La-Tene-Zeit

La-Tene-Zeit
Keltensiedlung Altenburg bei Bundenbach im Hunsrück (Deutschland)

Die La-Tène-Zeit (5.1. Jahrhundert v. Chr.) ist eine Epoche der jüngeren vorrömischen Eisenzeit in weiten Teilen Mitteleuropas. Die zugehörige La-Tène-Kultur war von mediterranen (griechischen, etruskischen und römischen) Einflüssen geprägt. Namengebender Ort ist La Tène am Neuenburgersee in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung, Datierung und Verbreitung

██ Ausbreitung der La-Tène-Kultur

Die La-Tène-Kultur entwickelte sich unter mediterranem Einfluss zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus der nordwestalpinen Hallstattkultur zu einer eigenständigen Kunst- und Kulturform.

Diese war etwa zwischen 480 v. Chr. und 40/Christi Geburt in Frankreich, der nordalpinen Schweiz, Süddeutschland bis zu den Mittelgebirgen, Österreich, der Tschechischen Republik und Teilen Ungarns verbreitet. Typische Gegenstände der La-Tène-Kultur, besonders aus Metall und Nachahmungen wurden vielfach auch in Norddeutschland, Polen, Skandinavien, Großbritannien und bis auf den Balkan gefunden. Sie sind für die Chronologie der Eisenzeit in diesen Regionen wichtig. Deshalb wird auch dort teilweise von La-Tène-Zeit gesprochen, obwohl die La-Tène-Kultur nicht bis in diese Regionen reichte. Die Träger der La-Tène-Kultur werden mit den seit dem 5. Jahrhundert v.u.Z. in griechischen, später auch in römischen Quellen genannten Kelten identifiziert. Zu den Besonderheiten der Kultur gehört Schmuck aus Glas wie Glasarmringe, Fingerringe und Ringperlen.

Quellenlage

Unser Wissen um die La-Tène-Kultur stammt aus zwei Quellengruppen:

  • archäologische Befunde und Funde, also unmittelbare Zeugnisse. An ihnen wurde die La-Tène-Kultur definiert; sie sind tatsächliche Überreste der La-Tène-Zeit.
  • schriftliche Quellen. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. gibt es immer wieder Berichte von Griechen und Römern, die den Raum der La-Tène-Kultur betreffen. Darin ist von Kelten bzw. Galliern die Rede, die man heute mit den Trägern der La-Tène-Kultur identifiziert. Die Berichte stammen von Außenstehenden, die bisweilen nur vage Kenntnisse der Verhältnisse hatten, sie teils aber auch - wie Caesar, der die wichtigste Quelle verfasste - aus eigener Anschauung kannten. Die Darstellungen spiegeln oft eher die Wissens- und Interessenslage der Schreiber wider, als dass sie eine fundierte und objektive Berichterstattung bieten.

Ethnographische Beobachtungen und historische Berichte zu Irland, Schottland, Wales und der Bretagne sind mehrere Jahrhunderte jünger und für die Charakterisierung der La-Tène-Kultur irrelevant, da sich Iren, Schotten, Waliser und Bretonen erst im 19. Jahrhundert als autochthone Kelten beschrieben, im Gegensatz zu den als spätere Eroberer aufgefassten Engländern und Franzosen. Damit wurde eine zunächst rein linguistische Klassifikation als Volksbezeichnung übernommen. In den antiken Quellen werden die Bewohner der britischen Inseln dagegen stets als Britannier, Kaledonier oder im Norden als Pikten bezeichnet, nie als Kelten.

