Kölsch Platt

Kölsch Platt
Kölsch

Gesprochen in

Köln und Umgebung (Deutschland)
Sprecher 250 000 bis 750 000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von -
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

gem (Germanische Sprachen)

ISO 639-3:

ksh

Kölsch (IPA: [kœɫːʃ]  hören?/i; Hochdeutsch, veraltet: Kölnisch) ist die nach Sprecherzahl größte Variante des Ripuarischen und des Zentralripuarischen. Es wird in Köln und zum Teil im Kölner Umland gesprochen. Beinahe alle Sprecher benutzen heute meist einen rheinischen Regiolekt als Umgangssprache, sie beherrschen die Standardsprache zumindest als Schriftsprache.

Kölsch ist nah mit den rheinmaasländischen und moselfränkischen Dialekten verwandt und stellt ein Bindeglied zwischen diesen dar, wie die gesamte ripuarische Gruppe. Zusätzlich zum modernen Deutschen und den andern Ripuarischen Sprachen bestehen lexische Bezüge zum Mittelhochdeutschen, zum Niederdeutschen, Niederländischen, Englischen und Französischen, phonetische zum Limburgischen, zum Mittelhochdeutschen, zum Französischen und Wallonischen, grammatische zum Englischen und zum Pfälzischen. Das Kölsche ist südlich der maken/machen-Linie (Benrather Linie), nördlich der Das-dat-Linie, nördlich der Dorf-Dorp-Linie und westlich der Einheitsplurallinie angesiedelt.

Obwohl Kölsch in Einzelfällen Varianten in der Lexik zulässt und auch die Aussprache regional und nach sozialen Schichten geringfügig variiert, ist es in seinen meisten Aspekten präzise bestimmt. Für Fremde erweist es sich als schwierig, Kölsch richtig sprechen zu lernen, unter anderem, weil es sich um eine der formenreichsten unter den europäischen Sprachen handelt.

Sprachcodes gemäß ISO 639 sind:

  • ksh für ISO 639-3 und
  • gem für ISO 639-2, da Kölsch dort unter der kollektiven Kennung für die „sonstigen Germanischen Sprachen“ gelistet ist.

SIL code

  • der 14. Ausgabe des Ethnologue war: KOR,
  • seit der 15. Ausgabe ist es: ksh.

Letztere wurde 2007 als ISO 639-3 übernommen.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Entstehung des Kölschen

Nach fünf Jahrhunderten römischer Stadtgeschichte, über deren Umgangssprachen uns Überlieferungen fehlen, kam Köln mit der Mitte des 5. Jahrhunderts unter fränkische Herrschaft. Mit ihr wurde das offizielle Latein durch das germanische Altfränkische und Alt-Niederfränkische verdrängt, jedoch sind auch hier detaillierte Belege des Sprachstands äußerst rar. Erst mit der Zeit der Ottonen dürfte in Köln die Bildung einer eigenen Stadtsprache eingesetzt haben, die ab dem 12. und 13. Jahrhundert belegt werden kann[1] als Sprache amtlicher und kirchlicher Dokumente, später auch hochstehender Bürger. Ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist dies auch in literarischen Schriften belegt. Grundlage der Sprache ist das damalige Niederfränkische in der besonderen ripuarischen Ausprägung des weiträumigen Umlandes, das heute in etwa dem Regierungsbezirk Köln entspricht. Im Mittelalter wurde das entstehende Altkölnische von Süden her durch das entstehende Mittelhochdeutsche beeinflusst, blieb aber in ständiger Verbindung mit dem Niederfränkischen im Norden und Westen, zu dem auch das sich bildende Niederländische zählt. Das ist bis in unsere Tage so geblieben, nur der Einfluss der Hanse mit ihrer niederdeutschen Geschäftssprache ist mit deren Niedergang verschwunden. Mit dem ausgehenden 16. Jahrhundert wurde in Köln die eigene niederfränkische Schriftsprache aufgegeben und auf die sich entwickelnde neuhochdeutsche Schriftsprache umgestellt; seither gehen die gesprochene und die geschriebene Sprache eigene Wege. Darum ist es naheliegend, ab dem frühen 17. Jahrhundert von einer eigenen Kölner Mundart zu sprechen. Von wenigen Einzelfällen abgesehen ist diese jedoch erst mit dem ausklingenden 18. Jahrhundert auch literarisch zu verfolgen.[2] Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Kölsch immer umfangreicher in Poesie und Prosa verwandt,[2] und bis heute bereichert ein steter Strom an Veröffentlichungen in Kölsch und über Kölsch unser Bild dieser Sprache. Darüber lassen sich inzwischen[3] mehrere mit der Zeit deutlich stattgefundene Wandel in der Art der Anwendung und Sprechweise sowie vieler Wörter belegen, die die Sprache lebendig und aktuell halten.

Stellung des Kölschen in der Gesellschaft

Allgemeines

Inschriften auf Kölsch gehören zum Kölner Stadtbild.

Im Gegensatz zu anderen Dialekten im deutschen Sprachraum war das Kölsche zu keiner Zeit ernsthaft vom Aussterben bedroht. Ähnlich wie das Berlinische hat sich Kölsch als Stadtdialekt fest etabliert und wird von sehr vielen Kölnern noch beherrscht, wenn sich auch in den letzten Jahrzehnten eine Abschleifung hin zum Hochdeutschen bemerkbar gemacht hat. „Tiefes Kölsch“, also der unverfälschte Dialekt, wird heute nur noch von relativ wenigen, zumeist älteren Kölnern gesprochen, die ihren Wortschatz noch ohne Einfluss moderner Kommunikationsmedien in ihrer Kindheit bilden konnten.

Das Engagement, mit dem der Kölner Dialekt von seinen Sprechern gepflegt und stets neu in Erinnerung gerufen wird, lässt sich an vielen Beispielen darstellen: Selbst Zeitungsüberschriften in Boulevardblättern, Werbeslogans und öffentliche Inschriften sind häufig in Kölsch gehalten. Hinzu kommt ein lebendiges Brauchtum, insbesondere der Kölner Karneval, wo Kölsch die einzig akzeptierte Sprache bleibt. Köln verfügt mit Theatern (Volkstheater Millowitsch, Hänneschen-Theater), einer dichten Szene an Karnevals- und sonstigen mundartlichen Musikgruppen (bis hin zum sogenannten Kölschrock) und einer stattlichen Anzahl Kölner Volksdichter über ein reichhaltiges, kölsch geprägtes Kulturangebot.

Die Bewahrung der Dialektsprache ist sicherlich auch auf den Umstand zurückzuführen, dass den Kölnern das gesprochene Kölsch auch Ausdruck ihres regionaltypischen Charakters ist. So begreift sich ein Kölner grundsätzlich als fröhlich, pragmatisch und obrigkeitskritisch. Die als solche empfundene Fremdherrschaft der Franzosen und später der als militaristisch und kalt empfundenen Preußen, die die lange Tradition eines selbstbewussten und selbstverwalteten bürgerlich-katholisch geprägten Gemeinwesens beendeten, hat ihren Teil dazu beigetragen, dass die Sicht der Kölner auf das Weltgeschehen immer dualistisch ist: Zuerst kommt Köln und danach der Rest. Spötter sprechen auch von einer „Selbstbesoffenheit“ der Kölner.

Bemerkenswert ist, dass Kölsch auch von Zugezogenen („Imis“) gelernt wird. Neben dem offiziellen Hochdeutschen wohnt somit dem Kölschen Jargon eine ausgeprägt identitätsstiftende Funktion inne. Die Durchdringung mit hochdeutschen Elementen ist eine direkte Folge davon und trägt daher zur „Verwässerung“ des ursprünglich Kölschen bei, was einerseits als Gefahr, andererseits als Chance zum Erhalt des Dialektes gesehen wird.

Dies wurde unter anderem zum Anlass genommen, mit der Akademie för uns kölsche Sproch eine stiftungsgetragene Institution zu schaffen, die Erhalt und Pflege des Kölschen als Zweck verfolgt. Unter anderem wird dort versucht, kölsche Lexik und Grammatik zu kodifizieren, und es werden nachvollziehbare Regeln für die Schriftsprache vorgeschlagen. Es gibt zwar eine Reihe von Wörterbüchern, aber keines verfügt über eine geregelte Orthographie. In Das Kölsche Wörterbuch, herausgegeben von der Akademie, sind Regeln angegeben und erklärt. Zu jedem Eintrag findet man die Aussprache nach der IPA (Internationales Phonetisches Alphabet). Der sprachwissenschaftliche Ansatz wird allerdings immer wieder durch den Umstand konterkariert, dass gerade die Kulturschaffenden Kölsch auf eigene Initiative vertexten, nämlich es so schreiben, wie sie meinen, dass es der Aussprache entspricht. Da oft theoretisch mehrere Möglichkeiten bestehen (z.B. eets/ehts/eez/ehz,  hören?/i) und sich oft Nicht-Muttersprachler am Kölschen versuchen (vlg. verstecke (statt: versteche,  hören?/i), Butz (statt Botz,  hören?/i), weil das geschlossene o nicht vom u unterschieden wird), führt das zu einer großen Varietät an Schreibweisen.

