Langenfeld-Richrath

Langenfeld-Richrath

Richrath ist der im Norden gelegene Stadtteil der Stadt Langenfeld (Rheinland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Im Osten Richraths schließt sich der Stadtteil Wiescheid an. Im Süden liegt der Stadtteil Immigrath, im Südwesten der Stadtteil Berghausen und im Nordwesten schließen sich die Düsseldorfer Stadtteile Hellerhof und Garath an. Richraths nördliche Grenze bildet gleichzeitig die Stadtgrenze zu Hilden. Das Gelände ist überwiegend eben. Offene Wasserläufe sind der Assenbach, der Burbach, der Götscher Bach, der Riethrather Bach sowie gen Hilden der meist trockene Oerkhausgraben. Größere Wasserflächen, Grundwasserseen, sind durch großflächige Auskiesungen entstanden und werden heute zum Teil als Naherholungsgebiete und von Sportanglern genutzt. Weitere Bodenschätze außer Kies und Sand sind nicht bekannt.

Geschichte

Die Geschichte des Kirchspiels Richrath

Kirchturm St. Martin

Richrath wurde erstmals urkundlich 1090/1120 in einer Urkunde des Suitbertusstiftes in Düsseldorf-Kaiserswerth erwähnt. Sowohl die Namensendung – Rath sowie die Tatsache, dass St. Martin (geweiht dem heiligen Martin von Tours (315-397)) im 16. Jahrhundert als Investiturkirche von Haan genannt wird, lassen auf eine frühere Gründung schließen, da Haan bereits 925 urkundlich erwähnt wird. Die Geschichte des Stadtteils, so lassen zudem Scherbenfunde vermuten, reicht möglicherweise sogar bis in das 6. (nachchristliche) Jahrhundert zurück. Erste Siedlungsplätze allein aufgrund der Erkenntnisse der Namenforschung dürften Hüsgen und Bräuhaus gewesen sein. Sie werden von der Namenforschung in das 9. und 10. Jahrhundert datiert (Rolf Müller, Stadtgeschichte Langenfeld).

Ausgrabungen zu den Kirchen von St. Martin

Ausweislich der Tafeln am Turm der Kirche wurden erste Ausgrabungen an St. Martin durch Dr. Binding im Jahre 1968 durchgeführt. Eine vollständige Ausgrabung erfolgte im Jahre 2002 durch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Overath, unter der Leitung von Dr. Gechter. In dieser Grabung wurden sämtliche Vorgängerkirchen an der Ostseite des Turms untersucht und es mussten die ursprünglichen Ergebnisse der ersten Stichgrabung aus dem Jahre 1968 revidiert werden. Da das Grabungsareal im Übrigen über 1000 Jahre als Friedhof Verwendung fand, bargen die Archäologen zudem über 70 Bestattungen. Zwei der bestatteten Frauen konnten als Maria Constantina von Vellbrück (1672-1744) und Anna Maria von Vellbrück, geb. von Vlatten (1711 – 1773), Ehefrau des Adam von Vellbrück, identifiziert werden. Die heutigen Erkenntnisse zu den Kirchen von St. Martin:

Phase 1

Kirchturm St. Martin

Ein erster fassbarer Steinbau aus dem 10. Jahrhundert maß mindestens 10,80 m x 6,70 m, wobei die tatsächliche Länge aufgrund des später errichteten Turms heute nicht mehr festzustellen ist. Eine hölzerne Vorgängerkirche konnte nicht nachgewiesen werden, ist jedoch aufgrund der aufgefundenen Gräber wahrscheinlich (vor Phase 1). Die C14-Analyse aufgefundener Gebeine datierte diese auf das Jahr 779 n.Chr.

Phase 2

Im zwölften Jahrhundert wurde der heute noch existierende Turm gemeinsam mit einer größeren Kirche errichtet. Die Maße des beeindruckenden Turm-Bauwerks aus Bruchsandsteinen und Tuffquadern: 8,70 m x 8,96 m, Traufenhöhe 22 m, Gesamthöhe 44 m. Das Kirchenschiff maß in der Breite 8,90, in der Länge mit Rechteckchor 24,80 m und mit der mutmaßlich später angefügten Apsis 27,10 m. Der heutige, goldene Hahn ist dagegen jungen Datums. Er wurde am 3. Juni 1999 als ein Geschenk der Partnerstadt Senlis (Oise) auf dem Kirchturm angebracht. Der alte Wetterhahn fand einen Platz am neuen Kirchenschiff, vor dem inzwischen auch das hölzerne Kreuz der aufgelassenen Tochterkirche St. Pius zu finden ist.

