Kritik am Islam

Kritik am Islam

Kritik am Islam auf politischer, ethischer, philosophischer, wissenschaftlicher oder theologischer Grundlage hat es seit seiner Gründungszeit gegeben. Es gibt Kritik sowohl an den Grundlagen des Islam als auch an seinen kulturellen Traditionen und sozialen Normen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Islamkritik

Islamkritik gibt es seit den ersten Entwicklungsstufen des Islam. Frühe Kritiken wurden von Christen einige Jahrzehnte nach dem Auftreten Mohammeds geschrieben, wobei viele den Islam als eine christliche Häresie werteten. [1] Später erschienen auch Kritiken aus der muslimischen Welt selbst, von jüdischen Autoren und von Vertretern verschiedener christlicher Kirchen. [2][3][4][5] In der aktuellen Islamkritik ist eine herkunftsmäßige wie auch thematische Vielfalt zu verzeichnen.

Gegenstände der Kritik umfassen islamische Reaktionen auf Kritik, Stellungnahmen gegenüber Häresie bzw. Verdacht auf Häresie sowie die Behandlung von Apostaten im Islamischen Gesetz. [6] Kritisiert wird zudem die öffentliche und private Lebensführung Muhammads, des Begründers des Islam. [5] sowie die Authentizität und Morallehre des Koran, des heiligen Buches des Islam. [7][8] Andere Kritiken problematisieren die Frage der Menschenrechte in islamischen Ländern der Moderne, die Stellung der Frau im islamischen Gesetz und in der Rechtspraxis (siehe auch Islamischer Feminismus). [9][10] In letzter Zeit wurde insbesondere die Rolle des Islam bei der Integration muslimischer Migranten in die Gesellschaften des Westens Gegenstand kritischer Analysen. [11]

Christliche Islamkritik

Zu den frühesten erhaltenen islamkritischen Schriften gehört beispielsweise Johannes Damascenus († 749), der im zweiten Kapitel seines Buches Die Quelle der Weisheit mit dem Titel Über die Häresien die These aufstellt, Mohammed sei von einem nestorianischen Mönch beeinflusst gewesen.

Zu den bekannten europäischen Islamkritikern des Spätmittelalters gehört u.a. der byzantinische Kaiser Manuel II. Palaiologos (1350-1425), dessen Reich unter dem Ansturm der Osmanen stark geschrumpft war und kurz vor dem Untergang stand.

Die biblische Prophezeiung an Hagar (Gen 16,12 EU und Gen 21,13 EU), der im 1. Buch Moses eine zahlreiche, jedoch wilde und kriegerische Nachkommenschaft vorausgesagt wird, wurde schon von Isidor von Sevilla und Beda Venerabilis in ihrer Polemik gegen Mohammed zu einer negativen Darstellung der Araber und Sarazenen verwendet: als Abkömmling eines primitiven, barbarischen Volkes, das weder Gesetz noch Regierung kannte und überdies einen zügellosen Polytheismus praktizierte, könne er keineswegs zum Prophetentum bestimmt gewesen sein. Sein Analphabetismus, der in der islamischen Tradition als gültiges Argument für den göttlichen Ursprung der koranischen Offenbarungen herangezogen wurde, diente im Westen, wo er seit etwa 1100 bekannt war, der entgegengesetzten Argumentation: als Mann von einfacher Herkunft, umgeben von Götzendienern und zudem Analphabet müsse Mohammed ein leichtes Opfer für Betrügereien gewesen sein. Ergänzend dazu kamen die verschiedenen Versionen seiner Beziehungen mit religiös inspirierten Männern, die ihm in seiner unwissenden Naivität häretische christliche und jüdische Lehren als wahre Religion vermittelt hätten - ein Motiv, das dem Westen schon von Johannes Damascenus vermittelt worden war. Die Theorie, wonach "Mohammed von zweifelhaften Personen verführt worden sei", war in gelehrten Kreisen des europäischen Mittelalters vorherrschend. Sie sahen demnach den Islam als eine christliche Häresie, während die Darstellung von Mohammed als Teil eines polytheistischen islamischen Pantheons ein immer wiederkehrendes Thema der "volkstümlichen" mittelalterlichen Darstellung Mohammeds in Europa war. In diesem Zusammenhang wurde auch die absurde These aufgestellt, Mohammed wäre in Wirklichkeit ein christlicher Priester oder sogar Kardinal, der aus Gründen des Ehrgeizes vom Christentum abgefallen sei und durch Gründung einer neuen Sekte seine Ziele verwirklicht habe. [12]

