- Lappefresser
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Die Ober-Mörler Fassenacht ist eine überregional bekannte in Ober-Mörlen gefeierte „Fassenacht“. Sie wird durch die beiden Karnevalsvereine 1. Ober-Mörler Karnevals Gesellschaft Mörlau e.V. (1. KG Mörlau) von 1948 und Mörlauer Carneval Club e.V. (MCC) von 1956 mit jeweils rund 550-600 Mitgliedern gepflegt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Begründet liegt dieser Brauch in der „närrischen Schlittenfahrt“ die durch ein im Rittersaal des als Rathaus dienenden Ober-Mörler Renaissanceschlosses befindlichen Gemäldes aus dem Jahre 1753 verbürgt ist. In diesem sind Maskierte und Kostümierte Narren dargestellt, die in geschmückten Pferdeschlitten durch die verschneite Landschaft fahren. Das „Klein Mainz im Usatal“ hat diesen Brauch über all diese Jahre gepflegt und rund 20% der Ober-Mörler Bürger sind in einem der Karnevalsvereine organisiert.
Seit Beginn der organisierten Fastnacht durch die KG Mörlau 1948 ist der Mohr von Mörlau – entliehen aus dem alten Ortswappen – Symbol der 1. KG Mörlau und des Ober-Mörler Karnevals.
Jeder der beiden Karnevalsvereine hat seine eigenen Saalveranstaltungen: Gala- bzw. Kostümsitzungen, Kindersitzungen, Weibersitzung (1. KG Mörlau), Herrensitzung (1. KG Mörlau), Ball der tausend Masken (MCC). Eröffnet wird der Straßenkarneval am Fastnachtssamstag mit dem Stürmen des Rathauses (MCC). Beendet wird der Karneval durch die Trauerrede des Präsidenten der 1. KG Mörlau an der, von dem Künstler Klaus F. Roth entworfenen, Fastnachtsplastik „Narrenschiff“ auf dem „Fastnachtsplatz“ sowie der Versenkung der Fastnacht durch den MCC an der Usabrücke. Am Aschermittwoch erfolgt durch das Prinzenpaar die Rückgabe des am Fastnachtssonntag an die Narren übergebenen Gemeindeschlüssels.
Ablauf
Am Fastnachtssonntag findet der von der 1. KG „Mörlau“ als Veranstalter organisierte, seit Jahren auf 111 Zugnummern beschränkte Fastnachtszug durch das geschmückte Dorf statt. Die Tradition des Straßenkarnevals ist bedeutend älter als die Karnevalsvereine und wurde bis vor dem II. Weltkrieg ohne Organisation gefeiert. Neben den beiden Karnevalsvereinen nehmen viele der Ober-Mörler Ortsvereine sowie eine große Anzahl an befreundeten Karnevalsvereinen am Zug teil. Dieser ist ein Publikumsmagnet und ist hessenweit an diesem Tage der größte Zug der Wetterau und einer der größten Fastnachtszüge Hessens. So strömen in jedem Jahr zwischen 20.000 und 35.000 Besucher in den Ort um die Tanzgarden, die Motiv- und Komiteewagen sowie die Spielmanns- und Fanfarenzüge zu erleben. Im Jahr 2007 wurde der Rekord mit rund 50.000 Besuchern erreicht. Besondere Gruppen des Straßenkarnevals sind:
- Die "Dippeklopper" eine weibliche Trommelgruppe die ab dem Dreckigen Donnerstag bis zum Veilchendienstag das närrische Treiben bereichert. Entstanden 2006/07
- Die "Wintersteingeister" im Stil der Allemannischen Fassenacht geschnitzte Holzmasken des Schnitzers Albert Recht. Entstanden 2004
- Die Hexen mit Ratschen, Besen und Scheren (bis zu 2,5m langen "Erschreckwerkzeugen")Entstanden 1986
- Die "Lappefresser" (Umgangsname der Ober-Mörler; in -mit verschiedenfarbigen Lappen- benähten Anzügen)Entstanden 1973 (siehe unten)
- Die Dominos in verschiedenen Farben (Gesichtsmasken und lange, einfarbigen Kaputzenmäntel). Entstehung unbekannt
Der "Schlachtruf" der Ober-Mörler Karnevalisten ist das "Mörlau" das eine Abwandlung des Mainzer "Helau" darstellt und so die Symbiose zu dem Umgangssprachlichen Namen des Ortes "Mörle" darstellt.
