Kotoku Jiken

Kotoku Jiken

Der Taigyaku Jiken (jap. 大逆事件, dt. „Hochverratsaffäre“), auch bekannt als Kōtoku Jiken (幸徳事件, dt. „Kōtoku-Affäre“), war ein sozialistisch-anarchistischer Plan, 1910 den japanischen Tennō Meiji bei einem Attentat zu töten. Er führte zu Massenverhaftungen von linken und der Hinrichtung von 12 mutmaßlichen Verschwörern 1911.[1]

Am 20. Mai 1910 durchsuchte die Polizei die Wohnung von Miyashita Takichi (宮下 太吉; 1875–1911), einem Sägewerksangestellten aus der Präfektur Nagano und fand verschiedene Gegenstände, mit welchen sich Bomben bauen ließen. Weiterführende Ermittlungen führten zur Festnahme seiner Komplizen Nitta Toru (1880-1911), Niimura Tadao (新村 忠; 1887–1911), Furukawa Rikisaku (古河 力作; 1884–1911) und Kōtoku Shūsui (1871–1911) sowie seiner früheren Lebensabschnittsgefährtin, der feministischen Autorin Kanno Suga (管野 スガ), welche schon beim Vorfall der roten Flagge (赤旗事件, akahata jiken) angeklagt aber freigesprochen worden war. Durch Verhöre erfuhr die Polizei von dem, was die Ankläger als eine landesweite Verschwörung gegen die japanische Monarchie bezeichneten.

Während der weiteren Ermittlungen wurden viele bekannte Linke im ganzen Land verhört. 25 Männer und eine Frau wurden Angeklagt, Artikel 73 des Strafgesetzbuches verletzt zu haben (Schaden oder versuchtes Schaden des Kaisers oder eines Mitglieds der kaiserlichen Familie). Die Verhandlungen waren nicht öffentlich und Hiranuma Kiichirō diente als Ankläger.

Während die Beweislage gegen die fünf Hauptangeklagten eindeutig war, war sie bei den restlichen 21 Angeklagten eher schlecht. Trotzdem wurden 24 der 26 Angeklagten zum Tode durch den Strang verurteilt, während die anderen beiden Gefängnisstrafen und acht und elf Jahren für das verletzen der Verordnungen über den Umgang mit Sprengstoff.

Von den 24 Todesurteilen wurden zwölf am folgenden Tag in lebenslange Haft umgewandelt. Von den restlichen zwölf wurden elf am 24. Januar 1911 hingerichtet, unter ihnen der bekannte Anarchist Kōtoku Shūsui und der Arzt Ōishi Senosuke (大石 誠之助). Als letztes wurde Kanno Suga am folgenden Tag hingerichtet.

Der Vorfall wurde von den Behörden als Vorwand genommen, viele Dissidenten zu verhaften. Nur fünf oder sechs der Verhafteten die beschuldigt wurden hatten wirklich etwas mit dem geplanten Attentat auf den Tennō zu tun. Selbst der Hauptangeklagte Kōtoku Shūsui hatte seit den frühesten Planungen nichts mehr mit der Anschlagsplanung zu tun, sein hohes Ansehen machte ihn aber zur Hauptfigur der Anklage.

Die Hochverratsaffäre stand in indirektem Zusammenhang mit dem Vorfall der roten Flagge von 1908. Während der Hochverratsaffäre wurden schon nach diesem Vorfall inhaftierte Anarchisten wie Ōsugi Sakae, Kanson Arahata (荒畑 寒村), Sakai Toshihiko (堺 利彦) und Yamakawa Hitoshi (山川 均) nach einer möglichen Beteiligung gefragt. Die Tatsache, das viele von ihnen schon im Gefängnis waren, schützte sie vor höheren Strafen.[2]

Die Hochverratsaffäre führte zu einer Veränderung innerhalb der Oberschicht der späten Meiji-Zeit, hin zu stärkerer Kontrolle und Unterdrückung von als gefährlich erachteten Ideologien. Sie war direkt für die Gründung des Tokubetsu Kōtō Keisatsu verantwortlich und den Erlass des Gesetzes zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit verantwortlich.

Ein Ersuchen auf Rehabilitation der Verurteilten nach dem zweiten Weltkrieg wurde 1967 vom Obersten Gerichtshof abgelehnt.[3]

Einzelnachweise

  1. Ian Hill Nish und Hugh Cortazzi: Britain & Japan. Biographical Portraits. Japan Society Publications, 2002, S. 338
  2. Helen Bowen Raddeker: Treacherous Women of Imperial Japan. Routledge, 1997, S. 6
  3. http://members2.jcom.home.ne.jp/anarchism/koutoku-giken.html

Literatur

  • Joseph Cronin: The Life of Seinosuke: Dr. Oishi and the High Treason Incident. White Tiger Press, 2007
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Miyashita ist hier somit der Familienname, Takichi ist der Eigenname.

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