Kuhmoniemi

Kuhmoniemi
Kuhmon kaupunki
Wappen Karte
Wappen von Kuhmo Lage von Kuhmo in Finnland
Basisdaten
Staat: Finnland
Provinz: Oulu
Landschaft: Kainuu
Verwaltungsgemeinschaft: Kehys-Kainuu
Geographische Lage 64° 8′ N, 29° 31′ O64.13305555555629.516666666667166Koordinaten: 64° 8′ N, 29° 31′ O
Höhe: 166 m
Fläche: 5.456,90 km²
Binnengewässer: 648,48 km²[1]
Einwohner: 10.010 (30. Jun. 2007)[2]
Bevölkerungsdichte: 2,1 Einwohner je km²
Sprache(n): Finnisch
Website: kuhmo.fi

Kuhmo [ˈkuhmɔ] (bis 1937 Kuhmoniemi) ist eine Stadt im Nordosten Finnlands mit rund 10.000 Einwohnern. Sie liegt rund 100 km östlich der Stadt Kajaani unmittelbar an der Grenze zu Russland.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Kuhmo liegt im Nordosten Finnlands in der Landschaft Kainuu, die Teil der Provinz Oulu ist. Die nächste größere Stadt ist Kajaani 100 km westlich, die Entfernung zur Hauptstadt Helsinki beträgt 585 km. Nachbargemeinden von Kuhmo sind Suomussalmi im Norden, Hyrynsalmi und Ristijärvi im Nordwesten, Sotkamo im Westen sowie Nurmes und Lieksa im Süden. Im Osten befindet sich die Staatsgrenze zu Russland. Die Stadt Kostomukscha liegt auf russischer Seite ca. 85 km nordöstlich von Kuhmo.

Das Stadtgebiet von Kuhmo ist mit 5.457 km² sehr ausgedehnt. Damit ist Kuhmo flächenmäßig mehr als doppelt so groß wie Luxemburg. Das Stadtgebiet ist sehr dünn besiedelt: Über 80 % der Landfläche Kuhmos besteht aus Wäldern.[3] Daher beträgt die Einwohnerdichte nur 2,1 Einwohner pro km².

Neben dem Hauptort Kuhmo umfasst die Gemeinde folgende Dörfer:

Ein Großteil des Stadtgebiets von Kuhmo ist bewaldet
  • Haataja-Häkkilä
  • Halla
  • Härmä
  • Haukela-Kiekki
  • Hiekkala
  • Hietaperä
  • Iivantiira
  • Jämäs
  • Jonkeri
  • Juonno
  • Jyrkkä
  • Kalliojoki
  • Katerma
  • Kiekki
  • Kuhmonniemi
  • Kuumo
  • Kuusamonkylä
  • Lauvus
  • Lentiira
  • Lentua
  • Nieminen
  • Niva
  • Paloniemi
  • Rahajärvi
  • Rasti
  • Saunajärvi
  • Seilonen
  • Timoniemi
  • Vartius
  • Vepsä-Ahavaara
  • Vuosanka
  • Ylä-Vieksi

Der Stadtteil Kuhmonniemi schließt sich unmittelbar an das Stadtzentrum an, die übrigen Siedlungen sind teils dutzende Kilometer davon entfernt. Die geringe Siedlungsdichte bedingt eine bescheidene Infrastruktur in den ländlichen Gegenden Kuhmos. Der Ort Iivantiira etwa war bis zum Bau einer Straße im Jahr 1953 nur über den Wasserweg zu erreichen und wurde zumindest in Kainuu sprichwörtlich für den „Arsch der Welt“.[4] Dorfschulen gibt es noch in den Orten Hietaperä, Iivantiira, Lentiira, Lentua, Seilonen und Timoniemi, Dorfläden nur in Lentiira und Ylä-Vieksi.

In den Wäldern Kuhmos kommen zahlreiche Tierarten vor, darunter alle vier alle Großraubtierarten Finnlands (Braunbären, Wölfe, Luchse und Vielfraße) sowie das seltene wilde Waldren. 12 % der Fläche Kuhmos wird von Wasser bedeckt. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet mehr als 600 Seen, in denen unter anderem der Hecht, die Maräne, die kleine Maräne, die Forelle und der Barsch leben. In Kuhmo sind im Rahmen des Natura 2000-Programms insgesamt 36 verschiedene Fluren als Naturschutzgebiete ausgewiesen.[5] Das größte Schutzgebiet ist mit 82,93 km² die Wildnis von Elimyssalo unmittelbar an der russischen Grenze.

