- Kwak'wala
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Die Kwakiutl oder besser Kwakwaka'wakw, also die Kwak'wala sprechenden Stämme, sind eine Gruppe indianischer Stämme oder First Nations in der heutigen kanadischen Provinz British Columbia. Sie leben auf der nördlichen Vancouver-Insel, den Queen-Charlotte-Inseln und dem angrenzenden Festland. Dieses Gebiet ist durch zahlreiche Fjorde zerschnitten, dazu sehr gebirgig, so dass die Siedlungen nur an wenigen Stellen errichtet werden konnten, häufig an der Mündung eines Flusses oder auf einer der Inseln. Die Kwakwaka'wakw sind verwandt mit den Bellabella.
Ihre Sprache gehört zur Wakash-Sprachfamilie. Der Name Kwakiutl bezog sich ursprünglich nur auf eine Gruppe um Fort Rupert, wurde jedoch lange Zeit und fälschlicherweise auf alle Kwakwaka'wakw ausgedehnt. Die Indianeragenten nannten die Stammesgruppe häufig Kwakkewlths.
Von den etwa 30 ethnischen Gruppen, die vor den Europäern zu den Kwakwaka'wakw gezählt wurden, existieren heute noch 17, zu denen häufig Teilstämme gehören (stärker eingerückt):
- Kwicksutaineuk oder Kwicksutaineuk-ah-kwaw-ah-mish (Gilford Island)
- Dzawada'enux oder Tsawataineuk (Kingcome Inlet)
- Gwawaenuk (Hope Town)
- Lekwiltok, werden häufig zu den südlichen Kwakwaka'wakw gerechnet
- We Wai Kum (Campbell River (Volk))
- Wei Wai Kai oder (Cape Mudge)
- Kwakiutl oder Kwagu'ł (Fort Rupert)
- Mamalilikulla (Village Island)
- 'Namgis (Nimpkish-Cheslakees)
- Ławit'sis (Turnour Island)
- A'wa'et'ala (Knight Inlet)
- Da'naxda'xw (New Vancouver)
- Ma'amtagila (Etsekin)
- 'Nak'waxda'xw (Blunden Harbour)
- Gwa'sala (Smith's Inlet)
- Quatsino First Nation)
- Giopino
- Hoyalas
- Klaskino
- Koskimo
- Quatsino
- Gwat'sinux (Winter Harbour)
- T'lat'lasikwala (Hope Island)
Während der Zeit der südwärts gerichteten Raubzüge, vor allem der südlichen Kwakwaka'wakw, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts übernahm einer der Stämme der Küsten-Salish, die K’ómoks, sogar die Sprache der nördlichen Nachbarn.
Inhaltsverzeichnis
Sprache
Das Kwak'wala gehört zu den Wakash-Sprachen. Dabei gibt es heute fünf Dialekte: das am weitesten verbreitete ist Kwak̕wala, das beispielsweise von Kwagu'l (Kwagu'ł), Mamaliliḵala,'Namgis, Lawitsis (Ławitsis) und A'wa'etłala (Da'naxda'xw), aber auch von den Ḵwiḵwasut̓inuxw gesprochen wird. Man findet den Dialekt dementsprechend bei den First Nations der Fort Rupert, Village Island, Cheslakees, Turnour Island, Knight Inlet und Gilford Island.
