LTTE

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Flagge der Liberation Tigers of Tamil Eelam
Von der LTTE ehemals kontrollierte Gebiete

Die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE, Tamil: தமிழீழ விடுதலைப் புலிகள்; auf Deutsch: Befreiungstiger von Tamil Eelam) sind eine paramilitärische Organisation; sie wird von 31 Staaten als terroristisch eingestuft, darunter von Indien, den USA[1] und der Europäischen Union[2]. In dem von ihnen kontrolliertem Gebiet auf Sri Lanka (siehe: Tamil Eelam) üben sie die alleinige Staatsgewalt aus.

Die LTTE kämpft im Bürgerkrieg in Sri Lanka für die Unabhängigkeit des von Tamilen dominierten Nordens und Ostens Sri Lankas vom Rest der Insel, in dem mehrheitlich Singhalesen leben.

Oberster Kommandant ist Velupillai Prabhakaran, der das von der LTTE kontrollierte Gebiet Tamil Eelams regiert. Um ihn hat sich ein ausgeprägter Führerkult entwickelt, Kritik an seiner Führung oder an der LTTE im Allgemeinen wird moralisch nicht geduldet.

Die LTTE führt mit rund 250 ihr zugeschriebenen Anschlägen die Statistik der weltweit verübten Selbstmordattentate an.[3] Die Selbstmordattentate würden, laut LTTE, nicht zum Erreichen eines Ziels oder zum Durchdrang in die von der Regierung kontrollierten Gebiete (anfänglich) eingesetzt, sondern seien vorwiegend eine Abwehr von Großoffensiven der oppositionellen Parteien auf die tamilische Bevölkerung.[4]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des tamilisch-singhalesischen Konflikts

Konflikte zwischen Tamilen und Singhalesen auf Sri Lanka gab es schon vor Beginn unserer Zeitrechnung. Diese waren meist solche zwischen den singhalesischen Königreichen im Süden Sri Lankas und tamilischen Königreichen in Norden Sri Lankas.

Durch die Jahrtausende siedelten die Singhalesen hauptsächlich im Süden und in der Mitte Sri Lankas, während die Tamilen den Norden und Osten bewohnten. Die Siedlungspolitik der Regierung im 20. Jahrhundert spielt dabei eine größere Rolle. Es gab über lange Zeiträume intensive nicht-feindliche Kontakte zwischen den beiden Gruppen. Lange Zeit bestanden getrennte Königreiche, die von den Portugiesen und Niederländern in der Zeit ihrer Herrschaften als getrennte Einheiten behandelt wurden. Als Sri Lanka zur britischen Kolonie wurde, wurden die Bereiche zusammengefasst. Die besser ausgebildeten Tamilen wurden im Stile einer Teile-und-herrsche-Politik mit Verwaltungsposten betraut.

Der tamilische Wunsch nach Unabhängigkeit entstand als Reaktion auf die Sinhala-only-Politik, die nach der Unabhängigkeit Sri Lankas (1948) von der singhalesisch dominierten SLFP-Regierung seit 1956 betrieben wurde. So wurden Gesetze erlassen, die den Tamilen höhere Positionen in der Regierung sowie Posten in Militär und Polizei verweigerten. Für tamilische Studenten wurde die Zulassung zu den Universitäten stark eingeschränkt. Dies führte zu blutigen Zwischenfällen zwischen Polizeitrupps und Tamilen, was wiederum zu landesweiten Pogromen gegen Tamilen führte.

Den während der Kolonialzeit von den Engländern auf die Insel gebrachten "Indien-Tamilen" wurde das Wahlrecht entzogen, obwohl die meisten von ihnen schon zu dieser Zeit seit vielen Jahren auf der Insel gelebt hatten.

Geschichte der LTTE

In den 1960er Jahren begannen Tamilen, zunächst überwiegend Studenten, sich zu organisieren und, anfangs mit friedlichen Mitteln (Demonstrationen, Zeitungen), gegen die Unterdrückung zu kämpfen. Während dieser Zeit entstanden schätzungsweise 30 Kleingruppen, darunter auch die LTTE, die sich bis zu ihrem Zusammenschluss mit einer anderen größeren militanten Gruppierung 1976 TNT (Tamil New Tigers) nannte.

1979 schloss sich Anton Balasingham der LTTE an und wurde im Folgenden der Chefideologe. Er fügte dem alleinigen Ziel der tamilischen Unabhängigkeit weitere, marxistisch beeinflusste, Ideen im Bereich der Sozialpolitik hinzu, was die Politik der Gruppe dauerhaft prägte.