Des Weiteren glauben viele Menschen, dass westliche ripuarische Dialekte stark durch die französische Besatzung geprägt wurden. Hier ein Beispiel: „Maach keijn Fisematente!“ (Kölsche Variante), was soviel heißt wie „Mach keine Dummheiten!“. Die Annahme, dass die französischen Soldaten um 1800 herum zu den einheimischen Mädchen gesagt haben sollen: „Visitez ma tente!“ („Besuch mich in meinem Zelt!“) und die Mütter daraufhin, wenn ihre Töchter unterwegs waren, gesagt hätten: „Maach keijn Fisematente!“, ist jedoch nur eine nette Anekdote. Das Wort existierte schon 300 Jahre eher.[4] Ein weiteres Beispiel: Im französischen heißt der Regenschirm „Parapluie“. In der kölschen Sprache sagt man ebenso „Paraplü“, auch das lange vor Napoleon.

Kölsche Literatur und Musik

Als Beispiel für kölsche Heimatdichter wird Willi Ostermann angegeben, der mit Oden, Liedern und Gedichten an seine Heimatstadt ein reiches mundartliches Erbe hinterlassen hat. Dieses wurde von der Familie Millowitsch fortgeführt, die im 19. Jahrhundert ein Puppentheater führte, aus dem sich die heutige Volksbühne entwickelt hat. Seit 1802 existiert auch das Hänneschen-Theater, ein Puppentheater, welches sich stetiger Zuneigung seitens der Kölner Bevölkerung erfreut.

Bekannte Mundartautoren wie Peter Fröhlich, Matthias Joseph de Noël, Hanns Georg Braun, Peter Berchem, Goswin Peter Gath, Wilhelm Schneider-Clauß, Johannes Theodor Kuhlemann, Anton Stille, Suitbert Heimbach, Wilhelm Räderscheidt, Max Meurer, Laurenz Kiesgen, Volker Gröbe und unzählige mehr haben schon früh das Kölsche als Schriftsprache gefördert.

Durch die immer wieder erfolgte Neubelebung des Karnevals hat sich im Kölner Raum insbesondere das Liedgut selbständig entwickelt. Einige Bands, die unter anderem durch den Karneval bekannt wurden, sind die Bläck Fööss, Höhner, Räuber und Paveier. Songs wie beispielsweise „Viva Colonia“ von den Höhnern finden auch außerhalb Kölns großen Anklang. Daneben hat sich auch die auf Kölsch gehaltene, karnevalistische Büttenrede als volksnahe Kunstform etabliert.

Zunehmend spielt auch nicht-karnevalistische Musik eine Rolle in Köln. Bekanntestes Beispiel sind BAP, die bisweilen sogar ausgesprochen karnevalsfeindlich aufgetreten sind („Nit für Kooche“, 1982). Auch die Gruppe Brings war ursprünglich eine Kölschrock-Band, die jedoch immer näher an den Karneval heranrückt, der für das wirtschaftliche Überleben vieler Künstler eine entscheidende Rolle spielt. Andere Gruppierungen haben sich von Anfang an unabhängig vom Karneval entwickelt, zum Beispiel die Zeltinger Band, die ihre Rolle im Underground-Milieu von Anfang an wahrgenommen hat.

Gleiches kann von der Kabarettszene behauptet werden. Konrad Beikircher (dessen leicht als nicht rheinisch erkennbarer Ideolekt bönnschen Einfluss verrät), belegt eigene Themen zum Wesen des Rheinländers an sich. Jürgen Becker ist als Miturheber der Stunksitzung bekannt, die ein Gegenentwurf zu den offiziellen karnevalistischen Prunksitzungen war, verfolgt aber auch nicht-karnevalistische Programme. Der Sänger und Schauspieler Gerd Köster hat mit dem Projekt „The Piano has been drinking“ Aufsehen erregt, als er Lieder von Tom Waits Kölsch vertextete. Ähnliches tat Trude Herr zuvor gegen Ende der 1980er Jahre und erreichte damit sogar die Top 20 der deutschen Hitparaden.

Soziologische Aspekte

Das gegenüber „Platt“-Sprachen verbreitete Vorurteil, weitgehend Sprache der ungebildeten und minderbemittelten, geistig in der Vergangenheit lebenden Unterschicht zu sein, trifft auf das Kölsche nicht zu und wird von diesem geradezu konterkariert. Zwar ist die Kölner Ober- und Mittelschicht des Hochdeutschen mächtig, dessen sie sich in Wort und Schrift bedient, aber man spricht – ohne sich dessen bewusst zu sein – selbst im offiziellsten Leben in der Regel einen von kölscher Lexik stark durchdrungenen Regiolekt. Wichtiger noch: Gerade weite Teile der führenden Schichten Kölns könnten ihre vielfältigen Funktionen in Beruf und Gesellschaft nur schlecht wahrnehmen, könnten sie nicht „och op Kölsch janz joot de Schnüß schwaade“ („…könnten sie nicht auch auf Kölsch ganz gut ihre Reden schwingen“) getreu den Regeln: „Man kennt sich, man versteht sich“[5] und „Jeder redet hier mit jedem, das ist die rheinische Art der Demokratie“.[6] Einwanderer, egal welcher Schichten, erwerben in Köln zeitgleich mit der deutschen in der Regel eine relativ hohe Kompetenz der kölschen Sprache und erlernen neben der („rheinischen“) Aussprache meist wenigstens einen wesentlichen Teil der alltäglichen Vokabeln.

Kölsche Insider

Köln als überregionales Handelszentrum zwischen Mittelrhein und Niederrhein mit Stapelrecht stand immer im Austausch mit jedwedem fahrenden Volk. Ähnlich dem Rottwelschen bestand auch bei Kölner Händlern, Wirten, und Bürgern immer wieder Bedarf an einer Kommunikation, die nicht unbedingt von jedem Fremden vollständig verstanden wurde, hilfreich war das sicher auch unter französischer und preußischer Herrschaft. Bis heute ist es leicht möglich, dass ein Fremder in einer Kölner Kneipe in angeregter und angenehmer Unterhaltung mit Einheimischen steht, die sich unbemerkt zugleich sehr offen und fast respektlos über ihn austauschen. Ein Vertriebler berichtet, er habe stundenlange Familientelefonate auf Kölsch aus seiner Firma in Nordbayern geführt, seine Kollegen glaubten an niederländische Kunden und verstanden kein Wort. Eine ständig geübte Eigenschaft der Kölschen, gerne Formulierungen zu verwenden, die auf unterschiedliche Weise verstanden werden können, mit und ohne Augenzwinkern[7], begünstigt dergleichen. Gerne werden Dinge nicht direkt benannt, sondern unausgesprochen dem Hörer zum assoziativen Selber-Ergänzen überlassen. Als Erfolgskontrolle dient der Gesichtsausdruck, eine Bewegung, ein Lachen oder die Antwort des Gegenübers. Man kann sich vielfach auf einen Fundus an lokalem Wissen oder gemeinsamen Erlebnissen beziehen, genauso wie auf in der Sprache versteckte Mehrdeutigkeiten, die darauf hinweisen. Viele Vokabeln und Spracheigenschaften des Kölschen begünstigen es, auf eine Weise zu sprechen, die von Unkundigen fehlinterpretiert werden muss, welche etwa von einer vermeintlichen Ähnlichkeit zur eigenen Sprache ausgehen, die der Kölsche viel besser beherrscht, als er sich anmerken lässt.

Regionale Bedeutung

Der Kölsche fühlt sich sehr mit dem Rheinland verbunden. Sprachlich, wie in der Wahrnehmung vieler Kölner, sind Flandern, Limburg, Holland nur auf dem Papier Ausland, „do kam_mer jo Platt kalle,“ man spricht Dialekt.

Etwas differenzierter sehen das die Bewohner der Region. Die komplizierte Vielfalt der Dialektvarianten im rheinischen Fächer sorgt für eine beachtliche Zahl unterschiedlicher, und klar als unterschiedlich empfundener Lokalsprachen. Deren alternde Sprecher, die noch mit dem Dialekt ihres Dorfes als Umgangssprache aufgewachsen sind, werden weniger, die Bewohner mittleren Alters sind oft zugezogen und haben ihren Dialekt mitgebracht, sei es Ostpreußisch oder „nur“ der des Nachbarortes, oder eben Kölsch.