Weltweites Aufsehen und zum Teil militante Proteste von Muslimen rief das Papstzitat von Regensburg hervor, als Papst Benedikt XVI. am 12. September 2006 in einer Vorlesung an der Universität Regensburg folgende fundamentale Islamkritik des oben erwähnten Kaisers Manuel II. zitierte: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“ [13]

In der christlichen Apologetik werden islamische Glaubenswahrheiten kritisiert, etwa die Sündenlehre und die Stellung Jesu Christi als Prophet. Kritisiert werden auch islamische Polemiken gegen das Christentum.

Islamische Islamkritik

Seit der Entstehung des Islam gab es bis zum Ende des abbasidischen Kalifats (ca. 750-1258) immer wieder islamische Gelehrte und Gelehrtenschulen, die – oft in der Auseinandersetzung mit der klassischen griechischen Philosophie – im Sinne einer innerislamischen „Aufklärung“ Kritik am Koran bzw. der islamischen Tradition und Koranexegese betrieben haben. Hierzu zählen u.a.

  • der Perser Ibn al-Muqaffa' (729-756), der befand, das Gesetz müsse dem religiösen Bereich entzogen und politisch kontrolliert werden
  • die rationale Glaubensströmung der Mu'tazila in Bagdad (bis etwa Ende des 9. Jh.) lehrte die „Erschaffenheit des Koran“ und konnte diesen und alle anderen religiösen Quellentexte des Islams somit kritisch betrachten. Statt der Imitation zogen sie den logischen Schluss vor.
  • al-Warraq (gest. 861), der Widersprüche und Ungereimtheiten im Koran im Lichte der Vernunft kritisierte.[14]

Auf viele dieser frühen muslimischen „Aufklärer“ (darunter etwa Averroes (= Ibn Rushd), Al-Ma'mun und Avicenna) beziehen sich heutige „Reform-Muslime“, z.B. die kanadische Feministin Irshad Manji[15] oder der türkische Theologe Yaşar Nuri Öztürk.

Gegenstände der Islamkritik

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Islam und Menschenrechte

Eine Reihe von Vorschriften der Scharia (religiöses Gesetz) - wie bspw. die für Ehebrecher vorgesehene Steinigung - sowie der ihr vorgeworfene Absolutheitsanspruch stehen Kritikern zufolge im Widerspruch zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam, die von der Mehrheit der Außenministerkonferenz der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) 1990 beschlossen wurde, stellte die Menschenrechte unter den Vorbehalt der Übereinstimmung mit der Scharia. Zudem verabschiedete der Rat der Liga der arabischen Staaten im September 1994 separat die Arabische Charta der Menschenrechte, welche der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte näher steht als die Kairoer Erklärung.

Glaubensfreiheit im Islam

Islamkritiker werfen der islamischen Religion Intoleranz gegenüber Andersgläubigen vor. Hierbei verweisen sie auf die im klassischen islamischen Recht vorgesehene niedrigere rechtliche Stellung von Nicht-Muslimen sowie in der Gegenwart in Teilen der islamischen Welt praktizierte Todestrafe für vom Islam Abgefallene hin. (Siehe: Apostasie im Islam)

Siehe auch: Glaubensfreiheit im Islam

Judenfeindlichkeit

Einige Islamkritiker sehen den Islam als Juden gegenüber feindlich gesinnt an; zur Untermauerung dieser These verweisen sie unter anderem auf den Konflikt Mohammeds mit den wichtigsten jüdischen Stämmen des damaligen Yathribs: den Banu Qainuqa, den Banu Nadir sowie den Banu Quraiza.