In der Wildnis im Norden des Gemeindegebiets befindet sich der Truppenübungsplatz Vuosanka (finn. Vuosangan ampuma-alue), auf dem die Kainuu-Brigade (Kainuu-Prikaati) des finnischen Heeres Manöver übt. Pläne zur Erweiterung des derzeit gut 14.000 ha großen Geländes wurden im Jahr 2006 bekannt. Da die Erweiterung das Geschützfeuer deutlich näher an das menschliche Behausungen führen würde, regt sich seither vor allem im betroffenen Dorf Ylä-Vieskä Widerstand gegen die Pläne des finnischen Verteidigungsministeriums.[6]

Geschichte

Ursprünglich war das Gebiet von Kuhmo von halbnomadischen Samen bewohnt. Die sesshafte finnische Besiedlung Kuhmos entstand erst während der Binnenkolonisation durch Siedler aus Savo im 16. Jahrhundert. Der Name Kuhmo geht auf den Bauern Kauppi Kuhmalainen zurück, der zu den ersten Neusiedlern gehörte.[3] Bis Ende des 16. Jahrhunderts gehörte das Gebiet von Kuhmo nominell zu Russland. 1595 wurde die schwedisch-russische Grenze aber im Frieden von Teusina östlich von Kuhmo gezogen und ist an dieser Stelle seitdem unverändert geblieben. Die erste urkundliche Erwähnung Kuhmos stammt aus einer Steuerliste aus dem Jahr 1605.

Verwaltungstechnisch gehörte Kuhmo zunächst zum Kirchspiel Paltamo, später wurde es zu einer Kappellgemeinde von Sotkamo. 1854 wurde Kuhmo, das damals noch den Namen Kuhmoniemi trug, aus Sotkamo gelöst und zu einer eigenständigen Kirchengemeinde erhoben, die 1865 im Zuge der Trennung der Verwaltung der Landgemeinden von der Kirchenverwaltung in eine politische Gemeinde umgewandelt wurde. 1937 wurde Kuhmoniemi offiziell in Kuhmo umgenannt.

Bis weit in 19. Jahrhundert wurde in Kuhmo Schwendbau betrieben. Andere wichtige Erwerbszweige waren Forstwirtschaft, Flößerei und Teerbrennerei. Im Jahr 1900, als 12.717 Fässer Teer von Kuhmo in die Hafenstadt Oulu verschifft wurden, war Kuhmo sogar der größte Teerproduzent Finnlands. Daneben war Kuhmo ein wichtiger Handelsplatz, der von fahrenden Händlern aus dem russischen Ostkarelien frequentiert wurde. 1874 wurde in Kuhmo auch eine mit Wasserkraft betriebene Eisenhütte gegründet. Im Großen und Ganzen blieb Kuhmo aber im 19. Jahrhundert eine arme Gegend und wurde auch mehrmals von Hungersnöten geplagt. Während der großen Hungersnot von 1866−1868 starben 1000 Kuhmoer an den Folgen von Hunger und Krankheiten.[3] Im 20. Jahrhundert nahm die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft zu, zugleich stieg die Einwohnerzahl stark von 3.310 im Jahr 1900 auf über 9.000 im Jahr 1928.

Während des Zweiten Weltkrieges rückte zu Beginn des finnisch-sowjetischen Winterkrieges Ende 1939 eine Division der Roten Armee auf Kuhmo vor. Die Zivilbevölkerung der Gemeinde wurde nach Nordösterbotten evakuiert und konnte erst nach Ende des Krieges zurückkehren. Den Finnen gelang es in der Schlacht von Kuhmo, den sowjetischen Vormarsch aufzuhalten. Die sowjetische Division wurde Ende Januar 1940 eingekesselt, konnte sich aber bis zum Ende des Krieges am 13. März 1940 halten. Das Zentrum von Kuhmo gehört zu den Orten, die während des Winterkrieges den schwersten Bombardements ausgesetzt waren.

Auf dem höchsten Stand war die Einwohnerzahl in den 1970er Jahren mit nahezu 14.000, ehe sie durch die in Finnland anhaltende Landflucht auf die heutige Zahl von rund 10.000 sank.[7] Seit 1986 besitzt Kuhmo die Stadtrechte. 1992 wurde der Grenzübergang Vartius wiedereröffnet und somit wieder Personenverkehr nach Russland ermöglicht.

