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Die Herren von Krawarn (tschechisch z Kravař)) waren ursprünglich ein Zweig des Geschlechts von Beneschau, (tschechisch z Benešova) von Bechin (z z Bechyně), Mrácký z Dubé. Warum sie im 13. Jahrhundert nach Mähren übersiedelten, konnte nicht geklärt werden. Innerhalb von zwei Jahrhunderten wurden sie dort die reichste Familie. Sie bezeichneten sich nach dem Hof Krawarn in der Nähe von Troppau. Da ihnen die gesamten Ländereien entlang des Flusses Oder gehörten, wurde die Gegend auch als Kravařsko bezeichnet. Das Geschlecht teilte sich in zwei Zweige auf, die miteinander nicht in Verbindung standen, das Geschlecht von Blumenau (Plumlov) und das von Gitschin und Fulnek.
Inhaltsverzeichnis
Persönlichkeiten von Blumenau
Der Urahne war Drslav († 1263), der zwei Söhne hatte.
Der ältere, Vok, nannte sich zunächst von Beneschau (z Benešova), seit 1282 von Krawarn. Vok bekleidete das Amt des Kämmerers beim Herzog von Troppau, und war mit einer unehelichen Tochter Ottokar II. Přemysls verheiratet. Der jüngere, Zbyslav, nannte sich ebenfalls zunächst von Beneschau, später von Kouty und Bohuslawitz.
Voks Sohn Benesch (Beneš), wurde seit 1282 erwähnt. Einer der Nahkommen war Vok, Kämmerer von Olmütz. Dieser erhielt von König Johann von Luxemburg 1325 die Burgen Plumlov und Drahouš sowie zahlreiche Dörfer. Vok hatte vier Söhne, Heinrich, Jesek, Benesch und Johann, ein Ritter des Deutschen Ordens.
Heinrich und Jesek verkauften 1340 Barau. Heinrich starb 1344 und Blumenau ging in den Besitz von Peter I. von Rosenberg über, dem Ohm von Benesch, dem er das Gut auch 1347 überschrieb. Benesch besaß daneben Krawarn und Straßnitz und kaufte Proßnitz. Von 1368 bis 1374 war er höchster Kämmerer der Region Olmütz. Er starb 1375 und hinterließ aus der Ehe mit Elisabeth von Ronov die Söhne Wenzel und Peter, die zwei neue Zweige bildeten, die Herren von Straßnitz und Blumenau.
Persönlichkeiten von Straßnitz
Wenzel
Wenzel (tschechisch Václav, nachgewiesen von 1368 bis 1379) hielt Krawarn und Straßnitz. Er war Höchster Kämmerer von Olmütz. Mit seiner Frau Elisabeth hatte er den Sohn Peter.
Peter der Jüngere
Peter der Jüngere (nachgewiesen von 1384-1425), Herr von Straßnitz, verkaufte 1420 Krawarn. Dafür erwarb er Helfenstein. Von 1412 bis 1416 übte er das Amt des Höchsten Kämmerers des Kreises Olmütz aus. Er schloss sich den Hussiten an, musste sich später jedoch dem König Sigismund ergeben.
Wenzel
Wenzel, Peters Sohn, kämpfte an der Seite der Hussiten gegen die Krone und wurde an der Brünner Versammlung trotz Intervention seines Vaters verurteilt. 1426 nahm er an der Schlacht bei Aussig teil.
Georg
Georg († 1466), ebenfalls ein Sohn Peter des Jüngeren, erbte mit seinem Bruder von ihren Onkeln Plumlov, Sternberg und Ratschitz. Georg, der seinen Bruder überlebte, verkaufte 1447 Helfenstein und starb ohne männliche Nachkommen. Seine Tochter Elisabeth († 1500) erbte Straßnitz und heiratete Pertolt z Lipé. Sie beschäftigte sich mit Familiengeschichte und nahm die alten Chroniken mit in ihre zweite Ehe mit Peter IV. von Rosenberg, der die Schriftstücke im Wittingauer Archiv aufbewahrte. Die zweite Tochter Kunka erbte Ratschitz und heiratete Wenzel von Boskowitz (Václav z Bozkovic). Ludmilla erbte Sternberg. Sie war zweimal verheiratet. Ihr erster Mann war Albrecht Kostka von Postupic, der zweite Johann Berka von Dubá. Johanna erhielt Plumlov und war mit Johann Herald von Kunštát vermählt.