Die La-Tène-Kultur, die Kelten und die antike Überlieferung

Die Späthallstattkultur und die La-Tène-Kultur gelten vor allem aufgrund antiker Textquellen als „keltisch“. Der Grieche Herodot schrieb im 5. Jahrhundert vor Christus über „Kelten“ an den Quellen der Donau. Ob es sich hierbei um die keltische Heuneburg handelt ist nicht abschließend geklärt. Zugleich erwähnte er auch Kelten im Hinterland der Algarve jenseits der Meerenge von Gibraltar. Ob sich die Träger der Späthallstattkultur bzw. der La-Tène-Kultur selbst als ein Volk verstanden, ist sehr fraglich. Auch der Begriff "Kelten", gr. keltoi, stammt höchstwahrscheinlich nicht von den so Bezeichneten selbst. Ob die damaligen Sprachgrenzen mit den Kulturgrenzen deckungsgleich waren, können wir mangels datierbarer Sprachzeugnisse der Späthallstatt- und Frühlatènezeit nicht wissen.

Von römischen Autoren wurden die Kelten als "galli", Gallier, bezeichnet. Dieser Name wird heute in Frankreich für die dortigen Träger der La-Tène-Kultur verwandt. Die Römer trafen in Gallien seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. auf Kelten. Die anschließenden Kämpfe im Gallischen Krieg zogen sich bis zur Schlacht bei Alesia im Jahr 52 v. Chr. hin. Sie wurden von Gaius Julius Caesar in seinem Werk "de bello gallico" ausführlich beschrieben, das die wichtigste schriftliche Quelle zur (Spät)latènekultur darstellt.

Im Südosten Britanniens ist gegen Ende der Eisenzeit der Einfluss der Latènekultur vom Festland her nachweisbar (Aylesford-Swarlington). Nach schriftlichen Quellen waren hier Belger aus Nordfrankreich eingewandert. Der Rest der britannischen Inselwelt ist archäologisch nicht zur La-Tène-Kultur zu zählen.

Besser lassen sich Kelten dagegen weiter südlich nachweisen. Die Bevölkerung der Alpen war mit Ausnahme einiger Täler im Wallis und in den Ostalpen (östlich und südlich der Adula-Gruppe d.h. des Gotthardmassivs) weitgehend keltisch. Den größten Teil davon machten die Helvetier aus, deren Teilstamm der Tiguriner im Zuge des Einfalls der Kimbern und Teutonen einer römischen Armee um 107 v. Chr. bei Agen eine schmähliche Niederlage beigebracht hatte. Infolge der von Norden eindringenden Germanen versuchten die Helvetier unter Führung von Divico im Jahr 58 v. Chr. nach Caesar (de bello Gallico) durch das Rhônetal nach Süden auszuwandern, wurden in der Schlacht bei Bibracte jedoch von ihm besiegt und als Puffer zu den von Norden nachrückenden Germanen in die verlassene Heimat zurückgeschickt. Dabei wurde nur ein Teil der nach Cäsar zwölf großen vor dem Auszug eingeäscherten Oppida wieder aufgebaut. Die Helvetier wurden dann relativ rasch romanisiert, doch ist deren Präsenz zumindest noch im 1. Jahrhundert in verschiedenen Eigen- und Ortsnamen sowie Heiligtümern gesichert.

Gliederung und Entwicklung

Die Latènezeit wird in drei oder vier Hauptabschnitte unterteilt:

Zeitabschnitt Dechelette Reinecke Datierung
Frühlatène La Tène I La Tène A und B 480 v. Chr. - 300 v. Chr.
Mittellatène La Tène II La Tène C 300 v. Chr. bis 100 v. Chr. (regional bis ca. 150 v. Chr.)
Spätlatène La Tène III La Tène D 150/100 v. Chr. bis um Christi Geburt

