Kopeken

Kopeken
Silberner Rubel, 1898
1-Rubel-Münze von 1998
Russischer Rubelschein, 1898
Russischer Rubelschein, 1898
Sowjetischer Rubelschein, 1961
Sowjetischer Rubelschein, 1961
Sowjetische 20-Kopeken-Münze (1979)
Rubel aus 1877 unter Alexander II, geprägt in St. Petersburg
Revers der obigen Münze

Der Rubel (russisch рубль, Transliteration Rublʹ) ist der Name der nationalen Währungen in Russland (Russischer Rubel) und Weißrussland (Weißrussischer Rubel), sowie in der Vergangenheit im Russischen Reich und der UdSSR. Die Kopeke (копейка / kopejka) ist der hundertste Teil des Rubels. Für einen Euro erhielt man 2008 rund 40 russische Rubel bzw. rund 3200 weißrussische Rubel. Seit Sommer 2008 hat der russische Rubel zum Euro um rund ein Fünftel verloren (Stand: März 2009) [1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Rubel als Währungseinheit wurde 1321 zuerst erwähnt. Das Wort „Rubl“ bedeutet ursprünglich so viel wie „abgehauenes (Stück)“ eines edlen Metalles (рубить, rubit, zu deutsch (ab)hauen). Demnach ist der ursprüngliche „Rubel“ dem in vielfältiger Gestalt vorkommenden Hacksilber zuzuordnen.

Der Rubel wurde in den verschiedenen russischen bzw. sowjetischen Landesteilen auch gelegentlich noch als Rublewik, Zelkowy oder Karbowanez bezeichnet. Die frühsten russischen Münzen hießen meist nur „S(e)rebrenik“ (= Silberner) oder „Slatnik“ bzw. „Solotnik“, ähnlich in deutsch „Gulden“ für Goldener.

Die Stadt Nowgorod war Ausgangspunkt der Entwicklung des Münzwesens in Russland. Hier bestanden seit über 1000 Jahren starke Handelsbeziehungen mit ausländischen Kaufleuten, über die auch Münzen nach Russland kamen. Die Russen begannen Metallbarren aus Silber als Zahlungsmittel zu verwenden. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war es üblich, Silberbarren als Währungseinheit zu verwenden. Das Gewicht dieser Stangenbarren war etwa 205 g, das entsprach der alten russischen Gewichtseinheit Griwna. Bei kleineren Handelsgeschäften teilte man kleinere Silberstücke von den größeren Barren ab. Im 13./14. Jahrhundert wurden in Nordwestrussland erstmals Münzen geprägt; anfangs in Nowgorod und Pskow, später auch in Moskau, Nischni Nowgorod und Susdal. Das waren die russischen Städte mit größerer Bedeutung für den Handel. Die örtlichen Fürsten sicherten sich schnell das lokale Prägerecht (Münzregal). Der Moskauer Großfürst Wassili II. ließ etwa ab 1450 Münzen mit der Aufschrift „Gebieter des ganzen Landes des Rus“ prägen. Zar Iwan III. setzte das alleinige Münzregal in Russland durch. Im 17. Jahrhundert gab es in Moskau noch mehrere Münzhöfe. Zar Peter der Große ließ 1724 in Sankt Petersburg einen neuen Münzhof bauen, der erst 1876 zum einzigen Münzhof Russlands erklärt wurde.

Der Rubel war zunächst Untereinheit zur Griwna, einer Währung bzw. Gewichtseinheit, die auch namensgebend für die heutige Nationalwährung der Ukraine ist (dort unter dem ukrainischen Namen Hrywnja). Das Wort 'Kopeke' (russ. Kopeika) leitet sich von der Tatsache her, dass auf dem Avers der erstmals seit 1534 (Münzreform), in Silber ausgebrachten Kopekenmünzen ein Reiter mit einem Speer (russ. 'Kopjo') in der Hand abgebildet wurde.

Im russischen Zarenreich war ab dem 16. Jahrhundert der Rubel als Rechnungswährung zu 100 Kopeken bzw. 200 Denga oder 400 Poluschka gebräuchlich. Aber erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Halbrubel- und Rubelmünzen (als große Silbermünzen, Mehrfach-Rubel als Goldmünzen) in größeren Stückzahlen geprägt. Vorher liefen u.a. – neben einer geringen Anzahl eigener, sogar kupferner Rublewiks – häufig gegengestempelte oder überprägte deutsche und holländische silberne Talermünzen um, deren russischer Name häufig „Jefimok“ lautete und vom Kurznamen des Joachimsthaler Guldiners aus der polnischen Sprache abgeleitet wurde. Deren Kurs bewegte sich etwa zwischen 30 und 70 Silberkopeken.

