Kriege gegen Napoleon

Kriege gegen Napoleon

Als Befreiungskriege oder Freiheitskriege werden alle historischen kriegerischen Ereignisse zusammengefasst, die sich 1813 bis 1815 zwischen den Truppen des napoleonischen Frankreich und deren Gegnern ereigneten. Sie sind Teil der Napoleonischen Kriege und bilden als deren sechste Koalition ihren Abschluss. In der damaligen Zeit waren beide Begriffe gebräuchlich. Der Begriff Freiheitskrieg wurde von liberalen und patriotischen Kräften unter dem Aspekt einer Vereinigung Deutschlands unter einer Verfassung benutzt. In der Restaurationsphase nach 1815 wurde durch Konservative der Begriff Befreiungskriege zur Deutung der Kriege als gegen die französische Hegemonie und Besetzung Europas gerichtete Kampagne durchgesetzt. Die Befreiungskriege wurden von Literaten und Intellektuellen (Theodor Körner, Ernst Moritz Arndt, Ludwig Jahn u.a.) publizistisch begleitet. Das populäre Bild von den Befreiungskriegen geht wesentlich auf sie zurück, wurde jedoch erst mit der Jahrhundertfeier 1913, die in die Propaganda des Ersten Weltkrieges einmündet, Allgemeingut.

Von den allgemein als Befreiungskriege bezeichneten deutschen Befreiungskriegen 1813-15 werden gelegentlich die europäischen Befreiungskriege unterschieden, welche 1808 mit dem Widerstand Spaniens begonnen hatten.

Napoléons Abschied von der Kaiserlichen Garde in Fontainebleau (Gemälde von Antoine Alphonse Montfort)

Chronologie

Nach dem vernichtenden Niedergang der Grande Armée Napoleons im Russlandfeldzug 1812 schloss der kommandierende General des preußischen Hilfskorps der Grande Armée, Yorck, am 30. Dezember 1812 in der Konvention von Tauroggen einen Waffenstillstand mit den russischen Truppen. Dies war der entscheidende Impuls zum Ausbruch der Freiheitskriege der folgenden Jahre.

Schon vor dem eigentlichen Beginn der Befreiungskriege kam es zu Aufständen im französisch besetzten Deutschland. Ab 1806 flackerten in Hessen Erhebungen auf. 1809 führte Andreas Hofer die Tiroler an. Im gleichen Jahr kam es unter Wilhelm von Dörnberg, dem Initiator und Anführer der Hessischen Insurrektion, sowie Major Ferdinand von Schill zu größeren Erhebungen.

Angabe der Siege der Befreiungskriege in der Medaillenumschrift

Die Schlesische privilegierte Zeitung vom 20. März 1813 veröffentlichte den Aufruf An Mein Volk mit Datum vom 17. März 1813 und Friedrich Wilhelm als Unterzeichner; das Volk wurde zum Krieg gegen das napoleonische Reich aufgerufen. Am 27. März 1813 erklärte Preußen dem napoleonischen Frankreich den Krieg. Neben neugeschaffenen preußischen Einheiten, unter anderem Landwehr und Landsturm, waren Freiwillige (Freiwillige Jäger) und Freikorps (u. a. Lützowsches Freikorps), Russland und seit dem Sommer 1813 auch Schweden unter Kronprinz Karl Johann, dem ehemaligen französischen Marschall Bernadotte, und Österreich unter Feldmarschall Schwarzenberg zunächst an den Kämpfen beteiligt. Großbritannien beteiligte sich durch den Einsatz seiner Flotte in Übersee, durch Wellingtons Armee in Spanien und durch Subsidien und weiteren Hilfslieferungen an diesem Krieg.

Im Trachenberg-Plan einigten sich die Verbündeten Preußen, Russland und Schweden auf eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen Napoleon. Der Höhepunkt dieser Strategie und der Befreiungskriege war die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813, die mit einer Niederlage Napoleons endete. Der mit Frankreich verbündete Rheinbund, ein Zusammenschluss deutscher Herrscher im westlichen Teil des Reiches, löste sich nach diesem Ereignis vollständig auf, und damit war die Macht Napoleons östlich des Rheins gebrochen. Der Winterfeldzug 1814 endete dann mit der Abdankung Napoleons und dem Pariser Frieden. Die Befreiungskriege beendeten die sogenannte Franzosenzeit, die auch durch die preußischen Reformen weitreichende politische und gesellschaftliche Folgen hatte.

Ein kurzes Nachspiel der Freiheitskriege („Herrschaft der Hundert Tage“) erfolgte im Jahr 1815. Nach der kurzzeitigen Rückkehr Napoleons und einem letzten Sieg in der Schlacht bei Ligny wurde seine Herrschaft durch die Niederlage gegen die Briten, Niederländer und Deutschen unter Wellington und die mit diesen verbündeten Preußen unter Gebhard Leberecht von Blücher in der Schlacht bei Waterloo endgültig beendet.

Literatur

  • Lars Beißwenger: Der Befreiungskrieg von 1813, in: Josef J. Schmid (Hrsg.), Waterloo - 18. Juni 1815. Vorgeschichte, Verlauf und Folgen einer europäischen Schlacht, Bonn 2008, ISBN 978-3-936741-55-1, S. 85-142.
  • Ewald Grothe: Befreiungskriege. In: Enzyklopädie der Neuzeit, hrsg. v. Friedrich Jaeger, Bd. 1, Stuttgart/Weimar 2005, Sp. 1139-1146.
  • Karen Hagemann: Mannlicher Muth und Teutsche Ehre. Nation, Militär und Geschlecht zur Zeit der Antinapoleonischen Kriege Preußens, Paderborn 2002. ISBN 978-3-506-74477-7
  • Eckart Kleßmann (Hrsg.): Die Befreiungskriege in Augenzeugenberichten, München 1973.
  • Horst Kohl: Blüchers Zug - von Auerstedt bis Ratkau und Lübecks Schreckenstage 1806. Godewind Verlag, 2006. ISBN 978-3-938347-16-4 (Bearbeitete Neuauflage der Originalausgabe von 1912)
  • Golo Mann: Die Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert, Hamburg 1966.
  • Carl Mönckeberg: Hamburg unter dem Drucke der Franzosen 1806-1814. Godewind Verlag, 2006. ISBN 978-3-939198-77-2 (Bearbeitete Neuauflage der Originalausgabe von 1864)
  • Hermann Müller-Bohn: Die Deutschen Befreiungskriege 1806-1815. Erstes Buch: Unter französischem Joche. Godewind Verlag, 2006. ISBN 978-3-938347-16-4
  • Ute Planert: Der Mythos vom Befreiungskrieg. Frankreichs Kriege und der deutsche Süden. Alltag - Wahrnehmung - Deutung 1792-1841. Paderborn 2007. ISBN 978-3-506-75662-6

Weblinks


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