Spätestens seit den 1960er Jahren lässt sich eine permanente Stadtflucht weit ins Umland beobachten, bei der zwar nicht unbedingt viele der besonders urtümlichen Kölschen, wohl aber kölschsprachlich beeinflusste Deutsch- oder Regiolektsprecher Anteile des Kölschen weitertragen. Die überall beliebten kölschen Mundartgruppen, das kölschlastige Kulturprogramm des WDR tun ein übriges, besonders bei der jüngeren Bevölkerung, der es schwer fällt, den örtlichen Dialekt überhaupt noch aufzunehmen. So finden sich von der Eifel bis ins niederländische Nordlimburgische oder ins Ruhrplatt hinein Übernahmen, Lehnwörter und andere Einflüsse des Kölschen. Viele ohnehin gefährdete oder teilweise im Aussterben befindliche kleine Dorfdialekte nähern sich dem Kölschen an oder werden gar vom Kölschen verdrängt.

Sprachliche Merkmale

Zur Verdeutlichung der Aussprache soll hier die Umschrift verwendet werden, die die Buchstaben des Alphabets verwendet. Einige Gesetzmäßigkeiten im Vergleich zum heutigen Hochdeutschen können für das Kölsche grob angegeben werden:

Vokale

Im Unterschied zu den meistem mitteldeutschen und den oberdeutschen Varianten hat das Kölsche die neuhochdeutsche Diphthongierung der mittelhochdeutschen Langvokale ī,ū,iu [ü] (in Wörtern wie mhd. wīn > nhd. Wein vgl. ksh. Wing, mhd. hūs > nhd. Haus vgl. ksh. Huus, mhd. hiute > nhd. heute vgl. ksh. hück) nicht vollzogen. Diphthonge „ei“, „au“, „eu“ etc. bleiben im Kölschen deshalb entweder zu einem Einzelvokal zusammengezogen (Beispiele: Eis > íes, aus > us, Leute > Lück, feiern > fiere.), „-ein“ erscheint oft zu „-ing“ umgebildet (zum Beispiel: Rhein > Rhing, mein > ming), oder sie werden anders gesprochen, „verfärben“ sich: der Bau > dä Bau (ausgesprochen: „bou“, wie das englische „bow“, jedoch deutlich länger), träumen > dräume (ausgesprochen „dröüme“). In sehr seltenen Fällen werden Diphthonge - meist im Auslaut - wie im Hochdeutschen ausgesprochen: Schnaps > Schabau (sprich: „au“).

Es gibt auf der anderen Seite aber auch Diphthongierung im Kölschen, das heißt, dass ein einzelner Vokal des deutschen Wortes im Kölschen als Diphthong auftritt, z. B. Ruhe > Rauh (sprich: „au“ oder „ou“, je nach Betonung), Schnee > Schnei (sprich: „ei“), Soße > Zauß (sprich: „au“), flöten > fleute (sprich: „öü“), schief > scheiv (sprich: „ei“) spritzen > spreuze (sprich: „öü“), Spucke > Späu (sprich: „öü“). Meist handelt es sich dabei um für das Kölsche typische mittel- und niederfränkische Vokalkombinationen (vgl. nl. fluiten) oder aber um Lehnwörter (vgl. frz. sauce).

Die Lautfärbung im Vergleich zum Standarddeutschen wechselt mitunter, beispielsweise vom u zum geschlossenen, kurzen o (Lust > Loss), vom a zum offenen, langen o (Schlaf > Schlof), oder vom langen e zum etwa 100 % längeren ä (Weg > Wääsh). Als Faustregel kann gelten, dass diese gleich oder sehr ähnlich in den meisten anderen Ripuarischen Sprachen vorliegen.

Die Vokale o, ö, e haben eine besondere Stellung. Gibt es im Hoch- und Niederdeutschen nur zwei Varianten, ein o auszusprechen, nämlich geschlossen und lang (Boot, schonen) oder offen und kurz (Sommer, noch), so gibt es im Kölschen zusätzlich die jeweils anderen beiden Kombinationen: geschlossen und kurz (Botz = Hose, Fott = Gesäß) sowie offen und lang (Zoot = Sorte, Krohm = Kram). Ebenso beim ö, die vier Varianten: lang und geschlossen (Böötsche = Böötchen), lang und offen (Wööbsche = Weste, Wams) kurz und geschlossen (kötte = „die Hand aufhalten“, öm = um), kurz und offen (Kött = Frack). Auch bei e gibt es neben der deutschen Variante lang (Besen, Weg) die kurze geschlossene Alternative (Kess = Kiste, nemme = nehmen); dazu ähnlich dem niederländischen schwa ein unbetontes e, das im Kölschen jedoch gelegentlich zugunsten der Satzmelodie und Betonung verschwindet oder auftaucht (Schwarr(e)m = Schwarm, (e)su = so, fönn(e)f = fünf, (e)ne schäle Kä(e)l = ein schielender Kerl oder auch „schräger Vogel“) Das kurze, offene e des Deutschen (Fett, Pelle) unterscheidet sich lautlich im Kölschen nicht vom ä, was in der Schreibung selten berücksichtigt wird.

Einen merklichen Teil der vom heutigen Hochdeutschen abweichenden Lautfärbungen teilt das Kölsche mehr oder weniger ausgeprägt mit einer ausgedehnten Sprachregion entlang des Rheines. Beispielsweise beobachtet man waschen, Waschmaschine > wäsche, Wäschmaschien, überall zwischen etwa Kaiserslautern (Pfälzisch) und dem unteren Niederrhein (Rheinmaasländisch)

Die Länge der Vokale schwankt. Manche kurzen Vokale aus dem Deutschen sind im Kölschen lang: machen > maache, Dach > Daach, Tag > Daach. Umgekehrt sind manche lange Vokale des Deutschen im Kölschen kurz: geben > jevve, Töne > Tön. Manchmal ist die Länge gleich: Apfel >Appel, Pfahl > Pohl. Zu beachten ist, dass das Kölsch wie andere ripuarische Sprachen neben zwei seltenen Sonderfällen über drei Vokallängen verfügt[8], im Gegensatz zu nur zwei im Deutschen. In dem Satz „En Wäsp määt sej_op der Wääsch“ (Eine Wespe macht sich auf den Weg) verdoppelt sich die Dauer des nachfolgenden „ä“-Lautes jeweils ungefähr gegenüber dem vorhergehenden „ä“.

Im Gegensatz zu den meisten Vokalfärbungen weichen die ripuarischen Sprachen hinsichtlich der Vokallängen stärker voneinander ab, insbesondere die mehr niederfränkisch beeinflussten westlichen unterscheiden sich gravierend vom Kölschen.

Weitere Vokaleigenschaften sind weiter unten gegen Ende des Abschnitts zum Sprachverlauf beschrieben.

Konsonanten

Besonders im Auslaut ist das l dunkel gefärbt (Fachausdrücke: uvularisiert, bzw. velarisiert, ähnlich dem Englischen l in „well“).

Das „ich“-ch scheint für ungeübte Ohren zu sch zu werden: isch, wischtisch, Bööscher. Tatsächlich aber handelt es sich beim kölschen „Ich-Laut“ um eine deutlich unterscheidbare Variante des Sch, die bei gleicher Artikulationsstelle mit entrundeten Lippen gesprochen wird, ebenso wie das englische Pendant mit entrundeten Lippen gesprochen wird. Es handelt sich also für Nicht-Kölner um Allophone, während es sich für den (echten) Kölner um zwei unterschiedliche Phoneme zu handeln scheint. Die häufiger zu beobachtende Tatsache, dass Kölner im Hochdeutschen statt eines „sch“ ein „ch“ sprechen („Tich“ statt „Tisch“, „Fich“ statt „Fisch“ usw.), ist jedoch kein Ausdruck des Unterschieds zwischen kölschem Ich-Laut und hochdeutschem „sch“, sondern eher als Hyperkorrektismus zu werten und wird als „rheinische sch-Phobie“ oder auch „Wartezimmer-Kölsch“ bezeichnet. Verstärkt oder provoziert wird/wurde dieser vermutlich durch angrenzende Dialekte (Bönnsch, Südbergisch, z.T. Siegerländisch), die im Vergleich zum Hochdeutschen eine Umlautung hin zum „ich“-ch haben.

Wenn auch der klare phonetische Unterschied für die Wortunterscheidung (Pech - Pesch) praktisch keine Rolle spielt, sollte er sich um der Erkennbarkeit der Wörter willen und aus etymologischen Gründen auch im Schriftbild wiederfinden. Eine scheinbar lautgerechte Schreibweise mit sch stört den Lesefluss empfindlich. Für diesen Laut ist kein spezielles Zeichen in der IPA-Lautschrift festgelegt. Nach den alten IPA-Empfehlungen von 1949 hätte sich „£“ angeboten. In neueren Veröffentlichungen findet man am ehesten [ɕ] (Unicode: U+0255).

