Kubilai Khan

Kubilai Khan
Kublai Khan

Kublai Khan, auch Qubilai Khan, Kubilai Khan oder Setsen Khan, (* 23. September 1215; † 18. Februar 1294 in Peking) war ein Enkel Dschingis Khans und von 1260 bis 1294 ein bedeutender mongolischer Herrscher in der Yuan-Dynastie. Er war Sohn von Tolui, dem vierten Sohn Dschingis Khans, und Bruder von Möngke Khan und herrschte von 1271 bis zu seinem Tod 1294 als Kaiser von China.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Regentschaft in Nordchina

Der Prinz hatte zwar chinesische Erzieher, lebte jedoch in seiner Jugend noch ständig in der Mongolei. Als es zu Missverwaltung in seinen chinesischen Ländereien kam, verlegte er seinen Aufenthaltsort dauerhaft nach China und wurde bald ein Vertreter der chinesischen Interessen.

Gleich nach dem Regierungsantritt seines Bruders, des Großkhans Möngke Khan (reg. 1251-1259) wurde Kublai zum Statthalter in Nordchina ernannt; als solcher eroberte er 1253/54 das Königreich Dali in Yunnan. Schon damals versammelte sich um ihn eine Reihe fähiger Beamter (Lian Xixian, Liu Bingzhong u.a.), die sich um eine Verbesserung der mongolischen Verwaltung in China bemühten. Kublais Verhältnis zu den maßgeblichen Personen in Karakorum (Bolgay, Alamdar usw.) war dagegen schlecht: der traditionell eingestellte Stammesadel warf ihm seine China-freundliche Haltung vor, so dass ihn Möngke 1257-58 vorübergehend absetzen ließ.

Ferner übertrugen die Prinzen Goden (Sohn Ugedais) und Kublai, der sich selbst zum Buddhismus bekannte, zwischen 1251 und 1253 dem tibetischen Mönchsgelehrten Phagspa (gest. 1279) die Verwaltung Tibets und begründeten damit die bis 1354 währende Herrschaft der Sakyapa auf dem Dach der Welt. Später wurde Phagspa auch zum Reichslehrer ernannt und verbrachte lange Zeit an Kublais Hofe. Tibetische Wandermönche erwirkten später bis ins 16. Jahrhundert hinein nach und nach die Bekehrung der schamanistischen Mongolen. So war es im wesentlichen Kublai Khan, der den Buddhismus zur Staatsreligion der Mongolen machte. Diese Religion hatte zugleich für sein Reich gegenüber allen andersartigen Einströmungen eine Schutzwirkung und trug damit nicht unwesentlich zum Zusammenhalt des Reiches bei.

Mongolischer Großkhan

Nach dem Tod Möngkes 1259 hatte sich Kublai Khan in einem Bruderkrieg gegen Arigkbugha 1260 entgegen allen Traditionen selbst zum Großkhan der Mongolen ernannt. Er wurde von einer von ihm selbst einberufenen Versammlung am 5. Mai 1260 gewählt, allerdings war diese Versammlung nicht repräsentativ, da die Mehrheit der eigentlich allein wahlberechtigten Prinzen auf Seiten Arigkbughas stand und sie zudem auch nicht in der Mongolei stattfand.[1]

Kublai Khan kam also an die Macht, indem er sich militärisch gegen den traditionell eingestellten Teil des Stammesadels in Karakorum durchsetzte, der Arigkbugha als Großkhan favorisiert hatte (1260-1264). Hauptsächlich sein Bruder Chülegü, der Herrscher des Ilkhanat in Persien, war bereit, ihn als Großkhan anzuerkennen. Die Beziehungen des Kublai Khan zu seinen Vettern an der Wolga (Goldene Horde) waren angespannt, die zu den Herren im Khanat Tschagatai waren wiederholt feindselig. Trotz dieser Differenzen waren die Mongolen damals noch in der Lage, das große Reich insgesamt unter Kontrolle zu halten.

