Kornätzung

Kornätzung
Aquatinta von Karl Bodmer 1841. Die Stadt Traben-Trarbach und die Grevenburg an der Mosel.

Die Aquatinta, auch als Tuschätzung, Bistermanier oder Ätzlavierung bezeichnet, ist ein spezielles Verfahren der künstlerischen Druckgrafik, bei der über Flächenätzung Halbtöne erzeugt werden. Sie gilt als eine der malerischsten Tiefdrucktechniken.

Die Aquatinta-Technik wurde zwischen 1765 und 1768 von Jean Baptiste Leprince erfunden und von Künstlern wie Francisco de Goya, Joan Miró und Hans Körnig intensiv genutzt. Vielfach wird das Aquatinta-Verfahren mit der Radierung kombiniert. Die im Aquatinta-Verfahren ausgeführten Graphiken ähneln lavierten Tuschezeichnungen.

Inhaltsverzeichnis

Das Vorgehen bei der Aquatinta

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Die Druckplatte wird dabei mit pulverisiertem Harz, Kolophonium oder Asphalt bestäubt und anschließend von unten erhitzt. Die Pulverpartikel verschmelzen mit der Druckform und bilden eine punktierte Deck- bzw. Lackschicht (schmirgelpapier-ähnlich). Stellen, die im Druck hell bleiben sollen, werden mit einem Abdecklack geschützt. In einem Säurebad folgt die Ätzung. Dabei frisst sich die Säure an den nicht abgedeckten Stellen zwischen den aufgeschmolzenen Staubkörnchen in das Metall der Druckform und macht es für die Farbe aufnahmefähig.

Verschiedene Grautöne erreicht man dadurch, dass die Platte nach der ersten Ätzung getrocknet wird und weitere Partien abgedeckt werden. Durch die nun erfolgende 2. Ätzung werden die noch offenen und zuvor geätzten „Näpfchen“ weiter vertieft und können mehr Farbe aufnehmen als die zwischenzeitlich abgedeckten „Näpfchen“. Mit jedem weiteren Abdeck- und Ätzvorgang kann eine dunklere Graustufe hinzugefügt werden.

Nach erfolgter Einfach- oder „Mehrstufenätzung“ reinigt man die Platte von der Harz- oder Asphaltkörnung sowie allen Abdeckschichten. Die so entstandene geätzte Platte wird anschließend eingefärbt, wobei die Farbaufnahme von der Feinheit der Staubkörner, deren Dichte und der Tiefe der Ätzung bestimmt wird. Beim Druck auf Papier ergibt sich dadurch die charakteristisch strukturierte Fläche.

Da Aquatintaplatten besonders empfindlich sind, können ohne Verstahlung nicht mehr als 100 qualitätsvolle Abzüge zustande kommen. Durch Verstählung kann zwar eine höhere Auflage erreicht werden, zugleich geht aber häufig die Zartheit dieser Technik, die ihren künstlerischen Reiz oftmals wesentlich bestimmt, wieder verloren.

Weitere Formen des Aquatinta-Verfahrens

Aquatintaradierung von Wolfram Gothe; 1988
  • Salz-Aquatinta: Auf einen dünn aufgetragenen Wachsgrund wird eine gleichmäßige Schicht Salz gestreut. Beim Erwärmen der Platte sinkt das Salz durch die schmelzende Wachsschicht bis auf die Metallplatte. Im Wasserbad löst sich das Salz auf und hinterlässt in der Deckschicht ein Netz von Löchern, durch das die Säure auf die Metallplatte einwirkt und einen gleichmäßigen, netzförmigen Flächenton erzeugt.
  • Sandpapier-Aquatinta: Auf eine mit Ätzgrund bedeckte Kupferplatte wird ein Sandpapier gelegt und beides durch die Druckpresse gedreht. Der Ätzgrund wird durchlöchert, das Säurebad kann das Metall angreifen. Es entsteht dabei eine pointillistisch granulierte Fläche.
  • Weingeist- oder Craquelure-Aquatinta: Harz wird in Weingeist (Ethanol) gelöst und auf die Metallplatte aufgegossen; beim Verflüchtigen des Alkohols entsteht ein lebhaftes Netz von Sprüngen, durch die das Säurebad angreifen kann. Das Ergebnis ist ein lebhafter Flächenton.
  • Reservage: Die Reservage verwendet konzentrierte Zucker- und Gummiarabikumlösungen, die mit einem Pinsel auf die Metallplatte gezeichnet werden. Ein darüber gelegter Ätzgrund wird in heißem Wasser durch den sich lösenden Zucker bzw. den quellenden Gummi an den gezeichneten Stellen abgesprengt, die dadurch zum Ätzen freigelegt werden. Insgesamt entstehen bei dieser Technik etwas rauere Konturen als bei anderen Aquatinta-Techniken.

Literatur

  • Wolfgang Autenrieth: Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren - Vom „Hexenmehl und Drachenblut“ zur Fotopolymerschicht - Tipps, Tricks, Rezepte und Anleitungen. Ein Werkstattbuch, Krauchenwies 2006, ISBN 978-3-0001-6757-7 (→ Auszüge Online)
  • Walter Koschatzky; Die Kunst der Graphik, München: DTV 1985, ISBN 3-4230-2868-8
  • Volker Steinbacher: Workshop Radierung, Gravieren, Drucken, Kolorieren. Wiesbaden 2006, ISBN 3-8241-1337-6
  • Christiane Wiebel: Aquatinta, oder „Die Kunst mit dem Pinsel in Kupfer zu stechen“, München Berlin, 2007, ISBN 978-3-422-06693-9
  • Ales Krejca : Die Techniken der graphischen Kunst , Handbuch der Arbeitsvorgänge und der Geschichte der Druckgrafik, Übersetzung aus dem Tschechischen, Artia Verlag Prag 1980 , 200 Seiten

Weblinks


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