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Wappen Karte Basisdaten (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) Bundesland Niederösterreich Politischer Bezirk Tulln (TU) Fläche 61,59 km² Koordinaten 48° 15′ N, 16° 1′ O48.25388888888916.0125205Koordinaten: 48° 15′ 14″ N, 16° 0′ 45″ O Höhe 205 m ü. A. Einwohner 7.016 (31. Dez. 2008) Bevölkerungsdichte 114 Einwohner je km² Postleitzahl 3443 Vorwahl 02274 Gemeindekennziffer 3 21 31 NUTS-Region AT126 Adresse der
GemeindeverwaltungWienerstraße 12
3443 SieghartskirchenOffizielle Website Politik Bürgermeister Johann Höfinger (ÖVP) Gemeinderat (2005)
(29 Mitglieder)Lage der Marktgemeinde Sieghartskirchen Sieghartskirchen ist eine Marktgemeinde mit 6.866 Einwohnern im Bezirk Tulln in Niederösterreich.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Sieghartskirchen liegt in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 61,59 Quadratkilometer. 36,01 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Katastralgemeinden sind Abstetten, Dietersdorf, Einsiedl, Elsbach, Flachberg, Gerersdorf, Gollarn, Henzing, Kogl, Kracking, Kreuth, Kronstein, Ollern, Ollern-Riederberg, Penzing, Plankenberg, Röhrenbach, Ranzelsdorf, Rappoltenkirchen, Reichersberg, Ried am Riederberg, Öpping, Sieghartskirchen, Steinhäusl, Wagendorf, Weinzierl.
Geschichte
Die älteste Nennung eines Ortes im Gemeindegebiet von Sieghartskirchen bezieht sich auf Abstetten, das zwischen 983 und 991 als „Abbatesteti“ erstmals in einem Weistum aufscheint. Alle Pfarren im Raum Sieghartskirchen entstanden durch die Abspaltung der großräumigen karolingischen Urpfarre Abstetten. Mittelpunkt der mittelalterlichen Siedlungsanlage Sieghartskirchens war die wehrhafte Kirche, errichtet auf einer Anhöhe und umgeben von Pfarrhof und Friedhof. Am Fuße des Kirchenhügels breitete sich eine unregelmäßige Siedlung aus, die später Richtung Preßbaumer Straße planmäßig als Straßendorf erweitert wurde. Der Ortsname Sieghartskirchen leitet sich von einem Sieghard ab, der hier die Kirche gegründet und wohl dem Geschlecht der Sieghardinger angehört hat. Die erste urkundliche Erwähnung Sieghartskirchens datiert aus dem Jahr 1051. Der deutsche Kaiser Heinrich III. schenkte damals das Reichsgut Sieghartskirchen dem Marienstift in Hainburg.[1] Im Jahre 1228 übertrug der bayrische Pfalzgraf Rapoto II. von Ortenburg die Pfarre Sieghartskirchen an das Augustiner-Chorherrenstift Baumburg in Bayern, das seine Rechte bis zur Aufhebung des Stiftes im Jahr 1803 wahren konnte.
Sieghartskirchen hatte sich schon im Mittelalter zu einem lokalen Marktzentrum entwickelt, das vor allem Vorteile an der Reichsstraße Wien–Linz ziehen konnte. Die erste gesicherte Nennung, die Sieghartskirchen als Markt ausweist, enthält ein Urbar der Pfarre aus dem Jahr 1581. Im 16. Jahrhundert wurde in Sieghartskirchen eine Poststation an der Reichsstraße Wien–Linz eingerichtet, die bis zur Erbauung der Eisenbahnen im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte. Denn lange Zeit führte die von Wien nach Westen führende Hauptverkehrslinie durch Sieghartskirchen. Sieghartskirchen verpasste im 19. Jahrhundert den Anschluss an das Eisenbahnnetz; die zahlreichen Projekte einer Wienerwaldbahn scheiterten alle an der Frage der Finanzierung.
