Kärntner Slowene

Kärntner Slowene

Als Kärntner Slowenen (slowenisch: Koroški Slovenci) bezeichnet man die autochthone slowenischsprachige Volksgruppe im österreichischen Bundesland Kärnten. Sie entsenden Vertreter in den österreichischen Volksgruppenbeirat. Prinzipiell ist der Status der Volksgruppe verfassungs- und völkerrechtlich abgesichert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Völkerwanderung

Auf dem Fürstenstein wurden die karantanischen Fürsten inthronisiert.

Das slowenische Sprachgebiet wurde gegen Ende der Völkerwanderung zuerst, unter anderem, von Westslawen besiedelt, danach schließlich von Südslawen, die zur vorherrschenden Gruppe wurden. Es entstand eine südslawische Umgangssprache mit westslawischem Einfluss. Am Ende der Völkerwanderung entstand das slawische Staatsgebilde Karantanien, Vorläufer des heutigen Kärntens, das über das heutige Landesgebiet weit hinausreichte und dessen politisches Zentrum auf dem Zollfeld lag.

Mittelalter und Neuzeit

Karantanien wurde unter Karl dem Großen Teil des Franken- und in der Folge des Heiligen Römischen Reiches. In der Folge setzten sich nach und nach deutsche Adelsgeschlechter durch, während die Bevölkerung slawisch blieb. Schließlich setzte eine Siedlungsbewegung von Baiern nach Kärnten ein. Diese besiedelten bis dahin schwach besiedelte Gebiete, etwa Waldgebiete und Hochtäler. Zur unmittelbaren Verdrängung von Slawen (als Slowenen bildeten sie sich erst im Laufe der Zeit heraus) kam es nur vereinzelt. Es begann jedoch eine Assimilierung der Slowenen durch die Deutschen. Im 19. Jahrhundert waren so etwa zwei Drittel der Kärntner deutsch geworden. Dennoch war Klagenfurt, zu diesem Zeitpunkt eine deutsche Stadt mit slowenischem Umland, die vorherrschende slowenische Bücherstadt.

19. und 20. Jahrhundert

Mit dem Aufkommen der Nationalbewegung in der späten Monarchie beschleunigte sich die Assimilation, gleichzeitig verschärfte sich der Konflikt zwischen den Volksgruppen.

Die Abstimmungszonen A und B mit den Bedingungen für das Stimmrecht

Mit Ende des Ersten Weltkrieges versuchte der SHS-Staat die slowenisch gebliebenen Gebiete zu besetzen (vergleiche Kärntner Abwehrkampf). Diese Frage spaltete auch die slowenische Bevölkerung. In der Abstimmungszone, in der der slowenischsprachige Bevölkerungsanteil bei ca. 70 % lag, stimmten 59 % der Abstimmungsteilnehmer für einen Verbleib bei Österreich. Im Vorfeld der Volksabstimmung versicherte die Landesregierung, dass sie den Erhalt der slowenischen Kultur unterstützen und fördern werde. Diese konzilianten Versprechungen führten neben wirtschaftlichen und anderen Gründen dazu, dass ca. 40 % der in der Abstimmungszone lebenden Slowenen sich für den Erhalt der Landeseinheit aussprachen. Das Abstimmungsverhalten war jedoch regional unterschiedlich; in zahlreichen Gemeinden gab es Mehrheiten, die sich für einen Anschluss an den SHS-Staat aussprachen.

