Krabbenspinne

Krabbenspinne
Krabbenspinnen
Thomisus onustus, Weibchen

Thomisus onustus, Weibchen

Systematik
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Teilordnung: Entelegynae
Überfamilie: Thomisoidea
Familie: Krabbenspinnen
Wissenschaftlicher Name
Thomisidae
Sundevall, 1833

Die Krabbenspinnen (Thomisidae) gehören zu den artenreichsten Familien der Echten Webspinnen. Der weltweit 2042 Arten in 164 Gattungen umfassenden Familie gehören viele farblich sehr ansprechende Spinnen an. Die Lauerjäger sind weltweit verbreitet von der gemäßigten Klimazone bis in die Tropen hinein; wenige Arten sind auch in subarktischen oder alpinen Lebensräumen zu finden. Ebenso vielfältig sind die bewohnten Strati. Auch die Krabbenspinnen sind, wie alle Zwei-Klauen-Spinnen (Dionycha), z. B. die Springspinnen, gute Kletterer und daher auch in höherer Vegetation zu Hause.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Krabbenspinnen sind leicht an den sehr langen vorderen beiden Beinpaaren zu erkennen. Das erste Beinpaar mancher Männchen kann drei- bis fünfmal so lang sein wie das hintere Beinpaar. Die vorderen zwei Beinpaare werden in Ruhestellung leicht angewinkelt nach vorn gehalten, so dass das Tier aussieht wie eine Krabbe mit großen Scheren. Darüber hinaus befähigen diese Gliedmaßen die Krabbenspinnen zum Seitwärtslaufen. Wegen der von den meisten anderen Spinnenfamilien auffällig abweichenden Beinlänge wurden Streckerspinnen (Tetragnathidae) und Laufspinnen (Philodromidae) häufig zu den Krabbenspinnen gerechnet, jedoch handelt es sich dabei um ein apomorphes Merkmal und nicht um eine Analogie. Besonders augenfällig ist bei einigen Arten der farbenprächtige Hinterleib.

Lebensweise

Grüne Krabbenspinne (Diaea dorsata), Männchen
Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) lauert auf Beute

Krabbenspinnen sind reine Lauerjäger, die keine Fangnetze und deren heimische Vertreter noch nicht einmal Wohngespinste weben. Die Fähigkeit der Seidenherstellung wird wie bei anderen so genannten modernen Laufspinnen anders genutzt: Die Veränderliche Krabbenspinne Misumena vatia betreibt Vorratshaltung und schnürt ihre Beute zu Päckchen zusammen, die unterhalb der bewohnten Blüte befestigt wird. Xysticus nutzt sie bei der Paarung und die meisten Arten als Absturzsicherung. Bei Gefahr lassen sie sich am Faden gesichert fallen und verfallen in eine „Hängestarre“.

Paarung und Brutpflege

Die Seide spielt auch eine Rolle bei der Paarung. Das Weibchen lässt sich an einem Faden herabhängen oder verhält sich starr, während es sich vom wesentlich kleineren Männchen fesseln lässt. Das Männchen „befestigt“ das Weibchen auf der Unterlage und kriecht anschließend unter das Opisthosoma, um die Bulben in die Vagina einzuführen. Dieses Verhalten zeigen Xysticus (Krabbenspinnen), ähnlich auch Tibellus und Seidenspinnen (Nephila, Familie Dickkieferspinnen); allerdings ist die Funktion ungewiss, denn das Weibchen könnte sich aus den Weben befreien. Der Paarung geht eine Balz voraus und Pheromone, „Klopfzeichen“ (siehe auch: Wolfspinnen) sowie der Sehsinn spielen wahrscheinlich eine größere Rolle. Ebenso ist in diesem Zusammenhang das Verhalten der Baldachinspinnen (Linyphiidae) zu beachten, die sich zeitlich begrenzt nach der Paarung ein Netz teilen.

Krabbenspinne (Xysticus spec.)

Das Weibchen legt die ebenso gut getarnten Eier auf eine seidene Unterlage und spinnt einen linsenförmigen Kokon aus mehreren Lagen. Die mehrjährigen Tiere paaren sich nur einmal und das Weibchen bewacht ohne Nahrungsaufnahme den Kokon. Es lässt sich auch nicht durch Störungen ablenken. Kurz vor dem Schlüpfen beißt die Mutter den Kokon auf, leistet Geburtshilfe und stirbt danach.

Beutefang und Tarnung

Viele Krabbenspinnen lauern auf Blüten und Blättern auf Beute und können als Meister der Tarnung und Täuschung ihre Körperfärbung aktiv in wenigen Tagen dem Untergrund anpassen, so dass man an der Färbung des Weibchens meist ihren Lebensraum ablesen kann. Die Farbvarianten reichen von blütenweiß mit roten Streifen bis blassgrün oder bräunlich (Veränderliche Krabbenspinne, Misumena vatia), leuchtend gelb bis smaragdgrün (Arten der Gattung Heriaeus), gefleckt, längsgestreift (Runcinia), gelb bis orange (Synaema). Grüne oder auffällig gefärbte Tiere leben auf Blüten und Blättern, während dunklere Arten auf Baumstämmen oder in Bodennähe leben.

Bizarre Körperformen mit Höckern und Gruben, Punkten und Längsstreifen unterstützen die farbliche Tarnung der Tiere durch Flächenauflösung. Thomisus onustus nimmt beispielsweise die Farbe der Blüte an, auf der die Art jagt.

Krabbenspinne mit gefangener Biene

Oftmals werden die auf Blüten jagenden, farblich gut angepassten Tiere von vielen Menschen erst bei längerem Betrachten einer Blüte wahrgenommen.

Wie auch bei den verwandten Springspinnen (Salticidae) spielt der Sehsinn dieser Zweiklauenspinnen eine größere Bedeutung. Sie reflektieren UV-Licht und wirken damit für ihre Beutetiere besonders anziehend. Für diese ist die Spinne fast unsichtbar und so gerät das Beutetier fast in Körperkontakt, bevor die Krabbenspinne Honigbienen und andere Blüten bestäubende Insekten mit ihren kräftigen beiden vorderen Beinpaaren packt. Die Krabbenspinne vermeidet dabei den Stachel der größeren Beute und beißt Wespen und Bienen in den Nacken. Das Gift ihrer Kieferklauen ist sehr wirksam. Im Gegensatz zu den netzbauenden Spinnenarten sehen und erkennen Krabbenspinnen ihre Beute aus 10 bis 20 cm Entfernung, nachdem sie schon vorher durch niederfrequenten Luft- und Substratschall wahrgenommen wurde.

Heimische Gattungen, Arten und ihre Verbreitung

Ozyptila praticola
Thomisus onustus

Weitere interessante Arten

Literatur

  • Heimer, Nentwig et al.: Spinnen Mitteleuropas. Ein Bestimmungsbuch. Parey Berlin, 1991, ISBN 3-489-53534-0
  • Jones: Der Kosmos Spinnenführer. Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart, 1990, ISBN 3-440-06141-8
  • Sauer; Wunderlich: Die schönsten Spinnen Europas. Fauna-Verlag, Karlsfeld 1985, ISBN 3-923010-03-6
  • Foelix, R. F.: Biologie der Spinnen. Thieme, Stuttgart 1979, ISBN 3-13-575802-8
  • Wehner, Gehring: Zoologie. Thieme, Stuttgart 1992, ISBN 3-13-772723-5

Weblinks


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