Anjiqiao

Anjiqiao
Anji-Brücke

Die Anji-Brücke (chin. 安济桥, Anji Qiao „Brücke des sicheren Übergangs“) ist die älteste Segmentbogenbrücke in China.[1] Sie überspannt den Fluss Jiao in der Provinz Hebei, etwa 40 km südöstlich der Provinzhauptstadt Shijiazhuang.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung

Die Brücke wurde wegen ihrer Lage auch als Zhaozhou-Brücke (Zhào Zhōu Qiáo) und als Dà Shí Qiáo (chin. 大石桥 „Brücke der großen Steine“) bekannt.

Baubeschreibung

Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 50 m mit einer Bogenweite von 37 m. Sie ist 7,3 m hoch und hat eine Breite von 9 m. Jeder Bogen beschreibt etwas weniger als einen Halbkreis. Das Verhältnis zwischen Spannweite und Scheitelhöhe beträgt etwa 1:5, ist also deutlich kleiner als das Verhältnis bei einer Bogenbrücke aus Halbkreissegmenten. Dadurch sind die Brückenpfeiler verhältnismäßig hohen Kräften ausgesetzt.

Der zentrale Bogen besteht aus 28 dünnen, gewölbten Kalksteinplatten, die mit eisernen Zinken verbunden sind. Dies erlaubt es dem Bogen, Schubkräfte in die Auflager zu übertragen. Auf beiden Seiten hat die Brücke je zwei Seitenbögen. Diese erfüllen zwei wichtige Funktionen: Erstens reduzieren sie das Gesamtgewicht der Brücke beträchtlich um etwa 700 t. Außerdem ermöglichen sie einem eventuellen Hochwasser, durch die Bogenöffnungen abzufließen, ohne das die Brücke Schaden nimmt.

Baugeschichte

Die Anji-Brücke wurde in den Jahren 595 bis 605 während der Sui-Dynastie erbaut. Sie wird einem Baumeister namens Li Chun zugesprochen. Seit sie erbaut wurde, überstand sie zehn schwere Hochwasser, acht Schlachten und zahlreiche Erdbeben, darunter eins der Stärke 7,2 im Jahre 1966. Die Brücke ist noch in Gebrauch, lediglich die verzierten Geländer wurden mehrfach ersetzt. Die ersten größeren römischen Segmentbogenbrücken wie die Trajansbrücke, die Brücke von Alconétar aus dem 2. Jh. und die Brücke bei Limyra aus dem 3. Jh. sind zwar älter, besitzen aber deutlich kürzere Bogenweiten, die weniger als die Hälfte der Bogenweite der Anji-Brücke betragen.

Rezeption

Die für die Bauzeit ungewöhnliche Form der Brücke gab Anlass zur Legendenbildung. Einer Legende zufolge wurde die Brücke von einem Baumeister namens Lu Ban in einer einzigen Nacht erbaut. Eine andere Legende erzählt davon, dass die Brücke als Test von zwei Unsterblichen gleichzeitig überquert wurde und dass Lu Ban ins Wasser stieg und die Brücke durch seine Unterstützung standhielt.

In der Literatur der Ming-Dynastie wurde die Brücke erwähnt, geriet jedoch später in Vergessenheit. Sie wurde erst in den 1950er Jahren durch Professor Liang Sicheng von der Universität von Tsing Hua bei Feldforschungen wieder entdeckt. Er vermaß die Brücke und publizierte einen Aufsatz über sie. Erst in der Folge wurde die Brücke weltberühmt.

Die Brücke steht seit 1961 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.

Einzelnachweise

  1. Es handelt sich nicht um die älteste Brücke dieses Typs. Segmentbogenbrücken finden sich bereits früher bei den Römern, wie z.B. die ca. 300 Jahre ältere Brücke bei Limyra, die Brücke von Alconétar (2. Jh. n. Chr.) oder die Ponte San Lorenzo in Padua (1. Jh. v. Chr.)

Literatur

  • Bernhard Graf: Brücken, die die Welt verbinden. München 2002, S. 24–25.
  • Charlotte Jurecka: Brücken. 2. Ausgabe, Wien 1986, S. 36.
  • Marcel Prade: Les grands ponts du monde: Hors d'Europe. Poitiers 1990, S. 219.

Siehe auch

Weblinks

37.720166666667114.763257Koordinaten: 37° 43′ 12,6″ N, 114° 45′ 47,7″ O


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