Annette von Droste zu Hülshoff

Annette von Droste zu Hülshoff
Annette von Droste-Hülshoff, Gemälde von Johann Joseph Sprick (1838)

Annette von Droste-Hülshoff (Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; * 12. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster; † 24. Mai 1848 in Meersburg) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Annette von Droste-Hülshoff, Daguerreotypie (1845)
Grabstein in Meersburg, 2006

Annette von Droste-Hülshoff stammte aus dem altwestfälischen, katholischen Adel. Sie wurde als Tochter von Clemens August von Droste-Hülshoff und Therese von Haxthausen am 12. Januar 1797 auf der westfälischen Burg Hülshoff zwischen Havixbeck und Roxel bei Münster geboren. Annette von Droste-Hülshoff führte ein zurückgezogenes und eingeengtes Leben. In ihrer Kindheit und Jugend kränklich, bedingt durch ihre Frühgeburt, wurde sie in den Jahren 1812 bis 1819 von Professor Anton Matthias Sprickmann unterrichtet und gefördert. Nach dem Tod ihres Vaters 1826 wurde der Familienbesitz von ihren Bruder Werner übernommen, so dass sie sowie ihre ältere Schwester Jenny mit ihrer Mutter auf deren Witwensitz dem Haus Rüschhaus bei Nienberge übersiedelten.

Eine erste größere Reise führte sie 1825, ein Jahr vor dem Tod ihres Vaters, an den Rhein nach Köln, Bonn und Koblenz. In Bonn, wo ihr Vetter Clemens August von Droste-Hülshoff lebte, verband sie eine Freundschaft mit Sibylle Mertens-Schaaffhausen; zu deren Freundeskreis zählten außer Annette von Droste-Hülshoff Johanna- und Adele Schopenhauer und Goethes Schwiegertochter Ottilie. In Bonn, das sie bis 1842 mehrfach besuchte, begegnete Annette von Droste-Hülshoff außerdem August Wilhelm Schlegel. Zwar stand Annette von Droste-Hülshoff in brieflichem Kontakt mit intellektuellen Zeitgenossen wie den Brüdern Grimm, sie entzog sich aber niemals den Anforderungen ihrer Familie, etwa wenn sie immer wieder als Krankenpflegerin herangezogen wurde. Da sie ständig selbst kränkelte, standen für sie ein Bruch mit der Familie oder der Versuch nie zur Debatte, durch ihre Schriftstellerei ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wohl aber sah sie ihre Berufung als Dichterin. Auch ihre Mutter erkannte dies und unterstützte ihre Tochter, indem sie beispielsweise versuchte, den Kontakt mit Christoph Bernhard Schlüter herzustellen, was aber zunächst misslang, da dieser die zugesandten Manuskripte für nicht ausreichend erachtete.

Annette von Droste-Hülshoff nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst, große Kunst zu schaffen. Ihre Balladen wurden berühmt (Der Knabe im Moor), wie auch ihre Novelle (Die Judenbuche). Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus „Das geistliche Jahr“, in dem aber - typisch für die Zeit - auch die Zerrissenheit des Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Suche gestaltet wird. Die Ausführungen in diesem Werk werden heute als biographisch erachtet, da sie über 20 Jahre an dem gesamten Zyklus arbeitete. Bedeutend für ihr literarisches Wirken waren ihre Reisen an den Bodensee, wo sie zunächst zusammen mit der Mutter ihre Schwester Jenny besuchte, die den Freiherrn Joseph von Laßberg („Sepp von Eppishusen“) geheiratet hatte, der sich mit mittelalterlicher Literatur beschäftigte.

Ab 1841 wohnte sie vorwiegend bei ihrem Schwager auf Schloss Meersburg am Bodensee, sah ihr Zuhause aber weiterhin im Rüschhaus bei Nienberge, wo unter anderem ihre Amme, die sie bis zu deren Tode pflegte, und ihre Mutter wohnten. Mit Levin Schücking verband sie seit 1837 eine Dichterfreundschaft; er war der Sohn einer Freundin, die verstarb, als Schücking ca. 17 Jahre alt war. Durch ihre Vermittlung wurde er 1841 auf Schloss Meersburg Bibliothekar. Insbesondere unter dessen Inspiration entstand in Meersburg ein Großteil ihrer „weltlichen“ Gedichte. Annette erwarb am 17. November 1843 ein Haus, das Fürstenhäusle, am Stadtrand inmitten der Weinberge in Meersburg. Am Nachmittag des 24. Mai 1848 verstarb Annette von Droste-Hülshoff auf Schloss Meersburg am Bodensee, vermutlich an einer schweren Lungenentzündung. Ihr Grab befindet sich auf dem Meersburger Friedhof.

