Labna

Labna
Torbogen in Labná - Zeichnung von Catherwood 1843

Labná ist eine Ruinenstadt der Maya in Mexiko. Sie befindet sich auf der Halbinsel Yucatán, rund zehn Kilometer westlich von Sayil - einer weiteren Maya-Ruine.

Der Name Labná bedeutet soviel wie „altes Haus“ wobei die Stadt erst in der Neuzeit bei der Wiederentdeckung diesen Namen erhielt. Der ursprüngliche Name ist nicht bekannt. Die Blütezeit der Stadt war vermutlich im 7. Jahrhundert n. Chr. und man geht davon aus, dass sie von etwa 2.000 Menschen bewohnt war. Die wichtigsten Gebäude wurden zwischen 750 und 1000 errichtet.

Forschungsgeschichte

Übersichtsplan (rekonstruktiv) des zentralen Teils von Labná

Wiederentdeckt wurde Labná vom Forscherduo John Lloyd Stephens und Frederick Catherwood im Jahr 1842. Die Zeichnungen Catherwoods aus dieser Zeit gehören zu den bekanntesten Motiven der Maya-Kultur (vor allem die Zeichnungen des Torbogens).[1] Ein späterer Besucher war auch hierim Jahre 1886 Teobert Maler[2], im nächsten Jahr gefolgt von Edward H. Thompson[3]. Eine moderne eingehende Untersuchung stammt von Harry E. D. Pollock.[4]. Seit Mitte der 1990 Jahre unternimmt ein mexikanischen archäologisches Projekt unter Tomás Gallareta Negrón eine Erkundung von Labná und näherer Umgebung und führt Rekonstruktionsarbeiten aus.

Der Palast (Gran Palacio)

Mittlerer Teil des zweistöckigen Palastes
Ostflügel des zweistöckigen Palastes

Der zweistöckige Palast ist rund 120 Meter lang und beinhaltete 67 Räume sowie mehrere Innenhöfe und Terrassen. Es befindet sich eine Vielzahl von Malereien und Reliefs vom Regengott Chaac sowie eine überdimensionale Schlangenkopfmaske an dem Gebäude.

Tempel "Mirador", Sacbé und Torbogen in Labná - 2003
Voll dekorierte Fassaded in Nebenflügel des Torbogens in Labná - 2003

Tempel (El Mirador)

Mirador-Tempel

Der Tempel steht auf einer 13 Meter hohen Pyramide, die an den Seiten vermutlich getreppt war, während von der Südseite eine monumentale Treppe zur Fassade des Tempels hinaufführte.Der Tempel hatte urspreünglich vier Räume in einer ungewöhnlichen Aufteilung: In der mitte liegen zwei Räume hinter einander, wobei der hintere (nördliche) durch den südlichen Raum zu betreten ist. Zu beiden Seiten dieses Raumes befinden sich rechtwinkelig angeordnet schmale Räume, deren Eingang an der südlichen Schmalseite liegt. Er halten ist nur der westliche dieser Eingänge zu den Seitenräumen. Das Tempelgebäude entspricht dem frühen Puuc-Stil, der durch die glatte Fassade und das einfache Gesims charakterisiert ist. Die obere Wandhälfte weist zahlreiche vorspringende Steinblöcke auf, die einst Figuren und andeeren Dekor getrageben haben. Ein Rest einer Figur ist an der südwestlichen Ecke noch erhalten. Direkt auf dieser Wandfläche sitzt ohne weiteres Gesims der Dachkamm auf, der wie üblich von zahlreichen schlitzartigen Öffnungen durchbrochen ist. Er war nicht mit Stein verkleidet sondern mit Figuren und Ornamenten in Stuck, von denen kleine Reste noch sichtbar sind. Frühe Fotografien scheinen Spieler im rituellen Ballspiel zu zeigen. Auf halber Höhe der ehemaligen Treppe befindet sich an deren westlicher Seite ein einziger stark zerstörter Raum, der zu einer früheren Bauphase gehört haben muß und vor der Errichtung des gegenwärtigen Tempels mit Geröll angefüllt wurde.

