Legion Kondor

Legion Kondor
Truppenfahne der Legion Condor

Die Legion Condor war ein Expeditionskorps der deutschen Wehrmacht an der Seite von General Franco im Spanischen Bürgerkrieg. Es setzte sich vorwiegend aus Verbänden der Luftwaffe zusammen. Weitere Truppen des Heeres (Panzer-, Nachrichten-, Transportverbände) und der Marine (Gruppe Nordsee und Ausbildungseinheiten) wurden in die Legion eingegliedert. Mit eigenen Uniformen und ohne deutsche Hoheitsabzeichen wurde die Legion eingesetzt, um die putschenden Generäle im Kampf gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung zu unterstützen.

Der militärische Einsatz diente der Wehrmacht wie auch allen anderen im Spanischen Bürgerkrieg intervenierenden Ländern als Testfeld für neu entwickelte Waffen. Die Erfahrungen wurden unter anderem für die Vorbereitungen des Polenfeldzuges genutzt.

Besonders bekannt wurde die Legion Condor durch die kriegsvölkerrechtswidrige Bombardierung und Zerstörung Gernikas.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfangsunterstützung für die Putschisten

Der Bürgerkrieg begann zu einer Zeit, in der ein Großteil der spanischen Streitkräfte in Marokko stationiert war. Da die Marine zum größten Teil loyal zur republikanischen Regierung stand, blieb nur der Luftweg, um die Truppen der Putschisten auf das spanische Festland zu bringen. Spanien verfügte zu diesem Zeitpunkt nur über rudimentäre Luftkriegskapazitäten, da für eine reguläre Luftstreitmacht kein Bedarf bestanden hatte.

Bevor die aufständischen spanischen Generäle im Sommer 1936 losschlugen, suchten sie um Unterstützung in Berlin nach, erhielten jedoch keine Zusagen. Die deutsche Wehrmachtsführung wie auch das Auswärtige Amt hielten nichts davon, sich auf ein Abenteuer im Spanischen Bürgerkrieg einzulassen, das Risiko eines Fehlschlags schien ihnen zu hoch. Deutschland hatte im Gegensatz zu Italien keine Interessen am Mittelmeer.

Franco wandte sich über die Auslandsorganisation der NSDAP direkt an Hitler. Das Reichsluftfahrtministerium leitete deren Abgesandte an Hermann Göring weiter, der sich über Admiral Wilhelm Canaris mit den zuständigen italienischen Stellen in Verbindung setzte. Hitler befahl, Franco mit Flugzeugen zu versorgen. General Franco erhielt als Soforthilfe zunächst drei Ju 52-Transportmaschinen. Am 30. Juli entsandte Italien eine aus zwölf Transportflugzeugen vom Typ Savoia-Marchetti SM.81 bestehende Staffel, die tags darauf in Spanisch-Marokko landete. Am 22. August 1936 trafen außerdem die deutschen Dampfer Kamerun und Wigbert mit Kriegsmaterial für die aufständischen Truppen ein.

Aufstellung und Einsatz

Ein Bomber der Legion Condor auf einem spanischen Flugplatz im Jahr 1939
Das von der Legion Condor zerstörte Guernica

Nachdem im Oktober 1936 die militärische Lage im Bürgerkrieg stagnierte und die Republikaner an einigen Frontabschnitten durch die Unterstützung der Internationalen Brigaden aus der Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien und den USA (Lincoln-Brigade) im Vordringen waren, entschloss sich Hitler am 30. Oktober zu einer verstärkten Unterstützung Francos mit Luftwaffeneinheiten. Bestärkt wurde er durch die Entsetzung der im Alcázar von Toledo zwei Monate belagerten Zivilgardisten durch Francos marokkanische Truppen, welche international großes Aufsehen erregte.

Das deutsche Expeditionskorps wurde nach und nach zwischen Juli und Dezember 1936 aufgestellt. Ein „Sonderstab W“ unter Leitung des Fliegergenerals Helmut Wilberg suchte die „Freiwilligen“ aus. Angehörige der Legion Condor konnten mit dem Dienst in Spanien ihre Wehrdienstzeit verringern und verdienten ein Vielfaches an Sold im Vergleich zu den im Reich stationierten Soldaten. Federführend in Deutschland war das Reichsluftfahrtministerium. Die Flieger reisten in Zivilkleidung und angeblich als Urlauber im Rahmen eines von Kraft durch Freude organisierten Ferienprogramms nach Spanien. Dort erhielten sie eine bräunlich-olivfarbene Uniform, ohne jeden Hinweis auf ihre Herkunft aus der Wehrmacht.