Siehe auch: Antisemitismus in islamischen Ländern

Gewaltpotential

Islamkritiker sehen den Islam als gewalttätige Religion an und verweisen hierbei auf das islamische Konzept des Dschihad, dessen klassische Ausformulierung in der islamischen Rechtslehre den Kampf gegen den Dar al-Harb bis zur Konversion der jeweiligen Bevölkerung oder Annahme des Dhimma-Status vorsah. Als weiteren Beleg für das vorgeworfene Gewaltpotential des Islam verweisen Islamkritiker oft auf islamische Splitterfraktionen, die im Zusammenhang mit dem Krieg gegen den Terror oft genannt werden, sowie ferner auch schon auf die militärischen Aktivitäten Mohammeds, die zur Islamisierung der Arabischen Halbinsel geführt haben.

Islamische Geschichtsschreibung

Islamkritische Autoren wie Tilman Nagel oder Hans-Peter Raddatz sehen in der islamischen Geschichtsschreibung eine Verklärung und Glorifizierung der islamischen Geschichte und werfen ihr Einseitigkeit vor. Hierzu zählen sie etwa die Behauptungen, der Islam sei nicht mit Gewalt ausgebreitet worden und hätte für die unter islamischer Herrschaft lebenden Bevölkerungen keinen Zwangscharakter gehabt. Abwegig sei zudem die Leugnung des Dschihads als "Heiliger Krieg" oder die Vorstellung, Demokratie und Menschenrechte seien arabische bzw. islamische Erfindungen.

Euro-Islam und reformatorische Bestrebungen

Auf den Politikwissenschaftler und bekennenden Muslim Prof. Bassam Tibi geht der Begriff Leitkultur zurück, den er als Wertekonsens definiert, auf den sich die europäischen Gesellschaften und Migranten zu verständigen haben. Dabei beruft sich Tibi gerade auch auf die fünf Säulen des Islam, die für Werte stünden, welche mit "westlichen" Werten problemlos vereinbar seien. Tibi erteilt der orthodoxen islamischen Scharia-Auffassung eine Absage und tritt für die Entwicklung eines pluralistischen „Euroislam“ ein:

  • "Nur ein Islam, der in Einklang mit den Grundinhalten der kulturellen Moderne (Demokratie, individuelle Menschenrechte, Zivilgesellschaft, Pluralismus) steht und die Werteorientierung des Pluralismus annimmt, verdient es, als Euro-Islam bezeichnet zu werden"[16].

Dieses Konzept strebt danach, die Idee der Trennung von Religion und Staat auf den Islam zu übertragen.

Da die Scharia aber nach traditioneller Auffassung als „allein maßgebliche Norm, die an jedem Ort und zu jeder Zeit“ [Spuler-Stegemann (2007), S.91] gültig ist, umfasst sie nicht nur die Strafgesetze, sondern das ganze Leben eines gläubigen Muslims. Daher dürfte ein Islam ohne Scharia auch theologisch auf Schwierigkeiten stoßen. Vielmehr vermisst Tibi in der Scharia Hinweise auf eine Neuinterpretation der heiligen Quellen durch die Muslime selbst.

Reaktionen auf Islamkritik

Islamische Einwände

In der säkularen Türkei hat sich der Journalist und Schriftsteller Mustafa Akyol am 16. September 2006 in der türkischen Tageszeitung Referans nach der Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. auf dessen Seite gestellt und die Ansicht vertreten, dass sich in der islamischen Welt niemand mit den negativen Realitäten des Dschihad und der Gewaltbereitschaft vieler Muslime auseinandersetzen mag.[17]

Einwände und Kritik von westlicher Seite

Die Breite des politischen und gesellschaftlichen Diskurses hat zur Folge, dass Inhalt und Begrifflichkeit der Islamkritik Gegenstand heftiger politischer Kontroversen sind.