Jedoch gibt es zwischen den beiden Karnevals-Vereinen bezüglich des verdreifachten "Schlachtrufes" einen Unterschied: während die 1. KG "Mörlau" mit "Mörlau, Mörlau, Mörlau"grüßt, lässt der "MCC" ein Mirle-Mörlau, Mirle-Mörlau, Mirle-Mörlau erschallen.
Die Mörlauer Fastnachtsfarben
Die Ober-Mörler Fastnacht besitzt eine eigene Flagge. Sie basiert im Grunde auf der Fahne der Mainzer Fastnacht. Dort ist diese wie vieles andere ursprünglich als politische Karikatur entstanden. In Mainz, das des Öfteren französisch besetzt war, wurden die Fastnachtsfarben aus der französischen Tricolore abgeleitet. Um das Verspotten der Besatzungsmacht zu verschleiern, wurden die französischen Farben wie folgt gedreht: rot-weiß-blau (Tricolore: blau-weiß-rot) und das goldgelb der katholischen Kirchenfahne hinzugefügt. Katholiken stellten zur Entstehungszeit die Mehrheit der Bevölkerung. Auf dem Weg durch die katholisch geprägten Gemeinden zum ebenfalls überwiegend katholischen Ober-Mörlen dieser Zeit kam das blau des Öfteren abhanden und wurde durch die Farbe grün ersetzt. Offenbar um das Winterende zu symbolisieren. In Ober-Mörlen fügte man der Mainzer Fahne jedoch die Farbe grün hinzu. Somit besteht die Fahne beider Ober-Mörler Kooperationen traditionell aus den nun fünf Farben. Diese symbolisieren natürlich die 5 Jahreszeiten.
Die Mörlauer Prinzenpaare
1948 herrschte zunächst ein "Prinz Karneval" ab 1948 ein Prinzenpaar. Die Inthronisation findet in jedem Jahr an der Eröffnungsveranstaltung zum 11. November statt. Traditionell wird vom scheidenden Prinzen hierbei symbolisch die Prinzenkappe und das 1952/53 geschaffene Zepter weitergegeben. Die scheidende Prinzessin "krönt" zusammen mit der scheidenden und der neuen Hofdame unter den Klängen der Prinzenfanfare die neue Prinzessin mit der gleichfalls 1952/53 geschaffenen silbernen Krone. Begleitet wird das Herrscherpaar von Hofdame und Hofmarschall. Seit der Kampagne 2003/04 begleitet der "Mohr von Mörlau" das Ober-Mörler Prinzenpaar zu allen Auftritten.
Die Reihe der Prinzenpaare ist seit 1948 bis zum heutigen Tag ungebrochen.
Die Lappefresser
Dies ist eine umgangssprachliche Bezeichnung der Einwohner der Gemeinde Ober-Mörlen. Die Herkunft rührt aus einer Zeit in der die Ränder der Gemeinden im Oberhessischen Raum Lappen genannt wurden. Durch das Versetzen der Grenzsteine "fraßen" die Einwohner der Gemeinde Ober-Mörlen die Lappen, in der Hauptsache die der Gemeinde Nieder-Mörlen, worauf diese so oft zu dem zuständigen Gericht in dem damaligen Nauheim (heute Bad Nauheim) laufen mussten und sich auf diesem Weg "Blaue Füße" holten, was ihnen den Namen "Bloo Fois" einbrachte.
Der in Ober-Mörlen beheimatete Grafiker Klaus F. Roth nahm sich in den 70er Jahren des 20 Jahrhunderts dieser Lokalhistorie an und schuf die Ober-Mörler Fassenachtsgruppe die "Lappefresser". Diese Gruppe begeistert nach wie vor durch ihre vielfarbigen mit Filzlappen benähten Kostüme und Hüte das närrische Publikum.
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