Die slowenische Volksgruppe im österreichischen Kärnten hatte bis zum Anschluss Österreichs an das Hitlerreich 1938 Minderheitenrechte. So gab es zunächst noch zweisprachige Schulen, Pfarren, eigene Zeitungen, Vereine, Banken und politische Vertreter in Gemeinden und im Landtag. Die politischen Spannungen zwischen Österreich und Jugoslawien verstärkten jedoch die Benachteiligung der Käntner Slowenen. Wie überall in Europa nahm in der Zwischenkriegszeit der Nationalismus zu. Gemachte Versprechen wurden gebrochen, die Assimilation forciert, indem man die Slowenen durch ihre Teilung in Slowenen und Windische spaltete, ihnen sogar absprach, dass ihre Sprache überhaupt slowenisch wäre (vgl. „Windischentheorie“). Dies gipfelte in gezielter Verfolgung im Dritten Reich. Allerdings konnte man sich durch ein Bekenntnis zum Windischen und dem damit verbundenen Versprechen zur Assimilation mit dem Regime gut stellen. Am 14. April 1942 begann die Aussiedlung der Kärntner Slowenen. Vorangegegangen war eine Anordnung Himmlers am 25. August 1941, in dem er auch die Umsiedlung der Kanaltaler nach Kärnten, Oberkrain und das Mießtal festlegte. Bei der Aussiedlung wurden Kärntner Slowenen ins RAD-Lager in Klagenfurt und von dort in verschiedene Lager der Volksdeutsche Mittelstelle deportiert. Die Aussiedlung rief eine starke Unterstützung des bewaffneten Widerstandes durch die slowenische Bevölkerung hervor, viele gingen in die Wälder, bildeten die Grünen Kader und stießen später zu den Titopartisanen.[1] Diese versuchten nach dem Krieg neuerlich, Teile Kärntens zu besetzen, zogen sich aber auf Drängen der englischen Besatzer zurück. Angesichts dieser extremen Entwicklung auf beiden Seiten war nach dem Zweiten Weltkrieg die Stimmung zwischen den Volksgruppen äußerst gespannt. Die stetige Zurückdrängung des Slowenischen setzte sich fort.

Kärntner Pfarren mit zweisprachiger (deutsch-slowenischer) Liturgie

Am 15. Mai 1955 wurde der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet, in dessen Artikel 7 die „Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten“ in Österreich reguliert sind. Im Jahr 1975 verfehlte die Wahlgruppierung der slowenischen Volksgruppe (Enotna Lista) nur knapp den Einzug in den Kärntner Landtag. Vor den nächsten Wahlen 1979 wurde der ursprünglich einheitliche Wahlkreis Kärnten in vier Wahlkreise untergliedert. Das Siedlungsgebiet der Kärntner Slowenen wurde aufgeteilt und diese Teile wiederum mit rein deutschsprachigen Landesteilen zusammengefasst. In den neuen Wahlkreisen reduzierte sich der slowenischsprachige Bevölkerungsanteil derart, dass ein Einzug von Volksgruppenvertretern in den Landtag faktisch nicht mehr möglich war. Das österreichische Volksgruppenbüro und Vertreter der Kärntner Slowenen sahen in dieser Vorgangsweise den erfolgreichen Versuch den politischen Einfluss der slowenischsprachigen Volksgruppe zu reduzieren.

In den 1970er Jahren eskalierte die Lage neuerlich im so genannten Ortstafelstreit, danach entspannte sie sich wieder. Bis heute werden jedoch einzelne Aussagen slowenischer Politiker von Teilen der deutschsprachigen Bevölkerung Kärntens als slowenische Gebietsansprüche interpretiert. Sie sehen deshalb die territoriale Einheit Kärntens nach wie vor als nicht garantiert an. Diese Interpretation wird sowohl von der slowenischen Regierung als auch von den Interessensvertretungen der Kärntner Slowenen zurückgewiesen. Die territoriale Integrität Kärntens und sein Verbleib bei Österreich werde keinesfalls in Frage gestellt.

21. Jahrhundert

In den letzten Jahren ist ein zunehmendes Interesse der deutschsprachigen Kärntner am Slowenischen festzustellen, was aber angesichts der Überalterung der Volksgruppe zu spät sein könnte. Die neuerlichen Bemühungen Jörg Haiders in den letzten Jahren, die Ortstafelfrage zu thematisieren, zeigen, dass der Konflikt nach wie vor vorhanden ist.

Siedlungsgebiet

Jahr Volksgruppen-
angehörige
1880 85.051
1890 84.667
1900 75.136
1910 66.463
1923 34.650
1934 24.875
1939 43.179
1951 42.095
1961 24.911
1971 20.972
1981 16.552
1991 14.850
2001 13.109

Ende des 19. Jahrhunderts machten die Kärntner Slowenen ungefähr ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtbevölkerung Kärntens aus. Im Laufe des 20. Jahrhunderts reduzierte sich ihre Anzahl vor allem aufgrund des Assimilierungsdrucks auf offiziell 2,3 % der Gesamtbevölkerung.