Vorwiegend von Seiten Linker im Westen wird eine Ideologisierung und Vereinnahmung der Islamkritik durch Rechtskonservative, Rechtsextreme und Neue Rechte sowie der Missbrauch der Islamkritik als propagandistischer Kampfbegriff kritisiert. Wichtige und richtige Kritik am Islam werde mit rassistischer Propaganda vermischt und diene so dem Transport rechtsextremistischen Gedankengutes sowie der Diffamierung von Muslimen im Allgemeinen:

Ebenso, wie sich hinter der Formulierung, es müsse doch erlaubt sein, Israel zu kritisieren, zumeist ganz andere Motive erkennen lassen, wird "Islamkritik" nicht immer in einem Zusammenhang verwendet, in dem es um die Auseinandersetzung mit einer Religion geht. [..] Hier wird nicht nur die Diffamierung von Muslimen als "Ziegenficker" als nuancierte künstlerische Eigenschaft verharmlost, darüber hinaus werden typische rechtspopulistische Verschwörungstheorien und Bedrohungs-Argumentationen als Kampf für Demokratie und Meinungsfreiheit gedeutet.[18]

Ralph Giordano setzt sich gegen die Vereinnahmung des Widerstandes gegen den Moscheeneubau in Köln-Ehrenfeld durch die Bürgerbewegung Pro Köln zur Wehr, die er als „lokale zeitgenössische Variante des Nationalsozialismus“ bezeichnete [19]:

Seine Moscheekritik unterscheide sich zudem klar von der Pro Kölns, die aus "nazistischen, rechtsextremen, fremdenfeindlichen" Motiven gegen den Bau sei. Er hingegen stelle Muslime nicht unter einen Generalverdacht, werde ihnen aber auch keinen Blankoscheck ausstellen. "Ich bin doch aber kein Türkenschreck, ich habe nicht zum Bürgerkrieg aufgerufen", so Giordano. [..] Das werde er immer wiederholen und betonen - aber vollkommen unabhängig von Pro Köln. "Ich lasse mir meine Regie von denen nicht wegnehmen", so Giordano. [20]

Arzu Toker und Mina Ahadi vom Zentralrat der Ex-Muslime distanzierten sich in einem Interview des Humanistischen Pressedienstes von Udo Ulfkotte:

Das entspricht aber ganz gewiss nicht unserer Zielrichtung und davon grenzen wir uns auch sehr deutlich ab! Den Islam zu kritisieren, nur um auf diese Weise fundamentalistische Varianten des Christentums zu stärken, heißt doch, die Pest gegen die Cholera eintauschen zu wollen! Da machen wir definitiv nicht mit! Wir stehen entschieden für die säkularen Werte von Humanismus und Aufklärung ein. Diese Werte haben die Menschheit vorangebracht. Die Religionen entmenschlichen den Menschen, sie berauben ihn seines Verstandes. [21]

Die oftmals fehlende Unterscheidung zwischen dem Islam und seiner extremen Erscheinungsform, dem sogenannten Islamismus, führe zu einer Verwechslung zwischen seriöser Islamkritik und Antiislamismus. Dabei würden Muslime pauschal mit Extremismus und Terrorismus in Verbindung gebracht und so zum Feindbild stilisiert.

[..]im deutschen Mehrheitsdiskurs dient der politische Islamismus oft nur als weiteres Argument eines rassistischen Antiislamismus. So wird beispielsweise der aktuelle Kopftuchstreit weitgehend in Kategorien von Kulturkampf (rückständiger frauenunterdrückender Islam vs. moderne europäische Aufgeklärtheit) und nicht etwa hinsichtlich des Spannungsverhältnisses zwischen der Religionsfreiheit von LehrerInnen und einer weltanschaulichen Neutralität der staatlichen Institution Schule geführt. Mitunter lassen sich sogar massive Einschränkungen von Grundrechten mittels antiislamischer Ressentiments politisch legitimieren, wie im Falle der Rasterfahndung nach dem 11. September. Das widersprüchliche Verhältnis von aktuellen antiislamischen und antisemitischen Diskursen, deren Träger oft identisch sind, zeigt sich am anschaulichsten in ihrem Kulminationspunkt, der Neonazi-Szene.[22]

Aus ähnlicher Motivation heraus werde oftmals Kritik an archaischen Riten und Bräuchen aus vorislamischer Zeit, z.B. die Beschneidung weiblicher Genitalien oder Mord an Familienangehörigen aufgrund narzisstischer Kränkung, bzw. einer vermeintlichen Ehrverletzung (Ehrenmord) unter dem Begriff Islamkritik subsumiert, obwohl der ursächliche Zusammenhang fehlt oder der kritisierte Sachverhalt kein genuin islamisches Phänomen ist.

