Lazinka

Lazinka
Kyrillisch (Weißrussisch)
Лацiнка
Łacinka: Łacinka
Transl.: Lacinka
Transkr.: Lazinka

Łacinka, das weißrussische lateinische Alphabet, wird seit dem 17. Jahrhundert neben dem kyrillischen Alphabet für das Weißrussische verwendet und war zeitweise auch als offizielles Alphabet gebräuchlich.


Inhaltsverzeichnis

Vergleich

Die Łacinka basiert auf ähnlichen Prinzipien wie die Alphabete des Polnischen, Tschechischen, Litauischen u. a.:

Kyrillisch Łacinka
А а A a
Б б B b
В в V v
Г г H h
Ґ ґ G g
Д д D d
Е е Je je oder ie (nach Konsonant) bzw. e (nach л)
Ё ё Jo jo oder io (nach Konsonant) bzw. o (nach л)
Ж ж Ž ž
З з Z z oder Ź ź (vor ь)
І і I ji oder i
Й й J j
К к K k
Л л L l (weich, vor ь, я, е, и, ё, ю) oder Ł ł (hart)1
М м M m
Н н N n oder Ń ń (vor ь)
О о O o
П п P p
Р р R r
С с S s oder Ś ś (vor ь)
Т т T t
У у U u
Ў ў Ŭ ŭ
Ф ф F f
Х х Ch ch
Ц ц C c oder Ć ć (vor ь)
Ч ч Č č
Ш ш Š š
Ы ы Y y
Ь ь Verweichung und j wenn vor Vokalen
Э э E e
Ю ю Ju ju oder iu (nach Konsonant) bzw. u (nach л)
Я я Ja ja oder ia (nach Konsonant) bzw. a (nach л)

1 bei doppeltem "л" bestimmt die Stellung des zweiten die Umschrift beider Konsonanten (Bsp.: Наталля = Natalla)

Geschichte

Die Verwendung der jeweiligen Schrift hing mit der Religionszugehörigkeit des weißrussischen Volkes zusammen. Seit den Zeiten der Kiewer Rus war das weißrussische Volk orthodox und benutzte das für das Altostslawische typische kyrillische Alphabet, das auf die orthodoxen Slawenaposteln Kyrill und Method zurückgeht. Mit der Zwangsmissionierung der westweißrussischen Gebiete unter polnischer Herrschaft zum Katholizismus erschienen die ersten in Lateinschrift geschriebenen Dokumente der weißrussischen Sprache (siehe auch Geschichte Weißrusslands). Die ersten Werke der modernen weißrussischen Literatur und die ersten weißrussischen Zeitschriften erschienen im 19. Jahrhundert auch in lateinischer Schrift. Viele Merkmale, die für die moderne weißrussische kyrillische Orthografie typisch sind, erschienen erstmals in der Łacinka (konsequente phonetische Schreibung, der Buchstabe ŭ/ў u. a.).

Buch von Jan Barščeŭski, Wilna 1911

Mit der Ausbreitung der russischen Sprache und damit des kyrillischen Alphabets stiegen weißrussische Publizisten Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise wieder zurück zum kyrillischen Alphabet um.

In den 20-er und 30-er Jahren des 20. Jh. wurde in weißrussischen philologischen Kreisen heftig über einen möglichen Umstieg auf das lateinische Alphabet diskutiert. Die Diskussion wurde durch die kommunistische Repressionen und die sowjetische Russifizierungspolitik beendet – der Gebrauch der Łacinka wurde in der Sowjetrepublik Weißrussland als konterrevolutionär bezeichnet und verboten. Das lateinische Alphabet blieb in Westweißrussland (bis zur Zwangsvereinigung mit der Sowjetrepublik Weißrussland in der Folge des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt im Jahr 1939) in Gebrauch, ebenso unter Emigranten in den USA, Kanada, Australien usw.

Heute wird die Łacinka recht oft von aktiven Weißrussischsprechern benutzt, vor allem im Internet.

Beispiel

Mahutny Boža, eine religiöse Hymne von Belarus (Text: Natalla Arseńnieva, Musik: Mikola Ravenski)

Kyrilliza:

Магутны Божа

Магутны Божа! Ўладар сусьветаў,
Вялікіх сонцаў і сэрц малых!
Над Беларусяй, ціхай і ветлай,
Рассып праменьні свае хвалы.
Дай спор у працы штодзеннай, шэрай,
На лусту хлеба, на родны край,
Павагу, сілу і веліч веры
У нашу праўду, у прышласьць - дай !
Дай урадлівасьць жытнёвым нівам,
Учынкам нашым пашлі ўмалот!
Зрабі магутнай, зрабі шчасьлівай
Краіну нашу і наш народ!
Łacinka:

Mahutny Boža

Mahutny Boža! Ŭładar suśvietaŭ,
Vialikich soncaŭ i serc małych!
Nad Biełarusiaj cichaj i vietłaj
Rassyp pramieńni svaje chvały.
Daj spor u pracy štodzionnaj šeraj,
Na łustu chleba, na rodny kraj,
Pavahu, siłu i vielič viery
U našu praŭdu, u pryšłaść – daj!
Daj uradlivaść žytniovym nivam,
Učynkam našym pajšli ŭmałot!
Zrabi mahutnaj, zrabi ščaślivaj
Krainu našu i naš narod!

Offizielle Anerkennung

Ein Łacinka sehr nahes offizielles System zur Transkription weißrussischer Namen wurde am 23. November 2000 vom Staatlichen Komitee für Land, Geodäsie und Kartographie eingeführt. Der Hauptunterschied besteht in der Anwendung der Regel zur Wiedergabe der Weichheit von Konsonanten auf den Buchstaben Ll: wie bei Nn – Ńń, Cc – Ćć wird auch ль durch Ĺĺ wiedergegeben. Der Buchstabe Łł fehlt im offiziellen System.

Weblinks


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