Persönlichkeiten von Gitschin und Fulnek
Johann von Krawarn
Johann von Krawarn († 1368), Sohn des Vok von Krawarn, Eigentümer von Vsetín, war Höchster Kämmerer von Olmütz. 1348 nahm er das Prädikat von Rosenau (z Rožnova) an. Er besaß das Erbe zunächst gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Drslav. 1355 teilten sie das Erbe auf und Johann behielt neben Roschnow, Jitschin, Helfenstein und vermutlich auch Vsetín. Drslav erhielt Bílovce und Fulnek. Als der kinderlose Ješek (Johann) von Krawarn Ende 1365 schwer erkrankte, erhielt Johann vom Olmützer Bischof am 21. Januar 1366 neben dem Lehen Rožnov weitere bischöfliche Ländereien [1]. Auch Johann starb ohne Nachkommen und sein Vermögen ging an die Söhne Drslavs, Vok, Drslav, Benesch und Lacek I. Johann war mit einer nicht näher genannten Tochter der Familie Rosenberg verheiratet.
Vok von Krawarn
Vok von Krawarn (1330–1396) erbte von seinem Onkel Johann die Herrschaften Gitschin, Roschnow und Helfenstein, seit 1374 gehörte ihm auch Vsetín. Von 1360 an bekleidete der treue Anhänger des Markgrafen Jobst von Mähren sechs Jahre lang das Amt des höchsten Richters in Olmütz. Für seine Dienste erhielt er von ihm Burg Strahlenberg mit ddazugehörenden Ländereien. 1374 überließ er seinem Neffen Ješek und der Tochter Elisabeth die Vogtei Zašov, daneben ein freies Lehn, eine Schenke, eine Mühle und ein Drittel aller Straf- und Gerichtsgelder dieser Länderei. Vok hinterließ die Söhne Ješek, Drslav, Lacek II. und Vok sowie die Töchter Anna und Elisabeth.
Lacek I. von Krawarn
Lacek I. von Krawarn (Lacek z Kravař) war der bekannteste Vertreter des Geschlechts. Zusammen mit Peter von Strážnitz (Petr ze Strážnice) förderte er die Hussitenbewegung unter dem mährischen Adel. Während der Streitigkeiten um die Erbansprüche auf den böhmischen Königsthron wurde er nach 1395 Anführer des mährischen Adels. 1403–1411 war er Höchster Burggraff und ab 1407 in der Nachfolge des verstorbenen Johann Kruschina von Lichtenburg Höchster Hofmeister des Königs Wenzel IV. 1411 verzichtete er auf das Städtchen Roschnow; von 1411 bis 1416 war er Landeshauptmann von Mähren.
Zusammen mit dem mährischen Adel verfasste er 1415 in Velké Meziříčí eine Petition an Kaiser Sigismund, in der die Befreiung des Jan Hus aus dem Konstanzer Gefängnis gefordert wurde. Nach dessen Verbrennung versammelten sich am 2. September 1415 unter der Führung von Lacek 452 böhmische und mährische Adelige, die eine Adelsunion gründeten, der neben Lacek von Krawarn auch Čeněk von Wartenberg (Čeněk z Vartenberka) und Boček von Kunstadt und Podiebrad (Boček z Kunštátu a z Poděbrad) vorstanden. Wenige Monate später starb Lacek. Er wurde in der Kirche der Augustiner in Fulnek beigesetzt. Seine Besitzungen erbte sein noch nicht volljähriger Sohn.
