Küsten-Niederliegendes Mastkraut

Küsten-Niederliegendes Mastkraut
Niederliegendes Mastkraut
Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens), Illustration

Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens), Illustration

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophylláceae)
Unterfamilie: Alsinoideae
Tribus: Alsineae
Gattung: Mastkräuter (Sagina)
Art: Niederliegendes Mastkraut
Wissenschaftlicher Name
Sagina procumbens
L.

Das Niederliegende Mastkraut (Sagina procumbens), auch Liegender Knebel genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Die sehr kleine Pflanze ist für Laien eher einem Moos als einer Blütenpflanze ähnlich. Sie bildet rasenartige Polster und ist relativ unempfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung. Sie kann deshalb beispielsweise in Pflasterritzen bis in die Innenstädte vorkommen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Sagina procumbens, Blattrosetten junger Pflanzen.

Vegetative Merkmale

Das Niederliegende Mastkraut ist eine sehr unscheinbare, immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze. Sie wächst niederliegend bis aufsteigend, bildet eine Pfahlwurzel und erreicht Wuchshöhen zwischen zwei und fünf Zentimetern. An geeigneten Stellen bildet sie niedrige rasige Bestände.

Junge Pflanzen bilden zunächst eine grundständige Blattrosette, aus der bald die verzweigten, beblätterten und blütentragenden Triebe hervorwachsen. Die niederliegenden, am Ende aufsteigenden, unbehaarten Stängel werden bis zu 20 Zentimeter lang. Die gegenständigen Stängelblätter sind linealisch, 5 bis 15 mm lang und 1 bis 2 mm breit. Sie besitzen eine kurze Stachelspitze und sind manchmal leicht fleischig.

Blüten und Früchte

Die Blüten sind in der Regel vierzählig, doch können an der gleichen Pflanze auch Blüten mit fünf Kelch- und Kronblätter vorkommen. Der Blütendurchmesser einschließlich der Kelchblätter beträgt etwa fünf Millimeter. Pro Stängel sitzen zwei oder mehr Blüten auf langen Blütenstielen, die jeweils den Blattachseln entspringen. Die Blattstiele neigen sich nach der Blüte nach unten, vor der Fruchtreife richten sie sich aber wieder auf. [1]
Die weißen Kronblätter sind stets kleiner als die Kelchblätter und fallen früh ab oder fehlen oft ganz. Die Kelchblätter sind bis zu 2,5 mm lang und bleiben bis zur Fruchtreife stehen. Sie sind breit elliptisch bis rundlich, haben einen häutigen weißen Rand und sind vorne abgerundet. Die Blüte hat in der Regel vier, in Ausnahmefällen bis zu acht Staubblätter. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die eiförmige Kapselfrucht überragt die Kelchblätter etwas. Sie öffnet sich mit vier oder fünf stumpfen Klappen. Die matt-braunen dreieckigen Samen sind ca. 0,3 Millimeter lang.

Vorkommen und Ökologie

Das Niederliegende Mastkraut stammt ursprünglich aus Europa, dem westlichen Asien und den gemäßigten Zonen Nordafrikas, dort findet man es bis in Höhenlagen von etwa 700 Meter über NN. Inzwischen ist es in weite Teile der Welt verschleppt worden und es gibt Vorkommen in Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika, Asien und sogar in der Antarktis.

Häufige Fundstellen sind Äcker, besonders mit verdichtetem Boden, Ufer, Wege, sowie Pflasterfugen. Es bevorzugt kalkarme sandige Lehmböden und ist hier eine Zeigerpflanze für wechselfeuchte und stickstoffreiche Böden. Da es gut mechanischen Beanspruchungen widerstehen kann, ist es in Trittgesellschaften zu finden. Es ist zusammen mit dem Silbermoos (Bryum argenteum) eine Charakterart der Mastkraut-Trittgesellschaft (Bryo-Saginetum procumbentis / Polygono-Poetea). Das ist die typische Pflanzengesellschaft gepflasterter Plätze und Wege der Städte. Leicht versalzene Böden, mit einem Chloridgehalt unter 0,3%, kann das Niederliegende Mastkraut ebenfalls ertragen. Es tritt üblicherweise in Gruppen auf.

Obwohl die Blüten sehr klein sind, produzieren sie doch Nektar durch Drüsen am Grund der Staubblätter, sodass eine Insektenbestäubung vorwiegend durch Bienen und kleine Fliegen stattfindet. Allerdings können sich die zwittrigen Blüten auch selbst bestäuben. Die weitere Verbreitung der Art erfolgt zum einen durch die langlebigen Samen, die leicht vom Wind verdriftet werden, zum anderen durch vegetative Vermehrung, indem sich die bodennahen Stängelknoten bewurzeln und neue Pflanzen bilden.

Die Chromosomenzahl beträgt n = 11[2]

Unterarten und Systematik

Das Niederliegende Mastkraut trägt den gültigen Botanischen Namen Sagina procumbens L. dazu werden im Moment die folgenden Unterarten geführt:

  • Küsten-Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens var. litoralis Rchb.) auch als Salz-Mastkraut bezeichnet. Die Form kommt auf salzigen Böden vor und ihre Blätter sind deutlich dickfleischig.
  • Alpines Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens var. bryoides (Froel.) mit den Synonymen Sagina bryoides Froel. und Sagina procumbens subsp. bryoides. Bei dieser Unterart ist der Blattrand kurz bewimpert und Blütenstiele, Kelch und Stängel sind mit Drüsenhaaren besetzt.
  • Gewöhnliches Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens var. procumbens) mit dem Synonym Sagina procumbens subsp. procumbens. Dies ist die in Europa am weitesten verbreitete Form.

Quellen und weiterführende Informationen

Der Artikel beruht hauptsächlich auf folgenden Unterlagen:

  • Werner Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. ISBN 3-8274-1496-2
  • Franz Fukarek, Heinz Henker, Christian Berg: Flora von Mecklenburg-Vorpommern (Farn- und Blütenpflanzen), Weissdorn-Verlag Jena, Januar 2006 (1. Auflage) ISBN 3-936055-07-6

Einzelnachweise

  1. Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5, Seite 81
  2. Tischler, G.: Die Chromosomenzahlen der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. S-Gravenhage, Junk. 1950.

Weiterführende Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz Deutschland. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4

Weblinks


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