Lamoral Graf Egmond

Lamoral Graf Egmond
Lamoral Graf von Egmond, zeitgenössischer Kupferstich

Lamoral Graf von Egmond, Fürst von Gavre (Gavere) (* 18. November 1522 im Hennegau; † 5. Juni 1568 in Brüssel; manchmal auch Egmont geschrieben) war Ritter und Statthalter von Flandern und Artois. Ebenfalls war er der elfte Freiherr von Purmerend, Purmerland und Ilpendam, Baron von Fiennes, Herr von Hoog- und Aartswoud, Sotteghem, Armentières und Auxy.

Lamoral Graf von Egmond wurde am 18. November 1522 auf dem Schloss La Hamaide im Hennegau geboren. Er entstammt der alten niederländischen Adelsfamilie der Egmonds, die seit dem 11. Jahrhundert die Schirmvogtei über die Benediktinerabtei Egmond bei Alkmaar in Nordholland besaß und in der Nähe eine im 16. Jahrhundert zerstörte Burg erbaute. Der Sohn Jans IV. von Egmond war über seine Mutter Neffe des Königs von Spanien.

In verschiedenen Feldzügen diente er Kaiser Karl V. (1541 in Algier, 1544, 1546 und 1552 in Deutschland und gegen Frankreich) und erwarb sich den Ruhm eines tapfern und verwegenen Soldaten.

1542 wurde er durch den Tod seines Bruders Charles von Egmond Statthalter der Provinz Holland und anderer Güter.

1544 heiratete er in Speyer Sabina, die Tochter des Pfalzgrafen Johann II. von Simmern (1492-1557), mit der er in glücklicher und kinderreicher Ehe (insgesamt 11 Kinder) lebte. Sabina ist in den Niederlanden bekannt unter dem Namen „Sabine von Bayern“. Lamoral Graf von Egmont erwarb 1559 ein Gebiet südwestlich von Rotterdam, das er einpoldern ließ, und nach der Heimat seiner Ehefrau „Beijerland“ (siehe: Oud-Beijerland) nennen ließ. 1546 erhielt er den Orden vom Goldenen Vlies.

1554 stand er an der Spitze der Gesandtschaft, welche den Ehevertrag des Infanten Philipp II. mit der englischen Königin Maria I. zu unterzeichnen hatte; dann ging er nach Spanien, seinen neuen Souverän zu begrüßen.

Im spanisch-französischen Krieg 1556-1559|59 spielte er eine hervorragende Rolle und zeichnete sich namentlich in den Schlachten bei St. Quentin und bei Gravelines aus. 1559 machte ihn König Philipp II. zum Statthalter von Flandern und Artois. In den nun beginnenden niederländischen Unruhen gehörte Egmond zu den unzufriedenen Großen, welche sich der straffen Zentralisation der niederländischen Verwaltung und der streng katholischen Politik Philipps II. widersetzten und ein aristokratisches Regiment sowie ein gewisses Maß religiöser Toleranz durchsetzen wollten.

Er wirkte mit beim Sturz des königlichen Ministers Granvella, aber der Statthalterin Margarethe von Parma suchte er sich als besondere Stütze zu empfehlen. Als Sprecher der niederländischen Adelsopposition ging er 1565 nach Spanien, aber von Philipp II. mit Schmeicheleien überhäuft, brachte er die ihm aufgetragenen Beschwerden nur zaghaft vor und kehrte unverrichteter Sache in die Niederlande zurück. Hier zeigte er sich nach dem Bildersturm 1566 als entschiedener Anhänger Spaniens und des Katholizismus und verfolgte in seiner Provinz Flandern die Protestanten auf das grausamste.

Er stellte sich zur Unterwerfung des Aufstandes der Regentin zur Verfügung, leistete ihr einen erneuerten Treueid und half das königliche Regiment auf neuer Grundlage zu befestigen. Dennoch zürnte ihm Philipp wegen seiner früheren Opposition. Egmond aber fühlte sich ganz sicher, ließ die Warnungen Oraniens auf ihrer letzten Zusammenkunft in Willebroek unbeachtet, ging Alba, als derselbe 1567 in die Niederlande kam, bis zur Grenze entgegen und ritt an seiner Seite in Brüssel ein. Dennoch wurde er am 9. September gefangen genommen und vor den Ausnahmegerichtshof Albas, den sog. Blutrat, gestellt. Sein Privilegium als Ritter des Vlieses wurde nicht geachtet; als Hochverräter und Rebell wurde er zum Tod verurteilt und gleichzeitig mit dem Grafen von Hoorn und Tobias van Leeuwen am 5. Juni 1568 auf dem Marktplatz in Brüssel enthauptet. Sein großes Vermögen wurde eingezogen. Das Datum dieser Hinrichtung markiert den Beginn des Achtzigjährigen Krieges, in dem die Niederländer sich von der Herrschaft der Spanier befreiten.

Ein Denkmal (von Charles Auguste Fraikin) wurde ihm, gemeinschaftlich mit dem Grafen Hoorn, in Brüssel am kleinen Sablon errichtet .

Egmonds Schicksal ist bekanntlich Gegenstand des klassischen Trauerspiels („Egmont“) von Goethe; doch ist der Charakter des historischen Egmond ein anderer, als er von Goethe geschildert wird.

Egmond hinterließ unter elf Kindern drei Söhne - darunter seinen Titelerben Philip von Egmond - welche sich mit der spanischen Regierung aussöhnten und einen Teil der Güter zurückerhielten.

Literatur

  • Bavay: Le procès du comte d’Egmont, Brüssel, 1854
  • Juste: Le comte d’Egmont et le comte de Hornes, Brüssel, 1862

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