Politik

Das Stadthaus von Kuhmo

Verwaltung
Wie in Nordfinnland üblich, hat die Finnische Zentrumspartei die bei weitem größte Anhängerschaft. Bei der Kommunalwahl 2008 erhielt sie etwas über die Hälfte der Stimmen, im Stadtrat verfügt sie mit 19 von 35 Sitzen über eine absolute Mehrheit. Zweitstärkste Fraktion sind die Sozialdemokraten mit sieben Abgeordneten gefolgt von dem Linksbündnis und der konservativ-liberalen Nationalen Sammlungspartei mit jeweils drei Sitzen. Ebenfalls im Stadtrat vertreten sind die Christdemokraten, der Grüne Bund und die rechtspopulistischen Wahren Finnen mit jeweils einem Abgeordneten.

Zusammensetzung des Stadtrats (2009–2012)
Partei Wahlergebnis 2008[8] Sitze
Zentrumspartei 51,0 % 19
Sozialdemokraten 19,3 % 7
Linksbündnis 9,0 % 3
Nationale Sammlungspartei 8,1 % 3
Christdemokraten 5,2 % 1
Grüner Bund 4,2 % 1
Wahre Finnen 3,2 % 1

Wappen
Das Stadtwappen von Kuhmo wurde von Olof Eriksson entworfen und zeigt in Schwarz drei goldene Tannen (2:1).

Städtepartnerschaften
Kuhmo unterhält Städtepartnerschaften mit Robertsfors in Schweden (seit 1942), Šaľa in der Slowakei (seit 1977), Oroszlány in Ungarn (seit 1981) und mit der russischen Nachbarstadt Kostomukscha (seit 1986).

Wirtschaft

Nicht erst seit der schweren Wirtschaftskrise der 1990er Jahre leidet Kuhmo unter einer hohen Arbeitslosigkeit. Im Januar 2007 wies die Gemeinde mit 21,1 % die fünfthöchste Arbeitslosenquote in ganz Finnland aus.[9]

Der bei weitem wichtigste Erwerbszweig in Kuhmo ist nach wie vor die Forstwirtschaft. Auf die Folgeindustrien entfällt auch mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze im sekundären Sektor; größter Arbeitgeber ist das Sägewerk der Unternehmens Kuhmo Oy. Ein weiterer bedeutender Industriezweig ist die Specksteinverarbeitung; der Konzern Tulikivi produziert an diesem Standort vor allem Holzöfen.[10]. Von einiger Bedeutung ist nach wie vor die Landwirtschaft, in der noch rund 300 Personen beschäftigt sind.[11] Der Schwerpunkt liegt auf der Viehhaltung, insbesondere der Milchwirtschaft.

Von wachsender Bedeutung ist der Tourismus, insbesondere der Naturtourismus, sowie der Grenzverkehr mit Russland. Im Jahr 2007 wurden am Grenzübergang Vartius 410.000 Grenzüberschreitungen verzeichnet.[12] Somit ist er der fünftmeistfrequentierte Grenzübergang von Finnland nach Russland.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Zentrum von Kuhmo ist von modernen Zweckbauten geprägt.

Jeden Sommer wird ein Kammermusikfestival veranstaltet, bei dem zahlreiche Kammermusiker von Weltrang aufspielen und das Tausende Besucher auch aus dem Ausland anzieht. Das Festival wurde 1970 vom Cellisten Seppo Kimanen gegründet; Intendent ist seit 2005 der Rumäne Vladimir Mendelssohn. Rund um das Festival gruppieren sich weitere Musikinstitutionen und - veranstaltungen wie das Kompetenzzentrum Virtuoso, das als international ausgerichtete Forschungs- und Lehrstätte zur Kammermusik ausgelegt ist.[13] Hauptsächlich für die Bedürfnisse des Festivals wurde ab 1991 ein neues Konzerthaus, das „Kuhmohaus“ (Kuhmo-talo) erbaut und 1993 eröffnet. Geplant von Architekt Matti Heikkinen aus Oulu steht der moderne Bau außerhalb der Konzertsaison auch als Kino zur Verfügung.[14]

