- Lantarel
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Strukturformel Allgemeines Freiname Methotrexat Andere Namen (S)-2-{4-[(2,4-Diaminopteridin- 6-ylmethyl)methylamino] benzoylamino}pentandisäure (IUPAC)
Summenformel C20H22N8O5 CAS-Nummer 59-05-2 PubChem 126941 ATC-Code DrugBank APRD00353 Kurzbeschreibung gelbes bis orange-braunes, kristallines Pulver [1] Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Wirkmechanismus Dihydrofolatreduktase-Inhibitior
Fertigpräparate - Lantarel®
- Metex®
- Neotrexat®
Verschreibungspflichtig: ja Eigenschaften Molare Masse 454,44 g·mol−1 Schmelzpunkt 182–189 °C [1]
Löslichkeit prakt. unlöslich in Wasser Dichlormethan und Ethanol(96%), löslich in Mineralsäuren und Laugen[2]
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [3]
T
GiftigR- und S-Sätze R: 25-36/37/38-46-60-61 S: 26-36/37/39-45 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Methotrexat (MTX) ist ein Analogon der Folsäure (Vitamin B9). Es inhibiert als Folsäure-Antagonist kompetitiv und reversibel das Enzym Dihydrofolat-Reduktase (DHFR). Der Wirkstoff wird als Zytostatikum (Antimetabolit) in der Chemotherapie eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Anwendung
Methotrexat wird vor allem bei schweren Erkrankungen eingesetzt. Zur Anwendung kann der Arzneistoff peroral (p.o.), intravenös (i.v.), intraarteriell (i.a.), subkutan (s.c.), intrathekal, intravitreal und als intramuskuläre Injektion (i.m.) verabreicht werden. Außerdem kann Methotrexat als Infusionslösung zur intravenösen, intramuskulären, intraarteriellen und zur intrathekalen Applikation angewendet werden.
Bei Anwendung von hochdosiertem Methotrexat (mehr als 500 mg/m2 KOF) ist die zeitlich in definierten Abständen erfolgende Gabe von Folinsäure (ein Antagonist und Antidot von Methotrexat) zwingend, da ansonsten schwere Komplikationen drohen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (meistens intravenös bis zu 3000 ml/m2 KOF/Tag) ist ebenfalls sehr wichtig zur Gewährleistung einer regelrechten Ausscheidung von Methotrexat. Zusätzlich wird der Harn stark alkalisiert, da die Löslichkeit von MTX aufgrund des Glutaminsäurerestes stark pH-abhängig ist. Bei einer Methotrexat-Vergiftung (beispielsweise bei Nicht-Ausscheiden von Methotrexat über die Niere) ist die Gabe des Methotrexat-spaltenden Enzyms Carboxypeptidase G2 erfolgreich. Diese baut MTX durch Abspaltung des Glutaminsäurerestes zu einem Metaboliten ab. Da die Wasserlöslichkeit dieses Metaboliten allerdings auch niedrig ist und weiterhin auch das Antidot Calciumfolinat abgebaut wird, wird diese Notfallbehandlung noch kritisch diskutiert.
Krebserkrankungen
Der Einsatz von Methotrexat bei Krebserkrankungen erfolgt fast immer in Kombination mit anderen Zytostatika. Zumeist wird Methotrexat dabei als intravenöse Infusion verabreicht. Subkutane Injektionen und intrathekale Gaben sind aber auch möglich. Methotrexat wird bei nachfolgenden Krebserkrankungen eingesetzt:
- Akute lymphatische Leukämie (ALL) – Kinder und Erwachsene
- Urothelkarzinom der Harnblase
- Mammakarzinom
- Medulloblastom, Ependymom – Kinder und Erwachsene
- Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) – Kinder und Erwachsene
- Osteosarkom – Kinder und Erwachsene
Bei den Tumorerkrankungen wird Methotrexat zumeist hochdosiert als intravenöse Infusion eingesetzt. Eine Verabreichung von Methotrexat in das Nervenwasser (intrathekal) wird entweder zur Vorbeugung oder zur Behandlung eines Befalls des Zentralnervensystems (Gehirn, Rückenmark) durch eine ALL oder ein NHL durchgeführt. Beim Medulloblastom und Ependymom erfolgt der Einsatz von Methotrexat sowohl als intravenöse Infusion als auch als intrathekale Gabe. Beim anaplastischen Astrozytom und Glioblastom im Kindesalter erfolgt eine hochdosierte intravenöse Therapie im Rahmen einer Behandlungsstudie.