Da das Deutsche vor allem von Westen und Norden vordrang, liegt das heutige Siedlungsgebiet im Süden und Osten des Landes, im Jaun- Keutschacher und Rosental, im untersten Lavanttal sowie im Gailtal (bis etwa Hermagor-Pressegger See). Die nördlichsten Punkte bilden etwa Köstenberg und Diex.

Im Jahre 1857 wurde von K. v. Czoernig in seiner „Ethnographie der österreichischen Monarchie“ die deutsch-slowenische Sprachgrenze wie folgt beschrieben:[2] Malborghet – Möderndorf/Hermagor - Wasserscheide Gail/Drau - Villach - Zauchen - Dellach (bei Feldkirchen) - Moosburg - Nussberg - Galling - St. Donat - St. Sebastian - St. Gregorn (bei Klein St. Veit) - Schmieddorf - Wölfnitz/Saualpe - Pustritz - Granitztal - Eis (an der Drau) - Lavamünd (wobei die genannten Ortschaften größtenteils im deutschen Sprachgebiet liegen, vor allem Villach). Auch die Landeshauptstadt Klagenfurt und das nördlich von ihr liegende Zollfeld waren überwiegend deutschsprachig. In Zahlen ausgedrückt: in der Mitte des 19. Jahrhunderts sprachen innerhalb der damaligen Grenzen von Kärnten 95.735 Personen slowenisch (über 30 Prozent) und 223.489 deutsch.

Bevölkerungsanteil

Die Gemeinden mit dem höchsten Bevölkerungsanteil an Kärntner Slowenen sind Zell (89 %), Globasnitz (42 %) und Eisenkappel-Vellach (38 %) (laut Volkszählung 2001).

Die tatsächliche Anzahl der Kärntner Slowenen ist umstritten, da sowohl Vertreter slowenischer Organisationen als auch Vertreter Kärntner Traditionsverbände die Ergebnisse der Volkszählung als nicht akkurat bezeichnen. Erstere verweisen auf die teilweise stark schwankenden Volkszählungsergebnissen in einzelnen Gemeinden, die ihrer Meinung nach stark mit politischen Spannungen in Volksgruppenfragen korrelieren. Somit würden die Ergebnisse die tatsächliche Anzahl der Kärntner Slowenen unterschätzen. Man verweist beispielsweise auf die Südkärntner Gemeinde Gallizien, die laut der Volkszählung von 1951 einen slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil von 80 % aufwies, 1961 jedoch – bei gleichzeitigem Ausbleiben größerer Migrationsbewegungen und bei ungefähr gleicher Bevölkerungszahl – nur noch einen Anteil von 11 %.

Als ein weiteres Beispiel werden die Ergebnisse der ehemaligen Gemeinde Mieger (heute zur Gemeinde Ebenthal) angeführt, die 1910 und 1923 einen slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil von 96 % bzw. von 51 % aufwies, 1934 jedoch nur noch von 3 %. Nach dem Zweiten Weltkrieg und einer Entspannung im Verhältnis der beiden Volksgruppen wies die Gemeinde 1951 erneut 91,5 % auf. 1971 schließlich (im Vorfeld des so genannten Kärntner Ortstafelsturms) reduzierte sich die Anzahl der Slowenen wiederum auf 24 %. Vertreter der Kärntner Slowenen sehen die Ergebnisse der Volkszählung als absolute Untergrenze an. Sie verweisen auf eine 1991 durchgeführte Erhebung in zweisprachigen Pfarren, bei denen nach der Umgangssprache der Pfarrangehörigen gefragt wurde. Das Resultat der Erhebung (50.000 Volksgruppenangehörige) unterschied sich signifikant von den Ergebnissen der im selben Jahr stattgefundenen Volkszählung (ca. 14.000).

Kärntner Traditionsverbände schätzen die tatsächliche Anzahl bekennender Slowenen auf 2.000 bis 5.000 Personen.

Volkszählung 2001 Volkszählung 1971
Volkszählung 2001 Volkszählung 1971
Farblegende:
██ 5–10 %
██ 10–20 %
██ 20–30 %
██ >30 %

Dialekte

Siehe auch: Slowenische Mundarten, Liste slowenischer Flurnamen in Kärnten, Minderheitensprachen in Österreich

Der Kärntner Mundartenzweig des Slowenischen (Koroško) greift über die heutigen Grenzen Kärntens hinaus. Er wird in den zweisprachigen Gebieten gesprochen, die bis 1918 zum Herzogtum Kärnten gehörten (d.h. neben dem heutigen Bundesland, das obere Kanaltal um Tarvis sowie das Mießtal). Zusätzlich ist die kärntnerisch-slowenische Dialektform im slowenischen Rateče (dt.: Ratschach), eine Ortschaft der Oberkrain (Gorenjska), sowie im untersteirischen Drautal verbreitet.

