Krummfrucht

Krummfrucht
Bananen
Musa × paradisiaca 'Cavendish': Junge parthenokarpe Früchte und sterile Blüten.

Musa × paradisiaca 'Cavendish': Junge parthenokarpe Früchte und sterile Blüten.

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Bananengewächse (Musaceae)
Gattung: Bananen
Wissenschaftlicher Name
Musa
L.

Die Bananen (Musa) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der einkeimblättrigen Pflanzen. In der Gattung gibt es rund 100 Arten. Einige Arten bilden essbare Früchte, von denen diejenigen der Art Musa × paradisiaca zum Teil für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden. Die essbaren Früchte sind reich an diversen Vitaminen (Vitamin A und C), Mineralstoffen (insbes. Phosphor, Eisen, Kalium, Magnesium, Mangan, Kupfer), Zucker und Ballaststoffen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Musa troglodytarum, Illustration.

Musa-Arten und -Sorten sind immergrüne, mehrjährige, krautige Pflanzen. Der aus Blattscheiden bestehende hohle Scheinstamm und die spiralig angeordneten Laubblätter geben den Bananen-Arten ein palmenartiges Aussehen. Die großen, einfachen, ganzrandigen Blätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert.

Wenn die Bananenstaude ein Alter von sieben bis neun Monaten erreicht hat, wächst bei ihr ein meist nach unten hängender, manchmal auch aufrechter Blütenstand mit meist rot-violetten Hochblättern. An der Unterseite eines jeden Hochblatts befinden sich Blüten in einer Reihe. Die zwittrigen oder eingeschlechtigen Blüten sind zygomorph und dreizählig.

Aus jeder dieser Reihen wächst schließlich eine so genannte Bananenhand mit jeweils ungefähr 10 bis 20 Bananen, die fingergleich angeordnet sind. Die Bananenfrüchte wachsen zuerst nach unten, wenden sich indes nach dem Abfallen des Hochblatts dem Licht zu, so dass sie eine gekrümmte Form einnehmen. Wegen ihrer üblicherweise gekrümmten Form wird die Banane auch Krummfrucht genannt. Die Früchte, die botanisch zu den Beeren gehören, können je nach Art und Sorte stark in Größe (5 bis 70, manchmal bis 100 Zentimeter lang), wie Färbung (meist grüne bis gelbe Färbung, es gibt aber auch u. a. rote bis lila-blaue Sorten) variieren. Sie sind meistens sichelförmig.

Nutzung

Das Fruchtfleisch vieler Sorten der Musa × paradisiaca und anderer Hybriden ist essbar. Die Zuchtbananen bringen es heute zusammen auf über 1000 Kreuzungen und Varianten[1]. Das Fruchtfleisch der in den Läden Europas vorherrschenden Dessertbananen (Musa paradisiaca sapientum) ist mehlig und süß. In den Ursprungsländern ist die grün bis rote Kochbanane (auch Gemüse- oder Mehlbanane) (Musa paradisiaca normalis) eine bedeutende Nahrungsquelle. Ihr weißlich-gelbes Fruchtfleisch, das im Geschmack mild bis leicht säuerlich ist, ist nicht zum Rohverzehr geeignet. Es wird sowohl gekocht als auch gebacken oder gegrillt.

Bei den in Indonesien verbreiteten Faserbananen (Musa textilis), auch Abaka genannt, werden die so genannten Manilafasern der Blattscheiden zu Netzen, Tauwerk und Garnen verarbeitet.

Können Bananen sich ungehindert ausbreiten, so bilden sie einen Kreis mit etwa einem halben bis zwei Meter Durchmesser. In diesem Bananenkreis herrscht ein feuchtes Mikroklima. Die Banane produziert durch das Herunterfallen der vertrocknenden großen Blätter innerhalb dieser Formation viel organisches Material, das anschließend zu Humus wird.

Systematik

Die Gattung Musa umfasst etwa 50 bis 100 Arten, deren Einteilung sich in den letzten Jahren wiederholt gewandelt hat. Nach aktuellem Stand wird die Gattung in die drei Sektionen Musa, Callimusa und Ingentimusa eingeteilt.