Der häufig anzutreffende Vorwurf einer "schleichenden Islamisierung" wird mit Verschwörungstheorien wie der sogenannten Jüdischen Weltverschwörung oder der kommunistischen Unterwanderung verglichen, die sich nahtlos in das von Rechtsextremen propagierte politische Konzept der Überfremdung einfügen würden. Hannes Schwenger fühlt sich gar an die "Protokolle der Weisen von Zion" erinnert und schreibt im Tagesspiegel:

[Ulfkotte] sieht den Untergang des Abendlandes greifbar nahe: demografisch, wenn bis zum Jahr 2065 die Hälfte aller Bundesbürger Muslime seien, und politisch, wenn sich bis dahin der Islamismus in ganz Europa durchgesetzt haben werde. Sein Buch befasse sich deshalb mit dem zentralen Geheimbund, der mit grenzenlosem Hass und einer langfristigen Strategie die europäische Kultur zu zerstören sucht: der Muslimbruderschaft. Zum Beweis dient ein "Masterplan", der 1982 verfasst und 2001 in der Schweiz bei einer Hausdurchsuchung entdeckt worden und Teil eines "100-Jahre-Plans" sei, "um die Ideologie der Muslimbruderschaft rund um die Welt zu verbreiten". Schon 2020 solle "der Rest der Welt durch eineinhalb Milliarden Muslime niedergeworfen sein". Das klingt verdächtig nach den ominösen "Protokollen der Weisen von Zion", mit denen Nazis und andere Antisemiten jüdische Pläne für eine Weltherrschaft beweisen wollten (und die sich längst als Fälschung herausgestellt haben). Aber Ulfkotte ist sicher: "Die Muslimbruderschaft hat einen geheimen Plan zur Unterwanderung nichtmuslimischer Staaten. [23]

Die Kritik an der Praxis des Schächtens betrifft das Judentum ebenso wie den Islam und erscheint vielfach als Erweiterung oder bloße Adaption antisemitischer Agitation. Der in Toronto lebende und häufig in Deutschland publizierende Soziologieprofessor Y. Michal Bodemann meint in diesem Zusammenhang:

"Die Intensität dieser neuerlichen rassistischen Hetze in Europa ist freilich ohne den 11. September nicht zu denken. Nun schaukelt sich der Hass zwischen Einheimischen und den Migranten wechselseitig hoch. Übersehen wird dabei, dass es hier weitgehend um für Migranten reformulierte alte Antisemitismen geht: von der "Parallelgesellschaft" (den Juden, die nur ihresgleichen helfen) zur "Undurchsichtigkeit" (den verdeckt operierenden, verschwörerischen Juden) bis hin zum jüdischen und türkischen Patriarchat." [24]

In einem offenen Brief des "Jüdischen Kulturvereins Berlin e.V." heißt es:

"Zunehmend scheinen Antisemitismus und Islamophobie zwei Seiten jener Medaille zu sein, in die stereotypes Handeln und neues Unverständnis mit großen Lettern eingraviert sind." [25]

Ungeachtet der konkreten Inhalte dient oft die Kritikfähigkeit des oder der Kritisierenden als formales Kriterium zur Unterscheidung begründeter, rational argumentierender und dialogbereiter Kritik von feindseliger, durch Vorurteile und Stereotype geprägter Demagogie sowie zur inhaltlichen und begrifflichen Abgrenzung der Islamkritik gegen kulturchauvinistischen und fremdenfeindlichen Populismus.

Ein Großteil der politischen Linken lehnt unsachliche Kritik am Islam und Muslimen als rechtspopulistisch und (neo)rassistisch ab und betreibt allgemeine Religionskritik aus einem atheistischen oder agnostizistischen Standpunkt. Dabei beruft sie sich, ähnlich wie z.B. der Zentralrat der Ex-Muslime, auf säkuläre und weltlich-humanistische Werte, sieht liberale und säkuläre Muslime als potentielle Bündnispartner an und unterscheidet zwischen radikalen, konservativen und gemäßigten Muslimen.