Frühlatènezeit

Innerhalb der späten Hallstattkultur sind nördlich der Alpen immer häufiger griechische und etruskische Importe festzustellen. Während der Späthallstattzeit sind dies auf die sehr reich ausgestatteten sogenannten Fürstengräber beschränkt. In der Frühlatènezeit werden die mediterranen Vorbilder zusätzlich nachgeahmt und daraus ein eigenständiger Kunststil entwickelt. Importe aus dem Mittelmeerraum und Gegenstände des neuen künstlerischen Stils finden sich nun zunehmend auch in weniger reich ausgestatteten Gräbern. Kernbereiche dieser Kulturentwicklung sind besonders die Regionen am Nordwestrand der Hallstattkultur, wobei die Hunsrück-Eifel- und Marne-Mosel-Region sowie im Osten der Fundort Dürrnberg (Österreich) durch herausragende Bestattungen auffallen. In diesen drei Regionen ist die Frühlatènekultur anhand von reich ausgestatteten Gräbern und anderen Fundstellen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. besonders deutlich fassbar. In der zweiten Hälfte der Frühlatènezeit setzen große Wanderungsbewegungen ein. Diese Keltenzüge sind von römischen und griechischen Autoren mehrfach erwähnt und beschrieben worden, am ausführlichsten von Polybios. So ziehen Kelten nach Norditalien, siedelten sich in der Po-Ebene an und plünderten 387 v. Chr. Rom.

Mittellatènezeit

Während des 3. Jahrhunderts v. Chr. erreichen die keltischen Wanderungen das Donaubecken, Makedonien, Griechenland und Kleinasien (Galatien). Für 281 v. Chr. sind militärische Erfolge der Kelten in Makedonien belegt. Gegen Ende der Frühlatènezeit werden die Bestattungen unter Hügeln durch Flachgräber abgelöst. Reich ausgestattete Gräber fehlen in der Mittellatènezeit weitgehend. Während der mittleren La-Tène-Zeit kommt es zu ersten Ansätzen einer Geldwirtschaft. Die Mehrheit der keltischen Münzen sind Nachahmungen griechischer und römischer Prägungen. Zugleich entstehen erste stadtähnliche, befestigte Siedlungen (oppida).

Spätlatènezeit

In der Spätlatènezeit wird weiterhin in Flachgräbern bestattet. Gegen Ende dieser Epoche begegnen wir nun wiederum sehr reich ausgestatteten Gräbern mit umfangreichen römischen Beigaben. Kennzeichnend für den letzten Abschnitt der La-Tène-Zeit sind die oppida. Aufgrund ihrer mit großem Aufwand errichteten Befestigungen, ihrer Größe und der teilweisen Erkennbarkeit von Handwerkervierteln werden diese Siedlungen als zumindest protourban eingestuft. In weiten Teilen des nordalpinen Verbreitungsgebietes der La-Tène-Kultur gab es während der Spätlatènezeit sogenannte Viereckschanzen, rechtwinklige, mit Gräben und Palisaden umhegte Anlagen. Diese galten lange Zeit als Heiligtümer. Seit den 90er Jahren werden auch wieder andere Funktionen wie die als landwirtschaftliche Gehöfte diskutiert. Spätestens in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhundert v. Chr. scheinen die Fundplätze der Spätlatènekultur in Mittel- und Süddeutschland auszulaufen. Dies wird häufig mit den nach Süden vordringenden Germanen erklärt, wobei diese Frage archäologisch noch nicht geklärt ist. In Frankreich bestehen die Fundplätze dagegen weiter. Nach der Eroberung fast des ganzen Gebietes der La-Tène-Kultur entsteht in den entsprechenden Provinzen eine stark römisch geprägte Mischkultur, bzw. provinzialrömische Kultur.

Siedlungen

Innerhalb der Latènekultur lassen sich im Wesentlichen drei Siedlungsformen unterscheiden: befestigte Höhensiedlungen, die vor allem in der Frühlatènezeit bestanden, deutlich größere, stadtähnliche, befestigte oppida, die vor allem aus der Spätlatènezeit bekannt sind und vor allem die große Zahl kleinerer, unbefestigter Siedlungen. Als seltene Siedlungsformen kommen größere bäuerliche Siedlungen und einzelne Handwerkersiedlungen (Bad Nauheim/Salzgewinnung, Lovosice, Tschechische Republik/Keramik- und Mühlsteinherstellung) hinzu.