Paul von Krawarn
Paul von Krawarn (auch Paul Graw, tschechisch Mistr Pavel z Kravař) war Prediger der Lehre des böhmischen Reformators Jan Hus. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, studierte zunächst von 1411 bis 1412 Medizin in Montpellier und absolvierte 1415 an der Pariser Fakultät das Fach Philosophie. 1416 nahm er eine Professur an der Universität Prag an, bei der er das erste Mal mit den Gedanken des Reformators Hus konfrontiert wurde und die er bis zu seinem tragischen Lebensende propagierte. 1420 verfasste er eine feurige Verteidigungsschrift der Hus-Lehre Anatomia Antichristi (als Antichrist wird darin der Papst bezeichnet), die erst einhundert Jahre später in Straßburg veröffentlicht wurde. In Prag blieb er bis 1421, ging dann nach Polen, wo er persönlicher Arzt des Königs Władysław II. Jagiełło wurde. Dort lebte er bis 1433, begab sich dann über Prag nach Schottland, wo er den reformierten Glauben des Jan Hus predigte. Die politische Situation in Schottland war zu diesem Zeitpunkt jedoch weit entfernt von jeglicher Reformation und er wurde am 13. Juli 1433 in Saint Andrews wegen Ketzerei verbrannt. In Saint Andrews findet man noch heute ein ins Pflaster gemeißeltes Kreuz, das an den Ort der Verbrennung erinnert.
Peter von Krawarn
Peter von Krawarn (tschechisch Petr z Kravař; 1389-1434) war das letzte Mitglied des Adelsgeschlechts. 1416 wurde er von König Wenzel IV. zum mährischen Herzog ernannt. Petr war ein geachteter, reicher Adeliger mit zahlreichen Höfen in Mähren und Schlesien. In der unruhigen Zeit der Hussitenbewegung war er 1420 gezwungen, seine Ländereien in Böhmen und die erst erworbenen in Schlesien zu verkaufen. Kravaře und Kouty kauften ihm ze Šlevic, Píšť Pavel ze Sovince, das Dorf Razumovice Boček z Labutě und Velké Hoštice a Komárov Jan Chelm z Výškovic ab. Er selbst war Anhänger der Lehre von Jan Hus und nahm an der Protestversammlung des Adels teil. Auch durch seinen finanziellen Anteil bekam die Bewegung Auftrieb; er stand aber später an der Seite des gemäßigten Hussitenflügels. 1429 nahm er an der Prozession des Prokop Veliký zu Friedensverhandlungen in Bratislava teil.
Johann Krawarn auf Gitschin
Johann Krawarn auf Gitschin (tschechisch Jan z Kravař na Jičíně, Jan Jičínský , 1416–1434) wurde wegen seiner Gutmütigkeit auch Herr Johann der guten Erinnerung genannt. Bis zu seiner Volljährigkeit verwalteten seine Tanten Anna und Elisabeth das Familienvermögen. Johann war ein gemäßigter Kelchbruder, ein weiser und vorausschauender Herrscher, der seine Onkel Peter und Wenzel immer wieder zur Mäßigung aufrief. In den Ländereien der Adelsfamilie herrschte seinerzeit relativer Frieden. Die Macht und Größe der von Krawarn und deren gut befestigte Burgen schreckten viele von Eroberungsgelüsten ab. Auf der anderen Seite musste das Volk für diese relative Sicherheit oft Sondersteuern entrichten[2]. Johann starb 1434 und mit ihm der Ast von Fulnek und Gitschin. Durch die Heirat seiner Tante mit Předbor z Cimburka erbte das Geschlecht der Cimburger das Vermögen der Herren von Krawarn.[3].
Elisabeth von Krawarn und Blumenau
Elisabeth von Krawarn und Blumenau (tschechisch Eliška z Kravař a z Plumlova; † 25. Juli 1444) war die zweite Ehefrau des Heinrich III. von Rosenberg. Da die Urtante ihres Mannes mit Vok II. von Krawarn und Blumenau verheiratet war, musste er sich vor der Vermählung erst eine Erlaubnis von Papst Bonifatius IX. holen. Mit Heinrich hatte sie den Sohn Ulrich und die Tochter Katharina.
Katharina von Krawarn
Katharina von Krawarn, die Frau von Stephan Holický von Sternberg, gründete vor der Stadt Sternberg später ein Spital.