Durch die Poststation wurde Sieghartskirchen seit etwa 1700 ein beliebter Übernachtungsort. Vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg war es eine gern aufgesuchte Sommerfrische. Seit der Zwischenkriegszeit ist das Gemeindegebiet, ausgehend vom Riederberggebiet, zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet von Wienern geworden. Waren früher ein Ziegelofen, zwei Sägewerke und ein Textilbetrieb die größten Betriebe in Sieghartskirchen, so ist heute mit ca. 370 Beschäftigten die Fleischwarenerzeugung Rudolf Berger das größte Unternehmen der Gemeinde. Die Fleischhauerei Berger war 1890 von Michael Berger gegründet worden, er war damals noch mit einem Handkarren unterwegs. Im Jahr 1980 kaufte die Gemeinde das ehemalige Posthaus mit dem weitläufigen Park an und adaptierte das klassizistische Gebäude als Rathaus.
Schloss Plankenberg
Einige Orte der Region sind auch durch verschiedene historische Ereignisse überregional bekannt. Im Jagdschloss Plankenberg, einem im 17. Jahrhundert errichteten dreigeschossigen Bau, war zwischen 1814 und 1826 eine Erziehungsanstalt für Adelige untergebracht. Ab dem Jahr 1885 bewohnte der Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern Schloss Plankenberg. Er scharte einen kleinen Kreis von Künstlern um sich; Marie Egner, Tina Blau, Olga Wisinger-Florian, Carl Moll, Theodor von Hörmann und Hugo Darnaut zählen zum Plankenberger Malerkreis, dessen Werke dem österreichischen Stimmungsimpressionismus zugerechnet werden. Ein Lieblingsmotiv Schindlers war die unweit von Schloss Plankenberg vorüberführende Pappelallee der Linzer Reichsstraße. Dieser Pappelallee bei Plankenberg widmete Schindler drei monumentale Darstellungen. Alma Mahler-Werfel, Schindlers Tochter, verbrachte Jahre ihrer Kindheit in Plankenberg. In ihrem Buch „Mein Leben“ schreibt sie darüber: „Meine Kindheit verbrachte ich meist in diesem alten Schlosse. Es war für mich voll Grauen, Legenden und Schönheit.“
Schloss Rappoltenkirchen
Auch in Rappoltenkirchen ist das Schloss das größte Juwel des Ortes. Anfang des 19. Jahrhunderts gelangte die Herrschaft und das Schloss Rappoltenkirchen in den Besitz der griechischen Familie Sina. Georg Simon Sina (1783–1856) war der bedeutendste Finanzmann der griechischen Kolonie in Wien, er galt nach Rothschild damals als der zweitreichste Mann Österreichs. An der Ostseite des Schlossparkes ließ Sina 1854 ein großes Mausoleum erbauen. Dort ruhten von 1906–1964 die Gebeine des griechischen Freiheitshelden Alexander Fürst Ypsilanti. Überstellt auf den Sankt Marxer Friedhof in Wien.
Freiherr Simon Georg Sina beauftragte den großen Architekten des 19. Jahrhunderts, den aus Dänemark gebürtigen Theophil Hansen mit dem Umbau des Schlosses Rappoltenkirchen, der in Wien unter anderem das Parlamentsgebäude und die Börse erbaut hatte. Hansen gestaltete Schloss Rappoltenkirchen im neoklassizistischen Stil zu einem „Ringstraßenpalais im Wienerwald“ um. Über eine Tochter Sinas kam Schloss Rappoltenkirchen in den Besitz der griechischen Familie Ypsilanti, die es bis Ende des 20. Jahrhunderts besaß.
Ehemaliges Franziskanerkloster „Im Paradies“
In einer Talmulde südöstlich von Ried am Riederberg wurde um 1440 ein Franziskanerkloster „im Paradies“ gegründet. Die Einsamkeit des Ortes gefiel den Ordensoberen, sodass das Noviziat und die Studienanstalt hierher verlegt wurden. Ein Großteil des Klosters fiel 1509 einer Feuersbrunst zum Opfer. Im Zuge der ersten Türkenbelagerung Wiens schwärmten türkische Streifscharen in den Wienerwald aus und zerstörten das Franziskanerkloster endgültig, 18 Patres wurden dabei getötet. Erhalten sind heute noch die Mauern eines einschiffigen, spätgotischen Kirchleins. Die Tradition des Rieder Klosters setzte das um 1620 neugegründete Franziskanerkloster in Neulengbach fort. Auch die Burg von Sieghartskirchen, die sich nahe dem heutigen „Gasthaus zum Mohren“ befand, wurde von den Türken 1529 zerstört.