Ehrungen

Der Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis sowie der Droste-Preis der Stadt Meersburg wurden nach ihr benannt.

Verweise

Burg Hülshoff, 2006
Haus Rüschhaus, 2006
Schloss Bökerhof in Bökendorf, Mittelpunkt des Bökendorfer Romantikerkreises, 2006
Fürstenhäusle in Meersburg, 2005
Droste-Hülshoffs Sterbezimmer in der Burg Meersburg, 2006

Werke und Originalausgaben von Annette von Droste-Hülshoff

Literatur über Annette von Droste-Hülshoff

  • Peter Berglar: Annette von Droste-Hülshoff. Rowohlt Verlag, Reinbek 1967
  • Dieter Borchmeyer: Des Grauens Süße. Annette von Droste-Hülshoff, München 1997 (Hanser). Überarb. Neuaufl.: Annette von Droste-Hülshoff. Darf nur heimlich lösen mein Haar, München 2003 (Deutscher Taschenbuch Verlag).
  • Monika Ditz/ Doris Maurer: Annette von Droste-Hülshoff und ihre Freundinnen, Turm-Verlag, 2006, ISBN 3-929874-05-9
  • Walter Gödden: Die andere Annette. Paderborn 1992
  • Walter Gödden: Tag für Tag im Leben der Annette von Droste-Hülshoff, Daten Texte, Dokumente, Paderborn 1996
  • Walter Gödden: „Sehnsucht in die Ferne“ Reisen durch die Biedermeierzeit. Düsseldorf 1996
  • Ursula Koch: Nur ein Leuchten dann und wann, Brunnen Verlag Gießen 2001, ISBN 3-7655-1685-6
  • Doris Maurer: Annette von Droste-Hülshoff. Ein Leben zwischen Auflehnung und Gehorsam, Keil-Verlag, Bonn 1987, ISBN 3-921591-22-8
  • Doris Maurer: Annette von Droste-Hülshoff. Turm-Verlag 1996, ISBN 3929874016
  • Ilse Pohl: Miniaturen - Über Cornelia Goethe, Adele Schopenhauer, Clara Schumann und Annette von Droste-Hülshoff. Verlag der Cornelia Goethe Akademie 2005, ISBN 3-933800-06-4
  • Heiko Postma: »Und darf nur heimlich lösen mein Haar...« Über die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. jmb-Verlag 2008, ISBN 978-3-940970-08-4
  • Ronald Schneider: Annette von Droste-Hülshoff, Stuttgart 1995 (2. vollständig neu bearbeitete Auflage).
  • Levin Schücking: Annette von Droste, Ein Lebensbild, Hannover 1862 (Karl Rümpler, 162 Seiten)
  • Alfons Semler: Das Testament der Annette von Droste-Hülshoff; in: „Jahrbuch der Droste-Gesellschaft“, hrsg. von Clemens Heselhaus, Bd. 2, 1948-1950; S. 83-87.
  • Emil Staiger: Annette von Droste-Hülshoff. Frauenfeld 1967

Medien

  • Audio-Book: Annette von Droste-Hülshoff. HörVerlag. München 1997 (Inhalt: Walter Gödden, Nachtwandlungen, Hörspiel - Penny S. Michel liest Gedichte der Droste)
  • „Levin, lieber Junge“. Annette von Droste-Hülshoffs Briefwechsel mit Levin Schücking. Ardey-Verlag, Köln/Münster 2000, ISBN 3-87023-119-X [Edition Nyland. zwei Audio CDs]
  • Annette von Droste-Hülshoff: Ledwina. Ein Hörfeature von Walter Gödden. Gelesen von Sabine Negulescu. Aschendorff, Münster 2007, ISBN 3-402-00435-6
  • Allein mit meinem Zauberwort, Annette von Droste-Hülshoff am Bodensee, VHS-Video, SWR Landesschau 2000, SWR Media GmbH Baden-Baden
  • Im Münsteraner Tatort bringen die Autoren immer wieder eine Hommage an Droste-Hülshoff unter, etwa in Folge 511 („Der dunkle Fleck“, 2002), an deren Anfang die Ballade Der Knabe im Moor gebracht wird, oder in Folge 659 („Ruhe sanft!“, 2007), in der in einer nächtlichen Friedhofsszene „Die tote Lerche“ rezitiert wird.

Weblinks

Siehe auch


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