Perchta von Krawarn
Perchta von Krawarn (Perchta z Kravař, * 12. Februar 1447 in Velešín), war mit Peter von Konopischt und Sternberg verheiratet. Mit ihm hatte sie drei Kinder: Elisabeth, Peter und Zdeniek, dessen eheliche Abstammung unklar ist. 1420, nach dem Tod ihres Mannes, wurde sie zum Vormund von Peter und Elisabeth ernannt. Gleichzeitig wurde sie gezwungen, sich den Hussiten anzuschließen. Andernfalls wäre Smila von Sternberg zum Vormund ernannt worden. 1428 kaufte sie die Burg Dubá, 1430 verlor sie Sternberg. 1434 mussten ihre Untertanen an der Schlacht von Lipan teilnehmen, 1435 ließ sie Wassertrompeten belagern. 1440 verlor sie Dubá wieder und siedelte nach Weleschin um. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod.
Persönlichkeiten von Straßnitz und von Blumenau
Peter von Blumenau, zweiter Sohn von Benesch von Blumenau, erhielt die Höfe Blumenau und gründete das Kloster in Proßnitz. Von Peter Holický von Sternberg erbte er Burg Šternberk und Ratschitz. Peter hatte drei Söhne, von denen der jüngste, Benesch, früh starb. Peter erbte nach dem Tod Heinrichs auch dessen Ländereien. Von 1417 bis 1419 und 1425 war er Landeshauptmann. Er starb um 1430, wobei er seine Söhne überlebte. Das Vermögen ging anschließend an seine Onkel von Straßnitz.
Heinrich, zweiter Sohn von Benesch, hielt Blumenau und Ratschitz. 1419 wurde er zum Landeshauptmann ernannt. Er machte sich einen guten Namen als Berater des Königs Sigismund und fiel bei der Schlacht um Vyšehrad am 1. November 1420.
Persönlichkeiten von Wagstadt
Der Nachkomme des Drslav, Vok († 1329), gründete vermutlich Wagstadt, das ursprünglich Wokenstadt hieß. Sein Sohn Jeschek (erwähnt 1323-1369) hielt Fulnek, Helfstein, Troubky und Jitschin. Johann († 1369), Nachkomme von Jeschek und Kämmerer des Olmützer Gerichtes kaufte Kromau. Er war mit Klara von Leipa verheiratet. Deren Sohn Heinrich starb bald nach der Geburt.
Drslav (erwähnt 1329-1355), zweiter Sohn Voks, hatte vier Söhne, die auch das Vermögen ihres Onkels erbten.
Der erste Sohn Voks, ebenfalls Vok (erwähnt 1369-1388) war Kämmerer des Olmützer Gerichts und Herr in Jitschin. Hierzu kaufte er 1380 die Burg Strahlenberg. Er war mit Anna von Sternberg verheiratet, mit der er drei Söhne hatte. Sohn Johann († 1391) hielt Jitschin, der zweite Sohn war Vok. Er war mit Agnes von Světlá verheiratet und hatte einen Sohn Johann († vor 1434), Herr in Jitschin und Fulnek, der kinderlos starb. Seine Frau heiratete Georg von Sternberg und brachte einen Teil von Fulnek in die Ehe. Sein dritter Sohn Lacek wurde Bischof in Olmütz.
Der zweite Sohn Benesch († 1398), erbte Kromau. 1389 errichtete er auf dem von seinem Bruder Drslav geerbten Fulnek ein Kloster.
Der dritte Sohn Voks erhielt Fulnek. Er starb ohne Nachkommen und seine Ländereien gingen an seinen Bruder Benesch.
Lacek war der vierte Sohn Voks und Herr auf Helfstein. Von 1408 bis 1411 übte er das Amt des Höchsten Hofmeisters der Königreichs Böhmen aus. Von 1412 bis zu seinem Tod 1416 war er Hauptmann in Mähren. Lacek war mit Markete von Pogrela verheiratet. Mit ihr hatte er mehrere Kinder, die bis auf die alleinige Erbin Elisabeth früh starben.
Persönlichkeiten Krawarn von Tvorkov
Literatur
- Tomáš Baletka: Páni z Kravař - Z Moravy až na konec světa(Die Herren von Kravař – Von Mähren aus bis ans Ende der Welt) (in tschechischer Sprache), 2004, ISBN 80-7106-682-6
- Ottův slovník naučný
- ↑ Cod. dipl. XV
- ↑ Josef Beck: Dějepis Nového Jičína
- ↑ František Palacký: Archiv český
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