Kühlschiff (Frachtschiff)

Kühlschiff (Frachtschiff)
Verstauung von Kühlgut im Kühlraum

Inhaltsverzeichnis

Kühlschiffe

in der Seefahrt sind Frachtschiffe, die speziell für den Transport temperaturgeführter Güter verwendet werden. Typische Güter für ein Kühlschiff sind Früchte wie Bananen, Ananas, Kokosnüsse, Äpfel und Weintrauben, daneben auch Fisch und Fleisch.


Anfänge

Nachdem Carl von Linde um 1870 die NH3-Kältemaschine erfand, wurden bald danach Versuche unternommen, diese auch auf Schiffen einzusetzen. Das erste mit einer Kältemaschine ausgerüstete Schiff war 1874 der französische Frachtdampfer La Frigorifique, der 1876 erstmals eine Ladung gekühltes Rindfleisch von Argentinien nach Europa beförderte. Schon 1877 erhielt der Dampfer Paraguay drei dieser Aggregate, die es ihm erlaubten auch Tiefkühlladung zu fahren. Weitere Schiffe wurden in der Folge des nun wachsenden Fleischtransports von Südamerika und Australien ausgerüstet. Im Jahre 1882 fanden erste gekühlte Bananentransporte von den Kanarischen Inseln nach England statt. Um 1900 fuhren schon 75 Schiffe für die United Fruit Company im Bananentransport nach Boston in den U.S.A.. Das erste speziell für den Transport von Bananen gebaute Schiff war die 1904 gebaute San Jose[1][2][3]

Entwicklung in Deutschland

In Deutschland wurde die anfängliche Entwicklung der Schiffskälteanlagen und des Schiffskühlraumes überwiegend von den Handelsbeziehungen beeinflusst. Da die deutsche Fleisch- und Obstversorgung bis nach dem 1. Weltkrieg gesichert war, wurden die ersten Schiffe mit Ladungskühlanlagen für den "Cross Trade", d. h. für den Linienverkehr unter deutscher Flagge zwischen fremden Ländern, um die Jahrhundertwende gebaut und betrieben.

Es war der bedeutende und vorausschauende Reeder Albert Ballin, der die enormen geschäftlichen Möglichkeiten der Verbindung Passagiere, Post und Bananen erkannte und in der ihm eigenen entschlossenen Art auch schnell umsetzte. Immer, wenn Reeder schnelle Lösungen suchen, werden diese durch Schiffsumbauten realisiert. So auch bei der Hamburg Amerika Linie. Der "Bananendampfer" SIBIRIA[4], das erste deutsche Kühlschiff, entstand 1903 als Umbau bei Blohm & Voss (Hamburg) aus einem neun Jahre alten Fracht- und Passagierdampfer und wurde zwischen Mittelamerika und New York eingesetzt. Das Schwesterschiff SARNIA, ebenfalls von der Hamburg-Amerika-Linie (HAL), löschte 1912 als erstes Schiff eine größere Ladung Bananen in Hamburg. Die ersten Kühlschiffsneubauten unter deutscher Flagge, KARL SCHURZ und EMIL L. BOAS (HAL), wurden bei Swan, Hunter & Wigham Richardson (Newcastle) gebaut und kamen 1912 in Fahrt.

Bananendienst nach Kamerun

1914 folgten die Neubauten PUNGO und PIONIER der Reederei Laeisz für den geplanten Bananendienst nach Afrika, es waren die ersten Kühlschiffsneubauten einer deutschen Werft (Tecklenborg-Werft, Geestemünde). Die Reederei Laeisz hat 1908 in Afrika (Kamerun) 350 Bananenschößlinge aus Zentralamerika und von den Kanarischen Inseln pflanzen lassen. 1911 wurde von Laeisz für weitere Aktivitäten die "Afrikanische Frucht-Compagnie GmbH" (AFC) gegründet. Die Kühlschiffe von Laeisz und HAL wurden von Dampfmaschinen angetrieben die Geschwindigkeit lag zwischen 11 - 14 Knoten (kn) und einige Schiffe hatten eine hohe Passagierkapazität.

