La fornarina

La fornarina
Raffael, La Fornarina, 1518/19, Galleria Nazionale d'Arte Antica, Rom
Raffael, La Velata (auch La Donna Velata), 1516, Galleria Palatina, Florenz
Raffael, Madonna della seggiola, 1513–1514, Galleria Palatina, Florenz

Margherita Luti, genannt La Fornarina (ital. für „die kleine Bäckerin“; * in Siena; † unbekannt), war das bevorzugte Modell des Malers Raffael und vermutlich dessen Geliebte. Das gleichnamige Bild, das um 1520 entstand, befindet sich in der Galleria Nazionale d'Arte Antica in Rom.

Inhaltsverzeichnis

La Fornarina

Das hochrealistische Bildnis der Dame mit dem entblößten Oberkörper schuf Raffael in den Jahren 1518/19. Die Dargestellte wurde zunächst mit „Fornarina“ (Bäckerstochter) bezeichnet und erst im 19. Jahrhundert mit Margherita Luti in Verbindung gebracht, eine aus Siena stammende Tochter des Bäckers Francesco Luti. Zugleich wurde vermutet, dass es sich um Raffaels Geliebte handele, obwohl dafür keine sicheren schriftlichen Quellen vorliegen. Es wird aber allgemein akzeptiert, dass es eindeutige Hinweise auf diese persönliche Verbindung gibt. So trägt die Dargestellte am linken Oberarm in Brusthöhe einen blauen Armreif mit goldgefassten Rändern, in den Raffael die Signatur RAPHAEL URBINAS eingearbeitete.[1] Linana de Girolami Cheney sieht dies als Hinweis für ein „Hochzeitsbild“.[2] Raffael starb ein Jahr später an seinem 37. Geburtstag. Nach Vasari war Margherita Luti bei Raffaels Tod anwesend, er soll ihr eine beträchtliche Geldsumme hinterlassen haben. Nach einer anderen Quelle trat Luti vier Monate nach Raffaels Tod in die Congretation Sant'Apollonia im römischen Stadtteil Trastevere ein, einer Einrichtung für gefallene, doch bußfertige Frauen, während das Vermögen an Raffaels Familie ging.[3]

Margherita Luti

Raffael hatte einer Vielzahl seiner Madonnen den Antlitz der Bäckerstochter Margherita gegeben.[4] Vasari wies darauf hin, dass Raffael bereits 1516 mit „La Velata“ (auch La Donna Velata) ein persönliches Portrait der Margherita Luti malte. Das Bildnis der bedeckten Schönheit misst 85 x 64 cm und befindet sich im Besitz der Galleria Palatina, in Florenz. Mit La Donna Velata verfügte „[…] der Meister [verfügt] jetzt über eine Schärfe der Charakteristik, die mit dem Ausdruck der Individualisierung Ewigkeitswerte vereinigt.“[5] Als weitere Darstellung der Luti gilt die Madonna della seggiola, 1513–1514, Öl auf Holz, 71 × 71 cm, ebenfalls in der Galleria Palatina, Florenz.

Jean Auguste Dominique Ingres, Raffael et La Fornarina, 1811–12, Fogg Art Museum, Harvard University Art Museum in Cambridge, Massachusetts, USA

Künstlerliebe

Neben Fra Filippo Lippis (1457–1504) Liebesverhältnis mit der Novizin Lucrezia, der Tochter des Florentiner Bürgers Francesco Buti[6], galt Raffaels Beziehung zu Margherita Luti in der Kunstgeschichte als romantisches Sinnbild der Künstlerliebe.

Als Teil eines Raffael-Zyklus' wurden das Paar von Jean-Auguste-Dominique Ingres auf dem 1811–12 entstandenen Gemälde Raffael et La Fornarina, dargestellt, das sich im Fogg Art Museum, Harvard University Art Museum in Cambridge, Massachusetts (USA) befindet. Hans Belting nimmt an, dass sich Ingres selbst, als junger Ehemann und Maler, tief in das Leben seines angebeteten Vorbilds Raffael einfühlte.[7] Ein weiteres Bildnis von Raffael und Fornarina stammt von Pablo Picasso.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tobias Burg: Die Signatur: Formen und Funktionen vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert. Kunstgeschichte, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2008, ISBN 978-3825898595
  2. Linana de Girolami Cheney, in: Jill Berk Jiminez u. a.: Dictionary of Artists' Models, Taylor & Francis, 2001. S. 334, ISBN 978-1579582333
  3. Lloud W. Eshleman: Moulders of Destiny - Renaissance Lives and Times, Read Books, 2007, ISBN 978-1406738803
  4. Germain Bazin, in: Kindlers Malerei Lexikon, Kindler, Zürich, 1962, Bd, VI, S. 463
  5. Luitpold Dussler, in: Kindlers Malerei Lexikon, Kindler, Zürich, 1962, Bd, V, S. 18
  6. Jacob Burckhardt, Stella von Boch: Das Altarbild. Das Porträt in der Malerei, C.H.Beck, 2000, S.179, ISBN 978-3406441813
  7. Hans Belting; Das unsichtbare Meisterwerk: die modernen Mythen der Kunst, H.C. Beck, 2001, S. 109, ISBN 978-3406481772

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