Angelo Participazio

Angelo Participazio
Wappen Angelo Partecipazios

Agnello oder Angelo Partecipazio oder Angelo Participazio(† 827) war der 10. Doge von Venedig. Er war von 810 bis 827 im Amt. Mit seiner Regierung setzte der Prozess einer Loslösung Venedigs vom Byzantinischen Reich verstärkt ein. Zeichen einer Neuorientierung war die Prägung venezianischer Münzen mit dem Bild Ludwigs des Frommen. Außerdem verlegte er seinen Amtssitz von Malamocco nach Rialto.

Familie

Die Participazio gehörten zu den tribunizischen Familien Venedigs. Sie waren reiche Grundbesitzer, Inhaber hoher politischer oder militärischer Ämter in Venetien, das bis zu Beginn des 9. Jahrhunderts Teil des oströmischen Reichs war und denen es gelungen war, das byzantinische Amt eines Tribunen erblich zu machen. Die Partecipacio stammten aus Eraclea in Venetien und besaßen Landgüter, Wälder, Weinberge und Mühlen in der ganzen Provinz und unterhielten ein ausgedehntes Netz von Handelsstützpunkten.

Zusammen mit den Candiano und den Orseolo war es die Familie Partecipazio, die von 810 bis zur Verfassungsreform von 1172 die meisten Dogen Venedigs stellte. Angelo war der erste Doge eines sich von Byzanz emanzipierenden Venedig. Ihm folgte seine Söhne Giustiniano und Giovanni (829–836), der 836 verhaftet und abgesetzt wurde und sein Leben in einem Kloster beendete. Nach der fast dreißigjährigen Regierung von Pietro Tradonico kehrten die Partecipazio auf den Dogenthron zurück: von 864 bis 881 Orso I. und schließlich dessen Sohn Giovanni von 881 bis 887. Weitere Dogen waren Orso II. (911–932) und dessen Sohn Pietro (939–942) aus einem Seitenzweig der Familie, den Badoer.

Dogenamt

Zum Zeitpunkt von Angelos Wahl befand sich Venedig sowohl innen- als außenpolitisch in einer schwierigen Situation. Sein Vorgänger im Dogenamt, Obelerio Antenoreo, war mit seiner Familie, die in eine pro-byzantinische und eine pro-kaiserliche Partei geteilt war, von den Venezianern vertrieben worden, nachdem ein Versuch, die Macht – mit kaiserlicher Unterstützung – unter Waffengewalt an sich zur reißen, gescheitert war. Auf Betreiben der Volksversammlung wurde 811 der Dogensitz von Malamocco nach Rialto verlegt und dem Dogen zur Kontrolle zwei Tribunen zur Seite gestellt, die die Rechtsprechung des Dogen zu überwachen hatten.

Im Friedensvertrag von Aachen zwischen Byzanz und dem Frankenreich waren die Grenzen Venedigs festgelegt und benachbarte Gebiete als privilegierte Absatzgebiete für seinen Handel bestimmt worden. Pro forma blieb Venedig weiter von Byzanz abhängig, gehörte zum Exarchat von Ravenna, de facto war aber mit dem Vertrag der Prozess einer Loslösung von der byzantinischen Herrschaft eingeleitet. Wie stark die Bindungen an Byzanz aber immer noch waren zeigt die Schenkung bedeutender Reliquien durch den byzantinischen Kaiser Leo V. an die Stadt, unter anderem die des Zacharias für die die Kirche San Zaccaria, eine der ältesten Venedigs, errichtet wurde.

Während der Frankenkriege waren viel Siedlungen wie Torcello, Burano oder Eraclea zerstört und von der Bevölkerung verlassen worden. Angelo begann mit dem Wiederaufbau und förderte die Neubesiedlung. An der Stelle des heutigen Dogenpalastes ließ er ein Kastell erbauen, von dem allerdings keine Spuren erhalten sind.

Wichtige städtebauliche Maßnahmen wurden von ihm eingeleitet, die bis heute das Bild Venedigs prägen: Er ließ einen Seitenarm der Brenta, den Fluss Prealto, dergestalt regulieren, dass er die Inselgruppe, aus der sich die spätere serenissima einmal entwickeln sollte, in zwei Gruppen teilte: der Canal Grande war geboren. Inseln ließ er durch Brücken verbindern und erleichterte so Handel und Kommunikation der Bürger.

Auch Angelo Participazio unternahm, ungeachtet der bösen Erfahrungen seines Vorgängers, Anstrengungen, das Dogenamt für die Participazio erblich zu machen. Er schickte zunächst seinen ältesten Sohn Giustiniano als Botschafter nach Byzanz und ernannte einen weiteren Sohn, Giovanni, zum Tribunen. Dieser wurde vom Kaiser zum Co-Regenten ernannt und erhielt auch die Zustimmung der Volksversammlung. Nach der Rückkehr Giustinianos aus Byzanz kam es jedoch zu Rangeleien der Partecipazio-Söhne um die Macht und um die Nachfolge, bei denen sich ein weiteres Familienmitglied, Agnello, und Fortunatus von Triest, der Patriarch von Grado, beteiligten. Eine Verschwörung zum Sturz der Dogenfamilie, die er angezettelt hatte, flog allerdings auf und Fortunatus wurde vertrieben. Der gealterte und entscheidungsschwache Doge war offenbar nicht in der Lage, die Streitereien in der Familie zu beenden. Nachdem ein weiterer Co-Regent- Agnello – ernannt worden war, der kurz nach seiner Ankunft als Gesandter in Byzanz verstarb – starb auch der alte Doge.

Es fand keine Dogenwahl statt, sondern sein Sohn Giustiniano Participazio übernahm das Amt.

Literatur

  • Andrea da Mosto: I dogi di Venezia. Giunti, Florenz 2003, ISBN 88-09-02881-3.



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