- Kosovar
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Der Begriff Kosovaren wird uneinheitlich verwendet. Nach der einen Definition umfasst der Begriff alle Bewohner des Kosovos, unabhängig von deren jeweiligen Ethnie, und stellt damit eine geographische Bezeichnung dar.[1] Die andere Definition verwendet Kosovaren als Bezeichnung für Kosovo-Albaner.[2] Am Begriff Kosovaren wird teilweise kritisiert, im Kosovo selbst würde sich niemand so nennen, sondern Albaner, Türke, Serbe oder Roma.[3] Kosovar ist die angegebene Staatsangehörigkeit in den Pässen der Republik Kosovo.
Inhaltsverzeichnis
Wortbildung
Das Wort „Kosovar“ ist gebildet aus dem slawischen Toponym Kosov- und dem im Albanischen sehr produktiven Suffix -ar, das stets Personen bezeichnet.[4]
Begriffsgeschichte
Zum ersten Mal tauchte der Begriff Anfang der 20er Jahre auf. Zu jener Zeit hielten sich zehntausende Flüchtlinge aus dem Kosovo in Albanien auf. Ihre politischen Führer bildeten im Parlament eine eigene Gruppe - die Kosovaren.[5] Je länger die Aufspaltung des albanischen Siedlungsgebiets anhielt, desto mehr bürgerte sich die Bezeichnung Kosovar im albanischen Sprachgebrauch ein.
Als Selbstbezeichnung findet sich der Begriff erstmals 1942 im Untertitel einer von den Partisanen herausgegebenen Wochenzeitung.[6] Als solche war und ist Kosovar unter den Kosovo-Albanern aber umstritten. Nachdem die jugoslawische Verfassung von 1974 Kosovo zur autonomen Provinz erklärt hatte, wurde unter den albanischen Intellektuellen verstärkt über die ethnische Identität der eigenen Volksgruppe debattiert. Die einen meinten, durch die Jahrzehnte lange Trennung von Albanien habe sich eine besondere kosovarische Identität herausgebildet und demnach könne man sich auch als Kosovar bezeichnen. Gleichzeitig sei dies eine Anerkennung der politischen Realität in Jugoslawien, nicht zuletzt käme aber auch der Anspruch zum Ausdruck, Titularnation der autonomen Provinz zu sein. Andere dagegen lehnten die Selbstbezeichnung Kosovar ab, weil dessen Benutzung die Spaltung der albanischen Nation vertiefen würde. Nicht zuletzt, weil der Begriff vor allem in Albanien etabliert wurde, sehen die Gegner darin einen Komplott der toskisch dominierten kommunistischen Regierung Enver Hoxhas, um auf diese Weise die Gegen zu entzweien.[7]
Mit der Verschärfung des serbisch-albanischen Konflikts zu Zeiten Slobodan Miloševićs kam der Begriff Kosovaren in die internationalen Medien. Einige Journalisten und auch die UN übertrugen ihn auch auf die nichtalbanische Bevölkerung Kosovos. Die Serben und auch die anderen Minderheiten im Kosovo haben sich selbst aber nie als Kosovaren bezeichnet.[8] Gleichwohl hat sich die Zuschreibung auf die gesamte Bevölkerung verfestigt[9] und sogar Eingang in den Duden gefunden.[10]
Gegenwärtig ist noch ungeklärt, wie die Staatsbürger Kosovos in den beiden Amtssprachen genannt werden sollen.
Literatur
- Noel Malcolm: Kosovo. A Short History. New York University Press, New York 1998, 492 Seiten
Einzelnachweise
- ↑ NZZ-Online vom 17. Februar 2008 [1], siehe auch die Definition des Duden [2]
- ↑ Meyers Lexikon Online [3]
- ↑ [4]
- ↑ In gleicher Weise etwa die Bildungen këngetar - Sänger u. qytetar - Bürger. Vgl. Martin E. Huld: Basic Albanian etymologies. Columbus OH 1984. ISBN 0-89357-135-0
- ↑ Michael Schmidt-Neke: Entstehung und Ausbau der Königsdiktatur in Albanien (1912 - 1939). S. 64 (= Südosteuropäische Arbeiten. 84) München 1987. ISBN 3486-54321-0
- ↑ Kosova. Organ i komitet Kosovar. 1-39/40(1942).
- ↑ Kelmendi, Who is Kosovar?
- ↑ Dazu der ehemalige UN-Menschenrechtsbeauftragte für den Balkan, Jiří Dienstbier, in der tschechischen Zeitung Pravo (8.1.2008.
- ↑ Begriffserklärung ohne Verfasserangabe in: NZZ-Online (17.2.2008)
- ↑ Eintrag im Duden
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