Latgale

Latgale
Typische Seenlandschaft in Lettgallen

Lettgallen (lettgallisch: Latgola, lettisch: Latgale, polnisch: Łatgalia) ist eine der fünf historischen Landschaften Lettlands. Historisch gesehen ist Lettgallen eine Region mit einem ausgeprägten multikulturellen Charakter. Es umfasst den binnenländischen, an Litauen und Weißrussland grenzenden Südostteil des Landes, in dem neben den Lettgallen traditionell Juden, Polen, Litauer, Weißrussen und russische Altgläubige leben. Durch Lettgallen fließt die Daugava (deutsch: Düna), außerdem ist die Landschaft reich an Seen.

Geschichte

Lettgallen ist der Teil Livlands, der 1620 nicht zu Schweden kam, sondern unter polnischer Oberhoheit blieb. Es wurde früher daher auch Polnisch Livland genannt. Anders als in anderen Teilen Lettlands spielten die Deutschen nur in der Stadt Dünaburg (Daugavpils) eine wesentliche Rolle. Daher wurde die Reformation hier nicht eingeführt, sodass die Einwohner Lettgallens anders als ihre Landsleute in den anderen lettischen Landschaftsgebieten bis heute mehrheitlich Katholiken sind und eine eigene Regionalsprache oder regionalen Dialekt, das Lettgallische sprechen. Teilweise betrachten sich die Lettgallen als eigenständige von den Letten unabhängige Volksgruppe.

Die städtische Bevölkerung Lettgallens war seit Jahrhunderten mehrheitlich jüdisch. Nach der Volkszählung von 1897 waren beispielsweise 54 % der Einwohner von Rēzekne und Ludza Juden. In der größten Stadt Lettgallens, in Daugavpils, lag der jüdische Bevölkerungsanteil bei 46 %. Einst gab es beispielsweise in Daugavpils etwa 40 Synagogen und jüdische Bethäuser. Nach den gewaltigen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und der nahezu vollständigen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung blieb nur eine Synagoge bestehen.

Heute ist der russische Bevölkerungsanteil relativ hoch (regional bis gegen 80%), besonders um die städtischen Zentren Daugavpils (deutsch: Dünaburg) und Rēzekne (deutsch: Rositten).

Städte

Literatur

  • Norbert Angermann, Die russische Herrschaft im östlichen und mittleren Livland 1654-1667, in: Aus der Geschichte Alt-Livlands. Festschrift für Heinz von zur Mühlen zum 90. Geburtstag, hrsg. von Bernhart Jähnig, Münster 2004 (= Schriften der Baltischen Historischen Kommission; 12), S. 351-367.
  • Inge Lukšaite, Reformation und Gegenreformation in ihrer historischen Bedeutung für Litauen, Lettgallen und Kurland, in: Die baltischen Staaten im Schnittpunkt der Entwicklungen: Vergangenheit und Gegenwart, hrsg. von Carsten Goehrke, Basel 2002 (= Texte und Studien der Arbeitsstelle für Kulturwissenschaftliche Forschungen; 4), S. 59-73.
  • Bogusław Dybaś, Polnisch-Livland (Lettgallen) im 18. Jahrhundert. Ein Land zwischen Staaten und Nationen, in: Das Baltikum im Spiegel der deutschen Literatur. Carl Gustav Jochmann und Garlieb Merkel. Beiträge des Internationales Symposions in Riga vom 18. bis 21. September 1996 zu den kulturellen Beziehungen zwischen Balten und Deutschen, hrsg. von Michael Schwidtal, Heidelberg 2001 (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; 181), S. 241-246.
  • Ernst Benz, Zwischen konfessioneller, regionaler und nationaler Identität. Die Katholiken in Lettgallen und Lettland im 19. und 20. Jahrhundert, in: Nordost-Archiv Bd. 7 (1998), S. 443-495.
  • Regional Identity of Latgale (= Humanities and social sciences, Latvia; 3 (36), 2002), Riga 2002.
  • Geoffrey Swain, Between Stalin and Hitler. Class War and Race War on the Dvina 1940-1946 (= BASEES Routledge Curzon Series on Russian and East European Studies; 15), London 2004.
  • The Jews in Latvia, hrsg. von M. Bobe u. a., Tel Aviv 1971.

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