Korallen

Korallen
Korallen im durchlichteten Flachwasserbereich. Nur dort sind die symbiotischen Algen zur Photosynthese in der Lage

Als Korallen (v. griech. korállion) werden sessile, koloniebildende Nesseltiere bezeichnet. Die verschiedenen Gruppen von Korallen sind nicht näher miteinander verwandt, sondern gehören verschiedenen Taxa der Nesseltiere an. Am bekanntesten sind die Steinkorallen, die den Hauptanteil an der Entstehung der Korallenriffe haben. Eine weitere bedeutende, artenreiche Gruppe sind die Octocorallia, zu denen die Weich-, Leder- und Röhrenkorallen, sowie die Gorgonien gehören. Die Schwarzen Korallen sind mit 150 Arten sehr viel artenärmer. Während die bisher genannten Gruppen Blumentiere sind, gehören die Feuer- und die Filigrankorallen zur Klasse der Hydrozoa.

Inhaltsverzeichnis

Biologie

Allgemeines

Korallen kommen ausschließlich im Meer vor, insbesondere im Tropengürtel. Im Hinblick auf die Wuchsform unterscheidet man zwischen Weichkorallen und Steinkorallen, wobei letztere durch Einlagerungen von Kalk Skelette bilden, durch die Korallenbänke oder ein Korallenriff entstehen, da totes Skelettmaterial fortwährend von lebendigem Gewebe überwuchert wird. Korallenskelette bestehen zum größten Teil aus Aragonit, den die Korallentiere aus ihrer Fußscheibe oder ihrem Ektoderm absondern, um der Kolonie Stütze zu verleihen. Die Einzelskelette sind in der Regel pflanzenartig verzweigt und an den Zweigenden, den Wachstumsspitzen, sitzen oft farbenprächtige Polypen, die den Eindruck verstärken, man hätte es mit unterseeischen Blütenpflanzen zu tun.

Wie bei den meisten festsitzenden Meerestieren handelt es sich auch bei Korallen um Filtrierer, d. h. sie ernähren sich auch durch das Herausfiltern von Mikroplankton, Nährstoffen und Spurenelementen aus dem strömungsreichen Meerwasser. Viele der Korallen, die in Nähe der Wasseroberfläche leben, ernähren sich jedoch nicht alleine durch Filtrieren von Plankton, sondern auch (oder sogar zum größeren Teil) durch eingelagerte Symbiosealgen, sogenannte Zooxanthellen, welche auch für die intensiven Farben im lebendigen Gewebe der Koralle verantwortlich sind. Diese einzelligen Algen sind mit ihrem pflanzlichen Photosynthese-Stoffwechsel nahtlos in den Nährstoffhaushalt der Koralle eingebunden. Je nach vorhandenem Plankton kann auch die Größe der Korallenpolypen sehr unterschiedlich sein, deshalb unterscheidet man zwischen grosspolypigen (LPS - Large Polyp Sclerantinia) und kleinpolypigen (Small Polyp Sclerantinia), wobei die Polypengröße von Millimeter-Bruchteilen bis zu mehreren Zentimetern variiert. Korallen gibt es seit über 400 Millionen Jahren; sie helfen dem Geologen bei Paläoklimarekonstruktionen (s. auch: Schuppen-Altersbestimmung (Biologie)).

Tiefseekorallen

Neben den riffbildenden Steinkorallen der Tropen findet man auch Tiefseekorallen, welche keine Zooxanthellen besitzen und sich ausschließlich durch die Filtration von Plankton ernähren. Sie sind in Meerestiefen von 40 bis zu 6.300 m nachgewiesen; in der Hauptsache kommen sie in Tiefen zwischen 200 und 1.000 m vor. Ebenso wie ihre oberflächennahen Verwandten bieten auch sie einer vielfältigen Tierwelt Lebensraum.

Arten, die sich hauptsächlich von Kleinstlebewesen ernähren, sind u.a.:

  • diverse Steinkorallen (z.B. Tubastrea spp., Balanophyllia spp.)
  • Gorgonien (Annella spp., Melithaea spp.)
  • Weichkorallen (z. B. Dendronepthya spp., Scleronephthya spp.)
  • manche Seeanemonenarten


