Krugzell

Krugzell

Altusried ist ein Markt im schwäbischen Landkreis Oberallgäu. Altusried liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße.

Altusried
Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Altusried
Altusried
Deutschlandkarte, Position von Altusried hervorgehoben
47.810.216666666667723Koordinaten: 47° 48′ N, 10° 13′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Oberallgäu
Höhe: 723 m ü. NN
Fläche: 91,68 km²
Einwohner: 10.026 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 109 Einwohner je km²
Postleitzahl: 87452
Vorwahl: 08373
Kfz-Kennzeichen: OA
Gemeindeschlüssel: 09 7 80 112
Adresse der Marktverwaltung: Rathausplatz 1
87452 Altusried
Bürgermeister: Heribert Kammel (FW)
Illerdurchbruch von Kalden: in malerischen Windungen schlängelt sich die Iller durch die Moränenlandschaft
Findling bei Luiblings,vom Illergletscher angeschleppter Nagelfluhstein
Blick auf Altusried, im Hintergrund der Kirchturm von Reicholzried und das Illertal
Ruine Kalden
Kimratshofen
Krugzell
Frauenzell
Frauenzell Kirche Westfassade
Muthmannshofen Kirche
Von Altkalden blieb nur noch ein schmaler Grat übrig.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Altusried liegt in der Region Allgäu ungefähr auf einem Drittel der Luftlinie zwischen Memmingen im Norden und Kempten im Süden. Es befindet sich zwischen dem Tal der Iller im Nordosten und dem etwas entfernten Hohentanner Wald im Südwesten.

Gemeindegliederung

Es existieren folgende Gemarkungen: Altusried, Frauenzell, Hohentanner Wald, Kimratshofen, Krugzell, Muthmannshofen.

Geologie

Während der Eiszeiten erstreckte sich der Illergletscher vom Hochgebirge bis Altusried. Die Schmelzwasser des Gletschers fanden drei Abläufe, von Probstried ins Tal der Westgünz, von Dietmannsried in das alte Illertal (heute Memminger Trockental) und von Kalden (Altusried) nach Lautrach - Illerbeuren. Zum Ende der letzten Eiszeit schmolz der Eisstrom und es entstand ein großer See zwischen Kempten und Altusried. In der Folge vertiefte sich der Abfluss bei Kalden am stärksten und der See lief aus. Seitdem fließt die Iller in vielen malerischen Windungen durch die Endmoränen von Altusried bis Ferthofen und findet erst unterhalb von Memmingen zurück in das alte Illertal. Am schönsten kann man den Illerdurchbruch von der Ruine Kalden (ehemaliges Schloss Kalden) beobachten.

Typisch für Altusried sind die Tobel. Das sind enge, meist bewaldete Rinnen die steil zur Iller hinabführen. Am bekanntesten ist der Tobel von Briels. Von der Ruine Kalden aus findet man leicht den Eingang. Da er durch einen Weg erschlossen ist, lohnt sich ein romantischer Spaziergang zwischen Tobel und Steilufer hinab zur Iller. Dabei kommt man auch an dem mittelalterlichem Burgplatz Altkalden vorbei. Von ihm zeugen aber nur noch ein paar behauene Tuffsteine. In der Moränenlandschaft findet man gelegentlich auch ringförmige Vertiefungen, hierbei handelt es sich um sogenannte Toteislöcher.

Geschichte

Aus der Zeit um 1000 v. Chr. stammen vorgeschichtliche Funde von Waffen, Gerät und Schmuck aus der Bronzezeit in Ottenstall, einem Weiler westlich von Altusried im Rohrachtal. Der Ort Altusried wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet. Der Namensgeber war wohl ein gewisser Alto. Dieser Name wurde damals häufig in Friesland verwendet. Zu dieser Zeit wanderten viele Sachsen und Angeln in das südliche Germanien, wovon zahlreiche Orte im Allgäu mit den Namensbestandteilen engen, ingen und sachsen herrühren dürften. Ursache für diese kleine Völkerwanderung waren nicht zuletzt die Sachsenkriege Karls des Großen.

Schriftliche Aufzeichnungen über Altusried gibt es seit dem 12. Jahrhundert, denn erst seit dieser Zeit galt zunehmend das Prinzip, dass nur schriftlich niedergelegte Verträge rechtsgültig sind. 1180 wurde ein „Bertholdus de Altungisried“ erwähnt. In dem Namen Altungisried stecken gleich zwei Endungen, die typisch für Ortsnamen im frühen Mittelalter sind, nämlich ung (=ing) und ried. Sie verweisen auf eine Ortsgründung in zwei Etappen: zuerst Alt(?)ung, weitere Rodungen führen zum Namen Altung(is)ried. Im täglichen Sprachgebrauch wurde daraus Altisried, heute Altusried. Von 1236 stammt die Erwähnung der „Machttildis de Challenden“ (Kalden). 1353 blieben nach der Pest noch 60 von 150 Wohnungen übrig. 1422 erhielten die Herren von Rothenstein das Dorfgericht über Altusried.