Es lässt sich gliedern in

Als Untergruppe des Jauntalerischen kann man die Obirmundart sehen, die unter Einfluss des Oberkrainerischen steht. Die Kärntnerischen Mundarten sind besonders ursprünglich.

In den heute deutschsprachigen Gebieten lässt sich bis hinauf ins obere Mölltal der slawische Unterboden an Orts- und Flurnamen festmachen. Überdies haben sich Deutsch und Slowenisch durch die Jahrhunderte in Klang und Wortschatz gegenseitig beeinflusst.

Begriff: Windisch

Siehe auch: Windischentheorie

Die Bezeichnung Windisch (in Norddeutschland Wendisch) wurde im deutschsprachigen Raum ursprünglich für alle slawischen und insbesondere in Südösterreich als Bezeichnung der slowenischen Sprache verwendet. Als Sammelbegriff der in Kärnten gesprochenen slowenischen Dialekte wird er teilweise bis heute (vor allem von deutschnationalen Kreisen) benutzt. Da dieser Begriff jedoch historisch belastet ist, wird er von einem großen Teil der Kärntner Slowenen abgelehnt. In den Volkszählungen wird Windisch neben dem Slowenischen als eigene Sprachkategorie geführt.

Literatur

Im Frühjahr 1981 ist der Roman „Der Zögling Tjaz“ von Florjan Lipuš in der deutschsprachigen Übersetzung Peter Handkes erschienen. Peter Handke wurde für diese literarische Leistung vom Wiener Extrablatt als „personifizierter Artikel sieben“ bezeichnet. Neben Lipus hat Handke später noch Gustav Januš übersetzt.

Die Kärntner slowenische Literatur machen aber nicht nur Janus und Lipuš aus, sondern eine Reihe anderer Autoren. Zur Tradition gehören Mirko Kumer, Kristo Srienc und Valentin Polansek. Zu einer kleinen innovativeren, aber noch der Tradition verpflichteten Gruppe zählt neben Lipuš Janko Messner. Lipuš selbst hat sich zu einem herausragenden Belletristen entwickelt.

Zu den jüngeren Prosaautoren zählen Jože Blajs, der international bekannte Janko Ferk, Martin Kuchling und Kristijan Mocilnik.

Beachtlich ist die Zahl der Lyriker. Herausragend ist Milka Hartman. Ihrer Generation gehört Anton Kuchling an. Die nächste Generation bilden Gustav Januš und Andrej Kokot sowie die Lyriker, die heute schweigen, nämlich Erik Prunč und Karel Smolle. Diesen Lyrikern folgt eine Gruppe, die sich vor allem um die Literaturzeitschrift „mladje“ formiert hat. Janko Ferk, Maja Haderlap, Franc Merkac und Jani Oswald sowie Vincenc Gotthardt, Fabjan Hafner und Cvetka Lipuš sind die dazugehörigen Namen.

Zur jüngsten Generation gehören Rezka Kanzian und Tim O. Wüster, die noch keine eigenständigen Buchpublikationen vorweisen können.

Die slowenische Literatur in Kärnten hat nach dem Zweiten Weltkrieg ihren klaren Lebenswillen gezeigt. Heute ist sie eine emanzipierte Literatur ohne jedweden Provinzialismus.

Aus literatursoziologischer, -theoretischer und -historischer Sicht hat sich besonders Johann Strutz (Janez Strutz) um die Literatur der Kärntner Slowenen verdient gemacht. Seine Profile der neueren slowenischen Literatur in Kärnten, erschienen 1998 im Hermagoras Verlag, Klagenfurt/Celovec, sind ein vielbeachtetes Standardwerk.