Anlautendes g wird immer wie j gesprochen Gold > Jold (jolt, mit geschlossenem o), auch vor Konsonanten: Glück > Glöck (jlök, mit geschlossenem ö), Gruß > Groß (jroos, mit langem offenem o), ebenso am Silbenanfang nach hellen Vokalen sowie l und r: fliegen > fleege (fleeje), Morgen > Morge (morje, mit geschlossenem o), Galgen > Galge (jalje). Nach dunklen Vokalen wird es in der Regel wie r ausgesprochen: Magen > Mage (maare).

Auslautendes g wird ausgesprochen wie ch (Ach-Laut), nach hellen Vokalen wie ch (ich-Laut, kölsch gesprochen): Zug > Zog (zoch, mit geschlossenem o), Schlag > Schlag (schlaach); ewig > iwig (iewich).

Intervokalisches oder auslautendes b des Hochdeutschen ist in der Regel beim niederdeutschen v geblieben: geben > gevve (jevve, geschlossenes e), bleibt > bliev (blief, bliif), ab > av (aff), ob > ov (off, offenes kurzes o).

Anlautendes t wird öfters zu d: Tisch > Desch (desch, geschlossenes e), tun > donn (geschlossenes kurzes o), Traum > Droum.

Anlautendes s wurde teilweise zu z: Suppe > Zupp (tßup), Soße > Zauß (tßauß).

Ein intervokalisches ss wird auch nach kurzem Vokal überwiegend stimmhaft gesprochen (vgl. deutsch: Fussel, Dussel): lesen > lässe, Restchen > Nüssel, Konsole > Possument, (sich) darstellen, mit Bedacht platzieren > possumenteere, usw.

Ein -eit oder -eid im heutigen Deutsch wurde im Kölschen mitunter zu -igg: schneiden > schnigge, läuten > lügge, weit > wigg, Zeit > Zigg. Kann man das Wort nicht erweitern, wird es am Wortende zu ck, Leute > Lück. (vgl. wigg, wigger oder Zigg, Zigge) Dieses Palatalisierung genannte Phänomen trifft man auch in andern Wörtern wie Wein > Wing, braun > brung, Ende > Engk, usw.

Das pf ist im Kölschen nie entstanden, statt dessen wird meist das sprachgeschichtlich ältere p gesprochen: Pferd > Pääd (päät), Pfeife > Pief, Schnupfen > Schnups oder Schnuppe. Dies ist einer der Bereiche, in dem das Kölsch, wie alle ripuarischen Sprachen, dem Niederdeutschen bis heute näher geblieben ist als dem sich entwickelnden Hochdeutschen. Allerdings gibt es auch einige Fälle, in denen das Kölsche nicht beim niederdeutschen p blieb, ohne dem Deutschen zum pf zu folgen; in der Summe dieser Fälle geht es weiter, als alle andern ripuarischen Sprachen; Beispiele sind Kupfer > Koffer (geschlossenes o), Pflanze > Flanz, pfuschen > fudelle, usw.

Tritt im Deutschen ein r vor anderen Konsonanten auf, wird im Kölschen der vorhergehende Vokal meist verlängert, ein r findet nicht statt: Garten > Gaade (jaade), Karte > Kaat, gern > gään (jään), Durst > Doosch.

Einige Konsonanten-Aggregationen, insbesondere bei Fremdworten, werden ins Kölsche nicht übernommen und durch mit der ripuarischen Satzmelodie verträglichere ersetzt: Porzellan > Poßtelling (kurzes offenes o, Betonung auf i), dabei sind sowohl Elisionen, als auch Metathesen, und, wie im Beispiel, Kombinationen davon zu beobachten.

Liquide, wie l, m, n, ng, sowie s, ß, sch, v, seltener j, werden im Kölschen oft wesentlich länger gesprochen als im Hoch- und Niederdeutschen. Diese Gemination ist einerseits den Satzmelodien geschuldet, anderseits hin und wieder auch ein prosodisches Stilmittel, das für Betonungen und ggf. den Transport von kleinen Bedeutungsvarianten in Wortgruppen benutzt wird. Eine häufig zu beobachtende rhythmische Eigenschaft der Sprache ist, dass kurzen Vokalen vielfach eher lange Konsonanten folgen, während die Konsonanten nach Vokalen mittlerer Länge kürzer ausfallen, so dass für etliche Silben in Folge die jeweilige Silbenlänge nahezu identisch bleibt. Darüber hinaus können kurze Silben oft im Verhältnis 1:2 kürzer ausfallen als die übrigen und tauchen gern gruppiert auf, was die Kölsche Sprache gut singbar erscheinen lässt (vergleiche etwa den Refrain des Liedes „Viva Colonia“ der Höhner).

Stimmlose oder harte Konsonanten des Kölschen werden bei der Verlagerung in die Wortmitte, bei Verlängerung und (im Gegensatz zum Deutschen, jedoch ähnlich der französischen Liaison) ebenfalls bei vielen Wortübergängen nach stimmhaft / weich umgelautet. Typisch sind die Übergänge t>d, (c)k>g(g), p>bb, (stimmloses) sch>sch (stimmhaft), sch>jj, seltener f>v,vv,w. Beispiele: Akkordeon > die Quetsch und dä Quedschebüggel (mit stimmhaftem sch!), einer sagt: ich gehe > ish jonn, ein anderer will nicht mit: ich aber nicht > ejj_ävve_nit (klingt wie ein Wort), oder: es gelingt ihm (nicht) > dä pack dat, dä pagg_et nit. Die jeweilige Sprach- oder Satzmelodie hat einen bestimmenden Einfluss auf das Fehlen oder Vorkommen solcher wortübergreifenden Anpassungen. Sehr ähnlich der französischen Variante der Liaison tauchen getilgte Konsonanten zwischen solchermaßen verbundenen Worten manchmal wieder auf: Oben im Schrank = Bovve, em_Schaaf; jedoch: Oben in den Schrank hineinlegen = Bovven_en_der_Schaaf_lääje. Gelegentlich werden auch kurze Epenthesen zwischen Worten der Liaison eingeschoben, einzeln gesprochen, also betont: Die Alte = di Ahl, im Satzfluss jedoch: Die Alte war es nicht = Di_j_Aal wohr_et_nit – sofern die Betonung weder auf „die“ noch auf „Ahl“ liegt.

Sprachverlauf

Endungen (-e, -n, -t) werden meist getilgt: Woche > Woch, Mädchen > Mädche, Macht > Maach, macht > maat, Markt > Maat.

Das Ineinandergreifen von Wörtern, die wie bei der französischen Liaison zusammen gezogen werden, kommt häufig vor. Beispiel: „Räum den Tisch ab“ wird zu „Rüüm der Desch av“, wobei das -sch stimmhaft wird (wie in Journal) und in den Anfangsvokal hinein fließt, wenn die Betonung in diesem Satz auf dem „Tisch“ liegt. Dieses Sandhi wird in der Regel beim Schreiben nicht berücksichtigt. Der bekannte Satz aus dem so genannten „Rheinischen Grundgesetz“ „Et es, wie et es“ (Es ist, wie es ist) verweicht das -t fast zu -d, so dass die Liaison besser funktioniert (etwa: „eddés, wie-eddés“, alternative Schreibweise: ed_eß wi_ed_eß). Wie im Französischen können Wortanteile in der Liaison fortfallen oder abgeändert werden: beispielsweise hört man „lommer“, „sommer“, das entspricht „loss mer“, „solle mer?“ (Lass uns … Sollen wir?), gelegentlich geschrieben als „lo'mer“, „so'mer“. Insbesondere beim Schnellsprechen können ganze Silben zu einem fast unhörbaren Laut verschmelzen oder ganz verschwinden: ein „Krißenit!“ für „[Dat] Kriss De nit!“ (Das bekommst Du nicht!) benötigt weniger Zeit, als das entfallene „Dat“, die beiden i-Laute sind extrem kurz, das e fast nicht hörbar. Allerdings fallen in der kölschen Liaison nicht nur Buchstaben oder Silbenteile fort, es können auch Phoneme hinzukommen, was in aller Regel beim Schreiben nicht berücksichtigt wird. Beispielsweise wird „Di es wi enne Ässel“ (Sie ist wie ein Esel) etwa gesprochen wie: „Diijéß wijenne Ässel“ (das ss ist stimmhaft!)