Der Guc̓ala-Dialekt wird dagegen von den Gusgimukw (Quatsino) und den Gwat̕sinuxw (Winter Harbour) gesprochen. Liq̓ʷala ist bei den Wiwēqay̓i (Cape Mudge) in Gebrauch und den Wiwēkam (Campbell River), schließlich wird das T̓łat̕łasik̕wala bei den Tlatlasikwala-T̓łat̕łasiḵwala auf Hope Island gesprochen.[1]
Die Zahl der Muttersprachler ist allein zwischen 1977 und 2007 von über 1.000 auf rund 200 zurückgegangen. In der Öffentlichkeit erscheint die Sprache nur noch bei Potlatches, Beerdigungen und sonstigen Feierlichkeiten, meist von älteren Sprechern. Eine Ursache ist die zwischen den 20er und den 70er Jahren unterhaltene St. Michael's Residential School in Alert Bay. Dort war der Gebrauch der Sprache streng verboten. Die andere Ursache ist der Niedergang der Kultur und vor allem die Benachteiligung durch den Gebrauch der im Ansehen gesunkenen Sprache. Doch nur individuelles Bemühen, regelmäßiger Gebrauch in einer in dieser Hinsicht einigen Gruppe, Überwindung eigener Vorurteile und in die Vergangenheit gerichtete Schuldzuweisungen (so zutreffend sie sein mögen) können, nach bisheriger Erfahrung mit anderen indigenen Sprachen, das Kwak'wala vor dem Aussterben bewahren.
Kultur
Traditionell unterteilten sich die Kwakwaka'wakw in etwa dreißig unabhängige Gruppen. Ihre Gesellschaft war in drei Klassen organisiert, die durch Vererbung bestimmt waren: Adel, einfache Leute und Sklaven. Sie lebten hauptsächlich vom Fischfang, daneben jagten die Männer, und die Frauen sammelten Wildfrüchte und Beeren. Sie schufen Webarbeiten, vor allem aus Holzfasern und Haaren der Bergziegen, und Holzschnitzereien. Reichtum, der durch Sklaven und materielle Güter bestimmt war, wurde prominent zur Schau gestellt und an Potlatchen verschenkt. Die Bräuche der Kwakwaka'wakw wurden vom Ethnologen Franz Boas untersucht und waren die Basis seiner Theorien zur Exogamie und zum Totemismus.
Die Kleidung bestand aus Fasern der Red Cedar, des Riesenlebensbaums, sowie aus Fasern der Bergziege. Männer der oberen Schicht trugen als einzige Pelze, Otterpelze waren den höchst gestellten Männern und Frauen vorbehalten, wobei Frauen generell keine Pelze trugen. Mokassins, eine Kopfbedeckung und eine Art Regenmantel dienten als Schutz gegen den häufigen Regen und die Kälte. Der spitze Hut wurde nach Curtis[2] um 1860 von den Haida übernommen. Die Adelsschicht trug zudem Ohrgehänge und Nasenringe.
Die Kwakwaka'wakw wohnten in Plankenhäusern mit großen Hauspfählen. Diese waren vor etwa 1865 allerdings viel seltener beschnnitzt, als danach. Der ehrenvollste Platz war am Ende des Hauses gegenüber der Eingangstür. Da grundsätzlich das Recht zur Holzgewinnung bei bestimmten Familien lag, die im Allgemeinen auch die Häuptlinge stellten, deren Stellung wiederum erblich war, musste dieser bei einem Hausbau um die Stellung von Holz gebeten werden. Aus diesem Material wurden auch Kanus gebaut, die beinahe die einzige Möglichkeit waren, in dem unwegsamen Gelände größere Strecken zurückzulegen. Dabei wurden die Bäume allerdings oftmals nicht gefällt, sondern nur soviel Holz herausgeschnitten, wie nötig (vgl. Culturally Modified Trees).[3] Neben den Kanus wurde auch eine Art Katamaran gebaut, mit einer einfachen Segeltechnik aus Matten oder Brettern. Dazu wurden zwei Kanus miteinander verbunden. Die Kanuwände wurden oftmals reich beschnitzt.
Die Herstellung von Matten, Körben und auch Kleidungsstücken erfolgte auf der Grundlage von Holzfasern, vor allem der Yellow Cedar. Dazu wurde Rinde in Streifen geschnitten und so lange in Salzwasser gelegt, bis die Rinde absank. Nach Auswringen und Hämmern mit einem Holzknüppel waren die Fasern weich und konnten verarbeitet werden. Die Red Cedar diente dabei eher Körben und Matten, weil ihre Fasern härter blieben. Noch härtere oder elastischere Körbe wurden aus Zweigen und Wurzeln gefertigt. Doch wurden auch Matten aus Materialien getauscht oder geraubt, die nur die Küsten-Salish herstellen konnten, oder deren Materialien bei den Kwakwaka'wakw nicht verfügbar waren.