Schulwesen

Schulwesen bis 1958

Zweisprachige Kinderbetreuung in Südkärnten

Im Jahr 1848 verfügte das Unterrichtsministerium, dass Pflichtschüler in ihrer jeweiligen Muttersprache unterrichtet werden sollen. Das Bestreben deutsch-nationaler Kräfte in Kärnten diese Vorgabe zu ändern, blieb bis Ende der 1860er Jahre erfolglos. Zwischen 1855 und 1869 lag das slowenische Pflichtschulwesen in den Händen der traditionell slowenenfreundlichen katholischen Kirche. Die Vorgaben hinsichtlich des Gebrauchs der Muttersprache im Unterricht erfuhr durch das Reichsvolksschulsgesetz von 1869 insofern eine gravierende Änderung, da ab diesen Zeitpunkt der Schulerhalter die Unterrichtssprache festlegen konnte. Dies führte zur Umwandlung eines großen Teils der Pflichtschulen in so genannte utraquistische Schulen, in denen das Slowenische als Hilfssprache angesehen wurde, die nur solange im Unterricht verwendet wurde, bis die Schüler die deutsche Sprache hinreichend beherrschten[3]. Nur wenige Schulen blieben rein slowenisch (1914: St. Jakob im Rosental, St. Michael ob Bleiburg und Zell-Pfarre)[4]. Die utraquistische Schulform blieb bis zum Jahr 1941 erhalten[3]. Von der slowenischen Volksgruppe wurde dieses Schulsystem als „Germanisierungsinstrument“ abgelehnt[4].

Am 3. Oktober 1945 wurde eine neue Schulverordnung verabschiedet, die im traditionellen Siedlungsgebiet der Kärntner Slowenen zweisprachigen Unterricht für alle Kinder vorsah (unabhängig von ihrer Volksgruppenzugehörigkeit)[5]. Der zweisprachige Unterricht sollte in den ersten drei Schulstufen erfolgen, danach war Slowenisch als Pflichtfach vorgesehen. Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags im Jahr 1955 und der damit implizit einhergehenden Lösung der bis dahin offenen Frage des Verlaufs der österreichisch-jugoslawischen Grenze, kam es zu Protesten gegen dieses Modell, welche im Jahr 1958 in Schulstreiks kulminierten. In Folge dieser Entwicklung erließ im September desselben Jahres Landeshauptmann Ferdinand Wedenig eine Erlass, der es den Erziehungsberechtigten ermöglichte, ihre Kinder vom zweisprachigen Unterricht abzumelden. Im März 1959 wurde das Unterrichtssystem erneut dahingehend verändert, dass ab diesem Zeitpunkt die Schüler sich ausdrücklich für den zweisprachigen Unterricht anmelden mussten[3]. Durch den damit einhergehenden Bekenntniszwang sanken die Zahlen der Schüler im zweisprachigen System beträchtlich. 1958 waren nur noch 20,88 %, in den 1970er Jahren nur noch 13,9 % der zweisprachigen Schüler für den Deutsch-Slowenischen Unterricht angemeldet[5].

Schulwesen ab 1982

Das im Zuge einer Dreiparteieneinigung (SPÖ, ÖVP und FPÖ) abgeänderte Minderheitenschulgesetz sieht seit 1982 eine weitgehende klassenmäßigen Trennung der zweisprachig und einsprachig deutsch unterrichteten Volksschüler vor. Bis heute wird die Frage, ob Schulleiter zweisprachiger Schulen eine zweisprachige Qualifikation vorweisen müssen, kontrovers diskutiert[3].

Der beschriebenen, von Slowenenorganisationen kritisch gesehene allgemeinen Entwicklung im zweisprachigem Unterrichtssystem, steht eine Erweiterung des Schulangebots gegenüber: Im Jahr 1957 wurde in Klagenfurt das „Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium für Slowenen“ (Zvezna gimnazija in Zvezna realna gimnazija za Slovence) gegründet, in dessen Gebäude seit 1991 auch die „Zweisprachige Bundeshandelsakademie“ (Dvojezična zvezna trgovska akademija) untergebracht ist. Seit 1989 existiert eine konfessionell betriebene HBLA in St. Peter im Rosental (Gemeinde St. Jakob). Nach einem Entscheid des Verfassungsgerichtshofs haben Schüler in Klagenfurt die Möglichkeit neben einer konfessionellen auch eine öffentliche zweisprachige Volksschule zu besuchen[3].