Phase 3

Vor der Kirche St. Martin

Der bekannte Pfarrer (von 1767 bis 1802) und Verfasser einer überregional bekannten und bedeutenden Weltchronik, Hermann Ludovici (1731-1802), ließ 1792 anstelle der maroden Vorgängerkirche an den alten Turm ein neues Gotteshaus bauen. Seinen Angaben zufolge maß das Bauwerk außen in der Länge 90 Fuß, in der Breite 45 und in der Höhe 27 köllnische Fuß.

Phase 4

Die erneut vergrößerte dritte Kirche am alten Turm wurde in neoromanischen Stil in den Jahren 1894/95 erbaut. Von dieser Kirche ließ sich nur noch die östlich am Turm angebaute Taufkapelle im Grabungsbefund nachweisen. Dieser Kirchenbau musste im Übrigen 1965/66 einem erneut vergrößerten, inzwischen vierten Kirchenschiff am alten Turm weichen.

Geschichte des Krankenhauses St. Martinus

Kranke, die der Pflege bedurften, mussten in früherer Zeit entweder zu Hause gepflegt oder aber in weit entfernte Krankenhäuser gebracht werden. Anlaufstelle für solche Patienten wurden dann etwa das Krankenhaus zu Kaiserswerth (gegründet 1845), die Heilanstalt in Bonn (1847), die Anstalt Bethel (von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel) bei Bielefeld (1887) oder gar das Landarmenhaus in Trier (1893). Um diesen Übelstand zu beseitigen, ergriff der Pfarrer an St. Martin, Wilhelm Boddenberg, die Initiative zur Gründung eines Krankenhauses für die inzwischen über 7000 Einwohner zählende Bürgermeisterei Richrath. Auf seinen Antrag genehmigte der Erzbischof von Köln am 23. April 1892 die Einrichtung als eine Niederlassung der armen Franziskanerinnen aus dem Mutterhaus zu Olpe. 1890 erwarb der Pfarrer das Haus des verstorbenen Vikars Martin Bürsgens und stellte es den Franziskanerinnen zur Verfügung. Aus Olpe kam dann am 1. August 1892 die Zusage der Oberin, die hierfür notwendigen Schwestern zu entsenden. Am 4. Juni 1893 trafen die ersten vier Franziskanerinnen in Richrath ein. Für die Behandlung konnte man Dr. Müller, einen Hausarzt mit Lazaretterfahrung gewinnen. Schlusspunkt war die seitens des Pfarrrs Boddenberg ausgestellte "Concession zum Betriebe eines Krankenhauses zu Richrath" vom 9. Januar 1894.

Das Krankenhaus entwickelte sich rasch, die Chronik ist voll von Umbauten, Landkäufen, Erweiterungen und Modernisierungen. So eröffneten die Schwestern 1906 eine Koch- und Haushaltungsschule, später ein Kinderheim und bereits 1914 einen Kindergarten. Im ersten Weltkrieg dienten mehrere Räume als Lazarett. Nach dem Tod des Gründers planten und koordinierten dann der Pfarrer Theodor Breuer sowie der Arzt Dr. Oskar Prigge die weiteren Ausbaumaßnahmen.

Bereits 1924 verfügte das Krankenhaus über 175 Betten. Mit 25 Krankenschwestern und 5 Ärzten war es eine der größten Krankenhäuser des Kreises Solingen. Und 1933 trat mit Berufung Chirurgen und Gynäkologen Dr. Eugen Löhe erstmals ein ein ärztlicher Leiter seinen Dienst an, der sich ausschließlich auf die Krankenhausarbeit konzentrierte. Für 1989 schließlich werden 201 Betten angegeben und es standen 274 Mitarbeiter, darunter 27 Ärzte im Dienste der Patienten.

(Quelle: Rolf Müller, Stadtgeschichte)

Die Pferdebestattung vom Götscher Weg

(Hinsichtlich der Pferdebestattung auf dem Götscher Weg existieren derzeit Bemühungen, türkische Quellen um den Tod eines Sultans (?) zugänglich zu machen. Daher sei diesbezüglich noch um ein wenig Geduld gebeten. Bereits hier jedoch der Hinweis auf türkische Säbel, die sich im Heimatmuseum auf Schloss Burg befinden sollen und möglicherweise dem Ereignis zugeordnet werden könnten.)