Die russische Münzgeschichte des Spätmittelalters und der Neuzeit ist außerordentlich reich an Barren- und Münzgeld auf Grund der riesigen Territorien. Außerdem kursierten – neben dem Metallgeld – auch noch Metallmarken (für Kohle, Bartsteuer u.a.), Ledermarken, „Banknoten aus Birkenrinde“ und sogar Eichhörnchenfelle als regionale Währungen. Im Verlauf der russischen Münzgeschichte kam es häufig zu Konkurrenzerscheinungen zwischen Silber- und Kupferwährungsmünzen auf Grund von Zahlungsmittelknappheiten, was sich dann teilweise in Aufständen und Unruhen auf Grund von Inflationen ausdrückte. Aus diesen Zeiten sind Mehrfachrubel und Mehrfachkopeken in Kupferplattenform von 1725/26 mit bis zu mehr als 1 kg Kupfergewicht – ähnlich der schwedischen Daler-Plattenbarrenmünzen – überliefert, die ebenfalls in russischen Münzfunden auftauchten. Auch die späteren Kupferkopeken (insbesondere Pjatak, Pjatatschok = 5 Kop.) des ausgehenden 18. Jahrhunderts hatten teilweise erhebliche Abmessungen und Gewichte bis ca. 41 g, da sie die silbernen Äquivalente – ähnlich der englischen Cartwheels (1-Pennystück) – als Kurantgeld vertreten sollten.

Einschneidend in die russische und auch europäische Geldgeschichte waren jedoch die Münzreformen unter Zar Peter I. (dem Großen) in ihrer modernen Münzstückelung und der gesetzlichen Festlegung der Scheidemünzen. Schon vor 1690 wurden die ersten gesetzlichen und prägetechnischen Grundlagen für die ab etwa 1700 beginnende sich über viele Jahre erstreckende Währungsreform gelegt, die insgesamt nicht immer konsequent war. Der neue, ab 1704 geprägte Silberrubel wurde im Rauh- (ca. 28 g) und im Feingewicht (ca. 25 g) an die westeuropäischen Talermünzen angepasst, so dass der internationale Zahlungsverkehr wesentlich erleichtert wurde. Im Inneren Russlands wurden ab 1700 die einfachen älteren (länglich-ovalen) „Draht“-Silberkopeken und deren Teilstücke – beginnend durch die Emission von neuen, runden kupfernen Denga- (1/2 Kop.), Poluschka- (1/4 Kop.) und Polu-Poluschkamünzen (1/8 Kop.) – nach und nach ersetzt. Aus taktischen Gründen wurde erst etwas später die ebenfalls neue runde Kupferkopeke eingeführt. Diese neue Scheidemünzserie sollte ganz bewusst die älteren Silberkleinmünzen ersetzen. Jedoch wurden noch vereinzelt Silberkopeken bis 1716 geprägt. Alle älteren Kleinsilbermünzen wurden anfänglich noch nicht konsequent außer Kurs gesetzt; sie wurden aber nach dem Eingang in den Staatskassen nicht mehr verausgabt und deren eingenommenes Silber wurde für die neuen Rubelmünzen verprägt. Die alten Silberkopeken verloren zwar nicht ihre Kaufkraft, ihr Umlauf verlor sich aber in den späteren Jahren mangels Neuprägung und häufig wurden sie dann auch zu (Braut-)Schmuckwaren verarbeitet. Die Kupferkopeke war nun gesetzlich, per Ukas als Hundertstel des Rubels festgelegt, eingeführt worden und fand ihre allgemeine Akzeptanz darin, dass sie vollwertig an Stelle der früheren Silberkopeke bei Zahlungen an den Staat akzeptiert wurde. Wichtig war zusätzlich noch, dass in (fast) allen offiziellen Akten, Verträgen, Gesetzen etc. bei Geldbeträgen nur noch in Rubeln zu 100 Kopeken gerechnet wurde.