Um den Wortfluss zu vereinfachen, wird einem Wort manchmal ein e vorangestellt oder eingefügt: so > (e)su, hinauf > (e)rop, herunter/herab > (e)runger/(e)runder/(e)raff, Milch > Mill(e)sch, fünf, elf, zwölf > fön(ne)f, el(le)f, zwöl(le)f. Anders als in vielen anderen Sprachen (beispielsweise im Japanischen, Italienischen, Französischen und Spanischen) hat das jedoch nichts damit zu tun, dass es etwa als schwierig empfunden würde, Worte ohne diesen Anlaut auszusprechen. Im Gegenteil, es ist eine vielfach dem Sprecher überlassene Option. Gelegentlich kann die Bedeutung eines Wortes von der Betonung im Satz abhängen: „Dat hät dä (e)su gesaat“ > „Das hat er ausdrücklich/wörtlich gesagt“, dagegen „Dat hät dä (e)su gesaat“ > „Das hat er (wohl) so dahergeplappert“. Diese „weichen“ Epenthesen dienen gelegentlich dazu, Rhythmus bzw. Melodie von Worten und Satztypen einander anzupassen, sind mindestens ebenso oft reine Stilmittel.

Liquide, wie l, n, ng und seltener m, r, nach nicht-langem Vokal werden im Kölschen oft wie Vokale gedehnt gesprochen. Das ist jedoch wenig durchgehend der Fall, und hat praktisch keinen Einfluss auf die Wortbedeutung. Sehr wohl werden damit jedoch das Sprechregister und mögliche Nebenbedeutungen eines Satzes oder Satzteils bestimmt. Zum Beispiel wird in dem Wort „Pampa“ (Pampa) das m im Kölschen nach einem kurzen a immer relativ lang gesprochen. In dem Satz „Do soll dä doch en de Pampa jon“ (da mag er doch in die Pampa gehen / verschwinden) – ohne besondere Hervorhebung gesprochen – wird man eine relativ sachliche Mitteilung hören, hebt der Sprecher jedoch beim „de“ die Lautstärke etwas und bei „Pampa“ noch ein wenig mehr, gleichzeitig beim a in „Pampa“ die Tonhöhe und verlängert die Länge des m in Pampa merklich, und spricht die zweite Satzhälfte etwas gepresst, so wird daraus eine wütend-verächtliche Hinwegweisung hoher Emotionalität, die das in der regionalen Umgangssprache verankerte „verpiss dich!“ deutlich übertrifft.

Die Sprachmelodie ist ausgeprägter als beim Standarddeutschen. Bei Fragen wird zum Beispiel die vorletzte Silbe weiter in der Tonlage herab gezogen, während die letzte Silbe sehr viel höher geht, bevor sie wieder etwas abfällt. Wesentlich mehr als im Hochdeutschen werden Modalitäten und Nuancen der Bedeutung (bis hin zum Gegenteil!) über veränderte Betonung, zusätzliche Vokaldehnungen und Wechsel der Stimmlage transportiert. Dazu kommt die sogenannte Schärfung. Dieses Intonationsphänomen teilt das Kölsche mit mehreren anderen „West-Sprachen“ wie Eifeler Platt, Luxemburgisch, Südniederrheinisch und Limburgisch. (Letzteres in den Niederlanden, Belgien und im Selfkant). Die Schärfung ist eine besondere Art der Vokalbetonung: Der Stimmton sackt dabei sehr schnell ab, mitunter so stark, dass er für einen Sekundenbruchteil unhörbar wird. Ohne Schärfung geht der Stimmton nur andeutungsweise nach unten und kehrt sofort wieder nach oben zurück. Die Schärfung ist hin und wieder sogar bedeutungsunterscheidend: „schlääch“ (schlääch) ohne Schärfung bedeutet „schlecht“, „Schläg“ (schläähch) mit Schärfung bedeutet „Schläge“. Auf einen kurzen Vokal folgende Liquide (l,m,n,ng,r) werden vielfach in den Tonverlauf der Schärfung einbezogen und bilden somit eine Art tonalen Diphthong, etwa in „Jeld“ (Geld) und „Jold“ (Gold), „Hungk“ (Hund), „Orjel“ (geschlossenes O) (Orgel) usw.

Die Überlagerung von Wortmelodie und Satzmelodie verleiht dem Kölschen seinen typischen „Singsang“.

Varianten

Das heutige Kölsche ist historisch aus einer andauernden Vermischung und Überlagerung unterschiedlicher Sprachströmungen entstanden, sicher ist das eine Ursache für seinen Formenreichtum. Kölns zweitausendjährige Position als Handelsmetropole, die Öffnung zum damaligen Umland und Eingemeindungen der letzten zweihundert Jahre haben unterschiedliche Sprachen zusammengebracht, die zum Teil heute noch nachwirken, so dass Formen nebeneinander existieren, benutzt und verstanden werden, ohne noch einer bestimmten Herkunft innerhalb des jetzigen Stadtgebietes zugeordnet zu werden. So kann man treppab als „de Trebb_eraf“ „de Trepp (e)runder“ „de Trepp (e)runger“ gehen und mit „de Trap (e)rop“ wie „de Trebb_erop“ wieder nach oben steigen und „Ming Auto, Ding Auto“ genauso gut wie „mi Auto, di Auto“ sagen.

Auf jeden Fall entwickelt sich die Kölsche Lexik auf das Hochdeutsche zu und legt alte Stämme und Formen ab. So kennzeichnet etwa Adam Wrede, der einen Sprachstand von um 1870 bis um 1950 gesammelt hat, einen nicht unerheblichen Teil der in seinem Wörterbuch erfassten Wörter als veraltend oder veraltet. Es ist wahrscheinlich, dass zugleich Anteile der Grammatik verschwinden, darauf deutet zumindesten ein Vergleich hin zwischen den von Fritz Hönig 1877 und 1905 angeführten 435 Konjugationen mit der Grammatik von Christa Bhatt und Alice Herrwegen aus dem Jahr 2005, die 212 Konjugationen verzeichnet.

Grammatik

Das Kölsche ist geprägt von einer Reihe Vereinfachungen im Vergleich zur Grammatik des (historischen) Hochdeutschen. Beispielsweise existiert kein Genitiv (die scheinbaren Ausnahmen: Modderjoddes (Mutter Gottes) Kölnisch Wasser (Eau de Cologne), Kölner Dom begreifen die Kölschen als feststehende Ausdrücke und ehemalige Fremdwörter). Besitzanzeigende Fälle werden mit Dativ und angehängtem Possessivpronomen gebildet: das Haus meines Bruders > mingem Broder sing Huus oder mingem Broder si Huus; das ist seins > dat es däm sing, dat es däm singe oder dat es däm et singe. Der 1. Fall Nominativ und der 4. Fall Akkusativ sind immer identisch: Der Winter kommt. > D'r Winter kütt. Ich spüre den Winter. > Ich spöre d'r Winter.

Die Pluralbildung erfolgt am häufigsten durch -e: das Pferd, die Pferde > dat Pääd, di Pääde; oder -(e)re: Das Ding, die Dinger > dat Ding, die Dinge/Dingere; seltener durch -te: der junge Mann, die jungen Männer > dä Poosch, di Pooschte; noch seltener durch -(ch/t/k)(e)r: die Gruppe/Leute, die Gruppen von Leuten > di Lück, di Lückcher; oder -(e)n: die Tür/das Tor, die Türen/Tore: di Pooz, de Poozen, der Schuh/die Schuhe: dä Schoh, di Schohn (geschlossenes o); bei Lehn- und Fremdworten auch wie im Original mit -s: der Code, die Codes > dä Kood, di Koodß; oder unregelmäßig und durch Umlautung: der Pfahl, die Pfähle > dä Pohl, di Pöhl (offenes ö); der Sarg, die Särge > dä Sarrsch, di Särrsch; durchaus auch ohne Entsprechung im Deutschen, wie: der Hund, die Hunde > dä Hongk, di Höngk (geschlossenes o und ö). Auch identische Formen für Ein– und Mehrzahl sind anzutreffen: der Kuchen, die Kuchen > dä Koche, die Koche (langes geschlossenes o mit Schärfung), der Hund, die Hunde > dä Möpp, die Möpp(e), der Schein, die Scheine > dä Sching, die Sching; sowie gelegentlich Kombinationen der Umlautung mit dem Anfügen von Endungen, das Scheit, die Scheite > dat Holz, di Hölzer (gutturalisiertes, geschlossenes o/ö).

Verkleinerungsformen sind häufig anzutreffen und werden im Singular mit -sche oder -je gebildet, je nach vorangehendem Laut: Wägelchen > Wäjelsche, Tässchen > Täßje. Im Plural wird ein r angehängt: mehrere Vögelchen > Füjjelscher. Bei Vergleichen verwendet der Kölner meist das Wort „wie“: Der ist größer als ich. -> De is jrößer wie ich.

