kooperation zweier Organismen. Ein weiteres Beispiel für Kooperation in der Natur ist das Zusammenspiel in einem Ameisenhaufen. Jede Ameise hat bestimmte Aufgaben zu erfüllen, um das System Ameisenhaufen in seiner Gesamtheit am Leben zu erhalten.

Die Erklärung von Kooperation ist ein wichtiges Betätigungsfeld der Spieltheorie.

Literatur

  • Robert Axelrod: The Evolution of Cooperation. 1985, ISBN 0-465-02121-2 dt. Die Evolution der Kooperation. ISBN 3-486-53995-7.
  • Fisel, Hermann, Hetzner, Klöble, Meister, Klischat, Kyburz, Schneemann, Wüst: Kooperationen gründen und erfolgreich führen. 2005, ISBN 3-7843-2182-8. Ein Ratgeber zur Teamarbeit in der landwirtschaftlichen Produktion.
  • Thomas Becker, Ingo Dammer, Jürgen Howaldt, Stephan Killich, Achim Loose: Netzwerkmanagement. Mit Kooperation zum Unternehmenserfolg. 2. Auflage. 2007, ISBN 3-540-71889-3.
  • Dalai Lama: Das Buch der Menschlichkeit – Eine neue Ethik für unsere Zeit. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-404-60514-4.
  • Christiane Pfeiffer: Integrierte Kommunikation von Sustainability-Netzwerken. Grundlagen und Gestaltung der Kommunikation nachhaltigkeitsorientierter intersektoraler Kooperationen, 2004, ISBN 3-631-52055-7.
  • Michael Jürgs: Der kleine Frieden im Großen Krieg: Westfront 1914: als Deutsche, Franzosen und Briten gemeinsam Weihnachten feierten. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-15303-4.
  • Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe, September 2006, ISBN 3-455-50017-X.
  • Alexander Schmidt: co-opera – Kooperationen mit Leben füllen. Carl Auer, ISBN 978-3-89670-384-2.
  • Karl Kreuser, Thomas Robrecht: Mit Partnern gewinnen – Kooperationen nachhaltig managen. EWK-Verlag, ISBN 978-3-938175-42-2.
  • Stefanie Rathje: Kooperationskompetenz. Toolbox zur Verbesserung der Zusammenarbeit in internationalen Kooperationen. 1. Auflage. Bertelsmann-Verlag, 2008, ISBN 978-3-86793-007-9.
  • Hans-Otto Schenk: Verbundlehre – Neuer Wissenschaftsansatz für die Kooperation. In: Der Verbund. 6. Jg., Heft 1/1993, S. 4–7.

Weblinks

  • Recht der Kooperation – Vorlesungsbegleitendes Skript. Schwerpunkte: Handels- und Gesellschaftsrecht, insbes. Recht der Personengesellschaften und Genossenschaftsrecht. PDF-Format.
  • „Fuldaer Modell“- zum Kooperationsmanagement – Ergebnisse eines BmbF Forschungsprojektes zum Thema Kooperationen im Handwerk und Mittelstand. Das entwickelte Modell stellt eine Reihe von Maßnahmen vor und ordnet diese in den Lebenszyklus einer Kooperation ein. Ziel ist es die Erfolgsfaktoren von Kooperationen und damit ihre Dauerhaftigkeit zu verbessern. Der vorliegende Ansatz plädiert u. a. für die Nutzung der Rechtsform der Genossenschaft, die für die Belange der Zusammenarbeit in Handwerk und Mittelstand, gerade nach den neuesten Anpassungen, besonders geeignet erscheint.
  • KNM – Netzwerk von Organisationen, die sich mit dem Netzwerkmanagement (Unternehmensnetzwerke) beschäftigen. Mitglieder sind wissenschaftliche Einrichtungen, Netzwerkmanager, auf Unternehmensnetzwerke spezialisierte Schulungsanbieter und Unternehmensberater.
  • Portal zur Förderung der Kooperation europäischer Forschungseinrichtungen im Verkehrsbereich (wissenschaftlich) mehr …
  • Plattform Verwaltungskooperation: Wiki zur Dokumentation von Kooperationen der öffentlichen Verwaltung

Siehe auch


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Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • kooperieren — kooperieren …   Deutsch Wörterbuch

  • kooperieren — V. (Mittelstufe) mit einer Person oder Organisation dauerhaft zusammenarbeiten Beispiel: Die beiden Firmen kooperieren miteinander seit vielen Jahren …   Extremes Deutsch

  • Kooperieren — (lat.), mit , gemeinsam, zusammenwirken; Kooperation, das Zusammenwirken …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • kooperieren — mitarbeiten (an einem Werk); an einem Strang ziehen (umgangssprachlich); zusammenarbeiten * * * ko|ope|rie|ren [ko|ope ri:rən] <itr.; hat: zusammenarbeiten: mit jmdm., mit einer anderen Firma [auf einem Gebiet] kooperieren; die Polizeien der… …   Universal-Lexikon

  • kooperieren — an einem/am gleichen/am selben Strang ziehen, gemeinsame Sache machen, Hand in Hand arbeiten, zusammenarbeiten; (geh.): zusammenwirken; (bildungsspr.): kollaborieren. * * * kooperieren:⇨zusammenarbeiten… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • kooperieren — ko·ope·rie·ren [ko|o ]; kooperierte, hat kooperiert; [Vi] jemand / eine Firma o.Ä. kooperiert mit jemandem / einer Firma o.Ä.; <Personen / Firmen o.Ä.> kooperieren geschr; zwei oder mehrere Personen / Firmen o.Ä. arbeiten (besonders auf… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • kooperieren — ko|o|pe|rie|ren 〈V.〉 zusammenarbeiten, zusammenwirken [Etym.: <lat. cooperari »mitwirken, mitarbeiten«; zu opera »Arbeit, Mühe«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • kooperieren — ko|ope|rie|ren <aus (kirchen)lat. cooperari »mitwirken, mitarbeiten«> [auf wirtschaftlichem od. politischem Gebiet] zusammenarbeiten …   Das große Fremdwörterbuch

  • kooperieren — ko|ope|rie|ren (zusammenarbeiten) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Gefangenendilemma — Das Gefangenendilemma ist ein zentraler Bestandteil der Spieltheorie. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Gefangenenparadoxon über bedingte Wahrscheinlichkeiten. Bei dem Dilemma handelt es sich um ein Spiel mit zwei Spielern. Die Spieler haben… …   Deutsch Wikipedia

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