In Deutschland gab es Mitte des 18. Jahrhunderts ebenfalls Zeiten, wo Billon- und Kupferpfennige eines Münzherrn gleichzeitig zum gleichen Kurs und gleichen Prägejahren umliefen. Als vorerst kleinste Silber- bzw. Billonmünze verblieb noch der Altyn als 3-Kopekenmünze, der dann ab dem 19. Jahrhundert ebenfalls in Kupfer geprägt wurde. Als letzte Billonmünze wurde ein 5-Kopekenstück – neben den kupfernen Pjataks – noch bis 1917 parallel geprägt.

Die von Peter I. eingeführte moderne Münzstückelung wurde dann später von vielen anderen Ländern übernommen, Beispiele:

  • 1 Silber-Rubel = 10 Griwenniks = 100 Kupfer-Kopeken ab 1700/04
  • 1 Silber-Franc = 10 Decimes = 100 Kupfer-Centimes ab 1793/95
  • 1 Silber-Dollar = 10 Dimes = 100 Kupfer-Cents ab 1792

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es noch zu mehreren Münzreformen auf Grund von Währungszerrüttungen, die im Wesentlichen den Silberfeingehalt und die Größe und das Gewicht der Kupferscheidemünzen reduzierte und auch die Platin- und Goldmünzen (Imperiale) sowie die russisch-polnischen und finnischen Prägungen betraf.

Im späten 19. Jahrhundert bis 1914 enthielt 1 Silberrubel zu 10 Griwen oder 100 Kopeken 18 g Feinsilber. Vor dem Ersten Weltkrieg entsprach ein neuer Gold-Rubel 3,22½ Mark, was aber nicht zwangsläufig für den Papierrubel im praktischen Geldumtausch galt. Für Papier- oder (alte) Silberrubel wurden gewöhnlich nur etwa 2,15 Mark in Deutschland vor 1915 umgewechselt.

Die physischen Mehrfachgoldrubel (Kurantmünzen) waren seit 1897 bis 1914 nominal in ihren Goldfeingehalten an die Lateinische Münzunion angepasst und waren eigentlich vorrangig für den internationalen Zahlungsverkehr als Handelsmünzen gedacht. Die aufgeprägten nominalen Rubelwerte entsprachen aber denen des vormaligen Silberstandards. Grundsätzlich entsprachen aber 4 französische Franc bzw. 4 Markkaa aus dem Großfürstentum Finnland, einer ehemaligen russischen Provinz, einem Goldrubel oder formal 1½ Silberscheiderubeln. Kurzzeitig bestand 1895 die Absicht eine neue russische Währung mit dem Namen „Rus“ in namentlicher direkter Anlehnung an den französischen „Franc“ zu schaffen, was aber nicht realisiert wurde. Es gibt goldene Probemünzen zu 5, 10 und 15 Rusow (= 1 alter Imperial). Die letzte entscheidende Währungsreform der zaristischen Ära erfolgte unter dem Finanzminister Sergei Witte; er schaffte den Silberstandard ab und führte den Goldstandard offiziell in Russland 1897 ein. Er sah vor, dass das Papiergeld (Kreditbillets) auf Verlangen in Goldmünzen einwechselbar war. Im Jahre 1902 gab es noch neben den Imperialmünzen weitere Goldmünzen im Werte von 100 Franken = 37½ (alte Silber-)Rubel und goldene 25 Rubelmünen in sehr geringen Auflagen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Goldstandard – wie in fast allen anderen beteiligten Ländern – faktisch abgeschafft. Interessanterweise war eine Abbildung/Druckbild von zaristischen Münzen von nicht autorisierten Stellen oder Privaten innerhalb Russlands verboten.

Man prägte nach 1897 weiterhin Silbermünzen zu einem, einem halben (Poltina oder Poltinnik) und einem viertel Rubel (Polupoltina oder Tschetwertak) nunmehr als Scheidemünzen für den Binnenzahlungsverkehr sowie in Gold neue Halbimperiale zu 5 (= 16,33 Goldfranc) und neue Imperiale zu 10 (= 26,66 Goldfranc); zusätzlich liefen noch ältere Imperialdukaten zu 3 Rubeln um. Die Goldmünzen wurden um mindestens drei Prozent höher, also mit Agio, im Inland angenommen. Der neue goldene Halbimperial galt somit mindestens fünf Rubel und 15 Kopeken in Münzen der russischen silbernen „Binnenscheidewährung“ ab 1897. In Russland gab es vor 1914 praktisch eine Währungsspaltung in Binnen- und Außenhandelsrubeln, die allerdings vom Staat so nicht gewollt war. Diese Kursaufspaltung zwischen den Goldkurant- gegenüber den Scheide- und Banknotengeld gab es in den reichen Industrieländern, wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder den USA nicht. Weiterhin gab es kleine Scheidemünzen als 20-, 15-, 10- und 5-Kopekenstücke aus einer Billon- und 5-, 3-, 2-, 1-, ½- und 1/4-Kopekenmünzen aus einer Bronzelegierung, sowie Banknoten von 1 bis 500 Rubeln vor dem Ersten Weltkrieg. Während des Weltkrieges gab es dann noch Kopekenbanknoten und Briefmarkengeld als Kleingeldersatz.