Merkur-Statuette

Ein Fund besonderer Art, mutmaßlich von einem römischen Handelsreisenden verloren, ist eine 10,7 cm hohe Merkur-Statuette aus Bronze, die der neunjährige Schüler Götz Neumann 1976 im sandigen Aushub auf einer Baustelle auf der Kirschstraße fand. Sie weist auf die vielfältigen Handelsbeziehungen seit dem Altertum hin, die 1774 zur Einrichtung einer Posthalterei führten. Im Rheinisches Landesmuseum Bonn werde der Fund wie folgt beschrieben: „Die unscheinbare Statuette ist grün patiniert, stellenweise stark korrodiert und auch modern beschädigt. Ein Sockel fehlt. Dargestellt ist Merkur, der Götterbote und Schutzgott des Handels im römischen Pantheon. Der Gott steht auf dem rechten Bein, das linke ist zurückgesetzt. In der vorgestreckten rechten Hand hält er einen übergroßen Geldbeutel. Der linke Arm ist leicht angewinkelt, die Hand umfasste ehemals den Heroldsstab. Merkur ist bis auf einen knappen Mantel, der auf der rechten Schulter von einer Kopffibel gehalten wird, die linke Schulter verhüllt und über den linken Unterarm herabfällt, unbekleidet. Er wendet den Kopf nach rechts; eine flache Kappe mit einem schmalen, hochaufragenden Flügelpaar bedeckt das Haar. Der Gott trägt Flügelschuhe. Die Merkur-Statuette aus Langenfeld zeigt einen Darstellungstypus, der in römischer Zeit beliebt war und, von gewissen Variationen abgesehen, auf ein griechisches Vorbild des 5. Jahrhunderts vor Christus zurückgeht; er ist häufig belegt. Die handwerkliche Ausführung der Statuette ist von geringer Qualität. Dem Bronzegießer standen offenbar auch nur bescheidene künstlerische Mittel zur Verfügung, um Bewegungsablauf und Plastizität des Körpers auszuschmücken. Vieles wirkt plump, allzu oft zeichnen lediglich grobe Linien die spannungslose Muskulatur." (Quelle des Berichtes einmal wieder: Müller, Stadtgeschichte)

Müller resümiert dann auch, dass der Fundort wichtig sei, nämlich jenseits des Rheins in germanischem Siedlungsgebiet. In diesem Raum waren Merkur-Statuetten zwar häufig anzutreffen, da Merkur auch von den Germanen verehrt wurde. Allerdings belege der Fund in unmittelbarer Nachbarschaft zur frühesten Verkehrsverbindung in dieser Region, dem Mauspfad, auch den über Jahrhunderte bestehenden Handelsweg, der mit Funden aus der La-Tène-Zeit und der Hallstattzeit entstehungsgeschichtlich in das 7. Jahrhundert vor Christus zu datieren sei.

Bevölkerung

In Richrath leben zurzeit (Stand 31. Dezember 2006) 15.367 Menschen. Richrath ist damit nach Immigrath der zweitgrößte Stadtteil. (Quelle: Stadt Langenfeld)

Wirtschaft

Neben Ackerbau und Viehzucht wurden die Bäche in früherer Zeit teils wirtschaftlich durch Wasserkraft genutzt. Zu nennen sind insbesondere der Riethrather Bach mit der Riethrather Mühle sowie der Götscher Bach mit der Götscher Mühle. An Assenbach und Burbach ist seit 1757 das Handwerk des Bleichens, wie auch am Gladbach in Immigrath, nachweisbar. Mutmaßlich keine Bedeutung spielte der gen Hilden gelegene, meist trockene Oerkhausgraben. Heutzutage ist Richrath ein beliebtes Wohnquartier, Industrie ist lediglich am Ostrand zur A3 vorhanden. Dort liegt das Industriegebiet Ost, das sich Richrath mit Immigrath teilt.

Vereinsleben

Richrath ist stark durch ein reges Vereinsleben geprägt. Insbesondere Traditions- und Sportvereine sind hier zu nennen.

Traditionsvereine

  • Richrather Schützenverein
  • Richrather Karnevalsverein Schwarz-Weiß-Richrath – RKV

Sportvereine

  • Tuspo Richrath
  • Richrather Sportverein RSV 08
  • Langenfelder Tennis Club - LTC
  • Anglerverein Petri Heil

Feuerwehr Richrath

Die Feuerwehr Richrath ist Teil der Langenfelder Feuerwehr. Als Löschgruppe 3 der Freiwilligen Wehr verfügt die Gruppe über ein LF 16 und ein MTF. Das letztgenannte Fahrzeug wurde anlässlich der 100-Jahrfeier der Löschgruppe am 24./25. Mai 2008 feierlich übergeben.

Persönlichkeiten

Personen, die lange in Richrath lebten und sich in besonderer Weise um Richrath verdient gemacht haben, waren (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Heinrich Wilhelm Boddenberg, Pfarrer in St. Martin und Gründer des Krankenhauses St. Martinus
  • Theodor Breuer, Pfarrer in St. Martin und Gegner des NS-Regimes
  • Hans Litterscheid (*24. Dezember 1921], Bürgermeister der Stadt Langenfeld von 1961 bis 1989, ehemaliger Landtagsabgeordneter, Ehrenbürger der Stadt und Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie des Verdienstordens des Landes NRW
  • Hermann Ludovici, (1731–1802), Pfarrer in St. Martin von 1767 bis 1802, Verfasser einer so genannten "Richrather Chronik"

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