Kunstanstalten May AG

Kunstanstalten May AG
Geschichtlicher Überblick über die zur KAMAG fusionierten Unternehmen

Die Kunstanstalten May AG (KAMAG) ist ein heute in Aschaffenburg ansässiger Kunstverlag. Die 1914 in Dresden aus dem Zusammenschluss der Dresdner Kunstanstalten AG und dem Frankfurter Unternehmen E. G. May Söhne hervorgegangene „lithografische Anstalt“ gehörte lange zu den größten deutschen Produzenten populärer Druckgrafik.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Untersbergers „Christus am Ölberg“, Verkaufsschlager der KAMAG ab 1917

Die KAMAG war von Anfang an ein Weltunternehmen, das in großem Maße außereuropäische Geschäfte betrieb. Dazu zählte unter anderem der Export von religiösem und profanem Wandschmuck nach Britisch-Indien, der nach dort angefertigten Originalvorlagen hergestellt wurde.[1] Der Prokurist der Firma, Friedrich Diefenbach, war maßgeblich am Zustandekommen der Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst beteiligt.

Nachdem das Unternehmen bereits versuchsweise ein Programm zur Herstellung großformatiger Wandbilder gestartet hatte, erwarb es 1914 Hans Zatzkas Bild „Elfenreigen“. Es wurde im so genannten Handtuchformat als Schlafzimmerbild verkauft. Zum Verkaufsschlager wurde 1917 Josef Untersbergers „Christus am Ölberg“. Im darauffolgenden Jahrzehnt kam es in der Branche zum regelrechten Konkurrenzkampf um den Artikel Schlafzimmerbild. Der härteste Konkurrent der KAMAG zu dieser Zeit war der Berliner Verlag Felix Freund. Adolf May versuchte vergeblich den Urheberrechtsschutz von Bildideen durchzusetzen und zog damit bis vor das Reichsgericht (siehe Hans Zatzka). Das Auslandsgeschäft wurde durch den Ersten Weltkrieg gehemmt, blühte aber wieder in der Zwischenkriegszeit.

Logo der Sartosdrucke

Ein Tochterunternehmen der KAMAG, Arthur Kolbe GmbH, bot aufwändige erotische Farbenlichtdrucke an, die nicht in das Verlagsprogramm des Mutterkonzerns passten. Die ab 1933 eingreifende nationalsozialistische Kunstpolitik beeinflusste das Warenagebot punktuell; mit Lichtdrucken im normalen Bildformat, den so genannten Sartosdrucken, brachte die Firma eine „qualitätvollere“ Serie heraus. Hier herrschte vor allem das Landschafts- und Kinderbild vor. Die alten Druckmaschinen der Firma Kolbe befinden sich in der Lichtdruckwerkstatt Dresden, einem Museum.

Nach dem Krieg verstaatlichte die sowjetische Zonenverwaltung die Produktionsstätten. Die früheren Inhaber und Hauptaktionäre sowie die führenden Mitarbeiter setzten sich in den Westen ab und verlegten 1949 den Firmensitz nach Fürth. In den 1960er Jahren lebten die Sartosserie und die „Kunstblätter“ wieder auf. Noch in den 1970er Jahren exportierte das Unternehmen „Heliochrom“-Schlafzimmerbilder außerhalb Mitteleuropas.

Das Unternehmen ist heute in Aschaffenburg ansässig.