Torbogen, Ostseite
Torbogen, Westseite

Torbogen (Arco Triunfal)

Der etwa 14 Meter breite und sieben Meter hohe Torbogen ist als Kraggewölbe konstruiert. Dieses gilt als eine der wichtigsten architektonischen Errungenschaften der Maya. Der Bogen diente als dekorativer Durchgang zwischen zwei Höfen. Durchgänge dieser Art sind in zahlreichen Orten des Puuc-Gebietes zu finden, beispielsweise in Uxmal, Kabah, Oxkintoc, Xbanqueta und Dzekabtun. Die beiden Seiten des Torbogens von Labná sind in der oberen Wandfläche sehr unterschiedlich gestaltet: Die Südseite weist über einem Hintergrund von Säulchen eckige, gegenläufige Mäander und dazwischen auf- und absteigend kleine reliefierte Quadrate auf. Die Nordseite zeigt hohe Darstellungen von Häusern mit Palmmblattdach (ähnlich wie im Nonnenviereck von Uxmal und in Chacmultun). Diese Häuschen werden zu beiden Seiten begleitet von Feldern mit kreuzförmig gekreuzten Bändern. Die dreigliedrigen Gesimse sind auf beiden Seiten gleich: im mittleren Band des mittleren Gesims auf- und ablaufende schräge Sägesteine, im oberen Gesims kopfstehenden Treppenmotive. Über dem Torbau erhob sich einst ein Dachkamm, von dem nur kaum noch wahrnehmbare Reste vorhanden sind.

Säulchenbau oder L-förmiges Gebäude (Edificio de las Columnitas)

L-förmiges Gebäude

Das L-förmige Gebäude steht auf einem etwa zwei Meter hohen Untergebäude südöstlich des Palastes und diente vermutlich der Oberschicht als Quartier. Die Raumaufteilung folgt einem Muster, das bei L-förmigen Gebäuden häufig ist. Der längere Gebäudeschenkel weist 6 Räume auf, von denen aber nur fünf einen Eingang von außen haben, so dass das Symmetrieprinzip (ungerade Zahl von Eingängen) gewahrt bleibt. Der letzte Raum, der sich an der Innenecke befindet, nur durch den benachbarten Raum zugänglich. Der kurze Schenkel weist 2 Räume auf. Dieser Schenkel und der letzte Raum des langen Schenkels scheinen später angebaut worden zu sein, denn man sieht die ursprüngliche nördliche Seitenfassade an der Innenwand des letzten Raumes. Die beiden Räume an den Enden des Gebäudes sind heute eingestürzt, eine Restaurierung steht noch aus. Die Fassade im Säulchen-Stil gab dem Gebäude den Namen, denn alle Dekorelemente des Gebäudes bestehen aus ununterbrochenen Folgen von Säulchen: die mittleren Bänder der dreigliedrigen Gesimse und die obere Wandfläche.

Sacbé

Die knapp 1 Meter hoch über dem Gelände verlaufende Straße mit gemauerten seitlichen Begrenzungen verbindet den Palast mit dem Mirador-Tempel und dem benachbarten Hof.

Zwillingsbauten (Grupo de los Gemelos)

Zwillingsgebäude

Rund 700 m südsüdwestlich des Torbogens liegen auf einem Abhang zwei kleine weitgehend identische Bauten, die sich durch eine besonders prachtvolle Fassade auszeichnen. Die Eingänge sind mit Säulchen mit mehrfachem Bindungsdekor eingerahmt sowie von weiteren Ornamenten. Das mittlere Gesims zeigt entweder das Schlangenklapper-Motiv oder gebauchte Säulchen, die Stufenmäander abwechseln. Die obere Wandhälfte enthält Säulchen und Stufenmäander. Eine weitere Besonderheit ist, dass bei beiden Gebäuden eine Erweiterung um einen weiteren Raum konstruktiv vorbereitet war, es zu dessen Ausführung aber nicht gekommen ist. Der Zugang zu dieser im dichten Wald gelegenen Baugruppe ist derzeit nicht geöffnet.

Einzelnachweise

  1. John L. Stephens: In den Städten der Maya. Reisen und Entdeckungen in Mittelamerika und Mexiko 1839 – 1842. Du Mont, Köln 1980. Vorlage:ISBN/3-7701-1215-6
  2. Teobert Maler: Península Yucatán (hrsg. v. Hanns J. Prem). Gebr. Mann, Berlin 1997. Vorlage:3-7861-1755-1
  3. Edward H. Thomson: The chultunes of Labna, Memoirs of the Peabody Museum, Bd. 1, Harvard University, Cambridge 1897
  4. H. E. D. Pollock: The Puuc.An architectural survey of the hill country of Yucatan and northern Campeche, Mexico. Peabody Museums of Archaeology and Ethnology, Cambridge, Mass. 1980, ISBN 0-87365-693-8.

Siehe auch

Weblinks

20.172069444444-89.5789527777787Koordinaten: 20° 10′ 19″ N, 89° 34′ 44″ W


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