Der Aufstieg der LTTE

Die LTTE war deutlich effizienter als die anderen militanten Gruppen, was auf ihre Disziplin zurückzuführen ist, die durch die Führungsstärke des als charismatisch angesehenen Prabhakaran und die feste Ideologie bedingt ist. Die Tötung von 13 singhalesischen Soldaten durch die LTTE im Juli 1983, und die darauf folgenden Pogrome gegen die tamilische Minderheit mit 1000 bis 5000 Toten, gelten gemeinhin als Beginn des Bürgerkriegs in Sri Lanka. Im Krieg kämpfte die LTTE erfolgreich gegen die Regierungstruppen und konnte die Kontrolle über den tamilisch dominierten Norden und Teile des Ostens Sri Lankas erlangen. Das kulturelle Zentrum der Tamilen, Jaffna, wurde jedoch 1996 von der srilankischen Armee zurückerobert.

Anfangs arbeitete die LTTE mit den anderen militanten Gruppierungen zusammen. Ab 1986 bekämpfte sie die TELO (Tamil Eelam Liberation Organization) und ermordete deren gesamte Führung und mehrere hundert Kämpfer, bis diese Gruppierung ihren Einfluss völlig verloren hatte. Einige Monate später griff die LTTE Lager der EPRLF (Eelam People's Revolutionary Liberation Front) an und verdrängte diese von der Jaffna-Halbinsel.

Warum die LTTE die anderen Gruppen bekämpfte, ist umstritten. Ihre eigene Begründung lautete, dass diese zu stark mit Indien zusammenarbeiten würden und teilweise vom indischen Geheimdienst RAW unterwandert seien. Die anderen Gruppierungen waren nicht so radikal wie die LTTE und man befürchtete, dass sie, vor allem durch indische Einflussnahme, einer Lösung des Konflikts unter zu großen Zugeständnissen zustimmen würden. Das Ergebnis der Angriffe war die Festigung der Position der LTTE als der vorherrschenden militärischen Gruppierung im Kampf für Tamil Eelam.

International bekannt wurden die Tamil Tigers jedoch erst durch ihre Selbstmordattentate. So wurde 1991 der ehemalige indische Premierminister Rajiv Gandhi[5] von ihnen ermordet, 1993 der srilankische Präsident Premadasa.

Jüngere Entwicklung

Die LTTE fordert nach dem 2002 erzielten Waffenstillstand als Übergangslösung bis zu einem Frieden eine selbstbestimmte Verwaltung (interim self-governing authority, ISGA). Dies wird von der sri-lankischen Regierung strikt abgelehnt. Eine Einigung zeichnet sich nicht ab, da beide Seiten nicht von ihren Positionen abrücken wollen.

Im März 2004 sagte sich der Kommandeur Vinayagamurthy Muralitharan alias Oberst Karuna zusammen mit den ihm unterstehenden rund 6000 LTTE-Kämpfern von Prabhakaran los. Als Grund werden interne Machtkämpfe zwischen den östlichen und nördlichen Tamilen genannt, was angesichts Karunas Herkunft aus dem Norden umstritten ist. Heftige Kämpfe zwischen der LTTE und seinen Truppen folgten, die aber bisher zu keiner Veränderung der Lage geführt haben. Eine der derzeitigen Hauptanklagen der LTTE gegen die sri-lankische Regierung ist, dass sie Karuna unterstütze, um der LTTE zu schaden. Ein Angebot für einen separaten Frieden mit der Karuna-Gruppierung hat die Regierung bisher abgelehnt.

Die auf den Tsunami folgenden Hilfslieferungen führten zu einer erneuten Zuspitzung des Konflikts, da die Hilfsländer und die Spender die Hilfsgüter nur in Kooperation mit der LTTE übergeben wollten, um ihre sachgemäße Benutzung auch im Osten der Insel zu gewährleisten. Es wurde nach langen Verhandlungen ein Kompromiss erzielt, der aber die Regierung von Sri Lanka in eine schwere Krise stürzte, da singhalesisch-nationalistische Parteien sie der indirekten Anerkennung der Hoheit der LTTE über den Norden und Osten Sri Lankas bezichtigten.

Das Waffenstillstandsabkommen zwischen der LTTE und der Regierung wurde am 2. Januar 2008 von der Regierung aufgekündigt, seitdem konnten mehrere Gebiete durch Regierungstruppen wieder zurückerobert werden, die Offensive kam vor der Stadt Kilinochchi ins stocken.[6] Wie Präsident Mahinda Rajapaksa bekannt gab, habe die Armee Sri Lankas die LTTE-Hochburg Kilinochchi im Norden von Sri Lanka nach einer Offensive am 1.Januar 2009 eingenommen. Er sprach von einem "historischen Sieg" im Bürgerkrieg in Sri Lanka gegen die LTTE-Rebellen. [7][8]

Am 25. Januar 2009 wurde Mullaitivu von der srilankischen Armee eingenommen. Die LTTE verlor damit die letzte von ihr kontrollierte Stadt. [9]

Separatismus

Der Stellvertretende Leiter der LTTE Mahattaya wurde 1994 wegen Hochverrats an der LTTE hingerichtet. Er wurde beschuldigt mit der indischen Research and Analysis Wing (RAW oder R&AW) zusammengearbeitet zu haben, um Prabhakaran von der LTTE Führungsspitze zu entfernen.