Eigennamen, v.a. Familiennamen bilden einen dem alten deutschen Genitiv ähnliche adjektivische Sonderform: die Katharina Pütz > et Pötze Kätt; Familie Schmitz > de Schmitzens; die Kinder der Familie oder Sippschaft Lückerath > de Lükerohts Pänz; die Familie Fahls mit Freunden und Verwandten > dat Fahlses Schmölzje. Auch bei Spitznamen und sozialen Rollenbezeichnungen: Müllers Aap; de Fuzzbroojschs Mamm.

Ähnlich den Unterschieden zwischen dem Niederdeutschen und den großen Varianten des Niederländischen, unterscheidet sich gelegentlich das grammatikalische Geschlecht eines Wortes mittelhochdeutscher Herkunft im Kölschen von der Ursprungsform: das Bündel > dä Pöngel (kurzes geschlossenes ö!) – hier mit einer starken Bedeutungsverschiebung verbunden. Das kann sehr weit gehen: der Affe > di Aap sorgt dafür, dass ein Mann dieses Spitznamens selbstverständlich mit dem weiblichen Artikel belegt wird, auch wenn sein Geschlecht im übrigen männlich bleibt: „Die Aap hät singe Schwejevatte verkammesöhlt“ (nicht: „ihre Schwejevatte“). Jüngere Wortneuschöpfungen haben manchmal kein klares Wortgeschlecht: dä Auto, die Auto. „Dat Auto“ wurde erst allmählich aus dem Standardhochdeutschen übernommen.

Der Infinitiv endet, außer bei einigen unregelmäßigen bzw. starken Verben, auf -e: setzen > setze (kurzes offenes e), sitzen > setze (kurzes geschlossenes e), fummeln > fummele, ärgern > ärjere, aber: stehen > stonn, gehen > jonn, tun > donn (kurzen geschlossenes o) oder dunn, sein > sinn, schlagen > schlonn.

Die Konjugation ist häufig einfach, indem 1. und 3. Person Plural mit der 1. Person Singular zusammenfallen: Ich gehe, wir gehen, sie gehen > ich jonn, mer jonn, se jonn.

Personalpronomen und personenbezogene oder demonstrativ benutzte Artikel reduzieren sich auf die männliche und die sächliche Form: die Kleine > dat Klein; Darf sie das? > Darf et dat? / Darf dat dat? Es sei denn, man spricht von einer Person, die man siezt: Frau Schmitz > die Schmitz; Kommt sie auch? > Kütt se och? / Kütt die och? Ähnlich dem Niederländischen ist für das Kölsche dabei die Verwendung des Demonstrativpronomens als betonte Personalform typisch: Kütt d'r Schäng? - Ich denk, hä kütt. / Ävver klor kütt dä! Gesiezt wird in der Ihr-Form: Wat maat Ühr/Ehr esu? > Wie läufts bei Ihnen?

Das Präteritum oder Imperfekt wird im mündlichen Sprachgebrauch außer bei Hilfsverben oft durch das Perfekt ersetzt: Ich ging > Ish ben jejange. Diese Entwicklung zur Vernachlässigung der einfachen Vergangenheit ist auch in der allgemeinen deutschen Umgangssprache zu beobachten. Endet das Partizip auf mehreren Konsonanten, wird in der Regel eine leichter aussprechbare Sonderform gebildet: gelegt > jelaat, gemacht > jemaat, versucht > versöhk (mittellanges geschlossenes ö mit mittelhohem Tonakzent und deutlichem Druckakzent) oder selten, eher Landkölsch: versoht.

Eine Besonderheit ist ein im Hochdeutschen unbekannter Reflexiv, der zur Verdeutlichung bestimmter Tätigkeiten verwendet wird: Er hatte ein Brötchen gegessen. > Dä hat sijj e Brüdche jejesse. Sie betet gerade. > Et es sijj am Bedde. Er wird vorwiegend da eingesetzt, wo der „Nutznießer“ der Handlung die handelnde Person ist und keine Interaktion mit weiteren Personen stattfindet.

Das Kölsche kennt das Gerundium, die sogenannte Rheinische Verlaufsform. Er schläft gerade. > Hä es am Schlofe. Sie wird für andauernde Zustände verwendet, die änderbar sind oder von begrenzter Dauer.

Für fortlaufende Handlungen oder Zustände wird die zweite Verlaufsform tun mit Infinitiv verwendet: Er kocht gerne. > Hä deit jään koche. Sie beschreibt Andauerndes meist grundsätzlicherer Bedeutung, mit dessen Änderung nicht, oder wenigstens nicht so bald, gerechnet wird.

Dieser Form ähnlich ist die höfliche Aufforderung, die den direkten Imperativ umgeht: Bitte reichen Sie mir doch einmal das Buch herüber. > Doht mer dorr_ens dat Booch erövver jevve.

Kölsche Vokabeln

Was das Erlernen des Kölschen erschwert, sind die Sondervokabeln, die nieder- und hochdeutsche, aber auch französische, niederländische und spanische Einflüsse aufweisen. Einige Vokabeln werden nur im Kölner Raum verwendet und stehen als isolierte Wörter, die kein anderer Dialekt aufweist. Diese werden allerdings im allgemeinen Sprachgebrauch zunehmend weniger. Beispiele für Vokabeln sind:

