Lagiden

Lagiden

Ptolemäer (auch Lagiden, nach Lagos, dem Vater von Ptolemaios I.), richtiger Ptolemaier, ist der gemeinschaftliche Name der makedonisch-griechischen Beherrscher des Alten Ägyptens während der Spätzeit und wird allgemein als eigene Dynastie angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Die Ptolemäerzeit beginnt mit der Eroberung durch Alexander den Großen 332 v. Chr., der die Perser vertrieb. Nach seinem Tod war die Zukunft des Riesenreiches ungewiss; es gab Parteien, die sich für dessen Zukunft unter einem Reichsverweser aussprachen, andere hätten die Verwaltung lieber in Satrapien unter seinen Generälen gesehen. Ptolemaios I., Sohn des Lagos, einer seiner Generäle, übernahm Ägypten als Satrapie. Im Jahr 304 v. Chr. nahm Ptolemaios I. Lagu den Königstitel an, was einerseits seinen Anspruch auf Ägypten festigte, andererseits auf eine Abkehr von der Idee des Großreiches und Verzicht auf das Erbe Alexanders' hindeutete. Ob Ptolemaios doch dahingehende Ambitionen hegte, ist ungeklärt. Er warb jedoch erfolgreich um die Hand von Kleopatra von Makedonien, der Vollschwester von Alexander dem Großen und von den überlebenden Nachkommen des makedonischen Königshauses diejenige mit dem größten Anspruch. Die Hochzeit wurde durch den Reichsverweser Antigonos Monophthalmos verhindert, der seine Macht in Gefahr sah. Kleopatra wurde auf seinen Befehl ermordet.

In der Folgezeit etablierte sich Ägypten als eines der wichtigsten und einflussreichsten Diadochenreiche, was nicht zuletzt an der günstigen Lage und dem Reichtum des Nils lag. Die folgenden 14 Herrscher trugen alle den Namen Ptolemaios, gefolgt von einem griechischen Beinamen (der keinen der bekannten pharaonischen Namen ersetzt, sondern zusätzlich war). In der Folgezeit wurden Heiratsbündnisse mit den anderen Diadochen und Epigonen getroffen; die Geschwisterehe von Ptolemaios II. und Arsinoë II. bildete eine skandalumwobene Ausnahme.

Hochphase

Die Ptolemäer machten Alexandria zu einem Zentrum der Kultur und des Fortschritts. Alexandria war die beste Ausbildungsstätte für Ärzte und verfügte über eine umfangreiche Bibliothek. Am Hof des Königs wurden Philosophen und vor allem Naturwissenschaftler gefördert. Ägypten führte häufig Kriege mit den anderen Diadochenreichen, die Heiratsbündnisse wichen schließlich Geschwisterheiraten. Die alexandrinische Bevölkerung rebellierte einige Male gegen die Herrschaft (einmal wegen Ermordung einer ptolemäischen Prinzessin, die beim Volk beliebt gewesen war), etwas, was unter den ägyptischen Pharaonen undenkbar gewesen wäre. Das Volk hat sich nie gegen einen Pharao erhoben; dies ist ein Punkt, wo man Unterschiede zu der ägyptischen Herrschaft feststellen kann. Eingeborene, das heißt Ägypter, hatten in der von Griechen und Makedonen dominierten Bevölkerung den niedrigsten Stand, schafften es jedoch (bei Beherrschen der Amtssprache Griechisch) in Verwaltungsämter.

Endphase

Bei der Schlacht von Raphia wurden neben den makedonischen, griechischen, keltischen und jüdischen Söldnern erstmals Ägypter eingesetzt. Doch die militärische Ausbildung erwies sich als Bumerang, da die Ägypter ihr Wissen nutzten, um gegen die makedonische Oberherrschaft zu rebellieren. Ägypten hatte seine Unabhängigkeit zu einem Großteil eingebüßt und stand unter der Hegemonie des Römischen Reiches, welches seine Kornversorgung maßgeblich auf Ägypten stützte. Zuletzt standen die ptolemäischen Herrscher im Schuldnerverhältnis zu den Römern. Ptolemaios Auletes schaffte es lediglich, sein Testament wahrzumachen und seine Tochter Kleopatra VII. krönen zu lassen, da die Römer sich zu dessen Durchsetzung verpflichteten. Das Ende der Geschichte, die Kämpfe zwischen Kleopatra und den Beratern ihrer unmündigen Brüder, wurde maßgeblich von den Römern bestimmt und für Kleopatra entschieden. Mit der Heirat ihres 2. berühmten Liebhabers, Mark Anton, hätte das selbstbestimmte ägyptische Reich, vielleicht sogar das ägyptische Großreich wieder erstehen können. Doch die beiden unterlagen Oktavian, der gegen seinen ehemaligen Triumvir hetzte und seine Macht in Rom von dem Paar und seinen ehrgeizigen Plänen bedroht sah.
Ab 30 v. Chr. wurde Ägypten als römisches Protektorat regiert.

Bedeutung

Verwaltung

Die ersten Ptolemäer waren hervorragende Organisatoren und reorganisierten die Verwaltung des von Kriegen darniederliegenden Landes. Die Hafenstadt Alexandria wurde zu ihrer Residenz, eine Reverenz an Alexander den Großen, der die makedonisch-griechische Herrschaft über Ägypten begründete. Abgesehen von der Gewährung der Polis-Rechte an 3 Städte (Alexandria, Naukratis, Ptolemaios) wurde am ägyptischen Föderalsystem nichts geändert: nach wie vor gab es die Einteilung in Gaue. Die Amtssprache war griechisch, und Griechen erhielten auch die besseren Posten; sie wurden fast überall den wenigen griechisch sprechenden Ägyptern vorgezogen.

Baukunst

Alexandria Die Hafenstadt mit ihrem typischen hellenistischen Rastermuster war der erste große Bau der Ptolemäer.

Heiligtümer Die Ptolemäer ließen wichtige Heiligtümer bauen, unter anderem in

Daneben restaurierten und erweiterten sie schon bestehende Heiligtümer und richteten kleinere Plätze für einen eigenen Königskult in Alexandria ein.

Liste der ptolemäischen Herrscher

Ptolemaios ist der griechische Name, Ptolemäus die latinisierte Form. Die Ptolemäer haben vor der Zeitenwende regiert.

Die Jahreszahlen in Klammern sind Regierungsdaten. Die Ptolemäerkönige regierten später oft gemeinsam mit ihren Frauen, die teilweise auch ihre Schwestern waren. Einige Königinnen hatten königliche Vollmachten, die berühmteste unter ihnen war Kleopatra VII. (51 v. Chr.–30 v. Chr.) mit nacheinander ihren beiden Brüdern und ihrem Sohn als Mitregenten.

Siehe auch

Literatur

  • Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Darmstadt 1994. ISBN 3-534-10422-6
  • Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit 332–30 v. Chr. München 2001. ISBN 3-406-47154-4

Weblinks


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