Krasin (Eisbrecher)

Krasin (Eisbrecher)
Die Krasin im Jahr 1941 in Bremerton, Foto der US-Küstenwache

Die Krasin (auch Krassin, russisch Красин) ist ein ehemaliger sowjetischer Eisbrecher, der nun als Museumsschiff in Sankt Petersburg zur Schau steht. Er wurde vermutlich nach Leonid Krasin benannt, der Stalin bei Attentaten in Georgien unterstützte.

Das Schiff wurde durch die Rettung von Überlebenden der Nobile-Nordpol-Expedition und das Bergen des mit über 1800 Menschen an Bord in Seenot geratenen deutschen Passagierschiffs Monte Cervantes bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Technische Daten

  • Länge: 99,80 Meter
  • Breite: 21,65 Meter
  • Verdrängung: etwa 10.000 Tonnen
  • Antrieb: Dampfturbine mit etwa 10.000 PS
  • Geschwindigkeit: 15 Knoten
  • max. Eisdicke: 4-5 Meter

Konstruktion

Die Krasin wurde zwischen 1916 und 1917 nach den Zeichnungen von Vize-Admiral Stepan Makarow im Auftrag des russischen Marineministeriums auf der Werft W.G. Armstrong, Whitworth & Co. Ltd. in Newcastle upon Tyne in Großbritannien gebaut, wobei ihr ursprünglicher Name Svyatogor war. Im Jahre 1919 wurde sie während des russischen Bürgerkriegs von den Briten konfisziert, konnte aber zwei Jahre später nach diplomatischen Anstrengungen von Leonid B. Krasin von der Sowjetunion zurückgekauft werden. Zu Ehren dieses Mannes wurde sie auf den Namen Krasin getauft. Sie wurde fortan als Eisbrecher und Rettungsschiff in arktischen Gewässern eingesetzt und war meist in Murmansk oder Archangelsk stationiert. Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts war sie das weltweit stärkste Schiff ihrer Art und stellte in dieser Zeit einige Rekorde auf. So war sie das erste Schiff, das im Winter die Küste von Nowaja Semlja erreichte.

Rettungsmissionen

Im Jahr 1928 geriet das deutsche Passagierschiff Monte Cervantes mit 1500 Passagieren sowie 325 Besatzungsmitgliedern an Bord vor Spitzbergen in Seenot. Das Schiff war mit einem Eisberg kollidiert und leckgeschlagen. Die Krasin, eigentlich an der Rettungsmission der Nobile-Nordpol-Expedition beteiligt, war nur 80 Seemeilen entfernt und empfing den Notruf der Monte Cervantes. Das Loch in deren Rumpf konnte durch Taucher der Krasin geflickt werden. Das Schiff wurde anschließend leergepumpt und wieder seetüchtig gemacht. Alle 1835 Menschen konnten so gerettet werden.

Direkt im Anschluss folgte die nächste Rettungsmission. Im Frühjahr 1928 war General Umberto Nobile mit dem Luftschiff Italia zu seiner zweiten Nordpolfahrt gestartet. Am 25. Mai war das Luftschiff auf dem Rückweg in der Nähe von Spitzbergen abgestürzt, wobei neun Expeditionsmitglieder sowie Nobile auf eine Eisscholle geschleudert worden waren. Obwohl 16 Schiffe zu der Expedition unterwegs waren, war nur die Krasin in der Lage, den 82. nördlichen Breitengrad zu erreichen und die Expeditionsmitglieder zu retten. Diese Rettungsmission wurde in einem Hörspiel von Friedrich Wolf als Stoff aufgegriffen. Das Stück mit dem Titel SOS ... rao rao ... Foyn – „Krassin“ rettet „Italia“ wurde 1929 von der Funk-Stunde Berlin vertont und ist das älteste, vollständig erhaltene Hörspiel in deutscher Sprache.

Diese beiden Rettungen verbesserten das Ansehen der Sowjetunion in Europa erheblich.

Weitere Verwendung

Eisbrecher „Krasin“ auf Probefahrt, 1959

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Krasin zum Schutz von Truppen- und Materialtransporten eingesetzt.

In der zweiten Jahreshälfte 1941 wurde eine Vercharterung an die US-Coastguard zum Einsatz bei Grönland in Erwägung gezogen. Zu diesem Zweck wurde das Schiff nach Bremerton beordert und dort ausgiebig besichtigt. Trotz eines erheblichen Reparaturbedarfs kam die Coastguard zu dem Entschluss, das Schiff zu übernehmen. Am 25. November 1941 zog die Sowjetunion jedoch ihr Angebot wegen des eigenen Bedarfs in Archangelsk zurück. In den Jahren 1953 bis 1960 wurde die Krasin in Wismar einer umfangreichen Modernisierung unterzogen. Unter anderem wurde der Antrieb von Kohle auf Öl umgestellt.

Bis 1972 leistete die Krasin weiter als Eisbrecher Dienst. Danach wurde sie bis 1989 in Spitzbergen als schwimmendes Elektrizitätswerk und als Arbeiterbehausung eingesetzt.

Heute liegt sie als Museumsschiff in der Festung Kronstadt auf der Insel Kotlin bei Sankt Petersburg.

Weblinks

59.92783333333330.2689333333337Koordinaten: 59° 55′ 40″ N, 30° 16′ 8″ O


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