Der im Rahmen des Goldstandards festgelegte Wechselkurs[2] gegenüber der Mark betrug 1912[3] 0,303 pro Silberrubel 32,40 M für einen Imperial. 1932[4] gab es für einen sowjetischen Tscherwonez 21,60 Reichsmark.

Schon 1768 gründete Katharina II. eine Notenbank, die Papierrubel ausgab, die anfangs noch für Kupfergeld standen. Die Ausgabe von Papiergeld (Banknoten) wurde zum alleinigen Vorrecht des russischen Staates. Zur Zeit der Russischen Revolution wurde der Rubel vor allem als Papiergeld herausgegeben, was eine Hyperinflation schon ab 1917 beginnend verursacht hat.

In der Sowjetunion gab es dann in den 1920er Jahren wieder eine neue, stabilisierte Währung mit dem Namen „Rubel“, die teilweise wieder mit Gold-, Silber- und Billonmünzen von 1921 bis 1931 im Umlauf hinterlegt war. Sie war aber nicht mit dem vormaligen Goldstandard von vor 1915 vergleichbar, da die 10-Rubelgoldmünze (Tscherwonez) als Handelsmünze nicht für den Binnenumlauf vorgesehen war. Diese nun mehr sowjetische Rubelwährung inflationierte jedoch ab dem Zweiten Weltkrieg und wurde 1947 sowie 1961 nochmals grundlegend im Aussehen und in den Preisstrukturen reformiert.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 gaben alle Nachfolgestaaten eigene Währungen aus. Nur für kurze Zeit existierte der Lettische Rubel (Rublis), der 1993 durch den Lats ersetzt wurde. Die tadschikische Währung hieß bis 1999 ebenfalls „Rubel“ und wurde durch den Somoni abgelöst.

Heute existieren drei Rubelwährungen. Ohne Vorsatz des Ländernamens ist meist der Russische Rubel gemeint. Daneben gibt es den Weißrussischen Rubel sowie seit 1994 den Transnistrischen Rubel in der international nicht anerkannten Transnistrischen Moldauischen Republik.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Handelsblatt: Der Rubel rutscht
  2. vgl.: Liste der Wechselkurse (Goldstandard)
  3. Otto, Carl; Der Haussekretär; Berlin 1913, S 485, 3. Umschlagseite
  4. Von A-Z: Das Konversationslexikon; Berlin 1932, Sp. 417ff

Literatur

  • G. Frantz: Russisches Tornisterwörterbuch, Mentor-Verlag, Berlin-Schöneberg (vor 1917)
  • Heinz Fengler: Lexikon Numismatik , transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-344-00220-1
  • Günther Schön: Weltmünzkatalog 20. Jahrhundert ..., Battenberg Verlag 2003, 32. Auflage, ISBN 3-89441-501-0
  • Anton Seljak: Zum russischen Geldsystem vom Kiewer Reich bis 1897. Webpublikation für das ©MoneyMuseum 2002 (www.moneymuseum.com).
  • Anton Seljak: „Das Geld- und Kreditsystem in Russland vom Kiever Reich bis 1897 – ein währungshistorischer Überblick“. In: Guski, Andreas / Schmid, Ulrich (Hgg.): Literatur und Kommerz im Russland des 19. Jahrhunderts. Institutionen, Akteure, Symbole. Zürich 2004, S. 31-76. (Basler Studien zur Kulturgeschichte Osteuropas, 8, ISBN 978-3907576670
  • Iwan Georgewitsch Spasski: Das russische Münzsystem. Ein historisch-numismatischer Abriß, 1. Auflage, transpress Verlag für Verkehrswesen Berlin 1983

Weblinks


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