Lakagigar

Lakagigar
Einer der Laki-Krater

Die Laki-Krater (isl. Lakagígar) liegen im Süden Islands in der Nähe des Schluchttals Eldgjá. Sie werden in der geologischen Literatur dem Vulkansystem der Grímsvötn zugerechnet.

Inhaltsverzeichnis

Ausbruch 1783

Zwischen den Gletschergebieten Mýrdalsjökull und dem Vatnajökull verläuft auf 25 km Länge das sogenannte „Streifenland“ mit zahlreichen von Südwesten nach Nordosten ausgerichteten Spalten. Die Gegend, zu der auch die Eldgjá gehört, hält den Weltrekord bezüglich des Förderns von Lavamassen. So produzierten im Winter 1782/83 insgesamt etwa 130 Krater ein Gesamtvolumen von ungefähr 12 km³ (VEI 6) an Lava. Dies ist die größte in historischer Zeit ausgestoßene Menge an Lava[1].

Der Ausbruch des Laki, dem mehrere Erdbeben vorausgegangen waren, begann am 8. Juni 1783 und dauerte rund acht Monate. In dieser Zeit wurden geschätzte 14,7 km³ Basalt ausgestoßen, die eine Fläche von 565 km² bedeckten[2]. Lavafontänen von mehreren 100 Metern Höhe wurden aus weiter Entfernung gesichtet. Dazu kamen Gas- und Aschewolken. Die ungeheuren Mengen ausgestoßenes Schwefeldioxid reagierten mit den Wassertröpfchen der Wolken zu schwefliger Säure und Schwefelsäure.[3] Das hatte verheerende Folgen für das ganze Land: Aufgrund von Vergiftungen siechte das Vieh dahin und die ausgelöste Hungersnot bewirkte, dass mehr als ein Fünftel der Landesbevölkerung Islands – 10.000 Menschen – in den folgenden Jahren starb. In Westeuropa wirkte sich der Ausbruch ebenfalls aus, die giftige Aerosolwolke legte sich über den gesamten Kontinent, besonders aber über die britischen Inseln, und wurde als Höhenrauch oder auch "trockener Nebel" wahrgenommen. Vergiftungserscheinungen machten sich besonders bei den Bauern durch Atemnot bemerkbar, die ihrer Feldarbeit kaum noch nachgehen konnten. Alleine auf den britischen Inseln starben um die 25.000 Menschen.

Über die Herkunft des Phänomens entwickelte sich eine breite Debatte, viele Wissenschaftler brachten sie mit den Erdbeben in Süditalien in Zusammenhang, welches durch Gärungen oder auch durch elektrisches Feuer im Erdinneren ausgelöst worden sei. Geologen gehen davon aus, dass im folgenden Jahr die Durchschnittstemperatur um ein Grad Celsius niedriger lag als üblich. In jüngster Zeit wurde die Katastrophe durch britische Forscher rekonstruiert. Alte Aufzeichnungen berichteten davon. Über den Britischen Inseln hing der Smog wochenlang am Himmel. Die Geschichtsbücher gingen allerdings schnell zur Tagesordnung über und das Desaster wurde vergessen. Die moderne Forschung warnt, ein solcher Giftgasausbruch könne sich jederzeit wiederholen (Stephen Self, britischer Vulkanologe).

In Island erzählt man sich gerne, dass die Laki-Katastrophe unmittelbarer Auslöser großer Kältewellen in Europa und damit auch der folgenden Missernten der kommenden Jahre sei, die letztendlich die Französische Revolution ausgelöst hätten. Diese Theorie wird inzwischen recht unreflektiert in wissenschaftlichen Publikationen übernommen.

Mag der gewaltige Vulkanausbruch als Auslöser der Französischen Revolution umstritten sein, so steht dennoch unzweifelhaft fest, dass der Winter 1783/84 einer der härtesten überhaupt in Mitteleuropa war, gefolgt von extremen Überschwemmungen.

Berühmtheit erlangte der Pfarrer Jón Steingrímsson aus Kirkjubæjarklaustur wegen seiner so genannten „Feuerpredigt“. Während die Gemeinde in der Kirche versammelt war, stoppte der Lavastrom kurz vor dem Ort.

Quellenangaben

  1. R. Williams, J. Moore: Man Against Volcano - The Eruption on Heimaey, Vestmannaeyjar, Iceland. U.S. Dept. of the Interior, Geological Survey, Washington 1976.
  2. The Laki and Grimsvotn Eruptions of 1783-1785
  3. * A Sulphurous Stench: Illness and Death in Europe Following the Eruption of the Laki Fissure

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Vasold: Die Eruptionen des Laki von 1783/84. Ein Beitrag zur deutschen Klimageschichte. in: Naturwissenschaftliche Rundschau. Stuttgart 57.2004,11, S. 602–608. ISSN 0028-1050
  • Jon Steingrimsson (Autor), Keneva Kunz (Übersetzer): Fires of the Earth - The Laki Eruption 1783–1784. Nordic Volcanological Institute and the University of Iceland Press, Reykjavík 1998. ISBN 9979-54-244-6 (englische Übersetzung der Aufzeichnungen Steingrimssons)

Weblinks

64.064722222222-18.2261111111117Koordinaten: 64° 3′ 53″ N, 18° 13′ 34″ W


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