Lamia (Hetäre des Demetrios)

Lamia (Hetäre des Demetrios)

Lamia war eine berühmte athenische Hetäre, die Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. nachweisbar ist und die Geliebte des hellenistischen Herrschers und Diadochen Demetrios I. Poliorketes wurde.

Leben

Lamia war die Tochter eines Atheners namens Kleanor.[1] Sie übte zuerst den Beruf einer Flötenspielerin aus und erlangte durch ihre dabei gezeigte Begabung große Berühmtheit.[2] Außerdem ging sie der Profession einer Hetäre nach und kam schließlich nach Ägypten. Sie befand sich an Bord der Flotte von König Ptolemaios I. und geriet nach dessen Niederlage in der Seeschlacht bei Salamis (Zypern) in die Hände des siegreichen jungen Monarchen Demetrios Poliorketes (306 v. Chr.).[3] Trotz ihres nicht mehr so jugendlichen Alters konnte sie weniger durch ihr Aussehen als durch ihren sprühenden Geist die Liebe des Diadochen erringen und mehrere Jahre behaupten.[4] Einige überlieferte witzige Aussprüche der Lamia zeigen ihre geistvolle Persönlichkeit.[5]

Lamia begleitete Demetrios nach Athen und wurde von den Einwohnern der Stadt aufgrund ihrer Machtstellung, die sie ihrem großen Einfluss auf den Herrscher verdankte, wie eine Fürstin behandelt.[6] Diese Würdigung ging so weit, dass die Athener ihr einen eigenen Tempel errichteten, in dem sie als Göttin Aphrodite verehrt wurde, und später ahmten die Thebaner dieses Beispiel nach.[7] Demetrios soll die aufwendige Prunksucht seiner Geliebten einmal mit 200 Talenten finanziert haben, die er von den Athener oder den Thessalern eingehoben hatte.[8] Sie veranstaltete auch luxuriöse Bankette, die bald allgemein bekannt waren.[9] Auch nach Sikyon begleitete sie den Demetrios, als er 303 v. Chr. die Stadt auf eine Anhöhe verlegte und in Demetrias umbenannte. Mit einem Teil der ihr von Demetrios geschenkten Reichtümer finanzierte Lamia die Errichtung einer prächtigen Stoa Poikile (Säulenhalle) zur Verschönerung der neuangelegten Siedlung.[10]

Ein vom im 2. Jahrhundert n. Chr. lebenden Sophisten Alkiphron überlieferter, angeblich von Lamia stammender Brief, den sie an Demetrios geschrieben haben soll,[11] dürfte zwar unecht sein, aber doch von Personen verfasst worden sein, die das damalige Geschehen in Athen selbst miterlebt hatten; daher stellt er wohl ein wichtiges historisches Dokument für die Persönlichkeit der Hetäre und ihres königlichen Geliebten dar.[12]

Phila, eine Tochter der Lamia und des Demetrios,[13] dürfte mit jener Phila identisch sein, der ein Anhänger des Demetrios namens Adeimantos angeblich in Lampsakos einen Tempel erbaute, in dem sie als Aphrodite göttliche Ehren erhielt.[14]

Literatur

Anmerkungen

  1. Athenaios 13,577c.
  2. Athenaios 3,101e; 4,128b; 13,577e (nach dem griechischen Komödiendichter Machon); Plutarch, Demetrios 16.
  3. Plutarch, Demetrios 16.
  4. Plutarch, Demetrios 19 und 27.
  5. Machon bei Athenaios 13,577d–f; Plutarch, Demetrios 27; Aelian, varia historia 13,8f.
  6. Plutarch, Demetrios 24.
  7. Demochares, Fragment 3 bei C. Müller, Fragmenta Historicorum Graecorum (FHG) 2,419; Polemon, Fragment 15 bei FHG 3,120.
  8. Plutarch, Demetrios 27.
  9. Athenaios 3,101e; 4,128b; 13,577e; Plutarch, Demetrios 27.
  10. Polemon, Fragment 14 bei Athenaios 13,577c; vgl. Diodor 20,102; Plutarch, Demetrios 25; Strabon 8, p. 382.
  11. Alkiphron 4, 16
  12. So Geyer, in: RE, Bd. XII,1, Sp. 546f.
  13. Athenaios 13,577c.
  14. Athenaios 6,255c; dazu Geyer, Sp. 547.

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