In der Dauertherapie der akuten lymphatischen Leukämie sowie bestimmter Non-Hodgkin-Lymphome werden auch Methotrexat-Tabletten verabreicht (1-mal wöchentlich).
Autoimmunerkrankungen
Bei Autoimmunerkrankungen wird Methotrexat eingesetzt, um die bei diesen Erkrankungen krankhafte Aktivität (Überaktivität) des Immunsystems zu unterdrücken. Methotrexat kommt als Medikament der zweiten Stufe dann zum Einsatz, wenn die Medikamente der ersten Stufe (zum Beispiel Kortison) nicht ausreichen. Die Menge an Methotrexat, die bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird, ist meist sehr viel niedriger als die in der Therapie von Tumoren benötigte. Methotrexat gehört zu den wichtigen Basismedikamenten bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und kann, bei regelmäßigen Kontrolle der Blutwerte und der Organfunktion, über viele Jahre gegeben werden.
- rheumatoide Arthritis oder primär chronische Polyarthritis
- Juvenile idiopathische Arthritis
- Systemischer Lupus Erythematodes (SLE)
- Systemische Sklerose (Sklerodermie)
- Polymyositis-Dermatomyositis
- Psoriasis
- Multiple Sklerose
- Uveitis
- Morbus Crohn
- Churg-Strauss-Syndrom-CSS
- Morbus Boeck
- Rezidivierende Polychondritis
- Colitis Ulcerosa (als Reservemedikament bei Azathioprin-Unverträgichkeit)
- Polymyalgia rheumatica
- Riesenzellarteriitis
Extrauteringravidität
Methotrexat kann auch zur medikamentösen Beendigung einer Bauchhöhlen oder Eileiterschwangerschaft angewandt werden, da es auf sich schnell teilende Zellen, wie die Eizelle hemmend wirkt. Die Dosierung ist dabei viel niedriger als in der Krebstherapie. [4]
Nebenwirkungen
Wie bei anderen Zytostatika auch, leiten sich die Nebenwirkungen vor allem von den hemmenden Auswirkungen auf sich schnell teilende Körperzellen ab. Sie sind jedoch sehr viel stärker bei hochdosierter Gabe bei Tumoren als bei niedrigdosierter, manchmal langjähriger Gabe bei rheumatischen Erkrankungen.
- Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, gastrointestinale Blutungen
- Blutbildendes System: Anämie, Leukopenie
- Keimzellen: Störung in der Spermatogenese und der weiblichen Eizelle
- Haarausfall
- Schädigungen innerer Organe, vor allem bei längerer Gabe: Lungenfibrose, Nierenschädigung, Leberschädigung, Blasenschädigung, Schädigung von inneren Schleimhäuten
- Infektanfälligkeit
- Störungen im Zentralnervensystem
Fertilität
Bei Frauen wird die Fertilität durch eine Methotrexat-Therapie nicht beeinträchtigt. Bei Männern kann die Spermienzahl verringert sein. Dies normalisiert sich jedoch nach Absetzen des Medikaments.[5]
Schwangerschaft, Stillzeit und Kinderwunsch
Eine Schwangerschaft muss bei der Behandlung mit MTX ausgeschlossen sein, da Schäden im Erbgut auftreten können. Störungen bei der Bildung von Spermien und Eizellen sind möglich, daher muss während der Behandlung und nach Abschluss der Behandlung für die folgenden drei bis sechs Monate die Empfängnisverhütung gewährleistet sein.
Als Antidot steht die Folinsäure und Carboxypeptidase G2 zur Verfügung.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c Thieme Chemistry (Hrsg.): RÖMPP Online - Version 3.2. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart 2008.
- ↑ European Pharmacopoeia Online
- ↑ Sicherheitsdatenblatt Merck Bioscience
- ↑ [http://www.springerlink.com/content/951m655008579103/ Extrauteringravidität — Konservative Therapie mittels lokaler Methotrexatinjektion]
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.
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