Die latènezeitlichen Bauten bestanden wie beinahe alle der Vorgeschichte aus Holz. Es handelte sich ganz überwiegend um Pfostenbauten, d.h. die tragenden Holzpfosten wurden in regelmäßiger, rechteckiger Anordnung in den Boden eingegraben. Der Innenraum war durch die Pfosten oft in zwei oder drei Schiffe gegliedert. Aus Spanien sind auch runde Bauten bekannt. Die Wände wurden in der Regeln aus zwischen den Pfosten verflochtenen Zweigen hergestellt und mit Lehm verstrichen. Aus einer Reihe von Siedlungen ist weißer Kalkverputz belegt, vereinzelt gibt es auch hinweise auf farbige Bemalung.

Neben Wohnhäusern, in den gelegentlich auch noch Herde zum Kochen, Backen und Heizen nachgewiesen wurden, sind Grubenhäuser bekannt. Diese nur wenige Quadratmeter großen, zum guten Teil in den Boden eingegrabenen Bauten wurde vermutlich vor allem als Werkstätten genutzt, darauf weisen Webgewichte und Spinnwirtel für die Textilherstellung hin, die in vielen Grubenhäusern entdeckt wurden. Kleine Gebäude mit nur vier oder sechs Pfosten werden als Getreidespeicher gedeutet.

In den ländlichen Siedlungen sind häufig mehrere kleinere um eine größeres, mehrschiffiges Gebäude angeordnet. Offenbar handelt es dabei um Gehöfte mit je einem Wohnhaus und mehreren Scheunen, Werkstätten, Speichern und anderen Nebengebäuden. Solche Gehöfte konnten von Zäunen umgeben sein. Teilweise aufwendiger befestigt sind die sogenannten fermes indigènes, einzel liegende Gehöfte, bei denen deutlich mehr Fläche von einem Zaun, einem Graben oder beidem umgeben war, als für die Gebäude erforderlich gewesen wäre. Solche Anlagen sind aus weiten Teilen Frankreichs bekannt. In Deutschland werden vergleichbare Anlagen als "Herrenhöfe" bezeichnet, traten aber ganz überwiegend in der vorangegangenen Hallstattzeit auf und bestanden nur teilweise bis in die Frülatènezeit weiter. Beide Siedlungsformen gelten als Wohnsitze regionalen Führungsschichten.

Die vor allem frühlatènezeitlichen Höhensiedlungen waren mit durch eine Holz-Erde- oder Holz-Stein-Erde-Mauer befestigt. Sie bestanden aus übereinander liegenden, längs und quer verlaufenden Stämmen, die rechteckige Kästen bildeten. In diese Kästen waren, offenbar abhängig davon, was in der Umgebung zur Verfügung stand, Steine oder Erde gefüllt worden.

Die oppdida waren dagegen in der Regel durch den von Caesar beschriebenen murus gallicus oder Pfostenschlitzmauern geschützt. Der murus gallicus ist durch horizontale Stämme gekennzeichnet, die durch lange Eisennägel verbunden waren und besaß eine Steinfassade, in der die Balkenköpfe sichtbar waren. Er wurde vor allem in Westeuropa gebaut. Pfostenschlitzmauer hatten demgegenüber eine eher östliche Verbreitung und wiesen senkrechte Pfosten mit langen, waagerechten Ankerbalken sowie ebenfalls eine Steinfassade auf. In beiden Fällen waren die Zwischenräume zwischen den Hölzern mit Steinen und Erde verfüllt.

Gräberfelder

Bestattungen sind eine der wichtigsten Quellen zur Latènekultur. Zahlreiche Bestandteile einer Bestattung hinterlassen aber keine materiellen Spuren im Boden. Archäologisch sind deshalb nur die Grabstätten selbst zu erforschen. Diese werden sehr häufig auch für umfassende Fragen wie zur sozialen Ordnung, religiösen Vorstellungen oder Geschlechterverhältnisse herangezogen.

