Kreol

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Kreolsprachen sind Sprachen, die in einer Sprachkontaktsituation aus mehreren Sprachen entstanden sind, wobei oft ein Großteil des Wortschatzes der neuen Sprache auf eine der beteiligten Kontaktsprachen zurückgeht. Nach dem Prozess der Kreolisierung ist dann vor allem die Grammatik, oft auch das Lautsystem der neuen Sprachen von jenen der beteiligten Ausgangssprachen deutlich unterscheidbar.

Inhaltsverzeichnis

Die Basis von Kreolsprachen

Einige Kreolsprachen haben jedoch einen Wortschatz, der in unterschiedlichen Anteilen auf mehrere Ausgangssprachen zurückgeht, so dass man nicht sagen kann, sie basierten hauptsächlich auf dem Wortschatz nur einer Sprache.

Viele Kreolsprachen entwickeln sich im Laufe der Zeit aus Pidgin-Sprachen. Eine Kreolsprache muss jedoch nicht immer aus einem Pidgin entstanden sein. Kreolsprachen können auch entstehen, wenn ein Pre-Pidgin/Jargon sehr schnell expandiert (abrupte Kreolisierung; s. Bickerton).

In den meisten Kreolsprachen, die während der Kolonialisierung durch Europäer entstanden sind, basiert der Wortschatz auf dem Portugiesischen, Französischen, Englischen oder dem Niederländischen. Es gibt nur eine anerkannte deutschbasierte Kreolsprache, das Unserdeutsch. Das sogenannte Küchendeutsch ist eine Pidgin-Sprache.

Es gibt auch Kreolsprachen, die keine europäische Basis haben, obwohl sie im Zusammenhang mit der Kolonialisierung entstanden sind, z.B. das in der Zentralafrikanischen Republik gesprochene Sango (Nach Morrill 1998 ist Sango keine Kreolsprache, siehe hierzu Artikel Sango). Des Weiteren hat das in mehreren Dialekten in Ecuador gesprochene Kichwa den Charakter eines kreolähnlichen Sprachsystems, entstanden aus dem südlichen Quechua (Quechua II), welches seit der Inkazeit oder kurz davor als Handelssprache unter den sprachlich sehr verschiedenen Ethnien der Region diente.

Der Ausbau einer Pidginsprache zu einer Kreolsprache erfolgt oft durch die Kinder der Pidgin sprechenden Eltern. Es gibt eine Theorie, welche von Derek Bickerton, Professor für Sprachen an der Universität von Hawaii, in seinem Buch Roots of Language entwickelt wurde, und die davon ausgeht, dass Kinder auf Grund eines „Bioprogramms“ in der Lage sind, Regelmäßigkeiten aufzuspüren bzw. zu erzeugen und damit Basisstrukturen zu erzeugen. Der Wortschatz wird dabei ebenfalls erweitert, besonders, wenn das von den Eltern als Input zur Verfügung gestellte Sprachsystem nicht den Anforderungen der Kinder entspricht, welche sich differenzierter ausdrücken wollen. Hierbei wird eine universale neurologische Schaltung vermutet, die den Kindern (im Erstspracherwerbsalter!) dabei hilft, "universale" Strukturen zu entwickeln, auf deren Basis sich später auch ein differenzierter Wortschatz herausbildet.

Kreolsprachen können durch einen Prozess des Sprachausbaus zu modernen Standardsprachen werden.

Die Kreolistik erforscht die Entstehung und die Eigenschaften von Kreol- und Pidginsprachen.

Siehe auch

Literatur

  • Derek Bickerton: Roots of Language. Karoma Publishers, Ann Arbor 1981, ISBN 0-89720-044-6.
  • Henri Wittmann: "Relexification et créologenèse." Actes du Congrès international des linguistes 15:4.335-38. Québec: Presses de l'Université Laval 1994.[1]

Weblinks


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