Der Ortsname Krugzell hat nichts mit einem Krug zu tun. Krug bedeutet hier kreisförmig, gemeint sind also kreisförmig angeordnete Häuser um die Zelle eines Pfarrers oder Mönches. Frauenzell wird schon 855 als Hupoldscelle im Urkundenbuch des Klosters St. Gallen erwähnt. Später nimmt der gewandelte Name wohl Bezug auf die kurzzeitige Niederlassung eines Frauenklosters oder auf ein Marienheiligtum. Kimratshofen ist vermutlich der älteste Ortsteil und wurde Mitte des 8. Jahrhunderts von einem gewissen Chunibert gegründet. Schriftlich genannt wird der Ort erstmals 1275 als Kunebrechtishofen im Zehntbuch (Liber decimationis) des Bistums Konstanz. Muthmannshofen wird erstmals 1166 als Mutwigshofen erwähnt.

1515 wurde die Burg Neu-Kalden durch Joachim zu Pappenheim gebaut. Im Bauernkrieg ist 1525 der „Altusrieder Haufen“ mit dabei. 1545 wurden durch Brandstiftung 28 Häuser vernichtet.

1670 stürzten die Schiffspfeiler der Pfarrkirche ein. Die Kirche wurde wieder aufgebaut. 1692 war das Ende der Lehnsherrschaft der Pappenheimer. Das Stift Kempten kauft das Lehen. 1772 war der Beginn der Vereinödung.

Der Markt Altusried war vor 1800 Sitz eines Oberen und Unteren Gerichts und gehörte zum Fürststift Kempten. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss und der Säkularisation von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Altusried besaß das Marktrecht mit wichtigen Eigenrechten. 1803 vernichtete eine Feuersbrunst 14 Häuser.

1838 erfolgte die Genehmigung des Altusrieder Wappens (Ruine Kalden) durch König Ludwig I. 1877 war die erste Aufführung eines Freilichtspieles: „Der bayerische Hiasl“ und 1914 wurde die Motorpostlinie nach Kempten eröffnet.

1955 erfolgte die Renovierung der Pfarrkirche. Im Zuge der Gebietsreform von 1972 kam es zur freiwilligen Eingemeindung von Frauenzell, Kimratshofen(früher Altusried II), Krugzell und Muthmannshofen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1970 6.652
1987 7.552
2000 9.708
2004 10.012

Von den 2004 festgestellten 10.012 Einwohnern wohnten 5.326 in Altusried, 826 in Frauenzell, 1.539 in Kimratshofen, 1.939 in Krugzell und 382 in Muthmannshofen (Stand: 31. Dezember 2004).

Politik

Bürgermeister

Derzeitiger Bürgermeister ist Heribert Kammel (Freie Wähler). Er trat bei der Kommunalwahl am 2. März 2008 ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl an und erhielt 92,31 % der abgegebenen gültigen Stimmen, die Wahlbeteiligung betrug 64,02 %. Es handelt sich um seine dritte Amtszeit seit 1996. Zweiter Bürgermeister ist Hans-Jörg Dorn (Wahlgemeinschaft Muthmannshofen).

Gemeinderat

Bei der letzten Kommunalwahl am 2. März 2008 wurden erstmals 24 statt bisher 20 Mitglieder für den Marktgemeinderat Altusried gewählt. Grund hierfür ist die auf über 10.000 angewachsene Einwohnerzahl. Von den Mitgliedern des Gemeinderates der Wahlperiode 2002 bis 2008 standen 10 Kandidaten zur Wiederwahl. Die Wahlbeteiligung betrug 60,86 %.

Der neue Gemeinderat, der ab dem 1. Mai 2008 im Amt ist, setzt sich aus folgenden Parteien und Gruppierungen zusammen (nach Stärkeverhältnis sortiert):

  • Freie Wähler Altusried: 7 Sitze
  • CSU: 5 Sitze
  • Wahlgemeinschaft Kimratshofen: 4 Sitze
  • Wählergemeinschaft Krugzell: 4 Sitze
  • Freie Wahlgemeinschaft Frauenzell: 2 Sitze
  • SPD: 1 Sitz
  • Freie Wahlgemeinschaft Muthmannshofen: 1 Sitz

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: In Blau eine Burgruine mit silbernem Gemäuer.