Systematik der Gattung Musa
Sektion Musa Sektion Callimusa
In diese Sektion werden auch die Vertreter der früher gesondert betrachteten Sektion Rhodochlamys gestellt. In diese Sektion werden auch die Vertreter der früher gesondert betrachteten Sektion Australimusa gestellt.
  • M. acuminata Colla: Die vielleicht bekannteste Art. Zu ihr gehören die Sortengruppen 'Dwarf Cavendish', 'Giant Cavendish' und 'Gros Michel'. Synonyme sind M. cavendishii Lamb. ex Paxt. sowie M. malaccensis Ridl.. (vgl. Cavendish)
  • M. angcorensis Gagnep.: Es ist derzeit umstritten, ob diese eine eigene Art ist.
  • M. aurantiaca
  • M. balbisiana: Synonym: M. seminifera Lour.
  • M. banksii F. Muell.: Wird teilweise auch als eine Unterart von M. acuminata angesehen.
  • M. basjoo, Japanische Faserbanane: Heimisch auf den japanischen Ryūkyū-Inseln. Dies ist die winterhärteste aller Musa-Arten.
  • M. cheesmanii
  • M. flaviflora Simmonds: Diese ist eine der Eltern von M. ornata; sie ist möglicherweise eine Unterart von M. acuminata.
  • M. griersonii
  • M. itinerans
  • M. laterita
  • M. mannii
  • M. nagensium
  • M. ochracea
  • M. ornata Roxb.: Dies dürfte eine Hybride M. flaviflora × M. velutina sein.
  • Musa × paradisiaca, Dessertbanane: Wohl entstanden durch Kreuzung aus M. acuminata und M. balbisiana; die Einordnung als eigene Art ist umstritten. Dies dürfte die meistangebaute Art weltweit sein.
  • M. sanguinea
  • M. schizocarpa
  • M. siamea: Meist noch als Unterart M. acuminata ssp. siamea angesehen; dürfte jedoch eine eigene Art darstellen.
  • M. sikkimensis
  • M. thomsonii Noltie: Eine noch weitgehend unbekannte Art; erst seit kurzem sind Samen im Handel erhältlich.
  • M. velutina Wendl. & Drude: Eventuell ist dies ein Synonym von M. dasycarpa Kurz.
  • M. alinsanaya
  • M. beccarii
  • M. boman
  • M. borneënsis
  • M. bukensis
  • M. campestris
  • M. coccinea Andrews: Syn. M. uranoscopos Lour.
  • M. exotica Valmayor: Heimisch in Vietnam, wo sie Chuoi Rung Hoa Do genannt wird.
  • M. fitzalanii: gilt als ausgestorben.
  • M. flavida
  • M. gracilis
  • M. hirta Becc.
  • M. insularimontana Hayata: Diese selten Art ist auf einer einzigen Insel vor Taiwan endemisch und mit M. textilis eng verwandt.
  • M. jackeyi
  • M. johnsii
  • M. lawitiensis
  • M. lolodensis
  • M. maclayi
  • M. monticola
  • M. muluensis
  • M. paracoccinea
  • M. peekelii
  • M. pigmaea Hotta: Mit M. beccarii relativ nahe verwandt.
  • M. rubra
  • M. salaccensis
  • M. splendida A. Chev.
  • M. suratii
  • M. textilis: Abacá, Faserbanane
  • M. troglodytarum: Heimisch auf Tahiti, Neukaledonien und den Fidschi-Inseln.
  • M. tuberculata
  • M. violascens
Sektion Ingentimusa
Musa ingens: Heimat Papua-Neuguinea

Die weltweit wichtigste Sammlung von Musa-Arten und -Sorten befindet sich an der belgischen Universität Leuven. Dort werden alle bekannten Formen der Gattung Musa durch in vitro-Kultur vermehrt und konserviert.

Geschichte

Eine Bananenstaude mit Fruchtansatz und neuen sterilen Blüten unter den Hochblättern (Brakteen) blauroten Blättern. Die gelblichen Blüten vertrocknen und es entwickeln sich die parthenkarpen Früchte, die Bananen. Dann richtet sich die Banane im Wachstum nach oben, so dass der Blütenansatz in Richtung Sonne wächst. Deshalb ist die Banane krumm. Die Staude blüht weiter, während sie schon Früchte ausbildet.