Fortpflanzung

Ein besonderes Ereignis stellt das jährliche Massenablaichen dar, das der Vermehrung der Korallen dient. Im Great Barrier Reef findet dieses während des australischen Frühjahrs im November statt und richtet sich nach einem von der Natur streng vorgegebenen Zeitplan. Die den Zeitpunkt beeinflussenden Faktoren sind die Wassertemperatur von etwa 27 °C, die Tageslänge und die Mondphase. Nur ein minutiös aufeinander abgestimmter Ausstoß der Eizellen und Samen in großer Menge gewährleistet die erfolgreiche Fortpflanzung, die durch Fressfeinde und starke Meeresströmung erschwert wird. Die Korallen vermehren sich auf 2 verschiedene Arten. Zum einen über Samen- und Eizellen und zum anderen durch Körperteilung. Bei der Samen- und Eizellenbefruchtung stoßen männliche Polypen in großen Mengen Samenzellen aus. Von diesen Samenzellen wird ein kleiner Teil eingestrudelt damit sie die Eier befruchten können. Darauf entstehen kleine, freischwebende Larven von denen aber nur wenige an eine gute Unterlage gespült werden. Wenn sie jedoch eine geeignete Unterlage gefunden haben sondert sich Kalk ab, welcher an der Unterlage festklebt und einen schützenden “Panzer“ bildet. Dieses Bild was daraus entsteht nennt man “Außenskelett“. Die Körperteilung erfolgt etwas einfacher. Einer Koralle wächst ein knospenartiger Anhang, woraus ein neuer Polyp entsteht. Um ihn entsteht wieder ein Kalkmantel und die Körperteilung beginnt von vorne. Wenn die dadurch entstandene Kolonie immer mehr Einzeltiere bildet wird daraus ein Korallenstock und später ein ganzes Riff. Das Herz solcher Riffe besteht aber zum größten Teil aus Skeletten von toten Polypen. Nur die Oberfläche besteht aus lebenden Kolonien.

Gefährdung

Die oben erwähnten Algen sind sehr temperaturempfindlich. Erwärmt sich das Wasser zu stark, beginnen sie Giftstoffe zu produzieren und werden daraufhin von den Korallen abgestoßen, woraufhin sie sofort absterben. Der weiße Kalkmantel bleibt bestehen, daher der Begriff Korallenbleiche. Durch die globale Erwärmung kommt es häufiger und länger andauernd zum "Überhitzen" des Meerwassers. Dadurch verläuft eine ansonsten leicht verlaufende Korallenbleiche, von der sich eine Koralle erholen kann, schwerer und führt schließlich zum Absterben. Eine weitere Gefahr droht durch die Versauerung der Meere, die einen Teil der anthropogenen Emissionen von Kohlenstoffdioxid aufnehmen, was die Bildung neuer Kalkschalen verhindert. Außerdem scheint es der Fall zu sein, dass das Einleiten von Fäkalien ebenfalls ein Faktor für die Korallenbleiche darstellt, da sie an entsprechenden Stellen vermehrt beobachtet werden konnte. Als Auslöser werden coliforme Bakterien in den Fäkalien vermutet. Die Korallenbleiche hat in den letzten Jahren viele beliebte Tauchreviere zerstört.

Durch Tiefseefischerei (Schlepp- und Grundnetzfischerei) sind Tiefseekorallen bedroht; ein negativer Einfluss von Bohrplattformen zur Erdöl- oder Erdgasförderung in der Umgebung von Tiefseekorallenriffen wird nicht ausgeschlossen. Transkontinentale Unterwasserkabel zur Telekommunikation stellen ebenfalls eine Bedrohung dar. Siehe auch: Folgen der globalen Erwärmung

Schutz

Seit mehreren Jahrzehnten versuchen Enthusiasten wie Wolf Hilbertz, Tom Goreau oder die Global Coral Reef Alliance der Zerstörung der Korallenriffe entgegen zu steuern. Sie schaffen Nationalparks in den Meeren und versuchen künstliche Korallenriffe zu schaffen und absterbende Riffe zu erhalten. Dabei wurden die verschiedensten Methoden angewandt, wie der Riffball, die Biorock-Technologie, das versenken von Schiffen, Flugzeugen und Fahrzeugen. Ein künstlich angelegtes Riff aus versenkten Autoreifen hat sich in den USA zur ökologischen Katastrophe entwickelt.

Nutzen

Die Kalkgerüste von Korallen werden für die Schmuckherstellung verwendet. Diese Nutzung lässt sich bis in die vorgeschichtliche Zeit nachweisen. Als Schmuckstein ist die rote Edelkoralle am begehrtesten. Wichtiger sind jedoch die lebenden Korallen als Brutstätte und Kinderstube für viele Meeresbewohner. Hier finden sie Schutz vor ihren Feinden und genügend Nahrung. Im Lebensraum der Korallen existieren etwa ein Viertel aller bekannten Meeresfische.

Brauchtum, Symbolik und Ikonografie

Koralle und Korallenäste werden schon in der Antike für Amulette verwendet. Sie gelten als Schutz gegen Krankheiten, Blitzschlag und Misswuchs. Sie waren im alten Ägypten der Isis und in Rom der Venus heilig. Rosenkränze aus Korallen waren im Nachmittelalter sehr beliebt. Im italienischen Volksglauben schützen Korallen Kinder gegen Unheil. Daher findet man auch viele Darstellungen des Jesuskind mit Korallenkette und Halsband mit Korallenast. In der Profanikonographie ist die Korallenkette ein Attribut der Kindheit geworden.

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