Viele Dörfer besaßen eine Art Festung, in die sich die Bewohner bei einem Angriff zurückziehen konnten. Ihre Waffen bestanden aus Pfeil und Bogen, Kriegskeulen, Schleudern und Speeren. Als Projektilspitzen dienten häufig Bärenknochen oder Elchgeweih. Als Körperschutz dienten armlose, gegerbte Holzfaserkleider, besser waren jedoch Grizzly- oder Cougarpelze. Auch eine Art Schuppenpanzer aus Holzschindeln war in Gebrauch.
Die Kwakwaka'wakw waren, im Gegensatz zu den Nuu-chah-nulth, weniger auf Wale spezialisiert, als auf Robben und Fisch, vor allem Lachs, Hering und Kerzenfisch. Aus letzterem gewann man eine butterartige Fettart, die sich lange hielt und als Handelsprodukt über große Entfernungen transportiert wurde. So gelangten auch Stämme an das begehrte Fett, die keinen Zugang zu den Kerzenfischen hatten, und diesen, etwa gegen Lachs, eintauschten. Die bekannten Fischfangstellen gehörten grundsätzlich bestimmten Familien, die die Fangrechte auch an verschiedene Stämme oder Hausgruppen vergeben konnten. Zu den Fischen, die eher an der Nordwestküste von Vancouver Island gefangen wurden, zählte der Heilbutt. Als deren Preis stark anstieg (um 1890 ca. 100 Steaks pro Dollar, 1910 nur noch 20), profitierten vor allem die Quatsino davon, aber auch andere Heilbuttfänger. Mamalillikulla und Wikeno profitierten eher von Muscheln. Für die Europäer war von Anfang an der Pelzhandel ergiebiger, wobei die Kwakwaka'wakw auch Bären, Otter, Biber, Bergziegen und dergl. jagten. Nicht gejagt wurden Wölfe und Orkas, denn man glaubte, dass in ihnen Jäger fortlebten.
Geschichte
Mit dem Beginn des Pelzhandels an der Pazifikküste nach den Forschungsreisen von James Cook (1778), kamen verstärkt europäische Waffen in die Hände weniger Völker. 1843 errichtete die Hudson's Bay Company zudem einen Handelsposten in ihrer Nähe. Die modernen Waffen ermöglichten den Stämmen im Norden ausgedehnte Raubzüge, bei denen sie vor allem Sklaven erbeuteten. Um 1850 zählte man etwa 23 Stämme auf der nördlichen Vancouver-Insel und dem angrenzenden Festland.[4] Doch Krankheiten, die ein weiteres Resultat des direkten Kontaktes mit den europäischen Händlern waren, reduzierten die Zahl der Kwakwaka'wakw bis 1900 dramatisch, 1906 waren es noch 1.257. 1780 dürften etwa 4.500 Kwakwaka'wakw gelebt haben. Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nimmt die Bevölkerung wieder zu. Heute zählen sie wieder etwa 5.000 Personen, wovon etwa 200 noch ihre traditionelle Sprache beherrschen.
Anmerkungen
- ↑ Nach der Übersicht auf: [1].
- ↑ Edward S. Curtis, The North American Indian, Bd. 10, The Kwakiutl, S. 5.
- ↑ Curtis fotografierte einen solchen Baum: A "begged-from" cedar.
- ↑ Diese Karte zeigt die Gebiete der Kwakwaka'wakw um 1850: [2].
Literatur
Robert Galois, Kwakwa̱ka̱’wakw settlements, 1775-1920: a geographical analysis and gazetteer, Mit Beiträgen von Jay Powell und Gloria Cranmer Webster, im Auftrag des U'mista Cultural Centre, Alert Bay, Vancouver: UBC Press; Seattle: University of Washington Press 1994
Siehe auch
Weblinks
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