Eine Ausnahme bildet die antideutsche Linke, die ein Schweigen der Linken zum Islam beklagt und sich dabei stark neokonservativen Positionen angenähert hat. Einige ihrer Vertreter, u. A. Matthias Küntzel, behaupten außerdem einen anti-israelischen oder antisemitischen Gleichklang zwischen dem politischen Islam und Teilen der politischen Linken.

Bekannte Islamkritiker

Exponenten der Islamkritik aus dem westlichen akademischen Milieu sind unter anderem der deutsche Orientalist und Lehrstuhlinhaber für Arabistik an der Universität Göttingen Tilman Nagel, der Orientalist Hans-Peter Raddatz, die Historikerin Bat Ye'or, der deutsch-syrische Politologe Bassam Tibi, der angloamerikanische Publizist Christopher Hitchens, der französische Philosoph Robert Redeker und der Althistoriker Egon Flaig. Der deutsche Politologe Matthias Küntzel forscht unter anderem zur Geschichte des Antisemitismus in islamischen Ländern. Islamimmanente Kritik üben die muslimische Autorin Irshad Manji, die derzeit an der Universität von Yale forscht, und der aus Indien stammende und unter Pseudonym publizierende Ibn Warraq.

Christopher Hitchens wendet sich nicht nur gegen den Islamismus, sondern betrachtet den Islam insgesamt äußerst kritisch. So handele es sich um keine Religion aus einem Guss, denn die Überlieferungsgeschichte des Koran sei genauso brüchig wie die der Hadith, der mündlichen Tradierung von Aussprüchen und Taten Mohammeds. Hitchens meint sogar, der Islam sei „nicht viel mehr als ein ziemlich offensichtliches und schlecht strukturiertes Sammelsurium von Plagiaten, das sich bei früheren heiligen Werken und Traditionen bediente, je nachdem, wie die Lage es gerade zu verlangen schien“. Der Islam sei daher in seinen Ursprüngen ebenso diffus und ungenau wie jene Quellen, aus denen er schöpfe. Er beanspruche ungeheuer viel für sich selbst und verlange von seinen Anhängern als Maxime hingebungsvolle Demut bzw. rückhaltlose „Unterwerfung“, während er von den Nichtgläubigen Respekt und Achtung fordere. Seine Lehre beinhaltet aber nach Hitchens’ Ansicht nichts, was dies rechtfertigen könne.[26]

Neben Hitchens haben auch andere Vertreter der sogenannten „neuen Atheisten“ heftige Attacken gegen die islamische Religion gefahren. Der französische Philosoph Michel Onfray, der für seine polemische Religionskritik bekannt ist, spricht vom Aufstieg eines „muslimischen Faschismus“ nach der Islamischen Revolution im Iran und bescheinigt dem Islam „strukturell archaisch“ zu sein.[27] Der ebenfalls für seine antireligiösen Positionen bekannte Autor und Neurologe Sam Harris übt noch heftigere Kritik am Islam, dessen Lehren seiner Meinung nach „in die gleiche Ecke wie Batman“ gehören. Harris schließt sich Samuel P. Huntingtons Thesen an und konstatiert: „Wir sind im Krieg mit dem Islam.“[28]

In der Türkei argumentiert der promovierte islamische Philosoph und Theologe Yasar Nuri Öztürk seit vielen Jahren gegen „verzerrte Auslegungen“ des Koran. Öztürk, der von manchen als „Türken-Luther“ bezeichnet wird, sieht sich selbst als orthodoxen Muslim, der den Islam in seiner reinen, ursprünglichen Form rekonstruieren will. Er unterscheidet zwischen einem kulturell geprägten „Islam der Traditionen“ und einem „wahren Islam“, der sich an der Überlieferung des Korans festmachen ließe. Ausdrücklich befürwortet Öztürk vernunftgeleitete Kritik. Aktuelle Entwicklungen in der islamischen Welt kritisiert er als „Degenerationserscheinungen im Islam“. Er wendet sich auch gegen die Geschlechtertrennung, gegen die Todesstrafe für Apostaten und gegen strenggläubige Muslime, „die sich gottgefällig wähnen, weil sie Schweinefleisch und Alkohol meiden, während sie ungerührt ihre Frauen versklaven“. Der streitbare Theologe ist in seiner türkischen Heimat ein Medienstar mit regelmäßigen Fernsehauftritten und Zeitungskolumnen.[29]

Geert Wilders setzte in seinem Film Fitna („Zwietracht“) (2008) den Islam mit der Bedrohung des Faschismus und des Kommunismus gleich und verlangt ein Verbot des Korans.