Kublai Khan verlegte ab 1264 die mongolische Reichshauptstadt schrittweise von Karakorum nach Peking und übernahm die Verwaltungspraktiken der Chinesen und bis zu einem gewissen Grad auch ihre Kultur. Seine Politik zusammen mit seinem Residenzwechsel brachte ihm die Missbilligung eines bedeutenden Teils des mongolischen Adels ein, da dieser einen in der Steppe lebenden Anführer einem in Peking lebenden "Sohn des Himmels" vorzog.

Die Mißbilligung von Kublais Politik, auch verbunden mit persönlichen Eitelkeiten, führte wiederholt dazu, dass hochrangige Yuan-Prinzen im unmittelbaren Machtbereich Kublais rebellierten. Aber die zahlenmäßige Überlegenheit seiner Truppen und die Unbeständigkeit seiner Gegner kamen dem Großkhan zugute: eine Revolte (Toqtemür, Shirki u.a.) scheiterte im Sommer 1277 gegen Kublais General Bayan († 1295) am Orchon in der Mongolei, eine zweite Revolte (Nayan, Singktur u.a.) im Sommer 1287 am Liao-Fluss bzw. Frühjahr 1289 bei Karakorum. Der zähste Gegenspieler des Khans war dabei Ögädais Enkel Qaidu († ca. 1303), der sich am Ili festgesetzt hatte und aus diesen Rebellionen Nutzen zu ziehen verstand.

Kaiser Chinas

Kublais zweite Hauptfrau Chabi.

Kublai Khan eroberte mit Hilfe seiner Feldherren (Bayan u.a.) nach einem längeren Krieg 1267-1276/79 den Staat der südlichen Song-Dynastie in Südchina. Auseinandersetzungen in der Zentralverwaltung und im Staatsrat des Song-Reiches unter Kanzler Jia Sidao (hingerichtet 1275) hatten die Loyalität der Beamtenschaft und schließlich der Armeeführung untergraben, so dass Kublai die Eroberungspläne seines Bruders wieder aufnehmen konnte. Nach einer langandauernden Belagerung der Festungen am Han-Fluss in der Provinz Sichuan (besonders Xiangyang, belagert 1268-1273) drang die Armee der Yuan nach Hangzhou vor. Die Song-Hauptstadt Hangzhou kapitulierte 1276, letzte Anhänger der Dynastie hielten sich bis 1279, als der kleine Thronerbe in einer Seeschlacht ertrank.

Kublai einigte so das Land nach über 300-jähriger Teilung erneut und begründete die Yuan-Dynastie (1271-1368), als deren erster Kaiser er unter dem chinesischen Namen Shizu (元世祖) herrschte. Er wurde auch in die Abfolge der rechtmäßigen chinesischen Herrscher aufgenommen.

Zwei Mongoleninvasionen in Japan blieben 1274 und 1281 erfolglos (vgl. Kamikaze), so dass die weitere Ausdehnung des Mongolenreiches nun auch im Osten ihr Ende fand.

Zum Zeitpunkt seines Todes war das Mongolenreich das territorial größte Staatengebilde der Weltgeschichte und erstreckte sich fast über den gesamten Eurasischen Kontinent. Die Bevölkerung profitierte von einer organisierten zivilen Verwaltung, deren Auswirkungen später mit dem Begriff Pax Mongolica zusammengefasst wurden. Zwar hatte die Yuan-Verwaltung auch Schattenseiten, die beispielsweise in Kublais letzten Lebensjahren sichtbar wurden, und erreichte auch nicht das Ansehen anderer großer chinesischer Dynastien, sie stellte aber in jedem Fall eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zur Politik der vorangegangenen Großkhane dar.

In Europa wurde und wird vor allem als bedeutsam erachtet, dass die Pax Mongolica im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Erholung in Persien und China neue Handelsmöglichkeiten eröffnete. Hier ist vor allem das Buch des Marco Polo zu erwähnen: 1266 trafen die venezianischen Handelsreisenden Niccolò und Maffeo Polo am Hofe des Mongolenherrschers in Peking ein, wo sie nach eigenen Angaben vom Khan willkommen aufgenommen und empfangen wurden. Dieser schenkte den Polos drei goldene Tafeln und gab ihnen mit einer Botschaft an Papst Clemens IV. den Auftrag, ihm gesalbtes Öl aus der Grabeskirche in Jerusalem und etwa einhundert christliche Gelehrte zum Verbreiten des Evangeliums unter seinen Untertanen zu schicken.

