- Korps der Hafenkapitäne - Küstenwache
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Die Guardia Costiera ist die Küstenwache Italiens. Sie bildet den operativen, seegestützten Arm des Corpo delle Capitanerie di Porto (Korps der Hafenkapitäne; Hafenämter), das dem Verkehrsministerium in Rom untersteht. Die Notrufnummer ist 1530.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Die Capitanerie di Porto - Guardia Costiera ist für folgende Bereiche zuständig:
- Hafenverwaltung
- Verwaltung von staatlichen Liegenschaften in Küstengebieten
- Seeleute (Verwaltungsaufgaben)
- Ausstellung von Befähigungszeugnissen
- Zulassung und Registrierung von Seefahrzeugen
- Sicherheit im Schiffsverkehr (unter anderem Port State Control)
- Betrieb von Navigationseinrichtungen
- Seeverkehrskontrolle und Schifffahrtspolizei
- Such- und Rettungsdienst (Notruf 1530)
- Unterstützung bei der Bekämpfung der illegalen Immigration
- Maritimer Umweltschutz
- Fischereischutz
- Maritimer Kulturgüterschutz
- Wehrersatzwesen und Personalrekrutierung für die Marine
Italien hat eine Küstenlänge von etwa 8.100 km. Die Hoheitsgewässer belaufen sich bei einer Zwölfmeilenzone auf 155.000 km². Die Ausschließliche Wirtschaftszone umfasst ein Seegebiet von 350.000 km², in welcher die Küstenwache Pflichten im Bereich der Seenotrettung und des Umweltschutzes hat. Bei der Seenotrettung wird die Guardia Costiera insbesondere von Hubschraubern der italienischen Luftwaffe unterstützt, die gemäß den ICAO-Richtlinien für den Betrieb bzw. die Koordinierung des nationalen Luftrettungssystems zuständig ist. Die Flugzeuge der Küstenwache dienen in erster Linie zur Erkennung von Umweltschutzvergehen (z.B. Reinigung der Schiffstanks auf hoher See). Sie leisten auch einen Beitrag zur Bekämpfung der illegalen Immigration.
Die Guardia Costiera ist nicht zuständig für die Überwachung der Zollgrenzen (Wasserzoll) und auch nicht für den polizeilichen Grenzschutz. Diese Aufgaben werden von den Luft- und Seeeinsatzkräften der Guardia di Finanza übernommen, jedoch unterstützt die Küstenwache sie in diesem Bereich regelmäßig. Es gab in Italien wiederholt Versuche, die o.g. Kräfte der Guardia di Finanza der Guardia Costiera zuzuschlagen und so eine einheitliche Küstenwache zu schaffen, die nach dem Muster der United States Coast Guard oder des deutschen Koordinierungsverbund Küstenwache für alle staatlichen Aufgaben auf See zuständig wäre. Diese Versuche sind immer wieder an Besitzstandsdenken und Traditionalismus gescheitert. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die maritimen Einsatzkräfte der Guardia di Finanza größer sind als die der Guardia Costiera.
Das „Hydrographische Institut“ in Genua gehört zur italienischen Marine. Diesem Institut unterstehen auch einige Forschungs- und Vermessungsschiffe. Es gibt u.a. amtliche Seekarten und Seehandbücher heraus und ist auch für die Nachrichten für Seefahrer zuständig.
Die italienischen Polizeien unterhalten eigene wasserschutzpolizeiliche Einheiten, die vor allem auf Binnengewässern und in küstennähe eingesetzt werden. Auch andere Sicherheitsorganisationen wie z.B. die italienische Feuerwehr verfügen über eigene Boote.
Einen grundlegenden Beitrag zum Rettungsdienst und zur Ersten Hilfe in Küstennähe, an Stränden und auf Binnengewässern leistet die nichtstaatliche, gemeinnützige Società Nazionale di Salvamento.
Organisation
Die Capitanerie di Porto - Guardia Costiera ist eine militärisch strukturierte Organisation. Sie bildet offiziell eine (wenn auch relativ autonome) Truppengattung der italienischen Marine (zu deren Personalsollstärke die ca. 11.000 Angehörigen der Küstenwache nicht gezählt werden). Die Guardia Costiera untersteht dem Ministerium für Infrastruktur- und Verkehrswesen, kann jedoch im Bedarfsfall dem Verteidigungsministerium bzw. der Marine unterstellt werden.
Die Organisation weist im zentralen Bereich militärische Züge auf. Der Chef der Küstenwache ist ein Vizeadmiral, der Dienststellung nach ist er Comandante Generale. Das Comando Generale ist ein nach militärischem Muster ausgerichteter Stab, dem auch das wichtige nationale Einsatzzentrum (Italian Maritime Rescue Coordination Center) untersteht.