Die Banane stammt ursprünglich aus der südostasiatischen Inselwelt.[2] Nach Afrika kam die Banane wohl mit den austronesischen Einwanderern, die Madagaskar vom heutigen Indonesien aus besiedelten und die auch den Reis nach Madagaskar brachten.

Von den Kanarischen Inseln, wo die Spanier sie angepflanzt hatten, gelangte sie nach Amerika. 1502 gründeten portugiesische Siedler die ersten Plantagen in der Karibik und in Mittelamerika. Nach Großbritannien wurden die ersten Bananen im Jahr 1633 aus Bermuda eingeführt.[3]

Bis in die 1960er Jahre war die Hauptsorte für den Export die 'Gros Michel'. Die Früchte waren größer, geschmackvoller und wesentlich unempfindlicher als die heutigen Bananen. Sie konnten daher in ganzen Stauden transportiert werden. Der Anbau dieser Sorte in Monokulturen wurde durch die Panama-Krankheit derart erschwert, dass sie heute kaum noch für den Export kultiviert wird. Derzeit ist die Hauptsorte für den Export die 'Cavendish', die erheblich druckempfindlicher ist, weswegen sie druck- und stoßgeschützt in Kartons transportiert wird. Seit Anfang der 1990er Jahre ist eine Art der Panama-Krankheit bekannt, die auch diese Sorte angreift. Geschmacklich ähnliche Alternativen und Heilung gibt es derzeit (2005) noch nicht wirklich und die Schätzung ist, dass in 10 bis 20 Jahren auch die 'Cavendish' nicht mehr in Monokulturen angebaut werden kann.

Wilde Bananen haben teils große harte Samenkerne

Das Einkreuzen von Resistenzgenen in die Sorte 'Cavendish' war bisher nicht erfolgreich – daher wird derzeit intensiv an transgenen Bananenlinien geforscht. Ein Einkreuzen ist generell bei den meisten Bananensorten nicht möglich, denn seit die Banane in Kultur genommen wurde, sind die meisten Bananensorten steril geworden, das heißt, die Früchte werden ohne eine Bestäubung und Befruchtung gebildet. Werden keine Samen gebildet, so ist keine generative Vermehrung möglich, also auch keine Kreuzung. Die meisten Bananensorten sind Klone, das heißt sie werden rein vegetativ vermehrt.

Etymologie

Das Wort Banane gelangte über das spanische und lateinische banana ins Deutsche. Es stammt ursprünglich aus einer westafrikanischen Sprache, vermutlich aus dem Wolof. Erst Jahrhunderte später bekam die Banane ihren wissenschaftlichen Namen, als der Botaniker Carl von Linné 1753 die Flora der Welt klassifizierte. Er nannte die Banane unter Verwendung der arabisch-persischen Bezeichnung موز "mus" für die Frucht „musa paradisiaca“ (für die Kochbanane) bzw. "musa sapientium" für die Essbanane.

Bananen als Zimmerpflanzen

Musa velutina: Rosa Zwergbanane (Keniabanane) aus der Sektion Rhodochlamys. Nur etwa 1,2–2,0 m hoch. Die Blüten stehen aufrecht, die Schale ist leuchtend rosa und zart behaart. Blüht und fruchtet im Zimmer. Das Fruchtfleisch allein ist zwar essbar, die zahlreichen großen und harten Samen jedoch nicht, in der Praxis ist daher die ganze Frucht doch ungenießbar. Die Kälteverträglichkeit ist umstritten. Foto aus dem "Jardin des senteurs et des épices" (Garten der Gerüche und der Gewürze), Saint-Philippe, Île de la Réunion

In den letzten Jahren setzt sich die Banane vor allem in Mitteleuropa auch als Zimmerpflanze – aufgrund ihrer Größe jedoch vornehmlich in Wintergärten – zunehmend durch. Der Handel bietet hierfür verschiedenste Arten, reine Zierpflanzen oder auch als Fruchtpflanzen, an. Es gibt auch Sorten mit essbaren Früchten, darunter Zwergzüchtungen der 'Cavendish' ('Dwarf Cavendish'), die teils nur einen Meter hoch werden ('Super Dwarf Cavendish').

Bananensamen von Zierbananen (Obstbananen dagegen sind steril).