Die Kirche von Kuhmo

In den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts erbaute die Stadt Kuhmo in unmittelbarer Nähe der Innenstadt das „Kalevaladorf“. Das Dorf sollte als Nachbau alter finnischer Dörfer und Ort für verschiedene Ausstellungen die Tradition des finnischen Nationalepos Kalevala zum Leben erwecken. Ab 1996 wurde das Dorf als Alternative zum Santa Park am Polarkreis bei Rovaniemi angepriesen. Nichtsdestoweniger konnte das Dorf nie kostendeckend arbeiten und wurde Ende 2006 an eine private Unternehmensgruppe verkauft. Diese will das Dorf Mitte 2008 unter dem neuen Namen Kalevala Spirit Erlebnispark mit neuer, touristischerer Orientierung wiedereröffnen.[15] Ebenfalls mit der Kalevalatradition befasst sich das Kultur- und Informationszentrum Juminkeko, das sich außerdem den Kulturaustausch mit dem jenseits der Grenze liegenden Weißkarelien auf die Fahnen geschrieben hat. Das Zentrum wirkt in einem 1999 errichteten modernen Holzgebäude im Zentrum von Kuhmo.[16]

Die Kirche von Kuhmo liegt am Ufer der Stromschnellen des Flusses Pajakkajoki und wurde 1816 als neoklassizistische Kreuzkirche an der Stelle seines 1804 abgebrannten Vorgängerbaus errichtet. In den Jahren 1859 und 1860 wurden die vier Kreuzenden nach Zeichnungen von John Oldenburg um klassische Satteldächer erweitert und 1862 zudem ein freistehender Uhrenturm errichtet. Das Gotteshaus stellt seitdem einen Vertreter des schlichten Empirestils dar. Die für die Verhältnisse der Region große Kirche bietet auf einer Fläche von 1295 m² Sitzplätze für 1250 Gläubige.[17] Am anderen Ufer befindet sich die um 1900 errichtete Pfarre.

In den Dörfern Kuhmos finden sich zahlreiche gut erhaltene Beispiele volkstümlicher finnischer Bautradition, die teils auch den starken Einfluss des benachbarten Weißkarelien erkennen lassen.[18] Die zum Dorf Vartius an der russischen Grenze zählenden Siedlung Rimpi zählt traditionell zum karelischen Kulturkreis. Es wurde gegen 1850 von dem Karelier Eljas Ahtonen gegründet und wurde im weiteren Verlauf des Jahrhunderts von vielen nationalromatisch-karelianistisch beseelten finnischen Intellektuellen und Künstlern wie Louis Sparren, Samuli Paulaharju und Akseli Gallen-Kallela naufgesucht, die hier die finnische resp. karelische Volkskultur in einer sehr ursprünglichen Form besichtigen konnten. Der betagte Ahtonen diente Gallen-Kallela als Modell für die Figur des Väinämöinen im berühmten Aino-Triptychon.[19] Die im karelischen Stil erbauten Holzhäuser des Dorfes wurden jedoch im Winterkrieg bis auf eines zerstört.[20]

Literatur

  • Antero Heikkinen: Kirveskansan elämää. Ihmiskohtaloita Kuhmon erämäissä. Porvoo 1988.
  • Alpo Räisänen: Kuhmon Murrekirja. Suomen Kirjallisuuden Seuran toiminto 581. Tampere 1993.

Weblinks

Quellenangaben

  1. Maanmittauslaitos (finnisches Vermessungsamt)
  2. Väestörekisterikeskus
  3. a b c Reijo Heikkinen: Kuhmo – kulttuuri- ja erämaakaupunki (finn.)
  4. iivantiiri.net
  5. ymparisto.fi - Kuhmon Natura-alueet (Finnisches Umweltministerium)
  6. vieksi.fi - VUOSANGAN HARJOITUSALUE
  7. Website der Stadt Kuhmo: Pitkä historia (finn.)
  8. Finnisches Justiziministerium: Ergebnis der Kommunalwahlen 2008
  9. kuntalehti.fi
  10. Kuhmossa toimivat yritykset - Website der Gemeinde Kuhmo
  11. Yleistietoa Kuhmon maaseudusta
  12. Finnischer Grenzschutz: Rajanylitysmäärät itärajan rajanylityspaikoilla (Anzahl der Grenzüberschreitungen an den Grenzübergängen der Ostgrenze, finn.)
  13. virtuosi.fi
  14. kuhmotalo.fi
  15. Universitätszentrum Kajaani – Kuhmo – kulttuuri- ja erämaakaupunki; Uusiutunut Kalevala-kylä avaa ovensa Kuhmossa – Artikel in der Tageszeitung Karjalainen vom 17.11.2007.
  16. Juminkeko
  17. Universitätszentrum Kajaani – Kuhmo – kulttuuri- ja erämaakaupunki
  18. Karjalaiset jäljet
  19. Vienen runokylät: Rimpi
  20. Rimmin vienankarjalainen kylä (Finnisches Denkmalschutzregister, 1993)



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