Auf territorialer Ebene gliedert sich die Guardia Costiera in:
- 15 „Maritime Direktionen“ (Direzione Marittima) in Genua, Livorno, Rom, Neapel, Reggio Calabria, Olbia, Cagliari, Palermo, Catania, Bari, Pescara, Ancona, Ravenna, Venedig und Triest. Diese Direktionen werden als Hafen- und Küstenabschnittskommandos in aller Regel von einem Flottillenadmiral oder von einem Kapitän zur See geleitet. Der Betrieb großer Häfen wird daneben von öffentlich-rechtlichen Hafenbetriebsgesellschaften mit der Bezeichnung Autorità Portuale sichergestellt.
- 54 Hafenkapitänsämter (Capitaneria di Porto im Singular) in Häfen von überregionaler Bedeutung, in der Regel geleitet von Kapitänen zur See oder Fregattenkapitänen.
- 47 Bezirksämter (Ufficio Circondariale Marittimo) in Häfen regionaler Bedeutung, in der Regel geführt von Kapitänleutnants.
- 133 Ortsämter (Ufficio Locale Marittimo) in Touristen- und Yachthäfen, geleitet von höheren Unteroffizieren.
- 53 Außenstellen oder „Strandbüros“ (Delegazioni di Spiaggia), in der Regel nicht an Stränden, sondern an kleinen Touristen- und Fischereihäfen. Sie werden von Bootsleuten geführt und sind nicht ständig besetzt. Überwachungs- und Rettungsaufgaben an Stränden übernehmen vor allem in der touristischen Hochsaison in der Regel Organisationen wie die genannte Società Nazionale di Salvamento.
Die Küstenwache verfügt insgesamt über knapp 400 Seefahrzeuge.
Besondere Einheiten und Verbände sind:
- Fliegertruppe: Sie besteht aus etwa 250 Personen und verfügt über 9 Hubschrauber vom Typ Agusta-Bell AB 412CP, 7 Patrouillenflugzeuge vom Typ Piaggio P.166 und 2 Patrouillenflugzeuge vom Typ ATR 42MP (bestellt sind neue Hubschrauber vom Typ AgustaWestland AW139 und eine weitere ATR 42, die P.166 werden ab 2010 außer Dienst gestellt). Stützpunkte befinden sich in Luni (La Spezia, Hauptquartier, Wartungs- und Ausbildungszentrum), Fontanarossa (Catania) und in Pescara.
- Satellitenstation COSPAS-SARSAT in Bari
- 2 LORAN-C-Stationen in Sella Marina und Lampedusa
- 4 Tauchereinheiten in San Benedetto del Tronto, Neapel, Messina und Cagliari
Geschichte
Das Corpo delle Capitanerie di Porto wurde am 20. Juli 1865 gegründet und fasste alle entsprechenden Dienststellen der alten italienischen Staaten in einem neuen rechtlichen und organisatorischen Rahmen zusammen. Zunächst handelte es sich um eine vorwiegend zivile Organisation, die auch einige militärische Aufgaben zur Unterstützung der Marine übernahm. Im Jahr 1915 wandelte man die Capitanerie di Porto aus kriegsbedingten Gründen in eine rein militärische Organisation um und unterstellte sie der Marine. Diesen militärischen Status behielt die Küstenwache auch nach 1918 bei (in dieser Hinsicht ähnelt sie den Carabinieri). Als nach 1945 das Marineministerium im neuen Verteidigungsministerium aufging, kam die Küstenwache zum Handelsmarineministerium. Die traditionellen Verbindungen zur Marine bestanden jedoch weiter und auch die militärischen Unterstützungsaufgaben wurden fortgesetzt. Am 8. Juni 1989 erhielten die operativen Bereiche der Capitanierie di Porto die neue Bezeichnung Guardia Costiera, wodurch man einem internationalen Trend entsprach. Vor allem die Seefahrzeuge erhielten den neuen Schriftzug und auch den für die Küstenwache typischen roten Streifen an der Seite, der in diesem Fall um ein schmales weisses und grünes Band (Nationalfarben Italiens) ergänzt wurde. Diese Namensänderung änderte jedoch nichts an der bisherigen Substanz und an den bisherigen Aufgaben der Küstenwache. Von verschiedener Seite gab es Forderungen, die Capitanerie di Porto mit den seegestützten Teilen der Guardia di Finanza zu einer wirklichen einheitlichen nationalen Küstenwache auszubauen. Dies konnte bis heute nicht durchgesetzt werden. Ende der 1990er Jahre entstand durch eine Fusion der Ministerien für Handelsmarine, Verkehr und öffentliche Arbeiten das neue Ministerium für Infrastruktur und Verkehr. Diesem neuen Ministerium untersteht die italienische Küstenwache heute. Daneben wird sie auch im Auftrag anderer Ministerien tätig, insbesondere im Auftrag des Landwirtschafts- und des Umweltministeriums.
Siehe auch
Weblinks
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