Während der Frühlatènezeit (Stufe A) wird ein Teil der Verstorbenen unter Grabhügeln beigesetzt. Dies geschieht zum Teil in Holzkammern und in aller Regel mit unterschiedlichen Beigaben. Am häufigsten sind hier Keramikgefäße; aber auch Bronzegeschirr und Wagen werden gelegentlich mitgegeben. Hinzu kommen oft Teile der persönlichen, am Körper getragenen Ausstattung wie Fibeln, Gürtel, Schmuck oder Waffen. Teilweise werden auch Werkzeuge und Nahrungsmittel mitgegeben. Die Bestattung in Hügeln erfolgt überwiegend als Körpergrab. Weitere Gräber in Form von Brand- oder Körperbestattungen werden als Nachbestattungen in bestehenden Hügeln angelegt, noch andere als Urnen- oder Brandschüttungsgräber am Rand oder im direkten Umfeld der Hügel.

Ein herausragendes Gräberensemble der Frühlatènezeit wurde ab 1994 am Glauberg in Hessen (ca. 30 km nordöstlich von Frankfurt am Main) ausgegraben. Neben drei Prunkbestattungen mit Goldbeigaben und mutmaßlichen Importen unter zwei Grabhügeln fanden sich vier lebensgroße Steinstelen – eine davon fast vollständig – die wahrscheinlich zu einem heiligen Bezirk gehörten.

Schon in der Stufe Latène B laufen die sehr reich ausgestatteten Gräber aus. Nun werden überwiegend Flachgräber mit Körperbestattungen und bescheideneren Beigaben angelegt.

Während der Mittellatènekultur sind Flachgräber mit Brandbestattungen die Regel. Sehr reiche Gräber wie in der Frühlatènezeit fehlen. In der Spätlatènezeit ist die Zahl der Gräberfelder in einigen Regionen auffallend gering. Möglicherweise werden hier die Toten auf eine Art und Weise bestattet, die keine Spuren im Boden hinterlässt. In anderen Regionen wie Gallien werden dagegen weiterhin Flachgräberfelder angelegt. Gegen Ende der Spätlatènezeit kommt es in einigen Regionen auch wieder zu ausgesprochen reich ausgestatteten Gräbern, z. B. in Göblingen-Nospelt (Luxemburg).

Gesellschaft

Für die Spätlatènezeit liegt mit Caesars "Gallischem Krieg" eine wichtige schriftliche Quelle zur sozialen Ordnung innerhalb der Latènekultur vor. Für die vorhergehenden Epochen und die Spätlatènekultur außerhalb Galliens können nur aus archäologischen Untersuchungen Schlüsse gezogen werden. Diese beruhen ganz überwiegend auf Grabbefunden, aber auch die Entwicklung der Siedlungsformen im Laufe der Latènezeit bietet einige Hinweise.

Aus eine Reihe sehr reich ausgestatteter, sogenannter "Fürstengräber" und zahlreichen aufwändig befestigten Höhensiedlungen wird von vielen Archäologen für die Frühlatènezeit der Schluss gezogen, es habe eine starke soziale Gliederung bestanden mit einer kleinen Zahl von "Fürsten" an der Spitze. Diese hätten Bauern und Handwerker ihres Territoriums ebenso kontrolliert wie den Fernhandel. Sie seien in der Lage gewesen, ihre Macht an ihre Nachkommen zu vererben und hätten mit Hilfe importierter Luxusgegenstände den Lebensstil der etruskischen und griechischen Oberschicht kopiert. Andere Forscher sehen hinter den Prunkgräbern eher Adeliger oder Häuptlinge mit nur temporärer Macht und begrenzter Kontrolle über Personen und Territorium.

Das fast vollständige Verschwinden von sehr reichen Gräbern in der Mittellatènezeit kann als Beleg für eine größere soziale Gleichheit gedeutet werden. Aber auch veränderte religiöse Vorstellung und dadurch geänderte Bestattungsbräuche können diese Entwicklung verursacht haben.

Caesar nennt innerhalb der gallischen Gesellschaft drei soziale Gruppen: Druiden, "Ritter" und die breite Bevölkerung, die fast wie Sklaven behandelt werde. Er benennt auch verschiedene Adelige und Anführer, die über eine Gefolgschaft verfügten, Heiratsallianzen schlossen und im Krieg als Anführer fungierten. In Noricum entstand bereits um 170 v. Chr. aus einer Adelsherrschaft eine Monarchie. Die Druiden hatten nach Caesar Aufgaben als Priester, Richter und Lehrer. Funde von Fußketten deuten daraufhin, dass es Sklaverei gab, was auch von Caesar erwähnt wurde.