Die Vermehrung der Zierbananenstaude erfolgt entweder durch Samen, die im gut sortierten Fachhandel erhältlich sind, wobei nur die Zierbananen über Samen zu vermehren sind, oder durch Wurzelschösslinge (so genannte Kindel), möglich bei allen Bananensorten. Diese können ab einer bestimmten Größe (etwa fünf vollwertige Blätter) von der Mutterpflanze am Wurzelballen abgetrennt werden. Die Aufzucht mittels Samen erfordert etwas Zeit, da die Keimdauer der Banane relativ lang ist. Bildet eine Pflanze Wurzelschösslinge aus und sollen diese nicht weiter Verwendung finden, sollten diese relativ schnell entfernt werden, um die Mutterpflanze zu stärken. Auch eine Meristem-Vermehrung ist möglich und bei den sterilen Sorten ein übliches Verfahren.

Die Bananenstaude braucht direktes Sonnenlicht, mag es sehr warm und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Der Wasserbedarf ist sehr hoch, der Nährstoffbedarf ebenfalls, so dass die Pflanze jede Woche mit Dünger versorgt werden sollte. Der Boden sollte durchlässig, humös und tiefgründig sein – Staunässe ist unter allen Umständen zu vermeiden. Gießen auf keinen Fall mit kaltem Wasser, und - mit Ausnahmen der Musa basjoo und einigen kälteverträglichen anderen Arten - Temperaturen unter 15 °C vermeiden. Ebenfalls sollte Zugluft unter allen Umständen vermieden werden. Blätter mit deutlich eingetrocknetem Rand entfernen. Sollte die Pflanze z. B. durch Schädlingsbefall oder falsche Pflege einzugehen drohen, dann den Stamm etwa 2 cm über der Erde abschneiden und wie gewohnt weiterpflegen. Die im Erdreich verbliebene Knolle treibt innerhalb kürzester Zeit wieder aus. Die Größe des Topfes entscheidet über die zu erwartende Größe der Pflanze. Umtopfen im Frühjahr, dabei einen Teil des Wurzelballens entfernen. Nach einer kurzen Phase der Stagnation wächst die Pflanze schneller als zuvor und bildet sehr schnell Kindel aus.

Die Bananenstaude wächst extrem schnell (1 cm pro Tag) und produziert etwa ein Blatt pro Woche – dies sollte bei der Standortwahl berücksichtigt werden. Damit eine Bananenstaude z. B. in einem Wintergarten trägt, muss sie über einen ausreichend großen Topf verfügen und nach oben und zur Seite genügend Platz haben – die Blätter sollten nicht anstoßen. Eine Fruchtbildung ist unter diesen Bedingungen nach etwa 5 bis 6 Jahren zu erwarten (in der freien Natur bereits nach einem Jahr). Zu beachten ist, dass die Pflanze nach der Fruchtphase abstirbt und vorher Seitentriebe (Kindel) ausgebildet werden.

„Winterharte“ Freilandbananen

Die bekannteste „winterharte“ Bananenart ist die Japanische Faserbanane (Musa basjoo). Von dieser sind mehrere Sorten mit verbesserter Frostresistenz gezüchtet worden. Weitere vielversprechende Freilandbananen sind Musa sikkimensis, M. itinerans, M. balbisiana, M. cheesmanii und M. yunnanensis; sie stammen aus asiatischen Hochgebirgsregionen, wo es auch gelegentlich Schnee und Frost im Winter gibt. Sie sind aber dennoch frostgefährdeter als die Japanische Faserbanane. Einige Gärtnereien und Exotengärtnereien bieten diese Arten als Pflanzen und auch als Saatgut an.

Musa × balbisiana

Musa basjoo blüht auch in Mitteleuropa im Freiland, aber nur selten und nach milden Wintern. In Mitteleuropa reifen im Freien gebildete Bananenfrüchte wegen der zu kurzen Vegetationsperiode nicht mehr aus; sie sind ungenießbar. Ausreichend winterharte Obstbananen gibt es noch nicht.

Quellen

im Text angegebene Quellen

  1. Atlant Bieri: Bananenrepublik Schweiz. NZZ am Sonntag, 6. Januar 2008, S.60
  2. www.amonline.net.au/pdf/publications/1404_complete.pdf Studie über den Ursprung der Banane
  3. John Ayto (Hrsg.): An A-Z of Food and Drink. Oxford University Press 2002

allgemeine Quellen

Siehe auch

Weblinks


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