Hochdeutsch Kölsch Anmerkung
Abstellraum, bzw. winziges Zimmer, Klause Kabuff, Kabüffje
Affe Aap (wie im Niederdeutschen) siehe auch: Müllers Aap
Angsthase Bangendresser
ansehnlich, stattlich staats (häufige Redensart „staatse Käl“ = stattlicher Kerl, toller Typ)
arbeiten, hantieren brassele
Ärger, Stress, Arbeit Brassel
„aus dem Stegreif“,
„aus der Hüfte geschossen“
us der Lamäng (von frz. la main = die Hand)
Bezahlen, „Blechen“ Lazze
Bierkellner Köbes („Jakob“, der Ober im rheinischen Brauhaus, typischerweise mit blauer Schürze)
Bierzapfer Zappes
Blaubeeren, Waldbeeren Wollbere, Worbelle
Blutwurst Flönz Siehe auch [1] und [2].
Brunnen, Teich, Pfütze Pütz nach „Schmitz“ der häufigste Nachname (von Französisch puits = Brunnen, Grube, Schacht; vgl. im Niederländischen put; vgl. im Ruhrdeutschen „Pütt“ (Schacht, Grube))
(weibliche) Brüste Mämme (vgl. im Italienischen mammella)
Butterbrot Botteramm (vgl. im Niederländischen boterham)
Dummkopf Blötschkopp, Doll, Doof, Jeck, Tünnes, Tring, Verdötschte u.v.a.m. je nach Situation
Drachen Pattevu(e)l
drücken/ziehen däue/trecke (hat Entsprechungen im Niederdeutschen)
Eisbein, Schweinshaxe Hämmche
Erbse Ääz
erzählen verzälle (hat Entsprechungen im Alemannischen verzelle, Vorderpfälzischen verzehlen und Niederdeutschen, ndl. vertellen, engl. to tell)
etwas jet (hat Entsprechungen im Kleverländischen und Westfälischen)
Faxen, Getue, Sich-Anstellen Fisematente, Fisematentcher (nur Pl.) Fisimatenten
Flirt Fisternöll, Höggelsche
Frack Kött (kurzes, offenes ö, von „cut“, ältere englische Aussprache)
Geizhals Knießkopp, Knießbüggel
Gepäck, auch: Sippschaft, Verwandtschaft Bajasch / Bagage (von frz. bagage)
Grünschnabel Jrönschnabel, Lällbeck, Schnuddelsjung
Hintern, Po, Gesäß Fott (hat Entsprechungen im Alemannischen)
Hose Botz (hat Entsprechungen in anderen Regiolekten, vgl. Ruhrgebietssprache „Buxe“, Norddeutsch „Büx“, „Büxen“)
Kartoffel Ääpel, Äädappel (Ableitung von Erdapfel), entspricht alem. Härdöpfel
Kohl Kappes (vgl. engl. cabbage, pol./slow. kapusta, lux. Kabes)
Kind, Kinder Panz, Pänz (franz.) panse, kleine Kinder
Knopf Knopp
(er/sie/es) kommt
kommt (bitte)
kütt
kutt!
Infinitiv: komme (kurzes geschlossenes o), regional auch kumme
(sterbens-)krank aussehen beripsch ußsinn (entstanden aus der Abkürzung „RIP“, lat. requiescat in pace (Ruhe in Frieden), was oft auf Grabsteinen zu finden ist)
krank malad von frz. malade, krank sein
Kuss, Küsschen Butz, Bützche
Nachthemd Poniel
nackt, bloß bläck
nervös, unruhig iggelisch (vgl. niederl. „iebelig“, dt. „hibbelig“)
oben bovve (hat Entsprechungen im Niederdeutschen, vgl. ndl. boven)
Oberbett (genauer: Federbett) Plümmo (von frz. plumeau, dort heute anders belegt)
ob, oder ov (entspricht dem Niederdeutschen, vgl. ndl. of; im südlichen Umland ist „ov“ bereits unbekannt)
Onkel Ühm (z.T. regional verblassend, mhd. Entsprechung zum Oheim und zur Uhme anderer Dialekte, niederl.: oom.)
Ostdeutscher Pimmock (ursprünglich Bezeichnung für Gastarbeiter beim Bau des Kölner Domes (Piemonter Steinmetze), danach verwendet für Saisonarbeiter aus dem Osten Ende des 19. Jahrhunderts, im Zuge der Zuwanderungen nach dem Zweiten Weltkrieg und der Auflösung der DDR so wieder aufgenommen, heute auch allgemein ein Mensch, der die Kölner Mentalität nicht verinnerlicht hat; vgl. auch Imi)
Pellkartoffel Quellmann, Quallmann (vgl. vorderpfälzisch: Quellde)
Popel Mömmes (abgeleitet: Mömmesfresser)
reden, quatschen/sich unterhalten, sprechen kalle, klaafe, schwaade, bubbele („schwaade“ kann i.a.R. nicht mit „schwatzen“/„schwätzen“ übersetzt werden, auch wenn beide Wörter verwandt sind)
Regenschirm Parraplü (frz. Lehnwort)
reisen, sich fortbewegen jöcke „unterwegs“, „verreist“ = op Jöck
rothaarig fussisch von „Fuss“ = Fuchs, also fuchsrot
(hören:  Fuss?/i  fussisch?/i  fussije?/i  fussijen?/i  Füßje?/i)
Rosenkohl Spruute, Sprühtsche (vgl. niederländisch: spruitjes, englisch: Brussels sprouts)
Rotkehlchen Rähnvü(je)lche (wörtl. „Regenvöglein“)
Salat Schloot (mit langem offenem o)
Schmutz, Dreck Knieß, Knös, Knüüß (auch für talgige Schmutzablagerungen, z. B. an Brillen)
Schnaps Schabau
schon, bereits, eben ald (in verkürzter Redeweise auch ad)
schon(ein)mal, (ein)mal ens (gleicher etymologischer Stamm wie hochdeutsch: „einst“. Vergleiche: niederl.: eens = „(ein)mal, einst“) (hören:  ens?/i)
Vielreder, (auch) Schwätzer Schwaatlapp(e) man sagt auch: "Dä ka' jooht der Muul schwahde." (Er redet gern viel.)
Schrank Schaaf (wie Moselfränkisch, vgl. ndl. und Norddeutsch „Schapp“)
Senf Mostert (von frz. moutard, auch am Niederrhein verbreitet, niederl.: mosterd)
Sonnenschirm Pasoläh, Parsolee (von frz. parasoleille)
Spatz (Haussperling) Mösch (von frz. mouche, dort ursprünglich für Fliege und Spatz, niederl.: mus, slawisch: Mucha)
Stachelbeeren Kröönzele
Straßenmädchen Trottoirschwalv (zusammengesetztes Wort aus: Trottoir, frz. Lehnwort (Bürgersteig) und Schwalv (Schwalbe))
Streit, ein dauerhaft schlechtes Verhältnis Knies
Stroh Strüh
Trotz, Widerspruchsgeist, Anti-Haltung, Unwille Frack, Vrack
untersuchen, genau betrachten enspezeere vgl. engl. inspect
unterwegs, auf Tour, auf Reisen, auf Achse op Jöck
Verhältnis, Liebschaft Fisternöll
verrückt jeck (häufig anzutreffen, wohl wegen der Karnevalsjecken), niederl.: gek
Neigung, Zutrauen, Lust Fiduuz vergl. lat. fiducia
Vetternwirtschaft, Nepotismus, „Filz“ Klüngel (eigentlich Knäuel, vgl. Kölscher Klüngel)
Wahlkölner Imi von imiteete Kölsche = nachgemachter Kölner (seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg; wurde durch ein Lied des Krätzchenssängers Karl Berbuer in den frühen 1950er Jahren auch außerhalb der Stadt sehr bekannt.)
Wirsing Schavuur
Zwetschgen Quedsche ebenso in der Vorderpfalz
Zwiebel Öllsch, Öllisch, Öllije

Es gibt Wörter ohne geeignete Entsprechung im Hochdeutschen:

Hochdeutsch Kölsch Anmerkung
Auseinandersetzung, Streit, Darlegung, Disput, Krach, Wortgefecht, Erklärung Explezeer (von frz. explicer)
- stievstaats Diese Kombination von staats = herrlich, stattlich, „aufgemotzt“ mit stiev = steif, unbeweglich, bewegungslos/tot, höhergestellt, unpersönlich/förmlich, aber auch „dermaßen betrunken, dass er/sie nicht mehr zu einer Bewegung des Einknickens fähig ist und daher lang ausgestreckt umfällt“; dürfte auf das Exerzieren und Paradieren der preußischen Rheinarmee zurückgehen, die die napoleonische Besatzung in Köln ablöste. Wird oft auch synonym für „herausgeputzt“, „aufgetakelt“ oder „im Sonntagsstaat“ verwendet.
- Krangköllish Beschreibung eines Menschen, dem es gesundheitlich schlecht geht, wörtlich: kranke Zwiebel.
Stadtteil, Revier, Kontaktbereich, Sozial-/Wohnumfeld Veedel (von Stadtviertel) - Das BerlinerischeKiez“ kommt dem „Veedel“ relativ nahe.
Verdickung, Ansammlung, Kollektiv/Brigade, Stau, Menge/Anzahl Knubbel Alle genannten Wörter sind wenig treffende mögliche Übersetzungen durch einen Oberbegriff. Die Liste der spezifischen Bedeutungen dürfte mehrere hundert umfassen. Dazu kommen noch etliche Bildungen, wie etwas „im Knubbel“, also gemeinsam, zu tun. „Gemeinsam“ hat so z.B. keine direkte Entsprechung in Kölsch.
Delle, Faulstelle, Fehler/Sinnlosigkeit Blötsch (lautmalerisch) unter anderem das Gegenteil von einem Knubbel (vgl. niederl. „bluts“)
dumm, eingedrückt, zerdellt blötschisch
reflektiert werden, (zurück-)springen, hüpfen, (an-)stupsen, stoßen, schlagen titsche (lautmalerisch)
Delle, Beschädigung, Ab- oder Eindruck, Loch bzw. großer Kratzer Katsch (lautmalerisch) Ein Katsch ist alles Genannte zugleich.
Riss Ratsch (lautmalerisch)
winkelförmiger Einriss in Stoff en Fönnnef Die Form ähnelt der lateinischen Ziffer V.
„Die Polizei“ de Schmier (nur unpersönlich, v.a. im Kontext des unerwünschten Kontrollierens, lästigen Beobachtens, beim Beschneiden von Freiheiten). Vgl. Zürichdeutsch: d' Schmiër
-
-
knibbele
piddele
vrimmele
Beide sind nahe dem Ruhrsprachlichen, West- und Ostfälischen prokeln, aber jeweils viel spezifischer, teilweise überlappend mit dem Hochdeutschen kratzen, jedoch spezifischer, erst recht als das Umgangssprachliche fummeln.

Manche Wörter werden aus ursprünglichen Umschreibungen geboren:

Hochdeutsch Kölsch Anmerkung
Akkordeon Quetschebüggel, Quetsch (wörtlich: (Zweiseiten-)Drückbeutel, „Quetschbeutel“ wäre ein falscher Freund)
Bett Lappekess (von Lappen- (oder Tücher-) Kiste)
Fotoapparat Knipser
Geizhals Kniesbüggel, Knieskopp
Pilz Jüddefleisch (eigentlich „Judenfleisch“, wird heute nicht mehr gebraucht)
Polizeiwachtmeister Blööh (von frz. bleu, Uniformfarbe preußischer Polizisten)

Andere Vokabeln sind aus mittlerweile wenig gebräuchlichen oder anders belegten Synonymen entstanden:

Hochdeutsch Kölsch Anmerkung
Bürgersteig Trottewar / Trottoir (Trottoir, frz. Lehnwort, auch in anderen westdeutschen Dialekten verbreitet)
Dachstuhl, Dachboden, Dachbereich Läuv (vgl. Laube)
Aufnehmer / Bodenwischtuch Schotterplaggel (von Schotter / Bodenbelag und Plaggel / Wischtuch)
Schmerz Ping (von Pein)
Streichholz, -hölzer Schwävelche, Schwävele (von Schwefelholz, ältere Bezeichnung für Zündhölzer; vgl. jidd. schwebele)
Tür, Tor Pooz (von lateinisch porta, Pforte, vgl. Niederl. „poort“) Das hochdeutsche „Pforte“ heißt heute in Kölsch „Pöözje“ oder „Enjang“ und kann nur in seltenen Fällen mit „Pooz“ übersetzt werden.
umarmen dröcke (von an sich drücken), nicht zu verwechseln mit hochdeutsch drücken = kölsch deue
weg fott (von fort)
weinen kriesche (verwandt mit „kreischen“, vgl. engl. to cry)