Kunststile

Nachbildung der Pfalzfelder Flammensäule

Ein wichtiges Definitionskriterium und Merkmal der La-Tène-Kultur ist die reiche ornamentale, teilweise auch figürliche Verzierung von Schmuck, Waffen und Gefäßen aus Metall. Hinzu kommen einzelne Steinstelen. Die Definition und Untergliederung von vier aufeinanderfolgenden Kunststilen der La-Tène-Kultur geht auf Paul Jacobsthal zurück, der 1944 die grundlegende Arbeit dazu publizierte. Er beschrieb die Übernahme und Umwandlung griechischer/etruskischer Motive, pflanzliche Ornamentik, Tier- und Maskendarstellungen sowie Zirkelornamentik als wichtigste Merkmale "keltischer" Kunst.

  • Early Style: Zirkelmuster, Maskenmotive, Palmetten, florale Motive, Mischwesen, etruskische Einflüsse v. a. in figürlichen Darstellungen, orientalische Elemente, antithetische Tierdarstellungen.
  • Waldalgesheim-Stil: florale Elemente (anders als im Early Style), entsteht nach den Einfällen in Oberitalien (Oberitalien oder Ostfrankreich und Schweiz), Loslösung von mediterranen Vorstellungen, manchmal Kämpfe im Ornament, keine zentrale Entwicklung, gemessen am reichen Fundbestand findet man den Waldalgesheim-Stil selten, verschiedene Formengattungen: Schwertscheiden (Italien), Fibeln (Schweiz), Halsringe (Ostfrankreich). Spitzenprodukte, hohe Exklusivität.
  • Schwertstil (ab 275 v. Chr.): hauptsächlich auf Schwertscheiden in Ungarn, Südostdeutschland, Böhmen und der Schweiz; figürliche Motive; beabsichtigte Asymmetrie, Rankenornamente von rechts oben nach links unten; Verzierung ist eventuell den Leinenbändern der Schwerter nachempfunden.
  • Plastischer Stil (ab 275 v. Chr.): Verzierung und Objekt werden eine Einheit, Ornament überhöht wirkliche Plastizität; dreidimensionale Wirbelornamente und kugelige Elemente auf Armschmuck und Fibeln: hohl gegossene Bronzereifen, Arm- und Fußringe, Eier- oder Schalenringe, Hohlbuckelringe.

ausgewählte Fundorte

Literatur

  • Björn-Uwe Abels: Die Ehrenbürg bei Forcheim, die frühlatènezeitliche Mittelpunktsiedlung Nordostbayerns. In: Jörg Biel u.a. (Hrsg.): Frühkeltische Fürstensitze. Älteste Städte und Herrschaftszentren nördlich der Alpen? Internationaler Workshop zur keltischen Archäologie in Eberdingen-Hochdorf, 12. und 13. September 2003 (Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg; Bd. 51). Stuttgart 2005, ISBN 3-927714-79-8, S. 42–47.
  • John Collis: The Celts. Origins, myths & inventions. Tempus Books, Stroud 2003, ISBN 0-7524-2913-2.
  • Janine Fries-Knoblach, Die Kelten. Kohlhammer, Stuttgart 2002, ISBN 3-17-015921-6.
  • John Collis (Hrsg.): The European Iron Age. Routledge, London 1997, ISBN 0-415-15139-2.
  • Paul Jacobsthal: Early Celtic art. Clarendon, Oxford 1969 (Repr. d. Ausg. Oxford 1944).
  • Michael A. Morse: How the Celts came to Britain. Druids, ancient skulls and the birth of archaeology. Tempus Books, Stroud 2005, ISBN 0-7524-3339-3.
  • Sabine Rieckhoff, Jörg Biehl: Die Kelten in Deutschland. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1367-4.

Weblinks


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