Eine Flugzeuggruppe wurde am 27. Juli auf dem Luftweg verlegt, die ersten Truppenteile wurden am 31. Juli 1936 auf dem Flugplatz Döberitz verabschiedet und legten am 1. August 1936 im Hamburger Hafen ab. Am 7. November 1936 brach ein Schiff mit 694 Soldaten nach Sevilla auf, wo es am 16. November ankam. Den Soldaten wurde vorher nicht gesagt, wohin die Reise ging und sie waren der festen Überzeugung, man werde bei Danzig landen. In der Winteroperation Rügen wurde ein Luftwaffenkorps, das zirka 4.500 Mann umfasste, nach Spanien verlegt. Es beinhaltete eine Kampfgruppe zu drei Staffeln Junkers Ju 52, eine Jagdgruppe zu drei Staffeln Heinkel He 51, eine Aufklärungsstaffel mit zwölf Heinkel He 70, vier schwere und zwei leichte Flak-Batterien, eine Luftnachrichtenabteilung und einen Luftpark. Alle schon in Spanien vorhandenen deutschen Truppen, vorwiegend Flieger-, Flak- und Fliegernachrichtenverbände, wurden in das Luftwaffenkorps eingegliedert, das den Namen Legion Condor erhielt. Die Luftwaffe stellte dabei das größte Kontingent.

Mit dem Oberkommando über die Legion wurde am 6. November 1936 Generalmajor Hugo Sperrle beauftragt, Stabschef war Oberstleutnant Wolfram von Richthofen. Formell unterstand Sperrle Francos spanischem Oberkommando, konnte aber selbständig über die Einsätze der Legion entscheiden. Sperrle gab die Zahl der deutschen Soldaten, die im November 1936 in Cadiz eingetroffen waren, mit 6.500 an. Insgesamt gab es in Spanien nie mehr als 10.000 deutsche Soldaten, von denen ein großer Teil Offiziere und Spezialisten waren. [1] Im Januar 1937 wurde sie durch 100 Panzer Typ PzKpfw I unter dem Befehl von Oberstleutnant Wilhelm Ritter von Thoma verstärkt, die aber nur zu Ausbildungszwecken verwendet wurden. Durch regelmäßigen Personalaustausch - die Soldaten dienten in der Regel nicht länger als neun Monate - konnten bis zum Ende des Bürgerkrieges rund 25.000 deutsche Soldaten in Spanien eingesetzt werden.

In den ersten Kriegsmonaten besaß die republikanische Luftwaffe nur einige alte Bréguet-Maschinen. André Malraux rief ein erstes internationales Luftgeschwader ins Leben, die Staffel España, die über etwa zwanzig Bomber und vierzig Jagdflugzeuge verfügte, fast alles nur alte ausrangierte Maschinen. Die Luftflotte, die den republikanischen Streitkräften dann im Frühjahr 1937 zur Verfügung stand, war zu großen Teilen aus der Sowjetunion gekommen. Von 460 Flugzeugen waren nun 420 russischer Herkunft, darunter 200 Jagdflugzeuge, 150 Bombenflugzeuge und 70 Aufklärungsflugzeuge.

Die zuerst gelieferten deutschen Flugzeuge waren den russischen Polikarpow I-16-Jägern nicht gewachsen. Im Frühjahr 1937 wurden deswegen von deutscher Seite neue Flugzeugtypen geliefert. Es waren die Bomber Heinkel He 111 und Dornier Do 17 sowie in kleiner Stückzahl das Sturzkampfflugzeug Junkers Ju 87. Die Entwicklung neuartiger Schnellbomber, die ihre Bombenlast im Sturzflug ins Ziel bringen konnten, war vom Chef des Technischen Amtes des Reichsluftfahrtministeriums Ernst Udet vorangetrieben worden. Dieser Flugzeugtyp wurde nun im praktischen Einsatz erprobt. Die neu entwickelten deutschen Jagdflugzeuge vom Typ Messerschmitt Bf 109 erwiesen sich den Flugzeugen der republikanischen Luftstreitkräfte überlegen.

Die Legion Condor griff in allen wichtigen Schlachten ab 1937 ein: Bilbao, Brunete, Teruel, Ebro-Bogen. Von besonderer – auch symbolischer – Tragweite war der Luftangriff auf Gernika, bei der die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes fast vollständig zerstört und hunderte Zivilisten getötet wurden. Innerhalb kürzester Zeit wurden Straßen und Häuserzeilen mit Spreng- und Brandbomben in Schutt und Asche gelegt, deutsche Tiefflieger schossen mit Maschinengewehren auf die flüchtende Zivilbevölkerung. Während 80 Prozent der Gebäude gänzlich zerstört wurden, blieb die Brücke, die das eigentliche Ziel des Angriffs gewesen sein soll, völlig unbeschädigt. In Spanien ist die Legion Condor vor allem wegen des Massakers von Gernika bis heute in Erinnerung. Dieser Angriff veranlasste Pablo Picasso, sein bekanntes Werk Guernica zu malen.

Kriegserprobung neuer Waffen und Taktiken

Bf 109 C-1, Jagdgruppe 88, Legion Condor

Der Kriegseinsatz der Legion Condor diente der Luftwaffe zur Erprobung neuer Waffensysteme und Einsatztaktiken.