Literatur

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  • Bat Ye'or: Eurabia: The Euro-Arab Axis, B&T, März 2005, ISBN 083864077X, Englisch und Französisch
  • Ibn Warraq, Taslima Nasreen: Warum ich kein Muslim bin, Matthes & Seitz Berlin, Berlin 2004, ISBN 388221838X
  • Raddatz, H.-P.: Von Gott zu Allah? Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft, 1. Auflage München 2001
  • Raddatz, H.-P.: Von Allah zum Terror? Der Djihad und die Deformierung des Westens, Herbig-Verlag, München, 1. Auflage 2002, ISBN 377662289X
  • Raddatz, H.-P.: Allahs Schleier – die Frau im Kampf der Kulturen Herbig-Verlag, München 2004, ISBN 3776623667
  • Raddatz, H.-P.: Allahs Frauen - Dschihad zwischen Demokratie und Scharia, München 2005
  • Raddatz, H.-P.: Allah und die Juden - Die islamische Renaissance des Antisemitismus, Berlin 2007
  • Ali Dashti: 23 Jahre - Die Karriere des Propheten Muhammad, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2003, ISBN 3-932710-80-0
  • Ayaan Hirsi Ali: Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen, Piper, München 2005, ISBN 3-492-04793-9 (Artikelsammlung)
  • Barreau, Jean-Claude: Die unerbittlichen Erlöser. Vom Kampf des Islam gegen die moderne Welt, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-498-00567-7
  • Günther Lachmann: Tödliche Toleranz. Die Muslime und unsere offene Gesellschaft, Piper, München 2005, ISBN 3-492-04699-1 (Mit dem Text „Muslimische Frauen, fordert eure Rechte ein!“)
  • Gopal, Jaya: Gabriels Einflüsterungen - Eine historisch-kritische Bestandsaufnahme des Islam, 2. erw. Aufl. Freiburg: AHRIMAN-Verlag, 2006. ISBN 3-89484-601-1
  • Diner, Dan: Versiegelte Zeit: Über den Stillstand in der islamischen Welt, Propyläen-Verlag. ISBN 3-54907-244-9
  • Gabriel, Mark A.: Islam und Terrorismus, Lake Mary/Florida, Resch, 2004. ISBN 3-93519-739-X
  • Küntzel, Matthias: Djihad und Judenhaß. Über den neuen antijüdischen Krieg ça-ira-Verlag: Freiburg 2002. ISBN 3-924627-07-X
  • Nagel, Tilman: Machtausübung und Private Gewalt im Islam, in: Die Neue Ordnung, Ausgabe 2/07, 61. Jahrgang, www.die-neue-ordnung.de
  • Tibi, Bassam: Der neue Totalitarismus. „Heiliger Krieg“ und westliche Sicherheit, Primus, Darmstadt 2004, ISBN 3-89678-494-3

