Langsamkeit

Langsamkeit

Die Schnelligkeit (altertümlich: die Schnelle) gehört zu den motorischen Grundeigenschaften und konditionellen Fähigkeiten im Sport (zu anderen Wortbedeutungen siehe Rapidität).

Ihr Gegenbegriff ist die Langsamkeit.

Inhaltsverzeichnis

Näheres

Nach dem Trainingswissenschaftler Dietrich Martin (†2000) ist Schnelligkeit bei sportlichen Bewegungen die Fähigkeit, auf einen Reiz bzw. auf ein Signal schnellstmöglich zu reagieren und Bewegungen, auch gegen Widerstand, mit höchster Geschwindigkeit durchzuführen.

Unterschieden wird meist auch in Aktionsschnelligkeit und Reaktionsschnelligkeit.

Aktionsschnelligkeit lässt sich am besten durch Startschussübungen mit kurzem, schnellem Antritt trainieren.

Reaktionsschnelligkeit

Die Reaktionsgeschwindigkeit ist die psychophysische Fähigkeit auf Reize und Signale zu reagieren. Man versteht darunter die Zeit zwischen der Aufnahme des Reizes bis zur Bewegungsumsetzung.

Phasen der Reaktion

Nach Vladimir Michajlovic Zaciorskij (1974) werden die einzelnen Phasen folgendermaßen beschrieben:

  1. Auftreten der Erregung an den Nerven der Sinnesorgane
  2. Überführung der Erregung an das ZNS (Gehirn, v.a. Rückenmark)
  3. Auslösung eines Befehls - „effektorisches Signal“
  4. Übertragung des Befehls an den Muskel
  5. Ausführung der Reaktion auf Ereignis

Arten von Reaktionen

Man unterscheidet des Weiteren zwischen zwei Arten von Reaktionen des Körpers:

  • Einfache Reaktion: bestimmte Reaktion auf einen bestimmten Reiz
  • Auswahl-Reaktion: Situationsbedingte Reaktion auf einen Reiz

Bei der ersten Form ist der Sportler auf den Reiz vorbereitet, d. h. seine Reaktionsbereitschaft ist gegeben (Wachsein der Sinne). Dies ist jedoch nur gewährleistet, wenn der Programmablauf derselbe bleibt (Beispiel: Sprintlauf). Durch Training kann der Sportler seine Reaktionsfähigkeit trainieren bzw. die Reaktionszeit verkürzen.

Bei der zweiten Form der Reaktion steht der Sportler vor der Auswahl zwischen verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten als Reaktion auf den Reiz.

Beispiel: Badminton:

  • Schlag muss koordiniert werden
  • Schlägerhaltung und
  • Zeitpunkt muss gewählt werden

Es sind bei diesen drei Kriterien also mehrere Möglichkeiten gegeben, die der Spieler koordinieren muss. Bei der Auswahlreaktion kann der Spieler jedoch durch Antizipation die Reaktionszeit verkürzen, indem er die möglichen Reaktionen minimieren(z. B. durch Beobachtung der Schlägerhaltung des Gegners beim Badminton). Diese Bewegungsvorausnahme setzt aber voraus, dass der Spieler

  • Erfahrung in der Sportart besitzt,
  • Situationen in seiner Mannschaft vorausschauen kann,
  • die Taktik des Gegners zu durchschauen vermag,
  • technisches Können hat bzw.
  • die Reaktionsbewegungen automatisiert hat.

Maximale azyklische und zyklische Schnelligkeit

Man unterscheidet zwischen zwei Formen der Bewegungen bei der Schnelligkeit:

  • azyklisch: kurze (schnelle) Bewegung, z. B. der Tennisschlag
  • zyklisch: Zyklus von Bewegungen, z. B. Sprintlauf, wobei die zyklische Schnelligkeit in einzelne azyklische Bewegungen eingeteilt wird.

Letztere Fähigkeit basiert auf mechanischen, biologischen und geistigen Faktoren; man kann sie also als Koordinationsfähigkeit bezeichnen. Eine azyklische Bewegung zu vollführen ist kein Akt der "Kunst", sondern agonistische und antagonistische Bewegung (Beuger und Strecker). Jedoch stellt es (anfangs) eine Herausforderung dar, diese Bewegungen vom motorischen Zentrum in der Großhirnrinde in einen zyklischen Bewegungsablauf einzubauen (Programmentwurf) und damit maximale Leistung zu erbringen.

Biologische Grundlagen

Schnelligkeit ist von folgenden biologischen Voraussetzungen abhängig:

  • Geschwindigkeit der Nervenleitungen für die Reaktionszeit
  • Intramuskuläre Faktoren: Viskosität (Geschmeidigkeit, intramuskulärer Reibungswiderstand, Temperatur), pH-Wert (Übersäuerung des Muskels), synchrone Aktivierung möglichst vieler motorischer Einheiten in einem Muskel (intramuskuläre Koordination)

Die Schnelligkeit der zyklischen Reaktion ist von folgenden Faktoren abhängig:

  • Geschwindigkeit der Einzelbewegungen
  • Kondition, Kraft beim Start (Beschleunigung)
  • Widerstand

Schnelligkeitstraining

Man kann die Schnelligkeit sowohl indirekt durch Training der anderen motorischen Grundeigenschaften (v. a. Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit), als auch direkt durch Schnelligkeitsübungen trainieren. Das Schnelligkeitstraining folgt der Differenzierung der Schnelligkeit in Reaktions- und Bewegungsschnelligkeit. Es sollte stets am Anfang der Trainingseinheit stehen, also in erholtem Zustand stattfinden. Die Pause zur nächsten Trainingseinheit sollte ausreichend lang sein.

Die Phasen mit den höchsten Steigerungsraten in den elementaren Schnelligkeitsaspekten der Reaktions-, Frequenz und Reaktivschnelligkeit sind bei Kindern vom 7. bis 10. Lebensjahr zu finden.

Grundlagen

  • Im Training sollte die Trainingseinheit mit maximaler bzw. submaximaler Intensität durchgeführt werden
  • Trainingseinheit sollte nur bei vollständiger Erholung erfolgen
  • Nur vollständig aufgewärmt

Training der Reaktionsschnelligkeit

  • Aufwärmarbeit vor der Belastung und Vorspannung der Muskulatur erhöhen die Reaktionsschnelligkeit
  • Alle sportmotorischen Fähigkeiten trainieren
  • Spiele mit akustischen und optischen Signalen (z.B. aus Bauchlage auf Signal sprinten)

Training der Bewegungsschnelligkeit

  • Pausen müssen vollständige Erholung gewährleisten
  • Reizdauer und Wiederholungszahl richten sich nach Beginn der Ermüdung
  • Wiederholungsmethode, Ausdauertraining
  • Berücksichtigung der Reaktionsschnelligkeit
  • Training der drei Einflussgrößen:
  • Sprintkraft: Training des Sprints unter erschwerten Bedingungen nach der Wiederholungsmethode und im Zusammenhang mit dem Krafttraining.
  • Sprintschnelligkeit: Realisierung des Grundprinzips, dass Schnelligkeit letztlich nur durch Schnelligkeitstraining erreicht werden kann.
  • Sprintausdauer: Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung.

Literatur

  • Zaciorskij, V.M. Der Einfluss von sportlicher Betätigung auf die Lebensdauer (russ.) (Literaturübersicht)Theorie und Praxis der Körperkultur, Moskau, (1988)

Siehe auch: Bewegung

Weblinks

  • [1]Instituts für angewandte Trainingswissenschaft

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