Aufbau

Kühlschiffe älteren Typs sind von normalen Stückgutschiffen nicht zu unterscheiden. Lediglich der weiße Außenanstrich und die oft besonders schlanke, yachtartige Linienführung bieten einen Anhaltspunkt. Der Rumpf eines Kühlschiffes ist in mehrere Laderäumen und diese wiederum in Decks eingeteilt. Je nach Aufteilung stellen ein oder zwei Decks eine Kühlzone dar, die mit einem anderen Kühlgut beladen werden können. Von Plusgraden für Bananen, bis zu Tiefkühlgut wie Fleisch oder Fisch. Sämtliche Laderäume sind gegen tropische Wassertemperaturen von über 30 Grad Celsius isoliert.

In den Schiffen sind Kompressionskälteanlagen eingebaut. Die Kühlung der Räume erfolgt entweder über Direktverdampfer oder indirekt über Solekreisläufe. Eine Temperaturfernanzeige mit einigen hundert Messpunkten überwacht die Temperaturen der einzelnen Laderäume.

Klassische Kühlschiffe sind besonders stark motorisiert und erreichten bei voller Leistung schon in den 1960er/70er Jahren Geschwindigkeiten von 22 bis 24 Knoten. Häufig wird die weit bekannte Cap San Diego (heute Museumsschiff in Hamburg)für ein Kühlschiff gehalten; dies ist jedoch ungenau, da sie ein Stückgutschiff (Schnellfrachter) mit Kühlräumen ist.

Kühlschiffe und Kühlcontainer

Kühlgut wird heute zu etwa 50 % auf Containerschiffen in speziellen Kühlcontainern verschifft. Isolierte Container, ausgestattet mit eigenen Kältesystemen (Integralcontainer) arbeiten vollautomatisch, sie sind heute Standard.

Porthole Container, diese haben an der Schmalseite, gegenüber der Tür, zwei bewegliche runde Klappen, wurden inzwischen von den Integralcontainern verdrängt. Der Porthole Container wird von oben in den Laderaum Führungsschienen des Schiffes gesetzt und in das Schiff gestellt. Ist der Stapel voll, wird die Kühleinrichtung aktiviert, das heißt es werden Luftringe aufgeblasen, welche sich zwischen die beiden Containeröffnungen und dem Kühlluftzubringer des Schiffes legen und dort den Luftweg hermetisch abschließen. Die Containerklappen öffnen dabei automatisch. Die Kaltluft, im Schiff erzeugt, bläst in die unteren Klappen und verlässt den Container durch die obere.

Die restlichen 50 % der Kühlladung, vorwiegend Bananen und Tiefkühlfisch, aber auch tiefgefrorene Geflügel, Zitronen und Ananas, werden mit Kühlschiffen transportiert. Moderne Kühlschiffe können bis zu 500 TEU Kühlcontainer (Integralcontainer) an Deck stauen und sind nur noch von Fachleuten als Kühlschiffe zu erkennen. Von Laien werden sie als Containerschiffe angesehen.


Einzelnachweise

  1. Rolf Schönknecht/Uwe Laue, Hochseefrachter der Weltschiffahrt Band 1, transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-334-00182-5
  2. www.miramarshipindex.org.nz/ship/show/289973 Miramar (englisch) eingesehen 30.04.2009
  3. www.miramarshipindex.org.nz/ship/show/190609 Miramar (englisch) eingesehen 30.04.2009
  4. www.miramarshipindex.org.nz/ship/show/2213171 Miramar (englisch) eingesehen 30.04.2009

Literatur

  • Arnold Kludas, Ralf Witthohn: Die deutschen Kühlschiffe, 260 Fotos, geb., 124 Seiten, Koehlers Verlagsgeschaft, Herford 1981, ISBN 3-7822-0248-1
  • Karl-Heinz Hochhaus: Ende der Kühlschifffahrt?, in HANSA International Maritime Journal Nr. 10/2008, S. 21−26, Schiffahrts-Verlag »Hansa« C. Schroedter & Co. Hamburg, ISSN 0017-7504
  • Karl-Heinz Hochhaus: Deutsche Kühlschiffahrt (1902-1995), Hausschild Verlag 1996 ISBN 3-931 785-11-4

Weblinks


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