Allein vom später meistgebauten Flugzeug der deutschen Luftwaffe, der Messerschmitt Bf 109, wurden in Spanien von 1936 bis 1939 mehrere Prototypen und insgesamt vier Serientypen im Einsatz getestet und weiterentwickelt. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, sagte dazu vor dem Internationalen Militärgerichtshof:

Als in Spanien der Bürgerkrieg ausgebrochen war, sandte Franco einen Hilferuf an Deutschland um Unterstützung, besonders in der Luft […] Franco stand mit seinen Truppen in Afrika […] Das Entscheidende war, dass zunächst seine Truppen nach Spanien kamen. Der Führer überlegte sich, ich drängte lebhaft, die Unterstützung unter allen Umständen zu geben. Einmal, um der Ausweitung des Kommunismus […] entgegenzutreten, zum zweiten aber, um meine junge Luftwaffe bei dieser Gelegenheit in diesem oder jenem technischen Punkt zu erproben. Ich sandte mit Genehmigung des Führers einen großen Teil meiner Transportflotte und sandte eine Reihe von Erprobungskommandos meiner Jäger, Bomber und Flakgeschütze hinunter und hatte auf diese Weise Gelegenheit, im scharfen Schuss zu erproben, ob das Material zweckentsprechend entwickelt wurde. Damit auch das Personal eine gewisse Erfahrung bekam, sorgte ich für einen starken Umlauf, das heißt immer wieder neue hin und die anderen zurück

Hermann Göring: zitiert nach: Broué, Témime, aaO S. 441

Bei den Einsätzen erwies sich die Überlegenheit des schwerpunktmäßigen Einsatzes der deutschen Lufteinheiten an den Brennpunkten der Front. Die Luftstreitkräfte der Regierung war über lange Zeit zahlenmäßig überlegen, brachten sich aber im Einsatz in Nachteil, weil sie ihre Kontingente über die gesamte Front verteilten.

Organisation (November 1936)

  • Oberbefehlshaber: Generalmajor Hugo Sperrle
  • S/88: Führungsabteilung
  • J/88: Jagdgruppe mit vier Staffeln He 51 ausgerüstet (48 Flugzeuge)
  • K/88: Bombergruppe mit vier Staffeln Ju 52 ausgerüstet (48 Flugzeuge)
  • A/88: Aufklärungsgruppe mit vier Staffeln:
    • drei Fernaufklärungsstaffeln mit He 70 ausgerüstet (18 Flugzeuge)
    • eine Nahaufklärungsstaffel mit He 45 ausgerüstet (6 Flugzeuge)
  • AS/88: Seeaufklärungsgruppe mit zwei Staffeln:
    • eine Staffel ausgerüstet mit He 59 (10 Flugzeuge)
    • eine Staffel ausgerüstet mit He 60 (6 Flugzeuge)

136 Flugzeuge insgesamt

  • LN/88: Luftnachrichtenabteilung mit zwei Kompanien
  • F/88: Flugabwehrabteilung mit sechs Batterien:
    • vier Batterien mit 8,8-cm-Flak (16 Geschütze)
    • zwei Batterien mit 2,0-cm-Flak (20 Geschütze)
  • P/88: zwei Luftwaffen-Betriebskompanien

Die Legion in der bundesdeutschen Vergangenheitspolitik

In der Bundesrepublik wurden die Einsätze der Legion Condor zunächst unkritisch nach militärischen Kriterien bewertet. Insbesondere der Flugzeugführer der Legion Condor Werner Mölders war Gegenstand unreflektierter Verehrung. Die zeitgeschichtliche Forschung führte später dazu, dass nach langer und kontroverser Debatte der Bundestag 1998 beschloss, Mitglieder der Legion Condor nicht mehr als Leitbilder für Soldaten der Bundeswehr zu empfehlen. Im Januar 2005 kam es darauf hin auf Anordnung des Bundesministers der Verteidigung zu einer Umbenennung der nach Mölders benannten Kaserne und des Jagdgeschwaders[2].

In Berlin trägt eine bedeutende Straße noch immer einen Namen, den sie zu Ehren der Legion Condor erhielt: die Spanische Allee.[3].

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Klaus A. Maier:Guernica, 26.4.1937: die deutsche Intervention in Spanien und der "Fall Guernica", Freiburg 1977
  • Kai Biermann und Erhard Cielewicz: Flugplatz Döberitz, von, Berlin 2005, ISBN 3-86153-371-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. P.Broué, É. Témime: Revolution und Krieg in Spanien, Frankfurt 1968, S.440
  2. ZEIT:Zeitlose soldatische Tugenden Bis heute ist es der Bundeswehr nicht gelungen, sich aus den Fesseln einer fatalen Traditionspflege zu lösen abgerufen am 7. Mai 2008
  3. Lexikon von A-Z zur Berlingeschichte und Gegenwart:  Umbenennung der Wannseestraße in Spanische Allee am 5. Juni 1939 abgerufen am 7. Mai 2008

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