Riederbergstraße
Die Straße von Ried am Riederberg auf die Riederberghöhe war lange Zeit wegen der enormen Steigung gefürchtet. Fuhrwerke benötigten einen Vorspann, Mitte des 19. Jahrhunderts kam es dann zum Ausbau der Riederbergstraße in Form von Serpentinen. Mit dem Aufkommen des Automobils wurden immer wieder „Bergrennen“ veranstaltet. Doch auch mit der Pflasterung der Straße 1934 blieb die Gefährlichkeit der Straße bestehen, da bei regennasser Fahrbahn sich im Bereich der Serpentinen spektakuläre Unfälle ereigneten.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
- Josef Faustenhammer (*1934), ehemaliges Mitglied des Bundesrates
- Leopold Grünzweig (24. Dezember 1923-17. Juni 2003), Bürgermeister 1970–1972, Landtagsabgeordneter und Landeshauptmannstellvertreter
- Roman Gutscher (4. August 1897-11. April 1967), Bürgermeister 1945–1964, ehemaliges Mitglied des Bundesrates
- Johann Höfinger (*1969), Abgeordneter zum Nationalrat
- Hildegard Joos (1909–2005), österreichische Malerin, bedeutende Vertreterin der abstrakten Malerei und des Konstruktivismus
- Johann Adam Mihm (1774–1851), Pfarrer, Geschichtsschreiber und Chronist
- Erich Rabl (*1948), Professor, Historiker und Heimatforscher
Politik
- Bürgermeister der Marktgemeinde ist Johann Höfinger, Amtsleiter Karl Heindl.
- Im Marktgemeinderat gibt es bei insgesamt 29 Sitzen folgende Mandatsverteilung: ÖVP 16, SPÖ 12, Grüne 1, andere keine Sitze.
Einwohnerentwicklung
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 1869 gab es 4353 Einwohner. Nach dem Ersten Weltkrieg stagnierte die Einwohnerzahl lange Zeit oder ging sogar zurück; der niedrigste Wert wurde 1961 mit 4007 Einwohnern erreicht. Seit den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung wieder: 1991 hatte die Marktgemeinde 5812 Einwohner, 2001 waren es 6674 und im Jahr 2008 schließlich 6932.
Städtepartnerschaften
- Bábolna in Ungarn
Wirtschaft und Infrastruktur
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 231, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 176. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 3137. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 48,23 Prozent.
In Sieghartskirchen angesiedelte Unternehmen:
- Berger Fleischwaren
- Getreide Gutscher
- Landesprodukte und Baustoffe Heinrich Gutscher Inh. Christine Nast
- Holzbau Kern
- Elektro Hochrieder
- Metallbau Ockermüller
- Baumeister Lechner
- Gärnterei Zinterhof
- Spenglerei Kiegler
- Scharf's Werkstätte
- IG Kiffmann
Literatur
- Roland Dobersberger: Abstetten 1987. 1000 Jahre Ortsgemeinde, 850 Jahre Pfarre, Wien 1987.
- Roland Dobersberger: Sieghartskirchen. Ein Heimatbuch. Wien-Klosterneuburg 2001.
- Josef Koller: Ollern. Orts- und Häuserchronik, Ollern 1983.
- Erich Rabl: Sieghartskirchen. Festschrift zu den Jubiläen 750 Jahre Verleihung der Pfarre Sieghartskirchen an das Kloster Baumburg. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Sieghartskirchen. Sieghartskirchen 1978.
- Erich Rabl: Sieghartskirchen in alten Ansichten. Zaltbommel 1982.
- Erich Rabl: Rappoltenkirchen. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rappoltenkirchen 1883-1983. Streiflichter aus der Geschichte Rappoltenkirchens. Rappoltenkirchen 1983.
- Erich Rabl: Sieghartskirchen 1890-1980. Album Verlag, Wien 2006, ISBN 3-85164-159-0
Einzelnachweise
- ↑ Die Urkunde spricht von quoddam predium Sigehartteschiriha dictum in comitatu Adalberti marchionis in pago Ostericha situm (ein Gut namens Sieghartskirchen in der Grafschaft des Markgrafen Adalbert im Gau Österreich gelegen). In: Urkunde 276, Monumenta Germaniae Historica, Diplomata: Die Urkunden Heinrichs III. (Heinrici III. Diplomata). Herausgegeben von Harry Bresslau (†) und Paul Kehr. Berlin 1931, S. 376–377 (Digitalisat).
Weblinks
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