Krefelder Mundart

Krefelder Mundart

Krieewelsch ist der Name der Krefelder Mundart und bedeutet Krefelderisch. Krieewelsch wird eingeordnet als ostlimburgischer Dialekt des Limburgischen, einer niederrheinischen (Niederrheinisch) Regionalsprache. Krieewelsch ist somit sprachwissenschaftlich gesehen als südniederfränkischer Dialekt der niederfränkischen Mundarten einzuordnen. Eine präzise Einordnung ist nicht möglich, da sich die Stadt Krefeld im Grenzgebiet von gleich mehreren Dialektgruppen und Mundarten befindet. Auch die Uerdinger Linie (Ik-Ech-Linie) verläuft direkt am nordöstlichen Krefelder Stadtrand zwischen dem heutigen Stadtteil Uerdingen und den heute zur Stadt Duisburg gehörenden Orten.

Wie alle Lokalsprachen im Nordwesten Deutschlands wird auch Krieewelsch mit dem Sammelbegriff Platt benannt. „Wir kalle Krieewelsch Platt on Püemele os satt“ heißt etwa eine Veranstaltung unter Beteiligung des Krefelder Mundartkreises (Wir reden Krefelder Platt und essen uns allmählich und in kleinen Häppchen satt - eine etwas schiefe Übersetzung)

Inhaltsverzeichnis

Einflüsse

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zählte Krefeld gerade einmal 350 Einwohner. Nur hundert Jahre später waren es bereits mehr als siebenmal so viele. Die meisten der 2900 Einwohner im Jahr 1625 waren jedoch keine gebürtigen Krefelder, sondern Glaubensflüchtlinge aus ganz Deutschland, die im liberalen Krefeld, welches zu Oranien gehörte, eine Zuflucht fanden und hier heimisch wurden. Heute kann aufgrund dieser Vermischung unterschiedlichster Dialekte nicht mehr genau geklärt werden, was ursprünglich als Krefelder Mundart gesprochen wurde. Die Fachsprache der Weber und Seidenweber hat das Platt nachhaltig beeinflusst; viele Entlehnungen, wie „in Schuß halten“, haben es längst in die deutsche Standardsprache geschafft.

Ein weiterer nichtunerheblicher Einfluss stammt aus der Zeit der französischen Besetzung Krefelds gegen Ende des 18. Jahrhunderts, in der einige Vokabeln aus dem Französischen als Lehnwörter in das Krieewelsch übernommen wurden. So zum Beispiel „follemente“ (= völlig verrückt) oder „der Paraplü“ (= der Regenschirm).

Auch aus dem Lateinischen, dem Wallonischen und dem Rotwelschen lassen sich Einflüsse nachweisen.[1] [2]

In den alten Krefelder Stadtteilen Fischeln, Oppum oder Hüls gibt es zum Teil erhebliche sprachliche Unterschiede, hauptsächlich in der Betonung, der Aussprache, aber auch in unterschiedlichen Bedeutungen. Besonders der am Anfang des 20. Jahrhunderts zu Krefeld eingemeindete Stadtteil Uerdingen pflegt bis heute sein „Ödingsch“. Wenn die Uerdinger heute singen: „Öding blievt Öding!“ („Uerdingen bleibt Uerdingen!“), antworten die Krefelder: „Et soll öch wahl nix angersch üewer bliewe.“ („Es soll euch ja auch nichts anderes übrig bleiben.“). Im Gegenzug antwortet ein Uerdinger auf die Frage nach seiner Herkunft gerne und nicht auf Ödingsch mit „Ich komme aus dem Osten.“, was dann häufig zur Verwechslung mit den neuen Bundesländern führt.

Wenn die Nachbarn von der Schääle Sie in Düsseldorf von sich sagen: „Es geht nichts über Düsseldorfer Senf.“, dann sagen die Seidenstädter: „Schmücke dein Heim mit Samt und Seide! Lott dat de Düsseldorfers ens möt denne ir Mostert make!“ („...lass das die Düsseldorfer mal mit ihrem Senf machen!“). Wenn die Berliner aus der Hauptstadt sagen: „Uns kann keener!“, dann sagen die Krefelder: „Os könne se ens allemooele!“ („Und uns können sie allemal!“).[1]

Ist jemand des Standarddeutschen mächtig, aber mit Krieewelsch Platt nicht vertraut und auch mit keiner der verwandten Mundarten der nahen Umgebung, so wird er gesprochenes Krieewelsch kaum verstehen können. Daran soll sogar schon ein Geheimdienst gescheitert sein. [3]

Vokabeln

Einige Beispiele für Krieewelsche Wörter sind:

Deutsch Krieewelsch Bemerkung
erzählen bubbele
rülpsen böeke
der Topf, das Gefäß dat Döppe
pfeifen, surren fimpen Bute es et fies am fimpe, draußen bläst ein unangenehmer Wind.
gucken kieke
der Grünschnabel dä Lällbeck vgl. ndl. lellen
das Mündchen dat Mönke
der Nachbar dä Nobber
das Obst dat Obbs Jefalle Obbs mot jau jejeäte werde, Fallobst muss schnell gegessen werden.
die Äuglein die Öigskes
große Töne spucken praatsche vgl. mndl. praet, Geschwätz
die Pfoten, Füße die Püet
große Hände oder Füße die Quante
die Seele die Sieel Eäten on Drenke hält Liev on Sieel annien, Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.
die Zeit die Tied
heute, dieser Tage vandag vgl. ndl. vandaag

Quellen

  1. a b Willy Hermes: „Krieewelsch van A bes Z“, Verlag Joh. van Acken, Krefeld, 1978. ISBN 3-923140-03-7
  2. Johannes Werner: Lexikon des alten Krefelder Platt, Wörter, Wendungen, Redensarten, ihre Bedeutung und Herkunft, Herausgegeben von der Stadt Krefeld, Bearbeitet von Paula Coerper-Becker, Stadtarchiv Krefeld: Krefelder Studien 13, Verlag van Acken, Krefeld, 2004. ISBN 3-923140-91-6
  3. Hans Otten-Krüllsburg: Krefelder Stadtschreiber Platt – Texte eines Krefelders über die Krefelder und die Krefelder Mundart, Verlag Klaus Otten, Krefeld, 1991. Seite 77 f. „Platt en Sofia“

Literatur

  • Willy Hermes: „Krieewelsch van A bes Z“ - (Verlag Joh. van Acken, Krefeld, 1978) - ISBN 3-923140-03-7
  • Rudi Neuhausen: „Krefelder Mundart-Lexikon“ - (Verlag Joh. van Acken, Krefeld, 1992) - ISBN 3-923140-56-8
  • Heinz Webers: „Wörterbuch Krieewelsch-Deutsch,Deutsch-Krieewelsch“ - (SeidenweberBücherei Krefeld im Verlag tax & more, Würzburg, 2000) - ISBN 3-9807395-1-1
  • Heinz Webers: „Krieewelsch Quiz“ - (SeidenweberBücherei Krefeld im Verlag tax & more, Würzburg, 2004) - ISBN 3-9807395-4-6
  • Heinz Webers: „Noch miehr Schüenen Duorieen- Stöckskes op oser Platt“ - (SeidenweberBücherei Krefeld im Verlag tax & more, Würzburg, 2005) - ISBN 3-9807395-5-9 (formal falsche ISBN)
  • Helga Bister-Broosen: „Sprachwandel im Dialekt von Krefeld“ Berkeley insights in linguistics and semiotics, vol. 3, New York, [u.a.], 1989.

Siehe auch

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Limburgisch

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