Laut eigenem Reisebericht weilte später Marco Polo (* 1254, † 1324) zusammen mit seinem Vater und Onkel auf einer zweiten Asienreise (1271 bis 1295) nunmehr in offizieller Mission des neuen Papstes Gregor X. für mehrere Jahre am Hofe Kublai Khans, wurde ein sehr enger Vertrauter, reiste sogar im Auftrag des Großkhans mehrmals durch China und berichtete nach Italien zurückgekehrt über die hoch stehende Kultur des Ostens. In den gut erhaltenen Chroniken der Yuan-Zeit finden sich dafür jedoch keinerlei eindeutige Belege.

Die letzten Jahre

Noch zu Lebzeiten hatte Kublais zweite Hauptfrau Chabi großen Einfluss auf seine Politik. Doch nach deren Tod 1281 und dem Tod des Kronprinzen Dschingkim 1286, sowie aufgrund eigener Krankheit überließ Kublai in seinen letzten Jahren unpopulären Günstlingen wie dem Finanzminister Ahmed Fanakati (ermordet 1282), Lu Shih-jung und Senge (hinger. 1291) die Regierung. Steuererhöhungen und Inflation (1287 Einführung von neuem Papiergeld, dessen Wert nur noch 1/5 des Alten betrug), Intrigen in der Verwaltung und wiederholter militärischer Aufwand kennzeichnen diese Jahre. Positiv werden dagegen etwa die Baumaßnahmen am nördlichen Abschnitt des Kaiserkanals bewertet.

Kublai Khan starb am 18. Februar 1294 in Peking.

Rezeption

Politisch

Nach seinem Tod wählte man die nachfolgenden Großkhane nur noch aus seiner Nachkommenschaft, andere Prinzen hatten keine Chancen auf den Thron mehr (=Yuan-Dynastie). Diese Herrscher setzten Kublais Politik fort und konzentrierten sich weitgehend auf die Verwaltung Chinas. Zwar waren erneute Interessenkonflikte zwischen pro-chinesischen und pro-mongolischen Parteien bei Hofe zu beobachten, aber gewöhnlich hatten die Vertreter Chinas den längeren Atem. Versuche zur Erneuerung des mongolischen Reichsgedankens, etwa zur Zeit von Külüq Khan oder Qoshila, blieben daher eine Randerscheinung.

Man verbindet folglich mit Kublai Khans Tod die endgültige Aufteilung des Mongolenreiches in vier unabhängige Teilreiche: Goldene Horde, Yuan-Reich, Ilkhanat und Tschagatai-Khanat.

Nach Misswirtschaft und einer Reihe von Naturkatastrophen um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Mongolen aus Peking vertrieben. 1368 kam die Ming-Dynastie an die Macht und die Mongolen zogen sich in die Steppe zurück. Nur ein Jahrzehnt nach dem Tod von Biligtü Khan, dem Begründer der "Nördlichen Yuan", wurde 1388 auch ihre alte mongolische Hauptstadt Karakorum von den Chinesen zerstört.

Literarisch

Literatur

  • John Andrew Boyle): The successors of Genghis Khan, New York / London 1971
  • Herbert Franke and Denis Twitchett (Edited by..): The Cambridge History of China Vol. 6, Alien regimes and border states 907-1368 Cambridge 1994
  • Morris Rossabi: Khubilai Khan: his life and times. Berkeley, London, New York 1988

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Namensangaben und Hintergründe bei J.A. Boyle: The successors of Genghis Khan. (d.h. in Raschid ed Dins Text), Morris Rossabi: Khubilai Khan: his life and times. oder der Cambridge History of China.


Vorgänger Amt Nachfolger
Song Duzong Kaiser von China
1271–1294
Timur Khan
Möngke Khan Großkhan der Mongolen
1260–1294

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