Das Altusrieder Gemeindewappen hatte einige Hindernisse zu überwinden, bis es anno 1838 genehmigt wurde. Die Gemeindereform 1818 trachtete nach der Säkularisation danach, die Erinnerung an frühere Herrscherhäuser auszulöschen, indem sie die Verwendung alter Wappen verbot. 1835 ließ aber die königliche Regierung nachfragen, welche Gemeinden ein Wappen wünschen und welche Vorschläge sie hierfür unterbreiten könnten. Dieser Anfrage kamen die Altusrieder ein Jahr später mit zwei Entwürfen für das Gemeindezeichen nach. Der eine Vorschlag zeigte den volkstümlichen Bürger „Rysch“, der eigentlich Dietmannsried zuzuordnen ist, und insofern nicht als geeignet angesehen wurde.

Der zweite Vorschlag mit der „sagenhaften Stammburg der Marschälle von Calentin“ wurde deshalb von Anfang an favorisiert, obwohl im Jahr 1836 tatsächlich nur noch wenig von deren Ruinen zu sehen war. Die Steine des 1515 von Marschall Hans von Pappenheim errichtete Neubau der Burg Calden waren zum Bau des Kemptener Krankenhauses an der Memmingerstraße verwendet worden. Der Reichsherold wollte nun zusätzlich eine Verschönerung des Entwurfes herbeiführen und zeichnete Türme, Kemenate und Bergfried ein.

Die Genehmigung ließ dann nicht mehr lange auf sich warten, denn bereits am 3. Februar 1838 teilte man über die Regierung des Oberdonaukreises der Gemeinde Altusried mit, dass sie das Recht erhalten habe, als Wappen in einem blauen Schild die Ritterburg Calden zu führen. Als das Wappen dann eintraf, staunte man nicht schlecht. Denn dort zeigte sich anstelle der Burg Calden der Römerturm Oberschöneck bei Babenhausen. Das Versehen wurde schnell entdeckt und noch im gleichen Jahr erhielten die Altusrieder ihr richtiges Wappen sowie ein Dienstsiegel, gestaltet vom damaligen Hofgraveur Neuß.

(Nach Jochen König, Wappen unserer Gemeinden, Das schöne Allgäu Ausgabe Nr. 1, Januar 1990)

Städtepartnerschaft

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Blasius und Alexander: Der Chor und der Turm der katholischen Kirche stehen seit 1204. Das dreischiffige Langhaus wurde 1670–1681 erbaut, die Sakristei 1857 hinzugefügt. Die Inneneinrichtung wurde in den Jahren 1694–1730 geschaffen. Grundlegende Renovierungen erfolgten in den Jahren 1955, 1965 und 1998.

weitere Sehenswürdigkeiten

Hängebrücke Fischers-Pfosen
  • Illerdurchbruch und Ruine Kalden
  • Hängebrücke Fischers-Pfosen
  • Barockkirche in Frauenzell im Allgäu
  • Wallfahrtskapellen im Gschnaidt

In Altusried befindet sich eine der größten Freilichtbühnen Deutschlands. Alle drei bis vier Jahre werden dort die Allgäuer Freilichtspiele Altusried mit zahlreichen Teilnehmern aus der Bevölkerung aufgeführt. So zum Beispiel 2008 Der Zigeunerbaron, 2005 Die Jungfrau von Orleans, 2002 Wilhelm Tell und 1999 Bauernkrieg im Allgäu. Die Freilichtspiele lassen sich bis zum Jahr 1879 zurückverfolgen und haben somit eine über 125-jährige Tradition.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft

Es gab 1998 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 43, im produzierenden Gewerbe 657 und im Bereich Handel und Verkehr 265 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 358 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 3.096. Im verarbeitenden Gewerbe (sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) gab es zwei, im Bauhauptgewerbe zwölf Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 308 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 6.356 ha. Davon waren 13 ha Ackerfläche und 6.340 ha Dauergrünfläche.

Bildung

Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 2004):

  • Kindergärten: 375 Kindergartenplätze mit 339 Kindern
  • Volksschulen: 3 mit 47 Lehrern und 874 Schülern
  • Jugendheim: 1 Jugendpfleger und 49 Kinder

Persönlichkeiten

in Altusried geboren

mit Altusried verbunden

Literatur

  • Ingrid Müller: Archivbilder Markt Altusried. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 978-3-86680-059-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Datenbank der Städtepartnerschaften

Wikimedia Foundation.

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