Literatur

  • Wolfgang Brückner: Kleinbürgerlicher und wohlstandsbürgerlicher Wandschmuck im 20. Jahrhundert. In Kunst und Konsum – Massenbilderforschung (=Volkskunde als historische Kulturwissenschaft 6; Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte 82). S. 407–444. Würzburg 2000
  • Wolfgang Brückner, Christa Pieske: Die Bilderfabrik. Dokumentation zur Kunst- und Sozialgeschichte der industriellen Wandschmuckherstellung zwischen 1845 und 1973 am Beispiel eines Großunternehmens. Historisches Museum Frankfurt am Main, Frankfurt 1973
  • Wolfgang Brückner: Elfenreigen, Hochzeitstraum. Die Öldruckfabrikation 1880–1940. DuMont Schauberg, Köln 1974, ISBN 3-7701-0762-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Therese Pechstein: Indische Farbendrucke der Kunstanstalten May AG Dresden. In Arbeitskreis Bild Druck Papier – Tagungsband Ittingen 2004. S. 129–134. Waxmann 2005, ISBN 978-3-8309-1519-5 (Webseite der Ausstellung)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kunstanstalten May — Geschichtlicher Überblick über die zur KAMAG fusionierten Unternehmen Die Kunstanstalten May AG (KAMAG) ist ein heute in Aschaffenburg ansässiger Kunstverlag. Die 1914 in Dresden aus dem Zusammenschluss der 1882 von Adolf May gegründeten Dresdner …   Deutsch Wikipedia

  • May & Wirsing — Die Firma Eduard Gustav May (später May Wirsing und E. G. May Söhne) war ein von 1845 bis 1914 bestehender Frankfurter Kunstverlag und einer der führenden deutschen Produzenten populärer Druckgrafik. Inhaltsverzeichnis 1 Firmengeschichte 1.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Adolf May — Links frühes und in der Mitte endgültiges Logo von Adolf May, rechts Logo der Kunstanstalten AG vorm. Adolf May und Müller und Lohse Die lithografische Anstalt Adolf May war ein Dresdner Unternehmen, das populäre Druckgrafik herstellte. Die Firma …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Adolf May — Links frühes und in der Mitte endgültiges Logo von Adolf May, rechts Logo der Kunstanstalten AG vorm. Adolf May und Müller und Lohse Die lithografische Anstalt Adolf May war ein Dresdner Unternehmen, das populäre Druckgrafik herstellte. Die Firma …   Deutsch Wikipedia

  • E. G. May — Die Firma Eduard Gustav May (später May Wirsing und E. G. May Söhne) war ein von 1845 bis 1914 bestehender Frankfurter Kunstverlag und einer der führenden deutschen Produzenten populärer Druckgrafik. Inhaltsverzeichnis 1 Firmengeschichte 1.1… …   Deutsch Wikipedia

  • E. G. May Söhne — Die Firma Eduard Gustav May (später May Wirsing und E. G. May Söhne) war ein von 1845 bis 1914 bestehender Frankfurter Kunstverlag und einer der führenden deutschen Produzenten populärer Druckgrafik. Inhaltsverzeichnis 1 Firmengeschichte 1.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf May — Links frühes und in der Mitte endgültiges Logo von Adolf May, rechts Logo der Kunstanstalten AG vorm. Adolf May und Müller und Lohse Die lithografische Anstalt Adolf May war ein Dresdner Unternehmen, das populäre Druckgrafik herstellte. Die Firma …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Gustav May — Die Firma Eduard Gustav May (später May Wirsing und E. G. May Söhne) war ein von 1845 bis 1914 bestehender Frankfurter Kunstverlag und einer der führenden deutschen Produzenten populärer Druckgrafik. Inhaltsverzeichnis 1 Firmengeschichte 1.1… …   Deutsch Wikipedia

  • Zabateri — Hans Zatzka (Pseudonyme Zabateri, P. Ronsard, Joseph Bernard und Bernárd Zatzka; * 8. März 1859 in Wien Breitensee; † 17. Dezember 1945 ebenda) war ein österreichischer Maler. Er war der Bruder des Architekten Ludwig Zatzka und ist der… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Zatzka — (ursprünglich Johann Franz Čačka. Pseudonyme Zabateri, P. Ronsard, Joseph Bernard (nicht zu verwechseln mit dem französischen Maler Joseph Bernard, 1866 1931) und Bernárd Zatzka; * 8. März 1859 in Wien Breitensee; † 17. Dezember 1945 ebenda) war… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”