Als größter Fall von Separatismus gilt in der LTTE der Fall Karuna. Oberst Karuna trennte sich im März 2004 von der LTTE und gründete die TEMVP (TamilEela Makkal Viduthalai Pulikal), mit der Begründung die Führungskräfte würden sich nicht um die Interessen der östlichen Tamilen kümmern. Die Führung der LTTE wiederum beschuldigen Oberst Karuna, Gelder veruntreut zu haben. Oberst Karune bemühte sich um die Kontrolle der östlichen Gebiete der LTTE, welches auf einen Streit zwischen der LTTE und TEMVP zurückzuführen ist.

Nach der Wahl von Präsident Mahinda Rajapakshe verlor die LTTE die Kontrolle über die östlichen Gebiete der Insel. Diesen Sieg verdankt die SLA vor allem Oberst Karuna durch seine Abspaltung von der LTTE und seinen Aktionen gegen die LTTE in den östlichen Gebieten. Im September 2007 sagte Oberst Karuna, er würde einer Entwaffnung erst zustimmen, wenn die Regierung ihm den Schutz seiner Gruppe garantieren würde.

Fraueneinheiten der Tamil Tigers

Fraueneinheit der LTTE

Die LTTE verfügen über eine große Anzahl an weiblichen Kämpfern, sie sollen 20 bis 30 Prozent der kämpfenden Kader ausmachen. Die Fraueneinheit ist auch als Suthanthirap Paravaikal (Vögel der Freiheit) bekannt. Die erste gefallene war 2nd Lt. Malathi. Sie starb am 10. Oktober 1987 bei einem Zusammenstoß mit der IPKF (Indian Peace Keeping Force) bei Kopai auf der Jaffna Halbinsel. Seit Gründung starben bis zu 4000 weibliche Kämpfer. Viele davon waren Mitglieder der Black Tigers. Bis zu 40 Prozent aller Selbstmordattentäter der Tamil Tigers sind Frauen. Das Attentat auf den Indischen Premierminister Rajiv Gandhi, der Anschlag auf Präsidentin Chandrika Kumaranatunga und der im Jahr 2006 verübte Anschlag auf den Kommandeur der srilankischen Armee (SLA) sind weitere Belege für die Effektivität der weiblichen Attentäter.

Erklären lässt sich dies durch die besondere, durch den Bürgerkrieg bedingte Situation. Männer waren oft die ersten Familienmitglieder, die im Kampf fielen oder als politisch Verfolgte aus dem Land flüchten mussten. Frauen, und im Übrigen auch Kinder, werden daher als wichtig für die den srilankischen Regierungstruppen zahlenmäßig unterlegenen LTTE angesehen. Weiter finden alleinstehende Frauen oder Waisen als Kämpfer bei den Tamil Tigers, für die der Freiheitskampf und ihre politische Ideologie im Vordergrund steht, oft Anerkennung, die ihnen in der tamilisch-hinduistischen Gesellschaft sonst verwehrt bleibt.

Truppengattungen der LTTE

Tigers

Die Infantrieeinheiten der LTTE werden alsTigers bezeichnet.

LTTE Fahrrad Kompanie

Black Tigers

1987 wurde die Gruppe der Black Tigers begründet. Sie ist eine Spezialeinheit der LTTE und gilt als die bestorganisierte und effektivste Selbstmordeinheit dieser Art. Sie werden speziell darauf trainiert, jederzeit auf Befehl Attentate, sowie Missionen mit niedrigen Überlebenschancen auszuführen. Von aufgelisteten 315 Selbstmordattentaten in den Jahren 1980 bis 2003 sind 147 den LTTE zuzurechnen, die damit die Terroristenorganisation mit den meisten Selbstmordanschlägen ist.[10]

Tote Black Tigers werden von LTTE-Anhängern als Helden verehrt. Dazu wurde der „Black Tigers Day“ als Gedenktag eingeführt, der jährlich am 5. Juli begangen wird.