Einzelnachweise

  1. De Haeresibus by John of Damascus. See Migne. Patrologia Graeca, vol. 94, 1864, cols 763-73. An English translation by the Reverend John W Voorhis appeared in THE MOSLEM WORLD for October 1954, pp. 392-398.
  2. Warraq, Ibn (2003). Leaving Islam: Apostates Speak Out. Prometheus Books, 67. ISBN 1-59102-068-9.
  3. Ibn Kammuna, Examination of the Three Faiths, trans. Moshe Perlmann (Berkeley and Los Angeles, 1971), pp. 148–49
  4. The Mind of Maimonides, by David Novak, retrieved April 29, 2006
  5. a b Mohammed and Mohammedanism, by Gabriel Oussani, Catholic Encyclopedia, retrieved April 16, 2006
  6. Bostom, Andrew. „Islamic Apostates' Tales - A Review of Leaving Islam by Ibn Warraq“, FrontPageMag, July 21, 2003.
  7. Bible in Mohammedian Literature., by Kaufmann Kohler Duncan B. McDonald, Jewish Encyclopedia, retrieved April 22, 2006
  8. Robert Spencer, „Islam Unveiled“, pp. 22, 63, 2003, Encounter Books, ISBN 1-893554-77-5
  9. Country Report. See also Timothy Garton Ash. „Islam in Europe“, The New York Review of Books, 10-05-2006.
  10. Timothy Garton Ash. „Islam in Europe“, The New York Review of Books, 10-05-2006.
  11. Tariq Modood (April 6, 2006). Multiculturalism, Muslims and Citizenship: A European Approach, 1st, Routledge, 29. ISBN 978-0415355155.
  12. Übersetzung nach: Encyclopaedia of Islam, Bd. VIII, S. 379-381
  13. Glaube, Vernunft und Universität. Erinnerungen und Reflexionen, Ansprache von Benedikt XVI., Aula Magna der Universität Regensburg am 12. September 2006
  14. vgl. Abdelwahab Meddeb: „Islam und Aufklärung. Theologen und Philosophen im Widerstreit um Tradition und Moderne“; lettre 73, Sommer 2006 [1]
  15. Irshad Manji in ihrem Buch "Der Aufbruch - Plädoyer für einen aufgeklärten Islam", München 2005, S. 64: "Innerhalb Spaniens ... wagte es (Ibn Rushd), anderer Meinung zu sein als die Theokraten. Angetrieben durch den Aufstieg eines grausamen Islam, argumentierte Ibn Rushd, dass 'Philosophen am besten in der Lage sind, die allegorischen Passagen im Koran ... richtig zu verstehen. Es gibt keine religiöse Begründung dafür, dass die allegorischen Koranpassagen wörtlich zu nehmen sind'. Dazu kann ich nur Amen sagen".
  16. "Der Euro-Islam als Brücke zwischen Islam und Europa". Von Bassam Tibi[2]
  17. mustafaakyol.org: türkischer Zeitungsartikel in der Refarans zur Papstkritik von Mustafa Akyol (türkisch).
  18. Was "Israelkritik" und "Islamkritik" gemeinsam haben Susanne Bressan auf Hagalil.com
  19. "Politiker blenden Zorn über Probleme aus", Ralph Giordano im Kölner Stadtanzeiger 22. Mai 2007
  20. "Ich bin doch kein Türkenschreck" Ralph Giordano in "SPIEGEL ONLINE"
  21. Beginn einer weltweiten Aufklärungsbewegung Arzu Toker und Mina Ahadiim Gespräch mit Dr. Michael Schmidt-Salomon 10 Apr 2007
  22. Sabine Diederich, Bernd Fechler und Holger Oppenhäuser: Große Politik im Klassenzimmer. Zur pädagogischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus unter Jugendlichen in multikulturellen Lerngruppen., S. 99
  23. Welchen Islam hätten's denn gern? Hannes Schwenger über Ulfkottes Buch "Heiliger Krieg in Europa"
  24. Unter Verdacht - Parallelgesellschaften und Anti-Islamismus Prof. Y. Michal Bodemann in der Süddeutschen Zeitung 19.11.2004
  25. Wider die Islamophobie - Terror hat keine Religion Offener Brief des Jüdischen Kulturvereins Berlin e.V.
  26. Wie eigenständig ist der Islam als Religion? Christopher Hitchens in „WELT ONLINE“ am 23. Mai 2007
  27. Vgl. Michel Onfray: Atheist manifesto. The case against Christianity, Judaism and Islam. Carlton, Vic. 2007, S. 199-213.
  28. Vgl. Sam Harris: The End of Faith. Religion, Terror, and the Future of Reason, S. 108-152.
  29. Vgl. Radiofeuilleton, Dradio Kultur, Beitrag von Abdul-Ahmad Raschid

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