Auf Privatinitiative wurde 1984 die slowenische „Kärntner Musikschule“ (Glasbena šola na Koroškem) gegründet, die seit einem 1998 abgeschlossenen Kooperationsvertrag mit dem Land Kärnten öffentliche Subventionen erhält. Die Höhe dieser finanzielle Förderung (umgelegt auf die Schülerzahl) widerspricht jedoch nach Ansicht des Österreichischen Volksgruppenzentrums dem Gleichbehandlungsgebot, da der zweite Träger des Kärntner Musikschulwesens, das Musikschulwerk, auf einer pro Kopf-Basis einen höheren Betrag erhält[6]. Der Betrieb der Glasbena šola kann jedoch mit Hilfe von Zuwendungen der Republik Slowenien aufrecht erhalten werden.

Generell ist in den letzten Jahren ein gesteigertes Interesse der Südkärntner am zweisprachigem Unterricht festzustellen. So wurden im Schuljahr 2007/08 rund 41 % der Volksschüler im Geltungsbereich des Minderheitenschulwesens zum zweisprachigen Unterricht angemeldet (der Anteil der Kinder ohne slowenische Vorkenntnisse beträgt dabei über 50 %)[7].

Lobbying

Der Christliche Kulturverband und der RKS stiften jährlich den Einspielerpreis (nach dem Hermagorasgründer Andrej Einspieler) für Personen, die sich um das Zusammenleben verdient gemacht haben. Träger waren u.a. der Industrielle Herbert Liaunig und der Sprachwissenschafter Heinz Dieter Pohl.

Persönlichkeiten

Organisationen

  • Kärntner Einheitsliste (Koroška enotna lista) – politische Sammelbewegung, welche bei Lokalwahlen antritt
  • Rat der Kärntner Slowenen (Narodni svet koroških Slovencev) – christlich-konservative Interessensvertretung
  • Zentralverband slowenischer Organisationen (Zveza slovenskih organizacij) – linksorientierte Interessensvertretung
  • Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen (Skupnost koroških Slovencev in Slovenk) – liberale Interessensvertretung
  • Christlicher Kulturverband (Krščanska kulturna zveza)
  • Slowenischer Kulturverband (Slovenska prosvetna zveza)
  • Slowenischer Wirtschaftsverband (Slovenska gospodarska zveza)
  • Gemeinschaft der Südkärntner Bauern (Skupnost južnokoroških kmetov)
  • Slowenischer Alpenverein Klagenfurt (Slovenska Planinska Družba Celovec)
  • Slowenischer Athletikklub (Slovenski atletski klub)
  • Slowenischer Studenten Verband (Koroška dijaška zveza)

Medien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Valentin Sima: Kärntner Slowenen in: E.Talos, E.Hanisch, W.Neugebauer (Hrsg.): NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945, Wien 1988, ISBN 3-900351-84-8, S.361-379
  2. Karl Freiherr von Czoernig, Ethnographie der oesterreichischen Monarchie, 1857
  3. a b c d e Amt der Kärntner Landesregierung – Volksgruppenbüro (Hrsg.), Die Kärntner Slowenen, 2003
  4. a b Heinz Dieter Pohl, Die ethnisch-sprachlichen Voraussetzungen der Volksabstimmung (Abgerufen am 3. August 2006)
  5. a b Christina Bratt Paulston, Donald Peckham (Hrsg.): Linguistic minorities in Central and Eastern Europe. Multilingual Matters, Clevedon 1998, ISBN 1853594164, S. 32f.. 
  6. Bericht des Österreichischen Volksgruppenzentrums zur Durchführung des Europäischen Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten in der Republik Österreich Teil II (Abgerufen am 3. August 2006)
  7. Volksgruppenwebsite des ORF: Zweisprachiger Unterricht boomt, abgerufen am 13. Oktober 2007

Literatur

  • Albert F. Reiterer: Kärntner Slowenen: Minderheit oder Elite? Neuere Tendenzen der ethnischen Arbeitsteilung. Drava Verlag/Založba Drava, Klagenfurt 1996 ISBN 3-85435-252-2
  • Moritsch Andreas (Hrsg.): Kärntner Slovenen/Koroški Slovenci 1900–2000 – Unbegrenzte Geschichte – zgodovina brez meja 7. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt 2003 ISBN 3-85013-753-8

Weblinks

Politik

Kultur und Geschichte


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