Launeddas

Launeddas
Launeddas
Rohrblätter von Launeddas, geschabt bzw. mit Wachs beschwert
Instrumente in verschiedenen Stimmungen im Lederköcher
Mittelalterliche Abbildung um 1300 n. Chr. mit dreifachem Rohrblattinstrument von der iberischen Halbinsel

Die Launeddas sind ein traditionelles sardisches Blasinstrument mit Einfachrohrblatt, das dort schon seit etwa 2900 Jahren in Gebrauch ist. Sie bestehen aus zwei kürzeren Melodierohren (Mancosedda und Mancosa Manna), und einer längeren dritten Bordunpfeife ohne Grifflöcher (Tumbu).

Die beiden Melodierohre haben vier rechteckige Grifflöcher, darunter sitzt ein fünftes, längliches Stimm- und Schallloch. Die Rohre und Rohrblätter werden aus Pfahlrohr und der sardischen Rohrsorte arundo pliniana turra angefertigt. Zur Stimmung werden die Zungen des Rohrblattes mit Wachsklumpen beschwert.

Die Launeddas werden in verschiedenen Größen und Stimmungen verwendet und in verschiedenen Kombinationen gespielt. Zur Aufbewahrung der unterschiedlichen Melodierohre dient ein Lederköcher (Straccasciu).

Inhaltsverzeichnis

Spielweise

Die beiden Melodiepfeifen werden üblicherweise zweistimmig polyphon gespielt. Die linke Hand hält gleichzeitig die Tumbu und die Mancosedda, welche auch miteinander verbunden sind (Croba). Die rechte Hand spielt die melodieführende Mancosa Manna. Traditionell werden die Launeddas mit Zirkularatmung gespielt. Die Launeddas werden bei den sozialen Anlässen des bäuerlichen und kirchlichen Lebens gespielt, insbesondere zur Begleitung von Umzügen und sardischen Tänzen.

Geschichte und Verbreitung

Die Launeddas sind verwandt mit den Einfachrohrblattinstrumenten im Alten Ägypten. Eine auf Sardinien gefundene, phallische Bronzestatuette belegt eine Vorform mit drei gleichlangen zylindrischen Rohren, ähnlich den bis in die Gegenwart auf Sardinien erhaltenen Benas. Die ca. 8 cm hohe Figur zeigt einen Spieler, der die Spielrohre mit ausgestreckten Armen am unteren Ende greift. Sie wird auf etwa 1.000 v. Chr. datiert. Somit sind die sardischen Rohrblattinstrumente älter als der griechisch-römische Aulos.[1]

Im Mittelalter waren Dreifachinstrumente auch in anderen europäischen Gegenden verbreitet. Es sind Abbildungen mit drei parallelen Schallrohren nachgewiesen (davon zwei Bordunrohre ohne Grifflöcher). Sie stammen von der iberischen Halbinsel (Cantigas de Santa Maria)[2] und aus einer englischen Handschrift (Codex der Canterbury School 12. Jhd.).[3]

Ähnlich wie in Sardinien haben sich vor allem im Mittelmeerraum und im vorderen Orient Instrumente mit Einfachrohrblätter und zylindrischen Bohrungen erhalten. Vgl. das türkische Sipsi (einfaches Schallrohr), den libanesischen Midschwiz (zwei Melodiepfeifen, ohne Bordunpfeife) und den ägyptischen arghūl (eine Melodiepfeife, eine Bordunpfeife).

Interpreten

Berühmte sardische Launeddasspieler sind zum Beispiel Fabio Melis, Luigi Lai, Antonio Lara und Dionigi Burranca. Viele Launeddasspieler bauen ihr Instrument selbst, so zum Beispiel Cesare Carta, ein Launeddasmeister aus der Stadt Nuoro in der Barbagia (Sardinien).

Einzelnachweise

  1. Heinz Becker: Zur Entwicklungsgeschichte der antiken und mittelalterlichen Rohrblattinstrumente. Hamburg 1966, S. 111
  2. Zu den Instrumenten, die in den Handschriften der "Cantigas" abgebildet sind, vgl. die Darstellung Medieval Instruments VIb, Winds
  3. Becker, Entwicklungsgeschichte, S. 112

Siehe auch

Literatur

  • Gian Nicola Spanu (Hrsg.): Sonos – Strumenti della musica popolare sarda. Ilisso Edizioni, Istituto Superiore Regionale Etnografico, Nuoro 1994, ISBN 88-85098-30-4 Online-Ausgabe, S. 136–160

Weblinks


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