Sea Tigers

LTTE Sea Tigers in einem ihrer schnellen Boote aus glasfaserverstärktem Kunststoff

Als Sea Tigers bezeichnet die LTTE ihre Marine. Sie bestand vor der Tsunami-Katastrophe aus einigen schnellen und wendigen Fiberglasbooten sowie aufgerüsteten Fischerbooten, mit denen nach dem Guerilla-Prinzip gekämpft wurde. Man nimmt an, dass ein Großteil der Boote durch den Tsunami zerstört wurde. Offizielle Angaben der LTTE dazu fehlen jedoch. Am 12. Mai 2006 kam es trotz des weiterhin gültigen Waffenstillstands zu einer Seeschlacht, in deren Verlauf mehrere Boote versenkt und mindestens 45 Menschen getötet wurden.[11]

Air Tigers

Am 26. Mai 2005 wurde bekannt, dass die LTTE über eine eigene Luftstreitkraft verfügt. Darüber hinaus besitzen sie zwei Zivilmaschinen des Typs Zlín Z-143 bzw. Pilatus PC-7, welches für Luftangriffe modifiziert wurde. Der srilankischen Luftwaffe liegen angeblich Augenzeugenberichte vor, nach denen drei Flugzeuge der LTTE im Frühjahr 2007 das Dorf Puttalam überflogen haben sollen.[12] Ende März 2007 setzte die LTTE erstmals diese Flugzeuge gegen die Luftwaffenbasis Katunayake, gut 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo und nahe dem internationalen Flughafen des Landes ein. Bei dem Angriff kamen nach Regierungsangaben drei Soldaten ums Leben, 17 wurden verletzt. Ein Sprecher der Armee sprach von einem Flugzeug, das drei Bomben abwarf, wovon aber eine nicht explodierte.[13]

Menschenrechte

Vor allem wird der LTTE vorgeworfen, bewusst Kinder als Soldaten rekrutiert und eingesetzt zu haben [14]. 2003 erklärte die LTTE den Verzicht auf die Rekrutierung von Kindersoldaten. Verschiedene Organisationen (u. a. UNICEF) berichten, dass die Zusage nicht eingehalten werde. Nach offiziellen Aussagen der LTTE haben einige Mitglieder irrtümlich Teenager, unter anderem solche, die aus dem Wunsch nach Mitarbeit heraus über ihr Alter gelogen hätten, rekrutiert. Diese seien aber bei Bekanntwerden ihres Alters nach Hause geschickt worden.[15]

Weiterhin werden der LTTE ethnische Säuberungen vorgeworfen, bei denen singhalesische und muslimische Bewohner teilweise gewaltsam aus von ihr kontrollierten Gebieten vertrieben wurden, so die gesamte muslimische Bevölkerung Jaffnas im Jahre 1990. Auch hat die LTTE Massaker unter singhalesischen Siedlern im ländlichen Nordosten des Landes begangen.[16]

Die LTTE soll weltweit Zwangsgelder von tamilischen Flüchtlinge eintreiben oder die Zusammenarbeit mit ihr verbundenen Unternehmen erzwingen, indem mit Maßnahmen gegen Verwandte und Besitz in den von ihr kontrollierten Gebieten gedroht wird.

Gruppen und einzelne Personen, die nicht die LTTE unterstützen, werden in von der LTTE beherrschten Gebieten diskriminiert.[17]

Literatur

  • Adele Balasingham: The Will to Freedom - An Inside View of Tamil Resistance. Fairmax Publishing Ltd., 2003
  • Rohan Gunaratne: War and Peace in Sri Lanka. Kandy 1987.
  • Jakob Rösel: Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka. Baden-Baden 1997.
  • Jakob Rösel: Die Gestalt und Entstehung des Tamilischen Nationalismus. Berlin 1997.
  • Pape, Robert A.: "Dying to Win. The Strategic Logic of Suicide Terrorism.", Random House, 2006

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. http://www.fbi.gov/page2/jan08/tamil_tigers011008.html
  2. europa.eu: EU-Liste der Terrororganisationen vom 29. Mai 2006, 30. Mai 2006
  3. fehlende Quelle
  4. fehlende Quelle
  5. Tamilische Rebellen gestehen Gandhi-Mord (26.03.2007)
  6. Tod und Vertreibung auf der Ferieninsel
  7. http://www.dw-world.de/dw/function/0,,12356_cid_3916115,00.html
  8. http://www.tagesschau.de/ausland/srilanka130.html
  9. http://www.tagesschau.de/ausland/srilanka136.html
  10. Buch von Robert Pape
  11. fehlende Quelle
  12. fehlende Quelle
  13. ARD: LTTE-Rebellen greifen erstmals aus der Luft an (26.03.2007)
  14. http://www.essex.ac.uk/armedcon/story_id/000253.html
  15. fehlende Quelle
  16. fehlende Quelle
  17. fehlende Quelle

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