- Angelsächsische Architektur
-
Die Angelsächsische Architektur war eine Periode der Architekturgeschichte in England und in Teilen von Wales, die sich von der Mitte des 5. Jahrhunderts bis zur Normannische Eroberung Englands im Jahre 1066 erstreckte.
Inhaltsverzeichnis
Die angelsächsische Architektur (7. Jh. - 1066)
Die angelsächsische Architektur ist die erste Phase in der Entwicklung der mittelalterlichen englischen Baukunst. Aussagen darüber, ob und inwiefern sie auf der römischen Architektur aufbaut, sind schwierig zu beantworten. Die Römer hatten im Jahr 410 England verlassen. Wie die Architektur in den folgenden Jahrhunderten ausgesehen hat, lässt sich nur schwer rekonstruieren, weil Daten aus der Zeit zwischen der römischen Epoche bis zum beginnenden 7. Jahrhundert kaum vorhanden sind. Hinzu kommt, dass durch die Überfälle der Dänen ab dem 8. Jahrhundert aus der Zeit von 700 bis ungefähr 870 fast keine Bauwerke erhalten sind.
Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Angeln, Sachsen und Jüten vom Festland her in England ein. Sie bildeten sieben angelsächsische Kleinkönigreiche: Kent, Sussex, Essex, Wessex, East-Anglia, Mercia und Northumbria. Der Benediktinermönch Augustinus von Canterbury (gest. zwischen 604 und 609) wurde 596 von Papst Gregor d. Gr. mit der Missionierung Englands beauftragt. Das Christentum in seiner religiösen römischen Form fasste zuerst Fuß in Kent, wo Augustinus 601 zum Erzbischof von Canterbury geweiht wurde. Canterbury blieb auch weiterhin das kirchliche Zentrum Englands.
Seit dem 9. Jahrhundert waren die Angelsachsen starken Einflüssen der Dänen ausgesetzt, die in England Fuß gefasst hatten und in der Zeit von 1016 bis 1042 das Land beherrschten. 1042 konnte sich jedoch das nationale Königtum mit Edward dem Bekenner wieder an die Spitze stellen. Diese Zeit endete mit der normannischen Eroberung im Jahr 1066 nach der Schlacht von Hastings.
Grundformen der Architektur
Die angelsächsische Architektur erstreckt sich über den Zeitraum ab ca. 600 bis 1066. Die angelsächsischen Kirchenbauten lassen sich grundsätzlich in zwei große Gruppen unterteilen: 1. die südöstliche, deren typische Kennzeichen Apsiden sind, während in der 2. nördlichen Gruppe ein gerader Chorabschluss kennzeichnend ist. Die einzige Ausnahme ist das im Norden liegende Hexham, dessen Kirche eine Apsis besitzt.
Die Kirchen der nördlichen Gruppe zeigen außerdem, dass das Mittelschiff meistens mehr als dreimal so lang wie breit ist, während es in der südlichen Gruppe nur 1½ bis 1¾ mal länger als breiter ist.
Nähere Bestimmungen zum angelsächsischen Kirchenbau lassen sich nur mit Vorsicht geben, weil erstens nur wenige Kirchen zumindest soweit erhalten sind, dass ihr Grundriss eindeutig bestimmt werden kann, und zweitens, weil trotz nahezu identischer Grundrisse der Aufriss der jeweiligen Kirchen völlig unterschiedlich sein kann. Drittens gilt für die größeren Kirchen, dass sie erst nach vielen baulichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte ihre heutige Form erhalten haben. Nur kleinere Kirchen besitzen zum Teil noch ihre ursprüngliche Form.
In angelsächsischer Zeit dürften die Decken sämtlicher erhaltener Kirchen in Holz ausgeführt und teilweise bemalt gewesen sein. Die Fassaden der mächtigen Steintürme imitierten die Grundformen der Holzkonstruktion (bes. Earls Barton, 10. - frühes 11. Jh.), ganze Kirchen wurden aus Holz gebaut (Greensted Church in Essex, ca. 1013). Bereits in dieser Zeit lässt sich ein deutlicher Hang der englischen Baumeister zur Dekoration erkennen, der sich in späteren Phasen zu einem bestimmenden Moment und besonders im Gewölbebau zu einer einzigartigen Meisterschaft entwickelt hatte.
Literatur
- Burzik, Monika: Angelsächsische Kirchen. Referat im HS SS 1980, Köln (unveröffentlicht)
- Cherry, B.: Ecclesiastical architecture. In: The Archaeology of Anglo-Saxon England, London 1976, S. 151-200
- Cook, G. H.: The English Cathedrals through the Centuries. London 1957
- Escher, K.: Englische Kathedralen. Zürich 1929
- Fisher, E. A.: An Introduction to Anglo-Saxon Architecture and Sculpture, London 1959
- Hutton, G. und E. Smith: Englische Pfarrkirchen. London 1953
- Lexikon der Weltarchitektur. Von Pevsner, Nikolaus / John Fleming / Hugh Honour [1966]. München 1971, S. 217-218
- Taylor, H.M. und J. Taylor: Anglo-Saxon Architecture, Bd. 1 und 2, Cambridge 1965
- Taylor, H.M.: Anglo-Saxon Architecture, Bd. 3, Cambridge, London, New York, Melbourne 1978
- Webb, G.: Architecture in Britain: The Middle Ages (Pelican History of Art), London 1956
Siehe auch
Wikimedia Foundation.