Wieder andere Vokabeln entstammen der allgemeinen Umgangssprache:

Hochdeutsch Kölsch Anmerkung
Auto Kess (von Kiste)
Fernsehapparat Kess (von Kiste)
Glück, glücklich Jlöck, jlöcklich
(heraus-/auseinander-)klamüsern (erus-/usenander)klamüsere (herausfinden durch angestrengtes Überlegen, mühsam zurechtfummeln)
schief, scheel schääl (scheel - schielend - wie das bekannte Kölner Original Schäl, vgl. Schäl Sick)
Verkaufsstelle, (Zeitungs-)Kiosk Büdche (entspricht der ruhrsprachlichen „Bude“ im Sinne von „Trinkhalle“)
Akkordeon Quätschkomood (Zusammensetzung von quedsche (drücken, pressen) und komood (Kasten, Kommode)
Wohnung (auch) Bud (von Bude)

Wortbildung

Die kölsche Sprache ist sehr reichhaltig, das betrifft auch ihre Wortbildungen. Sie übertrifft dabei, wie fast alle deutschen Mundarten, das Hochdeutsche – weltweit eine der wortreichsten Sprachen – in einigen Lebensbereichen um ein Vielfaches. Es ist auf Kölsch leicht, neue Wörter bedarfsgerecht zu erfinden, das geschieht im täglichen Sprachgebrauch. Es gibt z. B. etliche Dutzend Schimpfworte und Unfreundlichkeiten, die man sich im Streit sagen kann, Hunderte weiterer Vokabeln, die Verhältnisse, Verhalten oder Eigenschaften von Menschen charakterisieren. [9] Kombiniert ergibt das einige hunderttausend Ausdrücke für Streitfälle oder um übereinander herzuziehen. Liebevoll-spöttisch sagen die Sprecher des Kölschen dazu, die brauche man auch, man wolle sich wenigstens ein Leben lang streiten können, ohne dass einem die Worte ausgehen. [10]

Wortverwendung im personalen Kontext

Allerdings ist dabei, wie eigentlich auch in der deutschen Hochsprache und anderen Sprachen, der Kontext (die Kollokation) zu beachten, wie bei der großen Klasse der Wörter oder Übertragungen, mit denen man einen Menschen belegen kann. So ist es zum Beispiel gängig, einen Menschen als „e Schnedloch“ oder „dä Schmal“ zu bezeichnen – beides unterschiedliche Qualitäten von „schlank“. Alle Abstrakta, die Eigenschaften, Fähigeiten, Beziehungen bezeichnen, lassen sich so einsetzen. „Lorens, dä Pitter, die ahl Unjedold hät widder singe Ware scheif jepark un es ad fott jerannt“ (Schau einmal, Peter, dieser seit vielen Jahren bekanntermaßen immer in Eile befindliche und übermäßig ungeduldige Mann hat wieder seinen Wagen schrägstehend in der Parklücke hinterlassen und ist bereits fortgeeilt). Gerne werden natürlich bei solchen Gelegenheiten Doppelbedeutungen genutzt. Bezeichnet man etwa jemanden als „Büggel von der Poß[11] (wörtlich: Sack/Beutel/Tüte von der Post), so kann sowohl Postsack, als auch „Schnarchsack im Postdienst“ gemeint sein – oder beides.

Quellen

  1. Prof. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. Greven Verlag Köln. 12. Auflage, 1999. ISBN 3-7743-0243-X, Band 2, Seite 74 oben
  2. a b Prof. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. Greven Verlag Köln. 12. Auflage, 1999. ISBN 3-7743-0243-X, Band 2, Seite 74 unten
  3. siehe u.a. Prof. A. Wrede: Die Kölner Mundart, sprach- und literaturhistorisch, 1909, sowie die (nach dem Stand von um 1956) mit † gekennzeichneten Wörter in Prof. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. Greven Verlag Köln. 12. Auflage, 1999. ISBN 3-7743-0243-X – eine jüngere Referenz muss noch gefunden werden.
  4. Peter Honnen: „Alles Kokolores? - Wörter und Wortgeschichten aus dem Rheinland“, Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0418-5, Seite 75 ff.
  5. Konrad Adenauer zugeschrieben
  6. Siehe Literatur: Lützeler, 1954. (u.a.)
  7. Siehe Literatur: Lützeler, 1954. (u.a.)
  8. Seite 116 in Elmar Ternes: Einführung in die Phonologie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1987, ISBN 3-534-09576-6
  9. Eine kleine Auswahl von rund 180 Wörtern findet man auf den Seiten 417/418 unter dem Stichwort „Mensch“ in Peter Caspers: Op Kölsch - Das Wörterbuch Kölsch-Hochdeutsch, Hochdeutsch-Kölsch, Greven Verlag, Köln, 2006, ISBN 3-7743-0380-0.
    Weiterhin gibt es unter dem Titel „Kölscher Schimpfwortkalender“ seit einigen Jahren ein Büchlein mit 364, bzw. 365, unterschiedlichen, auf Personen bezogenen kölschen Schmäh- und Schimpfworten pro Jahr.
  10. Siehe z. B. Lützeler, 1954.
  11. vgl. das Lied: „Kaffeebud“ der Bläck Fööss, Text: R. Hömig, 1978

Literatur

  • Fritz Hoenig: Wörterbuch der Kölner Mundart. Nach der Erstausgabe von 1877. J. P. Bachem, Köln 1952
  • Heinrich Lützeler: Philosophie des Kölner Humors, Peters-Verlag, Hanau/Main 1954
  • Georg Heike: Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart (Deutsche Dialektgeographie Band 57), Marburg 1964
  • Peter Fröhlich, Kölle vör fuffzich Johre , 1970 Greven Verlag
  • Peter Fröhlich, Kölle noh ’45 , 1972 Greven Verlag
  • Martin Hirschberg & Klaus Hochhaus: Kölsch för anzelore, Lütgen, Frechen, 1990, ISBN 3-9802573-0-4
  • Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. 3 Bände mit 1168 Seiten. Greven Verlag Köln. 12. Auflage, 1999. ISBN 3-7743-0243-X
  • Alice Tiling-Herrwegen: De kölsche Sproch, Kurzgrammatik Kölsch-Deutsch. Bachem-Verlag Köln. 1. Auflage, 2002. ISBN 3-7616-1604-X
  • Christa Bhatt: Kölsche Schreibregeln. Bachem-Verlag Köln. 1. Auflage, 2002. ISBN 3-7616-1605-8.
  • Helga Resch & Tobias Bungter: Sprachführer Kölsch (mit einer CD gesprochen von Tommy Engel). Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln, 1. Auflage, 2004. ISBN 3-462-03557-6.
  • Helga Resch & Tobias Bungter: Sprachführer Kölsch 2 - für Fortgeschrittene (mit einer CD gesprochen von Tommy Engel). Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln, 1. Auflage, 2005. ISBN 3-462-03591-6.
  • Stephan Meyer: kleiner kölscher kosmos. LUND-Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1. Auflage 2005. ISBN 978-3-938486-01-6, ISBN 3-938486-01-5.
  • Christa Bhatt & Alice Herrwegen: Das Kölsche Wörterbuch. Bachem-Verlag Köln. 2. Auflage, 2005. ISBN 3-7616-1942-1
  • Jutta Gay: Streit am Rhein - Das Buch über Köln und Düsseldorf. LUND-Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1. Auflage 2006. ISBN 978-3-938486-03-0.
  • Peter Caspers: Op Kölsch - Das Wörterbuch Kölsch-Hochdeutsch, Hochdeutsch-Kölsch, Greven Verlag, Köln, 2006, ca. 30.000 Einträge, 574 Seiten, ISBN 3-7743-0380-0.
  • das kölsche liedbuch. LUND-Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 4. Auflage 2006. ISBN 978-3-938486-00-9, ISBN 3-938486-00-7.
  • das kölsche liedbuch 2. LUND-Verlagsgesellschaft mbH, Köln, 1. Auflage 2007. ISBN 978-3-938486-06-1.
  • Rolly Brings und Christa Bhatt: Lück sin och Minsche. Enzyklopädie der Kölner Redensarten. Greven Verlag Köln, 2008. ca. 300 Seiten. ISBN 978-3-7743-0407-9
  • Alice Herrwegen : Mer liere Kölsch - ävver höösch. J.P. Bachem Verlag, Köln 2008. ISBN 978-3-7616-2201-8

Siehe auch

Ferner:

Weblinks


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